Hallo!
Zufälligerweise bin ich hier über deine Anfrage gestolpert und zufälligerweise bin ich auch der Erfinder des Die4Color-Systems, das im DORP-Regelwerk verwendet wird (ich bin der auf dem Cover ohne Beine).
Jau, du hast Recht, das Regelsystem macht keinen Sinn. Das DORP-Rollenspiel ist voll von Anspielungen auf Filme, Bücher, Popkultur und vor allem andere Rollenspiele und hinsichtlich des Regelwerks ist das DORP-Rollenspiel eine Hommage an das deutsche Rollenspiel "Engel".
"Engel" sah die Benutzung eines Arkana-Karten-Systems vor, bei dem die Handlung sich an zufällig gezogenen Symbolkarten orientiert, um aber auch einen konventionelleren Ansatz zu bieten (und vermutlich, um auf einen aussichtsreich wirkenden Zug aufzuspringen) wurde als alternatives System das unter der Open Gaming License veröffentlichte Universalsystem D20 angeboten, das damals die Rollenspielszene sehr polarisiert hat und von dem es bald hieß: Niemand, der ein stimmungsvolles Erzählspiel wie "Engel" gekauft hat, wird das Ding mit D20 spielen.
Analog hatten wir für unser Spiel das Dorpana-Karten-System eingeführt, jetzt brauchten wir nur noch ein konventionelleres Würfelsystem, "das niemand je spielen wird", um die Analogie zu erhalten. Und ich erklärte großspurig: "Ich werde das System schreiben, das kein vernünftiger Mensch je spielen wird."
"Hah!", warf man mir entgegen. "Das gibt es nicht! Es gibt Leute, die spielen Midgard, Rolemaster und GURPS. D20 hat zigtausend Anhänger und Käufer! Leute hassen DSA und spielen es trotzdem und
niemand mag das BRP von Call of Cthulhu, aber es wird trotzdem gespielt. Wenn du das System schreibst, werden Leute es spielen!"
Ich biss die Zähne zusammen. Grimmig erwiderte ich: "Ich werde das System unglaublich beschissen und sinnlos machen. Es gibt keine Werte, sondern Farben! Man muss seinen Bogen ausmalen! Es gibt aber auch keine guten und schlechten Farben, sondern nur verschiedene! Dafür gibt es eine endlos lange Fertigkeitenliste, die nur aus Fertigkeiten besteht, auf die nie jemand je würfeln wird! Und ich nehme den hirnrissigsten Würfel, den es für ein System gibt, den W4! Außerdem soll es kompliziert sein, obwohl es keine Werte gibt. Mwahuahuahuahua!"
Ich habe wirklich lange gebastelt, bis ich ein System zusammen hatte, das allen Anforderungen entsprach. Und jeder klopfte mir auf die Schulter uns sagte, dass es wirklich ein scheußliches System geworden wäre.
Und dann haben wir das System in Testrunden eingesetzt und tatsächlich saßen die Leute dann da und malten ihre Charakterbögen mit Buntstift aus. Und wir bekamen positives Feedback und sahen sogar unabhängige Runden, die das System spielten. *seufzt* Liebe Rollenspielerfinder, lasst euch sagen: Euer System kann gar nicht so grausam sein, dass es keiner spielt...
Was die Alternative angeht: Das DORP-Rollenspiel ist ein Kunstwerk in Rollenspielform, das aus einer bestimmten Phase des Lebens dreier junger Eifler entstammt. Wir haben damals nur Unsinn geredet und Spaß dabei gehabt, dieses Lebensgefühl wollten wir an andere Spieler in der Welt weitergeben. Im DORP-Rollenspiel geht es nicht um Geschichten und Charaktere, sondern um das Spinnen wilder Phantasien und "und-das-Allercoolste-wäre-wenn-in-diesem-Moment"-Augenblicken. Die Dorpana-Karten und die Farbergebnisse sollen dabei Stichworte geben und kreatives Chaos sähen.
Natürlich könnte man das DORP-Rollenspiel auch mit jedem beliebigen Regelsystem spielen, aber wenn man den von den Autoren gewünschten Effekt ohne Verwendung der Regeln erleben will, empfehle ich einen Urlaub mit guten Freunden und viel Alkohol am Arsch der Welt, wo man nur herumsitzen kann. Oder halluzinogene und stimulierende Drogen für die, die keine Freunde zur Verfügung haben.