@ Mark: Hm, wir scheinen uns ja inhaltlich vollkommen einig zu sein. Die Probleme sind bekannt und bestehen seit Jahren. Ebenfalls seit so langer Zeit wird es aber nicht besser und es gibt, das zumindest entnehme ich vielen Aussagen und auch Deiner Analyse, eine gewisse Hilflosigkeit bezüglich etwaiger Lösungsansätze.
Wie ließe sich dieser Gordische Knoten zerschlagen? Naja, der theoretische Vorschlag der Organisationsforschung würde lauten: radikaler statt inkrementeller Wandel. Eine Organisationstransformation also, welche die fundamentalen Prozesse überdenkt und verändert. Geraten wird dazu in der Theorie insbesondere bei drei spezifischen Situationen: 1. Turnaround, 2. M&A und 3. neuer CEO. Da klingeln doch die Glocken.
Nach meinem Eindruck musste Ulisses erst einmal die ohnehin schon fertig produzierten Wegebände etc. rausbringen, um Cashflow zu generieren. Die DSA-Lizenz gab es schließlich nicht für Umme und einige Begleitkosten (ich gehe mal davon, dass neue Räumlichkeiten für Büros, Lager etc. angemietet oder gar gekauft wurden) entstanden sicherlich auch. Insofern war für eine gewisse Zeit eine Veränderung des Status Quo kaum denkbar. Dennoch: Wieso es soooo lange gedauert hat, bis tatsächlich eine radikale Änderung vorgenommen wurde - ich weiß es nicht. Vermutlich hat die Geschäftsführung ein bisschen gepennt und falsche Prioritäten gesetzt. Aber dass nun strukturell massiv eingegriffen wird, ist für mich keine Überraschung, sondern nur folgerichtig und konsequent.
Nachdem die ersten Maßnahmen nur teilweise fruchteten, wurde im noch immer defizitär funktionierenden Bereich nachgesteuert: der Redaktion. Aus Sicht eines Unternehmens sind diese Maßnahmen absolut folgerichtig, wenn auch verspätet. Ich kann daran jedenfalls nichts Schlechtes erkennen, denn der Handlungsbedarf war offensichtlich und die Beteiligten in Chefredaktion, Kernredaktion, Redaktion, erweiterter Redaktionn etc. pp. waren zu einem solchen Schnitt nicht imstande. Das kommt sehr häufig vor. Betriebsblindheit, Sichern der eigenen Pfründe, Pattsituationen maßgeblicher Antagonisten etc. Insofern war das Durchgreifen von oben eine Notwendigkeit, die Beendigung des Schreckens ohne Ende.
Was ergibt sich nun aus der neuen Struktur? Aventurien wird als Setting wieder flexibel. Damit geht es geht zurück zu den Ursprüngen, wo es noch einen Sense of Wonder gab. Der Zwang einer bis ins letzte Detail logischen Welt mit einem geradezu wissenschaftlichen Kontinuitäts- und Kohärenzgedanken wird Gott sei Dank aufgegeben und endlich ersetzt durch einen abenteuerorientierten Ansatz. Klar: Viele der losen Metaplotenden werden kaum aufgegriffen und abgeschlossen werden können, aber ehrlich gesagt: scheiß drauf, dieser Anspruch einer endlosen AventurienSoap war eine der Wurzeln des Übels. Dafür passiert nun hoffentlich endlich wieder was. Man muss ja nicht gleich wieder Raumschiffe auftauchen lassen, die a posteriori verschämt wieder rausgestrichen werden.
Fehler dieser Art werden jedoch wieder häufiger vorkommen als zuletzt. Das ist die zwangsläufige Kehrseite der Medaille, denn es gibt für jedwede Strategie negative Sekundäreffekte. Aber das muss man halt in Kauf nehmen. Dafür können wir uns auf frischere Ideen einer Welt freuen, die endlich wieder mehr Luft zum Atmen hat. Vielleicht, ganz vielleicht, wird es ja nach einigen Jahren auch wieder aufgebaut auf den neuen Protagonisten, Stories, Fragmenten eine neue Redaktion geben, die sich aus der Ursuppe schält. Wer weiß das schon? Aktuell galt jedenfalls: Viele Köche verderben tatsächlich den Brei.
In Summe: Ich kann an all den Änderungen nur wenig Schlechtes finden. Doch, eines: der klare Schnitt kam zu spät, aber ich begrüße ihn außerordentlich. Oder, frei nach Hölderlin: Das Zerreißen von Fesseln gibt dem Menschen erst seine Jugend. Auf gehts, DSA!
EDIT: Sorry fürs Pathos. Aber ich höre klare Aufbruchsignale und begrüße sie außerordentlich. Das alles geht genau in die Richtung, die seit Jahren gefordert wird. Ich denke auch, dass für viele Aventurienfans genau JETZT der Zeitpunkt gekommen ist, die Veränderungen nachdrücklich zu begrüßen und zu unterstützen. Die Schritte von Ulisses waren mutig, wichtig und folgerichtig, wenn auch ein bisschen verspätet. Jetzt gehts loooohos
Also: gebt den Jungs ne faire Chance.