Autor Thema: Rassismus im Rollenspiel  (Gelesen 42407 mal)

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Offline Sephiron

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #175 am: 30.04.2011 | 13:26 »
Das kann ich so nicht unterstreichen. Die Bezeichnung "Rasse" wird doch in Fantasy Rollenspielen anders verwendet. Früher gab es z.B die Rasse Barde in DSA.
Die Bezeichnung ist natürlich unglücklich gewählt, wobei im Buch darauf hingewiesen wird das der Begriff nicht Biologisch Korrekt ist.

o.O Das stimmt doch gar nicht. In DSA1-3 war von "Heldentypen" die Rede, in DSA4 von Rasse, Kultur und Profession.
Auch sonst kenn ich kein Rollenspiel, das das so macht.

Meinst du vielleicht den Begriff "Klasse"?
Reife des Mannes: das heißt den Ernst wiedergefunden haben, den man als Kind hatte, beim Spiel.

Offline Helmron

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #176 am: 30.04.2011 | 13:32 »
o.O Das stimmt doch gar nicht. In DSA1-3 war von "Heldentypen" die Rede, in DSA4 von Rasse, Kultur und Profession.
Auch sonst kenn ich kein Rollenspiel, das das so macht.

Meinst du vielleicht den Begriff "Klasse"?

http://www.dsa-online.ch/index.php?mode=helden&do=zeigen&id=Alverin%20von%20Harlekin&test=001&spielergruppe=&ssid=07f288abe78d6bd5fea54e70c1bb4681

Da steht "Rasse: Barde"

Dsa-online Basiert auf Dsa 3.
« Letzte Änderung: 30.04.2011 | 13:36 von Helmron »
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Offline Sephiron

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #177 am: 30.04.2011 | 13:45 »
http://www.dsa-online.ch/index.php?mode=helden&do=zeigen&id=Alverin%20von%20Harlekin&test=001&spielergruppe=&ssid=07f288abe78d6bd5fea54e70c1bb4681

Da steht "Rasse: Barde"

Dsa-online Basiert auf Dsa 3.

Auf der selben Seite steht auch "Herkunft: Landarbeiter"... Da kann jeder eintragen, was er will.
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Offline Helmron

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #178 am: 30.04.2011 | 13:56 »
Auf der selben Seite steht auch "Herkunft: Landarbeiter"... Da kann jeder eintragen, was er will.

Ähh... nein,

 die Eigenschaften werden ausgewürfelt und du kannst dann eine "Rasse" aus einer Liste  wählen z.B "Barde" oder "Krieger" die zu deinen Eigenschaften passt. Die Herkunft wird danach ausgewürfelt. Ich würde dir empfehlen mal nur zum Spaß einen Charakter zu erstellen.

Ich habe aber auch Charakterbögen zu DSA 3 gefunden bei denen wirklich von Heldentypus die Rede war.

Ist das dann die Offizielle Version, und warum wurde dann bei DSA online davon abgewichen?
« Letzte Änderung: 30.04.2011 | 14:11 von Helmron »
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Belchion

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #179 am: 30.04.2011 | 14:13 »
Ich habe aber auch Charakterbögen zu DSA 3 gefunden bei denen wirklich von Heldentypus die Rede war. Ist das dann die Offizielle Version, und warum wurde dann bei DSA online davon abgewichen?
Heldentypus ist die offizielle Bezeichnung für den Barden bei DSA3. Der Barde war nie eine Rasse. DSA-Online hat nichts mit dem offiziellen DSA zu tun, sondern ist reines Fanwerk, vermutlich haben die Ersteller einfach Mist gebaut.

Offline Helmron

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #180 am: 30.04.2011 | 14:28 »
Ok danke für die Richtigstellung. Aber der Begriff Rasse hat im Rollenspiel trotzdem eine andere Bedeutung als in der Biologie.
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Offline korknadel

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #181 am: 30.04.2011 | 14:34 »
@Sol Invictus und Arbo

In einem Punkt stimme ich überein, nämlich mit dem Lockerlassen, das ich bei Arbo aber eher sehe als bei Sol. Ja, von mir aus lockerlassen, entspannt bleiben.

Aber ansonsten verstehe ich die sogar sehr heftige Reaktion auf die Darlegung der quasi "theoretischen" Grundlagen von RPäd und klendathu nicht. Es schadet doch nicht, sich auch auf der Mikro-Ebene der Alltagssprache für derlei Dinge mehr zu sensibilisieren und ein bisschen mehr acht zu geben. Es gibt doch genug Belege dafür, wie stark auch die Alltagssprache Einfluss auf Menschenbilder hat.

Zudem finde ich in diesen Bereichen ein Zuviel auch besser als ein Zuwenig. Auch wenn ich jetzt "rassistisch" werden muss, wenn ich das sage, aber die Geschichte der Neuzeit ist eben bis in die jüngste Vergangenheit "vorbelastet" von "weißem" Rassismus, d.h. es wimmelt von Belegen, welche Unmenschlichkeiten er hervorbringen kann, und da finde ich anti-rassistischen Eifer besser als das Augezudrücken und Durchwinken.

Vollends verkehrt finde ich, wenn der Rassismus-Vorwurf zum größeren Verbrechen stilisiert wird als der Rassismus selber. Ich bin im Gegenteil dankbar, dass mich solche Vorwürfe in der Vergangenheit schon desöfteren darauf aufmerksam gemacht haben, wenn ich gedankenlos "gruppenbezogen-menschenfeindliche" Stereotype weitergegeben habe. Wenn man aber so tut, als wäre die Mehrheitsgesellschaft plötzlich das Opfer von "Gutmenschen", die ihr das Maul verbieten, dann läuft etwas falsch.

In diesem Sinne verstehe ich auch nicht, wie man sich an dem "Opfer"-Begriff derart aufhängen kann, denn die Rollenverteilung zwischen "Täter" und "Opfern" bezieht sich ja auf historisch gewachsene Verhältnisse innerhalb eines Diskurses. damit soll aktuell doch niemand stigmatisiert oder in eine tatsächliche Rolle gedrängt werden.

Aber ich muss ja auch nicht alles verstehen.
In diesem Sinne verteile ich auch mal herzliche Grüße -- korknadel
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Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #182 am: 30.04.2011 | 14:42 »
Ich kenne kein Rollenspiel, dass z.B. Menschen unterschiedlicher "Rasse" unterschiedliche Attribute gibt. Wahrscheinlich macht das DSA so, aber sonst?
DSA und Rolemaster

.

Heißt: Wenn ich einen Barbarenstamm habe, dann sind dessen Lebensbedingungen anders, als für eine städtische Kultur mit ausgeprägtem Bildungswesen. Ergo kann man argumentieren, dass bei Barbaren selbst bei gleicher Veranlagung die "Intelligenz" schlechtere Bedingungen zur Entwicklung hat, als die der Städter. Somit ist ein Malus rollenspieltechnisch berechtigt..
Kann man, man kann dann Kelten mit ihrer druidischen Begabtenförderung nehmen und mit einer "städtischen" Agrarkultur vergleichen wo der Zugang zur Bildung zu den Lehrern stark von Stand und Wohlstand annehmen und auf den Bauch fallen.

Man kann auch sagen, ein Barbar der nicht vernünftig den ken und planen kann hat sehr geringe Überlebensaussichten, in der "städtischen" Agrarkultur ist das nicht der Fall

Das Conan z.b. sehr schnell lokale Sprachen und war ein effektiver Heerführer und Herrscher.
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Seth

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #183 am: 30.04.2011 | 15:05 »
@korknadel
Die Kritik bezieht sich wohl in erster Linie auf mich, also:

Aber ansonsten verstehe ich die sogar sehr heftige Reaktion auf die Darlegung der quasi "theoretischen" Grundlagen von RPäd und klendathu nicht.

Hall erzeugt Widerhall würde ich sagen. Wie Ardo es bereits beschrieben hat, wirkten die Einwürfe der Beiden vielleicht auf den ein- oder anderen bereits ein wenig zu "heftig", wobei ich mich nicht ausnehme. Ich sagte auch bereits, dass ich etwaige "giftige" oder "heftige" Formulierungen gerne zurücknehmen, bzw. anders verstanden haben würde.

Zitat
Es schadet doch nicht, sich auch auf der Mikro-Ebene der Alltagssprache für derlei Dinge mehr zu sensibilisieren und ein bisschen mehr acht zu geben. Es gibt doch genug Belege dafür, wie stark auch die Alltagssprache Einfluss auf Menschenbilder hat.

Hat auch Niemand bestritten.

Zitat
Zudem finde ich in diesen Bereichen ein Zuviel auch besser als ein Zuwenig. Auch wenn ich jetzt "rassistisch" werden muss, wenn ich das sage, aber die Geschichte der Neuzeit ist eben bis in die jüngste Vergangenheit "vorbelastet" von "weißem" Rassismus, d.h. es wimmelt von Belegen, welche Unmenschlichkeiten er hervorbringen kann, und da finde ich anti-rassistischen Eifer besser als das Augezudrücken und Durchwinken.

Der ist vorwiegend in unseren Breitengraden dadurch vorbelastet, würde ich behaupten. Dennoch hast du Recht und jeder Andere der dieses Argument benutzt - dennoch sollte man Maß halten, denke ich.

Zitat
Vollends verkehrt finde ich, wenn der Rassismus-Vorwurf zum größeren Verbrechen stilisiert wird als der Rassismus selber. Ich bin im Gegenteil dankbar, dass mich solche Vorwürfe in der Vergangenheit schon desöfteren darauf aufmerksam gemacht haben, wenn ich gedankenlos "gruppenbezogen-menschenfeindliche" Stereotype weitergegeben habe. Wenn man aber so tut, als wäre die Mehrheitsgesellschaft plötzlich das Opfer von "Gutmenschen", die ihr das Maul verbieten, dann läuft etwas falsch.

Das hat hier meines Wissens nach auch Niemand gemacht und ich denke, dass sind Interepretationen deinerseits. Aber man wird doch wohl auch noch kritisch mit der Kritik umgehen können, oder? Nur weil einige sich in der moralisch besseren Position sehen, haben sie noch lange nicht recht - zumindest nicht ganzheitlich.

Zitat
In diesem Sinne verstehe ich auch nicht, wie man sich an dem "Opfer"-Begriff derart aufhängen kann, denn die Rollenverteilung zwischen "Täter" und "Opfern" bezieht sich ja auf historisch gewachsene Verhältnisse innerhalb eines Diskurses. damit soll aktuell doch niemand stigmatisiert oder in eine tatsächliche Rolle gedrängt werden.

Das war eine überspitzte Retourkutsche auf die pedantische Art und Weise, mit der hier der Rassismus-Begriff ausgedehnt und auf jeden im Thema genannten Bereich ausgeweitet wird. Und wenn man so genau vorgeht, kann man auch argumentieren "Rassen in der Fantasy sind Teil einer uralten Tradition der Märchenerzählung, die zur Reflektierung von sozialen und gesellschaftlichen Problemen oder zur Ablenkung davon dient - damit soll aktuell doch kein Bezug zu realem Rassismus hergestellt oder bestimmte Volksgruppen in tatsächliche Rollen gedrängt werden".

Edit: Wie auch immer, ich klinke mich hier jedenfalls aus dem Gespräch aus. Ich denke meinerseits ist alles gesagt und ich möchte die Diskussion nicht noch mehr in eine abweichende Richtung treiben als ohnehin bereits.
« Letzte Änderung: 30.04.2011 | 15:07 von Sol Invictus »

Offline korknadel

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #184 am: 30.04.2011 | 15:14 »
Das hat hier meines Wissens nach auch Niemand gemacht und ich denke, dass sind Interepretationen deinerseits. Aber man wird doch wohl auch noch kritisch mit der Kritik umgehen können, oder? Nur weil einige sich in der moralisch besseren Position sehen, haben sie noch lange nicht recht - zumindest nicht ganzheitlich.

Nein, explizit hat das keiner gesagt. Dann habe ich das fälschlicherweise aus der Retourkutsche herausgelesen.

Übrigens danke für die Antwort, und ich hoffe, meine Einwände kamen in Arbos Sinne "locker" rüber, denn ich wollte hier keine "Moralkeulen" schwingen ( ;D). Nur einige für mich etwas verwunderliche Zwischentöne klären, was ja nun auch geschehen ist. Sollte ich wiederum unentspannter oder gar geftig rübergekommen sein, bitte ich das zu entschuldigen.
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Offline klendathu

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #185 am: 30.04.2011 | 15:17 »
Schwachsinn. Tut mir leid wenn ich es so harsch ausdrücke aber blicke doch bitte mal über deinen Tellerrand. Rassismus ist so alt wie die Geschichte und die beginnt ein paar Jahrtausende vor der Zeitrechnung der "dominanten, weißen Rasse". Den weißen Mann gab es in Sumerien nicht und dennoch wurden Gutäer prinzipiell als barbarisch verunglimpft und für eine niedere Rasse gehalten (unter Anderem von den semitischen Babyloniern oder den isolierten Sumerern).

Wachita ist eine andere Schreibweise, die näher an der ursprünglichen Aussprache liegt. Wahrscheinlich gehst du davon aus, dass ich mir ein exotisches Beispiel herausgesucht habe um zu punkten, leider werde ich dich in meinem kommenden Kommentar enttäuschen müssen :)
Natürlich gibt es unter ihnen verschiedene Ausprägungen von Talenten und Fähigkeiten. Dennoch ist es ganz natürlich, dass auch ganze Gruppen (die dadurch nicht homogenisiert werden, wie du es gerne annimmst) mit gesellschaftlichen Attributen aufgeladen werden. Das Selbstverständnis dadurch zu stärken ist natürlich und hat nichts mit Rassismus zu tun. Einer Fußballmannschaft zuzuschreiben, sie besitze eine starke Abwehr heißt nicht im gleichen Atemzug andere ob ihrer schwachen Abwehr zu diskriminieren, so sehr sich manche das auch gerne wünschen würden.

Dazu brauche ich keine Quellen. In meinem Bekannten- und Freundeskreis gibt es einige "native americans" wie du sie gerne nennst mit denen ich über diese Problematik schon mehr als einmal gesprochen habe. Und ich gehe mal davon aus, dass sie nicht sehr erfreut wären, wenn du sie als "Opfer" bezeichnetest. Herzlichen Glückwunsch, du warst gerade rassistischer als viele deiner Mitredner in diesem Thread. Es ist eine Unart des "weißen, mittelständischen Sozial/Pädagogikstudenten" (wenn du sie als Opfer verallgemeinerst, wirst du mir dieses "Klischee" auch erlauben) allein aus seiner Perspektive zu argumentieren. Ganze Völker als alleinige Opfer des Rassismus zu diskriminieren halte ich für schlimmer als ihr Versuch, auf alten Werten ihrer Kultur aufzubauen. Und indem du ihnen unterstellt, das Konzept des "edlen Wilden" als reine Schutzmaßnahme umzuformen, unterstellst du ihnen gleichermaßen dass sie auf die Konstrukte weißer Populisten angewiesen sind um ihr kulturelles Verständnis zu stärken. Siehst du wie das funktioniert?

So wie du es Anderen vorwirfst, den "Rassismus" zu verharmlosen, so überdramatisierst du ihn. Und lass mich deinen normativen Anspruch, der von Arbo auch bereits kritisiert wurde, ebenfalls einmal aufgreifen: durch deinen kulturellen Hintergrund bist du übersensibilisiert. Deine Versuche die political correctness und damit die Rechte "der Anderen" zu verteidigen ist ein weit schlimmerer Rassismus, als du ihn versuchst wegzuargumentieren. Du stigmatisierst die "Anderen" zu Opfern und nimmst ihnen das Recht ihrer Selbstbestimmung. Du kategorisierst sie in eine Richtung, die ihnen nicht gerecht wird.

Und damit beste Grüße zurück ;)


Vielen Dank für Deine Antwort Sol Invictus,

1. Das Rassismus schon seit Urzeiten existiert wird kontrovers diskutiert und bildet meines Wissens nach keine gängige Lehrmeinung. Zugegebenermaßen wird in einigen wissenschaftlichen Arbeiten aber von (antikem) Proto-Rassismus gesprochen, der aber nicht mit Rassismus gleichgesetzt werden sollte.

2. Deine Ausführungen im zweiten und dritten Absatz zu den Wachita-people und zu native americans allgemein kann ich leider nur mäßig folgen.
Sollten diese Gesellschaften dankbar sein für die von außen an sie herangetragene Bezeichnungen? "Edle Wilde" ist dabei noch die harmloseste Formulierung, die für Mitglieder der first nations of america benutzt wurde. Sind diese Menschen Deiner Meinung nach Opfer rassistischer Taten geworden, oder nicht?
Ich sehe nämlich nicht "wie das funktioniert".

3. Ich möchte mitnichten eine wie auch immer geartete political correctness verteidigen, ein meiner Meinung nach bedeutungsleeres Schlagwort hinter dem es sich gut verkriechen lässt.
Auch möchte ich niemanden in Schutz nehmen, die meisten Menschen können sich sehr gut selbst gegen Diskriminierung wehren. Es geht mir eher um die Täter und Möglichkeiten rassistischen Handeln sozusagen im "Keim zu ersticken".

4. Kennst Du meinen kulturellen Hintergrund nicht.

Beste Grüße,
K
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Offline Arbo

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #186 am: 30.04.2011 | 15:26 »
@ Sol Invictus und korknadel:

Sagen wir mal so, im Vgl. mit anderen Diskussionen geht's hier ja noch ziemlich gesittet zu. Ansonsten stimme ich korknadel natürlich zu, was Beitrag 182 betrifft. Allerdings hat m.E. auch Sol Invictus in 183 Recht, wenn er mit seinem Beispiel zeigt, welche Stilblüten eine - ich nenn's mal - RassismusichfindDich-Fixierung treiben kann. Was natürlich nicht bedeutet, dass bestimmte "Rassismen" - möglicherweise "historisch gewachsen" - unterschwellig hinter diversen Begriffen usw. verborgen liegen können. Aber wie gesagt, ich kenne solche Übertreibungen aus dem Antisemitismusbereich und da wirds dann wirklich total abstrus ...

Es handelt sich halt um recht emotionale Angelegenheiten, weil wir in diesen Fragen ganz persönliche Befindlichkeiten treffen - beiderseits. Das zeigen u.a. auch die Sarrazin-Debatten (und nein, das Fass will ich hier nicht aufmachen und hoffe, dass es hier auch zu bleibt!).

Aber um's nochmal auf einen positiven Nenner zu bringen: Bisher ist ja in dem Thread keiner einem an die Gurgel gegangen. Die Auseinandersetzung blieb - bei allen etwas flappsigen Vergleichen - doch recht gesittet.

Also Kinders, es ist gleich halb vier, die Sonne scheint ... Kaffee-Zeit!  ;D

Arbo
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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #187 am: 30.04.2011 | 15:34 »
Das kann ich so nicht unterschreiben, weil gerade die "neuere" Forschung in dem Bereich Begriffe wie "Vorurteile" (mir wäre lieber von "sozialen Werturteilen" zu sprechen), Abwertungen oder Stereotypen gesprochen wird, die allesamt im Grunde das gleiche Phänomen beschreiben (siehe dazu u.a. die Stereotypen, die Loïc Wacquant
  in "Bestrafen der Armen" beschrieb und bei denen verschiedene Formen der Abwertung - u.a. auch rassistische Aspekte - ineinander fließen). Auf den Begriff "Stereotyp" passt i.d.R. genau das, was weiter oben von Dir selbst in der Rassismusdefinition beschrieben wurde.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Kurz: Ich empfehle eine gewisse Gelassenheit bezüglich dieser Begriffe und würde dem/der Anderen nicht Verharmlosung indirekt unterscheiden. Im Kern schadet es dem eigentlichen Anliegen nur, wenn das in eine - aus meiner Sicht - recht hohle Akademiker-Diskussion abdriftet, in der sich die Anti-Rassisten die vermeintlich verharmlosenden Fachbegriffe der anderen Anti-Rassisten an den Kopf werfen.

Arbo

Hallo Arbo und danke für Deine Antwort,

Heitmeyer und auch das IKG sind mir bekannt und ich finde die Arbeit des IKG auch wunderbar.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit beinhaltet ja durch ihren "Syndrom-Charakter" auch Rassismsus. Mit Rassismus wird aber m. E. nach die Naturalisierung von Zuschreibungen und angenommenen Merkmalen auf Personen deutlich gemacht. Opfer von Stereotypisierung und Vorurteilen sind nicht immer auch Opfer von rassistischem Handeln, deshalb sollte man diese Begriffe auch nicht relativieren. Ich denke, dass z. B. auch Heitmeyer und Wacquant (den ich leider noch nicht gelesen habe) damit einverstanden wären (bei einer Gegenrede Deinerseits wäre ich für eine Quelle dankbar, nicht um Dich in Zugzwang zu bringen, sondern aus echtem Interesse!).

Beste Grüße, K


Hab leider die neue Antwort von Arbo nicht gelesen, aber Kaffee trinken hört sich doch gut an :)
« Letzte Änderung: 30.04.2011 | 15:36 von klendathu »
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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #188 am: 30.04.2011 | 16:54 »
O.K., da das ziemlich off-topic wird, habe ich mir erlaubt, einen Thread in "Science with(out) Fiction" zu eröffnen. Je nachdem, wie's läuft, könnte die Moderation später bestimmte Beiträge abtrennen und dorthin verlegen.

Arbo
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Offline Merlin Emrys

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #189 am: 30.04.2011 | 18:23 »
Aber ansonsten verstehe ich die sogar sehr heftige Reaktion auf die Darlegung der quasi "theoretischen" Grundlagen von RPäd und klendathu nicht.
Naja, ich habe schon auch mit einem Stirnrunzeln reagiert. Erstens, weil mir Dinge unterstellt wurden - gut, das sollte geklärt sein, aber da hat im ersten Moment eben der Ton die Musik gemacht. Und "jeder von uns jeden Tag" ist eben unter anderem eine Unterstellung.

Zweitens ist ein "Zuviel" eventuell heimtückischer in seiner Schadenswirkung als ein "Zuwenig": Es erzeugt eine Form von "Immunisierung" bei dem, der damit konfrontiert wird. Das ist mein (in der Tat pedantisch aufgefasster) "Kreis", den ich angemahnt habe: Wenn ich aufgefordert werde, eine Handlung zu unterlassen oder zu unternehmen, von der mir zugleich vermittelt wird, daß alle Anstrngungen in die Richtung vergeblich sind.. dann kann ich es eigentlich auch gleich lassen. Wenn selbst ich - mit meiner Herkunft, meinen Überzeugunge und meinen Verhaltensweisen - ein verkappter Rassist bin, dann lohnt es nicht, sich dagegen aufzulehnen, denn dann ist die Aufgabe, etwas gegen Rassismus zu tun, ohnehin nicht zu bewältigen. Und ich kann mit meiner Zeit auch etwas anderes anfangen.

Es ist eben nicht so, als ob es ein richtiges Maß an Sensibilität nur in einer Richtung gibt. Man kann immer noch auch auf der andern Seite vom Pferd fallen. Nötig ist eine Wortbedeutung für Rassismus, die nicht zuwenig abdeckt, aber doch auch nicht zuviel. Für mich tut es die Definition "Vermischung von quasi-biologischen Behauptungen mit einer Abwertung" ganz gut. Damit muß nicht jedes Klischee über Personengruppen gleich "rassistisch" sein. "Rhytmus im Blut" etwa wäre als Aussage in meinen Augen nicht abwertend, daher unverdächtig - ob sie stimmt, ist dann ja noch mal etwas ganz anderes! Aber "krauses Haar, krauser Sinn" (nebenbei, als ich es gehört habe, auf eine Europäerin gemünzt) ist schon grenzwertig; "krauser Sinn" ist wohl kein Kompliment mehr.
Eine praktische Gefahr dabei ist, daß ich Rassismus nicht heraushöre, wenn der andere ihn eigentlich gemeint hat - aber da sind glücklicherweise andere sensibler als ich, und ich bin ja glücklicherweise nicht dafür verantwortlich, die Welt zu retten. Es reicht, wenn ich mich da zu Wort melde, wo ich merke, daß jemand Dinge zusammenwirft, die man besser trennen sollte.

Insofern zurück zu diesem Strang:
Zitat
Du sagst, Wissen über eine Gruppe sei immmer auch schon "Wissen" über eine bestimmte Person dieser Gruppe, "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit". Aber eben, weil es nur um Wahrscheinlichkeiten geht, sehe ich darin nur eine Vermutung, d.h. nichts, was ich behaupten würde "sagen" zu können.
Nein, du hast mich falsch verstanden. Ich sprach von Korrelationen und nicht von Wissen.

Zwischen Korrelationen und Wissen besteht ein großer Unterschied.
In der Tat, zwischen Korrelationen und Wissen besteht ein großer Unterschied! Und deshalb halte ich diese Aussage für unsinnig:
Zitat
Wenn ich weiß, dass jemand eine schwarze Haut hat, kann ich zum Beispiel sagen, dass er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit schwarze, gekräuselte Haare besitzt und Laktoseintolerant ist.
Was ich sagen würde, ist, daß er vermutlich (aber nicht sicher!) einer Personengruppe angehört, bei der auch kurze, schwarze, zuweilen gekräuselte Haare und Laktoseintoleranz verbreitet sind. Der Unterschied ist vermutlich nicht augenfällig, aber ich trenne zwischen der Personengruppe und der Person und wende Korralationen ausschließlich auf die Personengruppe an. Für die Personengruppe kann ich Wahrscheinlichkeiten angeben. Für die Person würde ich das nur tun, wenn es aus medizinischen Gründen erforderlich ist, es in allen anderen Fällen aber tunlichst lassen, eben weil es um ein Individuum geht. Das ist oder ist nicht laktoseintolerant, das ist oder ist nicht schwarzhaarig, und solange ich nicht weiß, was davon jeweils zutrifft, mag ich mein Nichtwissen nicht durch Stereotypen oder Wahrscheinlichkeiten ersetzen. Korrelationen haben ihren Platz nicht da, wo eine konkrete Person im Blick ist. Wenn ich weiß, daß jemand wie-auch-immer-farbige Haut hat - dann stelle ich deswegen eben gerade tunlichst keine Vermutungen an, weil schon die Vermutungen von Voreingenommenheit sprechen. 

Offline Waldviech

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #190 am: 30.04.2011 | 19:18 »
Zitat
1. Das Rassismus schon seit Urzeiten existiert wird kontrovers diskutiert und bildet meines Wissens nach keine gängige Lehrmeinung. Zugegebenermaßen wird in einigen wissenschaftlichen Arbeiten aber von (antikem) Proto-Rassismus gesprochen, der aber nicht mit Rassismus gleichgesetzt werden sollte.
Rassenstereotype waren in der Antike (natürlich) durchaus bekannt. Was meines Wissens nicht existiert hat, war eine ausgefeilte Rassenlehre, wie sie z.b. im 19.Jahrhundert kursierte.
Wird vermutlich auch deswegen kontrovers diskutiert, weil kontrovers diskutiert wird, wie weit Rassismus überhaupt zu definieren ist.  Was allerdings mit Sicherheit schon existiert hat, ist Diskriminierung, das was du oben IMHO recht passend als "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" bezeichnet hast, Ausbeutung und Unterdrückung. Darin haben weder die Neuzeit noch die "Weißen" ein besonderes Monopol - auch wenn das gerne mal behauptet wird.
(Was mich persönlich z.b. stört, ist das koloniale Ausbeutung, Indianerausrottung usw. ganz pauschal DEM Europäer allgemein zugeschanzt werden. In dieser Form ist das äusserst diskutabel. Da würde es mich sehr freuen, wenn mehr differenziert würde.)
« Letzte Änderung: 30.04.2011 | 19:25 von Waldviech »
Barbaren ! Dekadente Stadtstaaten ! Finstere Hexenmeister ! Helden (oder sowas Ähnliches)!

MALMSTURM !

Eulenspiegel

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #191 am: 1.05.2011 | 02:02 »
Rassenstereotype waren in der Antike (natürlich) durchaus bekannt. Was meines Wissens nicht existiert hat, war eine ausgefeilte Rassenlehre, wie sie z.b. im 19.Jahrhundert kursierte.
Ja, wobei Rassismus allerdings auch keine Rassenlehre ist sondern die Abwertung bestimmter Gruppen aufgrund ihrer Herkunft. (Man kann die Rassenlehre als Begründung für Rassismus verwenden. Ebenso, wie man den Darwinismus als Begründung für Rassismus verwenden kann. Aber erstmal sind das alles verschiedene Sachen.)

In der Tat, zwischen Korrelationen und Wissen besteht ein großer Unterschied! Und deshalb halte ich diese Aussage für unsinnig: Was ich sagen würde, ist, daß er vermutlich (aber nicht sicher!) einer Personengruppe angehört, bei der auch kurze, schwarze, zuweilen gekräuselte Haare und Laktoseintoleranz verbreitet sind. Der Unterschied ist vermutlich nicht augenfällig, aber ich trenne zwischen der Personengruppe und der Person und wende Korralationen ausschließlich auf die Personengruppe an.
Ja, ich trenne auch zwischen einer Person und einer Personengruppe.
Und er gehört 100% einer Personengruppe an, bei der Laktoseintoleranz hoch verbreitet ist. Das ist nicht ziemlich sicher, das ist wesentlich sicherer. (100% Wissen kann es nur in der Mathematik geben. Aber das hier kommt dem schon ziemlich Nahe.)

Was ich jedoch nicht mit Sicherheit sagen kann, ist, ob er selber Laktoseintolerant ist. Das kann ich nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen. Allerdings mit einer relativ hohen.

Zitat
Für die Personengruppe kann ich Wahrscheinlichkeiten angeben. Für die Person würde ich das nur tun, wenn es aus medizinischen Gründen erforderlich ist, es in allen anderen Fällen aber tunlichst lassen, eben weil es um ein Individuum geht.
Es gibt einen Unterschied, zwischen dem, was man weiß, und dem, was man sagen sollte.

Wenn ich weiß, dass eine Person wahrscheinlich Laktoseintolerant ist, heißt das noch lange nicht, dass ich es ihr direkt ins Gesicht sage. (Laktoseintoleranz ist jetzt nichts wirklich Schlimmes. Daher habe ich hier weniger Hemmungen. Wenn es aber etwas Schlimmes ist, dann würde ich es nicht unbedingt äußern. Egal, ob ich es nur vermute, es mit hoher Wahrscheinlichkeit der Fall ist oder absolut sicher.)

Zitat
Wenn ich weiß, daß jemand wie-auch-immer-farbige Haut hat - dann stelle ich deswegen eben gerade tunlichst keine Vermutungen an, weil schon die Vermutungen von Voreingenommenheit sprechen.
Nein,
1) "Person X hat Laktosintoleranz." ist eine Vermutung.
2) "Person X hat aufgrund des Phänotyps Y eine Laktoseintoleranz." ist sogar eine falsche Aussage.
3) "Person X hat aufgrund des Phänotyps Y mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Laktosintoleranz." ist dagegen keine Vermutung sondern eine korrekte Aussage. (Ob man diese korrekte Aussage jemanden ins Gesicht sagen sollte oder sie lieber für sich behält, ist wiegesagt wieder ein ganz anderes Thema.)

Offline korknadel

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #192 am: 1.05.2011 | 09:09 »
Zweitens ist ein "Zuviel" eventuell heimtückischer in seiner Schadenswirkung als ein "Zuwenig": Es erzeugt eine Form von "Immunisierung" bei dem, der damit konfrontiert wird. Das ist mein (in der Tat pedantisch aufgefasster) "Kreis", den ich angemahnt habe: Wenn ich aufgefordert werde, eine Handlung zu unterlassen oder zu unternehmen, von der mir zugleich vermittelt wird, daß alle Anstrngungen in die Richtung vergeblich sind.. dann kann ich es eigentlich auch gleich lassen. Wenn selbst ich - mit meiner Herkunft, meinen Überzeugunge und meinen Verhaltensweisen - ein verkappter Rassist bin, dann lohnt es nicht, sich dagegen aufzulehnen, denn dann ist die Aufgabe, etwas gegen Rassismus zu tun, ohnehin nicht zu bewältigen. Und ich kann mit meiner Zeit auch etwas anderes anfangen.

Dazu zweierlei: Rassisitsches "Wissen" oder "Klischees" (und nicht nur diese, sondern auch andere gruppenbezogene, zum Beispiel sexistische, antisemitische Stereotype/Vorurteile) sind in unserem kulturellen Gedächtnis jederzeit abrufbar. Deshalb muss man zwischen dem Vorhandensein von diesem Wissen und dem Vorhandensein eines tatsächlichen Rassismus einen Unterschied machen. Darauf zielte die so als beleidigend aufgefasste "Unterstellung" von RPäd und/oder klendathu (ich weiß nicht mehr genau, wer von Euch was gesagt hat  ;)) ab.

Will sagen: Auch wenn ich kein Rassist bin, kann ich dieses Wissen unterbewusst, nämlich durch unreflektierte, überkommene Formulierungen oder Ansichten weitergeben. Und das war -- so jedenfalls habe ich es gelesen -- mit der Unterstellung gemeint. Und so sind auch meine Beiträge gemeint. Nicht jeder, der eine rassistisch gefärbte Aussage trifft oder widergibt, muss deshalb gleich ein Rassist sein. Aber die Aussage ist es eben.

Ich bin mir aufgrund persönlicher Erfahrung nur allzu bewusst, dass auch bei mir sehr viel rassistisches, sexistisches "Kulturgut" vorhanden ist, und nicht jeder Spruch, den ich mal irgendwo einwerfe, wird in dieser Hinsicht unbedenktlich sein. Weil unsere Alltagssprache eben so organisiert ist, weil darin diese Klischees eingeschliffen sind. Wenn nun einer sagt, "jeder von uns jeden Tag", dann ist das sicher übertrieben, aber gar nicht so falsch. Und es heißt nicht, dass jeder gleich ein überzeugter Rassist ist. Obwohl (oder gerade weil) mir das bei mir bewusst ist, habe ich mich von dieser "Unterstellung" überhaupt nicht angegriffen gefühlt. Und ich bin trotzdem kein Rassist.

Mich ärgert tatsächlich ein wenig dieser Beißreflex gegenüber diesen vermeintlichen Unterstellungen (wobei ich da vielleicht wieder etwas falsch verstehe). Ich möchte einfach so gern glauben, dass überzeugte Nicht-Rassisten eigentlich sehr gern in so eine Aussage miteinstimmen und sagen: "Ja, man muss auch im Alltag darauf achten, dass man rassistisches Wissen nicht weitergibt und deshalb ein wenig reflektieren, was man so labert und sich auch mal was sagen lassen, wenn jemand einen drauf aufmerksam macht. Ist doch kein großer Aufwand, da ich mir sowieso Gedanken darüber mache und mir des Problems bewusst bin. Ist auch kein Mehraufwand, denn denken tu ich sowieso schon die ganze Zeit."

Weder klendathu (obwohl, im ersten Beitrag vielleicht doch ein bisschen  ;)) noch RPäd haben auf mich den Eindruck gemacht, als wollten sie hier Leute als Rassisten an den Pranger stellen.

Aber ich habe den Eindruck, oft geht es mehr darum, sein Image als "Nicht-Rassist" zu pflegen, als darum, sein Handeln und Reden zu reflektieren. Als "Nicht-Rassist" sollte das ja keine Pflicht darstellen, sondern das Natürlichste von der Welt, was -- in Arbos Sinne -- ganz locker und entspannt nebenher laufen sollte. Und wenn es keine Pflicht ist, dürften solche "Unterstellungen" eigentlich auch nicht als solche oder vielmehr als lästige "Mahnungen" verstanden werden, sondern entweder einfach ganz locker und entspannt abprallen oder als Input willkommen sein. Was nicht heißt, dass man genau derselben Meinung oder Auffassung sein müsste.

Aber womöglich trage ich die falsche Brille für so etwas. Ich würde aber gern die Arbosche Lockerheit auch an die andere Seite geben wollen: Fühlt euch doch nicht immer gleich angegriffen.

Im Übrigen trinke ich gerade Kaffee  :d.
Hipster

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Seth

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #193 am: 1.05.2011 | 10:43 »
Ich möchte mich prinzipiell aus der Diskussion raushalten (und ich möchte auch weiterhin nicht mehr für "Zündstoff" sorgen) aber ich glaube ich verstehe, woran du dich stößt, Korknadel und was bei Anderen hier vielleicht an etwaigen Beiträgen für Verwirrung gesorgt hat.

Ich kann zwar mit Sicherheit nur für mich sprechen, allerdings glaube ich, dass die Meisten die hier argumentierten durchaus der gleichen Meinung sind, dass man reflektierend mit der Kategorisierung umgehen muss, die man durch Alltag, Umgang und Erziehung möglicherweise angelernt bekommt.
Für mich ist die Reaktion auf solche Einwürfe und Ausführungen aber nicht unbedingt ein Beißreflex aus Selbstschutz ("ich muss beweisen, dass ich kein Rassist bin"), sondern ein Unverständnis über die Dehnung des Begriffs. Wenn man es möchte, sieht man überall negative Konnotationen (Rassismus, Diskriminierung etc.) und es mag manchmal bei einigen Menschen - vor Allem wenn sie ihre Beobachtungen zur normativen Prämisse erheben - so wirken, als ob sie vielleicht ein wenig zu viel hineininterpretieren.

Du hast zwar schon gesagt, dass für dich "Zuviel" bei diesem Thema manches Mal besser ist, für Einige aber offensichtlich nicht. Ich möchte es noch einmal überspitzt ausdrücken: während du gerade deinen Kaffee trinkst, kannst du dir sicher sein das (Polemik) Kinderarbeiter auf Kaffee-Plantagen für Nachschub sorgen. Verstehst du worauf ich hinaus will?

ErikErikson

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #194 am: 1.05.2011 | 10:50 »
Schon. Aber wir sind hier im Rollenspielforum. Unser Job ist es, uns mit Rollenspiel zu beschäftigen. Und wenn jetzt jemand daherkommt und sagt, "Du blöder Rollenspieler-Fantasyleser Rassist"!Kann ich wenigstens behaupten, das ich darüber reflektiert habe. Un ihn dann ohne Reue erschlage, weiler ein Ork ist, höhö.

El God

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #195 am: 1.05.2011 | 11:04 »
Zitat
Wenn man es möchte, sieht man überall negative Konnotationen (Rassismus, Diskriminierung etc.) und es mag manchmal bei einigen Menschen - vor Allem wenn sie ihre Beobachtungen zur normativen Prämisse erheben - so wirken, als ob sie vielleicht ein wenig zu viel hineininterpretieren.

Selbst damit unterstellst du etwas. Nämlich das jene, die eine kritische Auseinandersetzung auch mit scheinbar harmlosen Rassismen oder rassistischen Tendenzen fordern da etwas sehen *möchten*, was nicht da ist. Pack dir doch mal an die eigene Nase und geh mal eine Sekunde davon aus, dass da wirklich etwas ist, man es nur selbst nicht wahrhaben will weil es praktisch ständig und überall passiert und man sich mit dem Wissen tröstet, dass man nicht allein damit ist, Menschen vorschnell anhand ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht oder woran auch immer zu beurteilen, ohne sie wirklich kennen. Nur um die Perspektive der Mahner nachzuvollziehen. Es geht keinem um ein Dehnen der Begriffe, um jedem Rassismus vorwerfen zu *dürfen*, sondern um eine Auseinandersetzung mit den Fundamenten von Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit und Sexismus. Und ja, es ist sicher sinnvoll, vorsichtig zu sein und nicht gleich die Keule rauszuholen und lieber von Tendenzen zu sprechen.

"Das machen doch alle, das kann doch gar nicht so schlimm sein" ist einfach kein Argument.
« Letzte Änderung: 1.05.2011 | 11:09 von Dolge »

Offline korknadel

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #196 am: 1.05.2011 | 11:08 »
Schon. Aber wir sind hier im Rollenspielforum. Unser Job ist es, uns mit Rollenspiel zu beschäftigen. Und wenn jetzt jemand daherkommt und sagt, "Du blöder Rollenspieler-Fantasyleser Rassist"!Kann ich wenigstens behaupten, das ich darüber reflektiert habe. Un ihn dann ohne Reue erschlage, weiler ein Ork ist, höhö.

Das ist mal wieder ein sehr schöner Post, Erik. Irgendwie ...
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Seth

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #197 am: 1.05.2011 | 11:36 »
Selbst damit unterstellst du etwas. Nämlich das jene, die eine kritische Auseinandersetzung auch mit scheinbar harmlosen Rassismen oder rassistischen Tendenzen fordern da etwas sehen *möchten*, was nicht da ist. Pack dir doch mal an die eigene Nase und geh mal eine Sekunde davon aus, dass da wirklich etwas ist, man es nur selbst nicht wahrhaben will weil es praktisch ständig und überall passiert und man sich mit dem Wissen tröstet, dass man nicht allein damit ist, Menschen vorschnell anhand ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht oder woran auch immer zu beurteilen, ohne sie wirklich kennen. Nur um die Perspektive der Mahner nachzuvollziehen. Es geht keinem um ein Dehnen der Begriffe, um jedem Rassismus vorwerfen zu *dürfen*, sondern um eine Auseinandersetzung mit den Fundamenten von Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit und Sexismus. Und ja, es ist sicher sinnvoll, vorsichtig zu sein und nicht gleich die Keule rauszuholen und lieber von Tendenzen zu sprechen.

"Das machen doch alle, das kann doch gar nicht so schlimm sein" ist einfach kein Argument.

Ich hatte zuvor eingeworfen, dass ich eigentlich nicht für weiteren Zündstoff sorgen möchte, sprich: nicht möchte, dass meine Argumentation wieder als Angriff gewertet wird, aber okay.

Ich packe mir so oder so oft genug an die eigene Nase, das hat mit dem Thema hier allerdings wenig zu tun. Ich habe Niemandem etwas unterstellt, ich habe die Möglichkeit angesprochen, dass man etwas zu sehr hineininterpretiert, was absolut nicht aus Absicht geschehen muss. Allerdings ist es möglich, dass man - vor Allem wenn man sich sehr mit dem Thema beschäftigt - den Blick etwas "zu sehr" schärft.
Während ich versucht habe, das etwas neutraler zu halten, legst du mir allerdings gleich wieder etwas in Mund. Wo bitte habe ich gesagt "Das machen doch alle, das kann doch gar nicht so schlimm sein"? Habe ich nicht, so habe ich auch noch nie argumentiert.

Ich tröste mich nicht mit irgendeinem Wissen, ich bin mir der Problematik durchaus bewusst und ich reflektiere schon eine ganze Weile darüber. Das hier immer davon ausgegangen wird, dass sich keiner Gedanken macht und "bequem und faul" dem Thema aus dem Weg geht, nur weil er mit der Art und Weise wie es forciert wird nicht konform geht verstehe ich auch nicht wirklich.

Ich habe auch schon mehrmals gesagt, dass ich es für wirklich sinnvoll erachte, wenn man sich mit den von dir angesprochenen Problematiken - auch im Rollenspiel - auseinandersetzt. Hier wurde aber teilweise davon gesprochen, sie rauszurationalisieren (wie auch aus dem Sprachgebrauch) und das ist für mich nicht der Sinn der Sache. Kurz: Rollenspiel reflektiert immer auch historische Tatsachen und Relationen. Je mehr Streitbares darin vorkommt, desto besser kann man sich damit auseinandersetzen.

Offline Master Li

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #198 am: 1.05.2011 | 11:48 »
Euer Problem gibt es übrigens immer wieder in solchen Diskussionen...  Es ist schwierig so zu argumentieren, dass man anderen nicht (vom Betroffenen so wahrgenommen) Rassismus unterstellt. Oder dass einem vom anderen Rassismus hinein interpretiert wird. Ihr seid also nicht alleine, geht aber erstaunlich gut damit um. Habe ich auch schon anders erlebt...
Viel Spaß.
Master Li und der Hamster des Todes

Offline Merlin Emrys

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Re: Rassismus im Rollenspiel
« Antwort #199 am: 1.05.2011 | 11:55 »
Es gibt einen Unterschied, zwischen dem, was man weiß, und dem, was man sagen sollte.
Ja. Aber es gibt sogar einen Unterschied zwischen dem, was man weiß, und dem, was man sich denken sollte. Und genau da hapert es: Korrelationen dieser Art sind beim Nachdenken über konkrete Personen fehl am Platze, abgesehen von medizinisch erforderlichen Erwägungen. Secundum non datur.

Hmm... tja, könnte ich im Rahmen der Lockerungsübungen vielleicht ein Tässchen Tee kriegen? Das könnte gerade hilfreich werden :-o ...
 
Will sagen: Auch wenn ich kein Rassist bin, kann ich dieses Wissen unterbewusst, nämlich durch unreflektierte, überkommene Formulierungen oder Ansichten weitergeben.
Ja - das kann in der Tat passieren. Aber meine individuelle Erfahrung ist, daß das Problem doch eher marginal ist. Nun ist allerdings mein Erfahrungsschatz in dieser Hinsicht stark begrenzt, weil mein soziales Umfeld keineswegs "repräsentativ" zu nennen ist, es ist im Gegenteil durch eine Sensibilisierung von Kindesbeinen an geprägt, und zwar sowohl, was den Umgang mit Stereotypen, wie auch, was den Umgang mit Sprache angeht. 

Ich möchte einfach so gern glauben, dass überzeugte Nicht-Rassisten eigentlich sehr gern in so eine Aussage miteinstimmen und sagen: "Ja, man muss auch im Alltag darauf achten, dass man rassistisches Wissen nicht weitergibt und deshalb ein wenig reflektieren, was man so labert und sich auch mal was sagen lassen, wenn jemand einen drauf aufmerksam macht. Ist doch kein großer Aufwand, da ich mir sowieso Gedanken darüber mache und mir des Problems bewusst bin. Ist auch kein Mehraufwand, denn denken tu ich sowieso schon die ganze Zeit."
Ja, das schon. Aber man möchte sich dann eben nicht gerne sagen lassen, daß man damit chronisch erfolglos ist, gerade wenn (und: weil) man sich ja darum bemüht.

Es geht keinem um ein Dehnen der Begriffe, um jedem Rassismus vorwerfen zu *dürfen*, sondern um eine Auseinandersetzung mit den Fundamenten von Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit und Sexismus.
Ich bin genaugenommen allerdings ganz froh, daß es nicht mein Job ist, die Welt zu retten. Das heißt: Ja, sicher ist es nicht verkehrt, darüber nachzudenken, wo die Fundamente liegen. Im besten Fall findet man sogar eine Antwort, bei der man bis auf Weiteres bleiben kann. Ich denke, ungefähr da würde ich mich selbst gerade ansiedeln. 
Aber ich denke, damit kann ich es im Moment auch durchaus "gut sein lassen". Ich bemühe mich, außerhalb des Rollenspiels Individuen nicht vorschnell zu beurteilen, schon gar nicht vorschnell abzuurteilen. Im Rollenspiel lasse ich meine Charaktere, wenn es mir vom Hintergrund her angemessen scheint, aber sehr wohl Voruteile bis hintengegen haben, berechtigte und solche, die ich in der Daraufsicht als Spieler für völlig verkehrt halte. Ich kann bewußt mit den Phänomenen spielen, weil ich mir wenigstens einbilde, etwas davon zu verstehen, das Fundament und die Auswirkungen zu kennen usw.
Aber ich fühle mich nicht berufen, darüber hinaus aktiv zu werden. Das überlasse ich solchen, die es besser können, wozu auch zählt, daß ihnen das Thema mehr unter den Nägeln brennt. Aber ich möchte weder von ihnen als fauler Sack noch als verkappter Rassist bezeichnet werden, nur weil ich mit meiner Anti-Rassismus-Pädagogik nach mir selbst Schluß gemacht habe, von dem einen oder anderen Hinterfragen im Verwandten- und Bekanntenkreis mal abgesehen.