Ich bin insgesamt sehr erstaunt, dass sehr viele Wünsche hier Richtung Politik/Wirtschaft/Militär und derlei Kram gehen. Das leite ich aus dem Wunsch nach einem Baroniemanagement-Band und der nicht nur von Erik geäußerten Kritik am Akademieband ab, dass diese Themen dort ausgespart sind. Das hört sich dann so an, als wären die Akademien so, also ohne diese Infos, überhaupt nicht bespielbar. Offenbar besteht an mehreren Fronten der häufig geäußerte Wunsch, in höherer Ebene mitzumischen, zu verwalten und zu managen, sei es als Baron oder als Akademie oder Vergleichbares -- oder diese Dinge auf einer solchen Ebene anzugehen.
Vielleicht mussten DSA-Spieler durch den Metaplot bedingt in der Vergangenheit zu oft den Großen zugucken, und haben deshalb so sehr das Bedürfnis zu den Großen zu gehören.
Mir erscheint das seltsam, weil (und das liegt vielleicht daran, dass ich mit Silvanas Befreiung groß geworden bin) Aventurien für mich immer ein Abenteuer-Setting war. Wo man auf Questen auszieht und spannende Sachen erlebt und vielleicht das eine oder andere Mal die Welt rettet. Keine Welt, in der man im Schreibtstübchen hockt und Ressourcen verwaltet. Solche Sachen gehen bei der Detailwut von DSA ja auch immer schief und führen zu unsäglichen Regelwülsten und Kleinhaltorgien. Wenn ich eine Akademie spielen und verwalten will, dann greife ich doch lieber zu Ars Magica, wo das alles ziemlich elegant, aufs Wesentliche beschränkt und leicht durchführbar gelöst ist. Auch sonst gibt es für Politik gewiss bessere Systeme und Welten wie Birthright (habe ich mir sagen lassen), Reign oder SoIaF. Oder Kampagnenspiel im Stile Pendragons.
Mich dünkt es verwunderlich, dass Leute, die gerne Baronie spielen wollen, das in Aventurien machen wollen, und nicht gleich nach Westerons wechseln, wo das so dermaßen viel besser und spannender machbar ist und von den Regeln auch von vornherein unterstützt wird. Wenn ich diese Forderungen nach Ressourcensystemen und Regeln zur blaundblub-Verwaltung lese, graust es mir immer, denn wir haben in DSA doch schon wahrlich genug Regeln!
Merkwürdig auch, dass man sich als Spieler tatsächlich darum kümmern will, woher eine Magierakademie ihre Verpflegung bekommt. Sicher kann das interssant werden, wenn da ein spannendes Abenteuer dran hängt, aber nur so als Simulationsspiel? Machen Siedler und Civilization da nicht mehr Spaß? Wenn ich mich an den Rollenspieltisch setze, möchte ich eigentlich nicht irgendwelche Buchhaltungslisten durchgehen, sondern Abenteuer erleben. Mit reicht es, wenn ich Spielwerte verwalten muss. Und in Aventurien will ich Silvanas befreien und vielleicht, wenn's reinläuft, auch mal die Welt retten, aber nicht in einer staubigen Akademie abhängen und große Politik machen oder mir den Kopf zerbrechen, wo ich die Wachteleier für den nächsten Monat am Günstigsten einkaufen kann.
Nun verstehe ich aber tatsächlich auch einen Teil des Unmuts über Veröffentlichungspläne und bereits Veröffentlichtes. Während es mir oft viel zu wenig in Richtung DS oder D&D geht, wo es einfach an allen Ecken und Enden Abenteuer, Dungeons, Gefahren, Monster und fiese Halunken für umherziehende Weltenretter gibt, empören sich viele gerade darüber. Die wollen jetzt endlich mal bei den Großen mitmischen in Aventurien.
In der kommenden Al'Anfa-Kampagne soll man ja die Geschicke eines Grandenhauses führen können. Das wäre ja mal wieder ein gewünschter Ansatz. Allerdings glaube ich, dass auch hier -- wie in HvC und VeG -- die Enttäuschung (nicht für mich, aber für viele) die sein wird, dass es dafür kein oder nur ein ungenügendes "Ressourcensystem" geben wird, vermute ich mal.