Autor Thema: Marquis in Frankreich 1660 mehrere Wochen aus dem Verkehr ziehen  (Gelesen 894 mal)

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Offline Skyrock

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Vorwarnung: Das ist für das POTSM-Abenteuer auf dem Heidelcon. Wer potentiell daran teilnehmen will, fliehe, denn hier wird hemmungslos gespoilert.

Kurze Schilderung meines Problems: Ein schurkischer Swashbucklingschurke (Hauptmann der Musketiere) möchte einen gar schurkischen Schurkenplan in einer Baronie durchführen.
Er möchte langfristig eine ihm treu ergebene Kompanie Musketiere in der Baronie installieren und ihnen eine Carte Blanche der örtlichen Herrscher verschaffen. Hierzu fingiert er eine Reihe von Verbrechen, die natürlich von seinen "zufällig durchreisenden" Musketieren rasch "aufgeklärt" werden, aber wegen "zu wenig Personal" und "zu wenig Befugnissen" nicht schnell genug nachkommen. Logischerweise braucht es da es mehr Leute und mehr Kompetenzen. (Natürlich würden die "Verbrechensserie" sofort aufhören, wenn der Plan umgesetzt ist, und die Musketierkompanie würden ihre Mannschaftsstärke und ihre Befugnisse ausspielen, um die Pläne des Schurken voranzutreiben.)
Für diesen Plan braucht er das Einvernehmen aller Entscheidungsträger - in dem sie entweder für ihn stimmen, oder indem sie längere Zeit abwesend sind.

Dieses Lehen ist eine bestimmte Baronie im Oberelsaß.
Folgende Instanzen/Personen müssten beeinflusst werden:
- Intendant (direkt König Louis XIV unterstellter Verwalter)1
- Marquis (Markgraf)2
- Comtesse (Gräfin) (SC)
- Baron
(die Seigneurs und das andere Kroppzeug unterhalb des Barons sind unwesentlich für den Schurkenplan)

Für den Intendant und für den Baron hat er bereits eine Intrige in petto, um ihr Einvernehmen zu gewinnen (und wird damit durchkommen, wenn die SCs nicht dazwischenfunken).

Der Marquis und die Comtesse gehören allerdings einer mit der Musketiersfamilie verfeindeten Familie an und würden aus dem Schurkenplan nur Nachteile erhalten. Der einzige Weg, um ihre Blockade aufzuheben, ist sie zeitweilig aus dem Verkehr zu ziehen und die Sache um die es geht so dringlich zu machen, dass die verbliebenen Entscheidungsträger eine Eilentscheidung treffen müssen.


Für die Comtesse als SC ist schon gesorgt - ihr wird ein fingiertes Schwerverbrechen angehängt (Hexerei), das ihr erst einmal unmöglich macht, öffentlich aufzutreten ohne den Kerker zu riskieren (und sei es nur für die Untersuchungen des Falles). (Sie bekommt aber früh genug Gelegenheit, ihre Unschuld zu beweisen und gleichzeitig Hinweise auf den Fadenzieher zu finden.)


Wen ich jetzt aber noch von der Bildfläche verschwinden lassen muss ist der Marquis - und zwar komplett aus der Region, möglichst ins Ausland für mehrere Wochen.

Der Schurke wird natürlich die Chance nutzen, um den guten Marquis unterwegs zu kidnappen, um sicherzustellen dass er nicht dazwischenfunkt. (Und natürlich wird er ihn in guter Swashbucklingmanier irgendwo ganz nah am Abenteuerort gefangenhalten, wo die SCs bei der Verfolgung der Hinweise todsicher über ihn stolpern werden und ihn aus den Händen minderkompetenter Schläger-Extras befreien können. Und natürlich hat der Schurke kurz vor dem Eindringen seine "unentrinnbare" Todesfalle aktiviert, aber nicht ehe er vor dem Marquis mit seinem genialen Plan geprahlt und ihn in allen Einzelheiten dargelegt hat.)

Dennoch wird der Schurke entweder eine bestehende gute Geschichte zur Deckung des Verschwindens erfinden müssen, oder es muss bereits eine vorliegen.

Hier ist, was mir bisher eingefallen ist:

- Geschäfte an einem fernen Hof à Münchhausen in Russland
Die wichtigste Frage ist natürlich, warum ein Marquis persönlich so weit verreist, anstatt einen Stellvertreter zu schicken.

Vielleicht die Heirat einer/eines Verwandten an einem entfernten Hof, bei der es ein furchtbarer Faux-pas wäre wenn er nicht persönlich erscheint?

Alternativ könnte es auch um Handelsverträge gehen, deren Zustandekommen entscheidend davon abhängt, dass ein möglichst hochrangiger Unterhändler persönlich erscheint. Naheliegende Fernziele wären hier vor allem die nördlichen Rheinanlieger, wie etwa Holland oder diverse deutsche Kleinstaaten ab Speyer, aber besonders die berühmten Leinenprodukte des Elsass könnten in ganz Europa gehandelt werden.

- Wallfahrt an entfernten Ort
(z.B. Santiago de Compostela - laut Google Maps eine einfache Reise von 15 Tagen zu Fuß, mit den schlechten Wegen jener Zeit wahrscheinlich auch mehr. Selbst mit Eilkutsche hin und zurück und nur ein paar symbolischen Kilometern zu Fuß ist da jemand mindestens 2 Wochen weg vom Fenster.)
Kommt mir ein bißchen anachronistisch vor, wäre aber immer eine Möglichkeit.

- Geschäfte in den westindischen Kolonien
Habe ich schon wieder verworfen, weil es angesichts der Dauer von Hin- und Rückreise und der Gefahren einer Atlantiküberquerung noch weniger Grund für einen Marquis gibt, persönlich nach dem Rechten zu sehen. Da wird wenn überhaupt ein Gesandter geschickt.


Irgendwie gefällt mir noch keine von den Ideen richtig, aber vielleicht bin ich einfach wieder mal zu selbstkritisch. Was fällt euch so ein?


1Das wäre übrigens in jenem Jahr für die Provinz Elsass Charles Colbert de Croissy, Bruder des Merkantillismusbegründers und Wirtschaftsreformers Jean-Baptiste Colbert. Das wird (neben seiner bis auf ihr Geburtsjahr 1642 mir nur dünn überlieferten Frau Francoise Béraud) die einzige direkt auftauchende reale historische Persönlichkeit - alle anderen sind rein fiktiv.
2Ich weiß dass der eigentliche Titel für den Rang des Marquis in der Region Landgraf ist, will aber meine Spieler nicht mit abenteuerirrelevanten Sonderfällen der französischen Titulatur verwirren.
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Offline Drantos

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Lass ihn doch als Sondergesandten des Königs nach Spanien verreisen. Da vergehen mehrere Wochen, bis jemand merkt, dass er nie in Madrid angekommen ist.

Die Reise nach Santiago de Compostella dauert vom Oberelsaß zu Fuß deutlich länger als 15 Tage. Die 15 Tage dürften die Strecke in Spanien abdecken, die von heutigen Wallfahrern genommen wird.

Mit  Kutschfahrt nach Spanien dürften für die Reise locker 2 Monate veranschlagt werden.

Er könnte auch als Gast zur Inthronisation von Charles II. nach London reisen. Da gehen auch einige Wochen drauf. Und bei der Gästemasse wird niemand einen französischen Marquis vermissen.

cu Drantos

Offline Tiger von Tindalos

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Gebe Drantos Recht. Die Pilgerreise wird zu Fuss weit länger als 14 Tage dauern. Alleine für die Strecke von der franz. Grenze nach Santiago de Compostella ist man heute mit gutem Schuhwerk, ordentlichen Strassen und guter Abdeckung durch Herbergen knapp 3 Wochen unterwegs. Wenn es Sommer ist und man durch die Meseta muss, dauert es aufgrund der Hitze nochmal länger. Und dann muss man das alles wieder zurück. Rechnet man dann noch die Zeit am Ziel sowie jeweils einige Ruhetage hinzu, ist der lange genug weg. finde das eine ganz charmante Idde - aber er wird aufgrund der  Nationalstaatlichkeit Frankreichs und der "Eigenständigkeit" der franz. Kirche kaum die Notwendigkeit haben, diese Pilgerreise in Spanien zu machen...
 
Wenn es dir erstmal nur darum geht, ihn aus dem Weg zu haben, dann würde ich ihn an den Hof des Königs rufen und auf dem Weg entführen lassen. Wenn er wieder auftauchen sollte, kann er das jederzeit, wenn man seine Entführung als politische Akt seiner Gegenspieler erklärt. Wenn du ihn als NSC nicht mehr brauchst - und dein Bösewicht skrupelos genug ist - schaff ihn ganz aus dem Weg (Das würde deine Verbrechensserie krönen). Vielleicht täuscht er seinen Tod bei einem dieser Attentate vor und taucht unter, weil er um sein Leben fürchtet und findet es ganz gut, dass die SCs für ihn die Probleme lösen...

Eine weitere Möglichkeit ist eine fingierte Krankheit. Symptome der Ruhr lassen sich recht leicht hinbekommen, zumal wenn der Arzt eingeweiht ist. Während er arme Mann mehr als zweiduzend Mal am Tag seine Gedärme auf dem Donnerbalken entleert, ist er nur sehr bedingt regierungsfähig. Wenn du es ein bißchen dicker aufgetragen haben willst, nimm die Pest. 1666 haben Mailand und London schwer unter der Pest zu leiden gehabt. Wenn der Marquis sich diese eingefangen haben könnte (und er ein netter Mensch ist), wird er sich evtl. einige Wochen freiwillig auf eines seiner Jagdschlösser zurück ziehen, um nicht ansteckend zu sein. (Sehr netter Mensch, zugegeben... aber als SC so ein Pesthospital mit bösem Pflegepersonal zu knacken, ist doch nett.) Die Quarantäne von Pestkranken war im 17. Jh ein durchaus probates Mittel.
« Letzte Änderung: 25.04.2011 | 20:14 von Tiger von Tindalos »

Offline Skyrock

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Der Ruf an den Hof Louis XIV... Klar. Ich denke einfach zu kompliziert :)

Das ist simpel, geradeheraus und logisch. Gekauft.
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