Autor Thema: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler  (Gelesen 4691 mal)

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PurpleTentacle

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Gerade eine kurze Dokumentation (10min) über D&D Spieler gefunden:
http://vimeo.com/8026668

Ich finde den Vergleich mit den Footballfans nett :)

Seth

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #1 am: 20.05.2011 | 21:12 »
Was mich hierbei wundert, habe ich schon bei einigen solcher Dokumentationen gesehen und gehört, auch bei anderen Erklärungen einiger Rollenspieler, warum sie das Hobby betreiben (im TV oder in Berichten):

"Hier können wir große Krieger sein, Dinge tun, die wir selbst nicht tun können."

Der Vergleich mit dem Barfight umfasst es auch ganz gut - "Seht mich an, ich würde keine Sekunde in einer realen Situation überleben aber im Spiel bin ich ein mächtiger Barbar mit einem Zweihänder der Zombies zum Frühstück frisst."

Ist das wirklich die Motivation vieler Rollenspieler? Ich hatte das im Grunde immer für ein Klischee gehalten. Ist es tatsächlich so, dass viele Menschen das Hobby betreiben um ihre eigenen Unzulänglichkeiten zu kompensieren oder um Dinge in ihrer Phantasie zu tun, die sie im echten Leben nie tun könnten (weil sie physisch oder psychisch dazu nicht in der Lage sind)?

Natürlich ist es ein Nebeneffekt, für mich persönlich und für Einige aus meiner Umwelt allerdings bei Weitem nicht der Hauptgrund. Sicher, der Charakter kann Dinge tun, die ich nicht kann, allein schon weil er in einer anderen Welt lebt und andere Umstände seine Handlungen bedingen - ist gekauft. Aber spiele ich die Rolle, weil ich quasi Phantasieorgasmen durchlebe, wenn ich im Spiel zwanzig Goblins schlachte?

Fühle ich mich groß und mächtig, wenn ich soundsoviel Schaden austeile und verstelle ich meine Stimme (wie in der Doku) und sage "ich bin Drogbar, der fiese und mächtige Zwerg und ich werde dir den Schädel spalten, muhaha!"? Da muss sich doch der Eindruck unterdrückter Komplexe aufdrücken, der auch auf den Zocker angewandt wird, den sich der durchschnittliche Mensch gerne mal als sabbernde Pickelnase vor dem Bildschirm vorstellt, der in Hysterie-Krämpfe ausbricht, wenn er einen Headshot nach dem Nächsten austeilt. Ich glaube, ich würde mich mit Menschen, die so an das Hobby rangehen nichtmal ernsthaft an einen Tisch setzen können.
« Letzte Änderung: 20.05.2011 | 21:14 von Sol Invictus »

WitzeClown

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #2 am: 20.05.2011 | 21:16 »
@Sol:

Wenn du dich felsenfest an den letzten Satz hälst, dann schränkst du deinen Spieler-Pool stärker ein als du glauben magst. ;)
Was nichts daran ändert, dass ich diese Einstellung bestens verstehen kann und sie sogar weitestgehend teile.

Offline Tarin

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #3 am: 20.05.2011 | 21:25 »
@Sol
Kann dich eigentlich gut verstehen. Ich spiele PnP aus einer Begeisterung an Phantastik, Geschichten und dem Spiel an sich heraus. "Jemand anders sein zu wollen bzw. dort sein zu können" ist überhaupt nicht in meinem Blickfeld, wenn ich spiele.
Es verstößt gegen die Hausordnung, aus dem Necronomicon zu zitieren.

Seth

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #4 am: 20.05.2011 | 22:42 »
@Tarin und WitzeClown

Zustimmung. Wenn es aber stimmt, was du sagst, Clown, wundere ich mich wohl zurecht - da ich wirklich ein anderes Bild vom "allgemeinen Rollenspieler" hatte. Oder gibt es da signifkante Unterschiede zwischen Amerikanern und Europäern? Mir persönlich wären viele Spieler mit der in der Doku gezeigten Einstellung jedenfalls noch nicht untergekommen.

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #5 am: 20.05.2011 | 22:52 »
*Seufz*

Eine angelsächsische Doku über angelsächsische Rollenspieler. Selbstverständlich ist das sehr viel anders, als eine solche Doku bei uns aussähe. In Japan wäre es übrigens wieder anders, ich tippe auch mal, daß sich deutsche Rollenspieler und französische Rollenspieler stark unterscheiden. (EDIT/ Sarkasmus.)

Ich glaube, ich würde mich mit Menschen, die so an das Hobby rangehen nichtmal ernsthaft an einen Tisch setzen können.

Richtig, aber hierzulande wirst Du - außerhalb eines gewissen, sich in ziemlicher Minderheit befindlichen Randspektrums - solche Leute auch nur sehr selten finden.
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Zitat von: korknadel
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Offline Bad Horse

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #6 am: 20.05.2011 | 23:08 »
Ich hab das jetzt nicht fertig geguckt, aber ich fand den genervten Blick der Katze bei der Einpackorgie des Spielleiters goldig.  :)
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Seth

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #7 am: 20.05.2011 | 23:33 »
*Seufz*

Eine angelsächsische Doku über angelsächsische Rollenspieler. Selbstverständlich ist das sehr viel anders, als eine solche Doku bei uns aussähe. In Japan wäre es übrigens wieder anders, ich tippe auch mal, daß sich deutsche Rollenspieler und französische Rollenspieler stark unterscheiden. (EDIT/ Sarkasmus.)

Entschuldige wenn ich auf dem Schlauch stehe - wie darf ich das verstehen?

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #8 am: 20.05.2011 | 23:50 »
*Schubs* :) Ganz simpel, du kannst von dem, was Du in dieser Kürzestdoku siehst, definitiv nicht auf andere Länder schließen. Die kulturellen Unterschiede sind da zu groß. Ginge es deutschen Rollos darum, sich groß und dickbeeiert in einer Fantasy-Welt auszutoben, wäre hierzuland DSA nun garantiert nicht Marktführer. Die "rollenspielerische Sozialisation" (hach) ist hierzulande eine ganz andere als im angelsächsischen Raum.
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Offline Stahlfaust

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #9 am: 20.05.2011 | 23:57 »
Ich glaub ganz ehrlich, dass die Doku-Macher sich das auch häufig einfach so zusammen schneiden. Ich hab damals ein Online-Rpg namens Meridian59 gespielt, über das dann eine deutsche Doku gemacht wurde. Dazu wurden ein paar Spieler von meinem Server interviewt. Das kam dann etwa genauso dabei raus "Weil ich dann etwas besseres Spielen kann als ich in Wirklichkeit bin" etc. Ich hatte nachher mal mit den Leuten geredet die interviewt wurden. Die meinten nur, dass die Reporter ganz bewußt mit den Fragen in eine bestimmte Richtung gedrängt haben und dann nachher das Video-Interview so zurecht geschnitten, wie es ihnen gepasst hat.
Ich würde solche Dokus also nicht unbedingt immer für voll nehmen. Die rausgeschnittenen Szenen sieht man nämlich nicht.
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Seth

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #10 am: 21.05.2011 | 00:21 »
*Schubs* :) Ganz simpel, du kannst von dem, was Du in dieser Kürzestdoku siehst, definitiv nicht auf andere Länder schließen. Die kulturellen Unterschiede sind da zu groß. Ginge es deutschen Rollos darum, sich groß und dickbeeiert in einer Fantasy-Welt auszutoben, wäre hierzuland DSA nun garantiert nicht Marktführer. Die "rollenspielerische Sozialisation" (hach) ist hierzulande eine ganz andere als im angelsächsischen Raum.

Ich hab' ja durchaus betont, dass ich solche Aussagen schon öfter gehört / gesehen habe, vor Allem in Dokus oder Statements von "Übersee"-Spielern. Mag durchaus sein, das meine Wahrnehmung falsch ist, deswegen fragte ich ja. Ich hatte ja noch gar keinen Schluss gezogen ;) - und WitzeClown scheint das ja doch irgendwie anders als du zu sehen, wenn ich ihn richtig verstanden habe.

Edit: und ich fragte ja auch nicht um bestätigt zu werden, sondern um in Erfahrung zu bringen ob das nur meine Wahrnehmung ist.
« Letzte Änderung: 21.05.2011 | 00:24 von Sol Invictus »

Offline Mann mit Ukulele

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #11 am: 21.05.2011 | 00:48 »
...Ich glaube, ich würde mich mit Menschen, die so an das Hobby rangehen nichtmal ernsthaft an einen Tisch setzen können.
Wenn ich es recht verstanden habe, ist diese ganze GNS-/CreativeAgenda-Theorie-Geschichte genau dafür entwickelt worden:
um zu verhindern, dass Du mit Deinen Vorstellungen auf "Drogbar" triffst und ihr beide keinen Spaß habt?
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Seth

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #12 am: 21.05.2011 | 01:45 »
Wenn ich es recht verstanden habe, ist diese ganze GNS-/CreativeAgenda-Theorie-Geschichte genau dafür entwickelt worden:
um zu verhindern, dass Du mit Deinen Vorstellungen auf "Drogbar" triffst und ihr beide keinen Spaß habt?

Mag sein, ich kann mit diesen Begriffen aber leider nichts anfangen ;)

Falls das darauf Bezug nimmt, das man Spielpräferenzen im Voraus klärt und somit auch keine Notwendigkeit oder ein Zwang besteht, sich an einen Tisch zu setzen, wenn die Vorstellungen vom Spielinhalt nicht konform gehen - dann würde ich sagen: ja. Wobei ich kaum glaube, dass irgendeine Theorie verhindern kann, dass ich prinzipiell auf einen solchen Spieler treffe.

Aber: ich spreche Niemandem rein. Wenn Jemand so spielt und Spaß dabei hat, von mir aus. Meine Aussage bezog sich nur auf mich  ;D

Offline Mann mit Ukulele

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #13 am: 21.05.2011 | 02:00 »
Ja völlig i.O., ich hab mich da nur grad frisch eingelesen und fand Deine Aussage ein gutes Beispiel, wenn ich denn recht hätte und man es nehmen könnte. ^^

Zum Thema: ich kann mir diese Art Rollenspiel, bzw. diese Art Motivation für Rollenspiel gut vorstellen. Immerhin versuche ich ja, eine Rolle zu verkörpern.
Allerdings will ich nicht immer nur aufgepimpte Alter Egos spielen; primär will ich einfach mal jemand anderes sein - ob der Andere jetzt was kann oder nicht, ist zweitrangig.
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Offline Chobe

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #14 am: 21.05.2011 | 17:20 »
"Hier können wir große Krieger sein, Dinge tun, die wir selbst nicht tun können."
Eigentlich dachte ich, daß das ein Grundprinzip jeglicher erzählender Unterhaltungsmöglichkeiten.

Mit Romanfiguren, Computerspiel-Protagonisten, Rollenspiel-Charakteren uvm. läuft doch nur zu häufig eine gewissen Identifikation ab und sei es auch unbewusst. Es macht doch überhaupt keinen Spaß, wen man distanziert und unbeteiligt einer Heldenfigur beim vorwärtskommen zusieht, auch Spannung und Nervenkitzel setzen doch auch voraus, daß man sich in die Figur reindenkt, mitfiebert, sich Sorgen macht, sich Mühe gibt, etc. Wie geht das ohne eine gewisse Identifikation?

WitzeClown

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #15 am: 21.05.2011 | 17:25 »
@Tarin und WitzeClown

Zustimmung. Wenn es aber stimmt, was du sagst, Clown, wundere ich mich wohl zurecht - da ich wirklich ein anderes Bild vom "allgemeinen Rollenspieler" hatte. Oder gibt es da signifkante Unterschiede zwischen Amerikanern und Europäern? Mir persönlich wären viele Spieler mit der in der Doku gezeigten Einstellung jedenfalls noch nicht untergekommen.

Wenn du mal versuchst dich systematisch zu erinnern:

Woher kommt denn dein "Bild vom allgemeinen Rollenspieler"?
Wieviele Rollenspieler hast du denn im Verlauf der Jahre so kennengelernt? Und wie gut jeweils?
In welchen Situationen hast du Rollenspieler kennengelernt? In wie weit könnte es da selektive Effekte gegeben haben?

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #16 am: 21.05.2011 | 17:27 »
Es macht doch überhaupt keinen Spaß, wen man distanziert und unbeteiligt einer Heldenfigur beim vorwärtskommen zusieht, auch Spannung und Nervenkitzel setzen doch auch voraus, daß man sich in die Figur reindenkt, mitfiebert, sich Sorgen macht, sich Mühe gibt, etc. Wie geht das ohne eine gewisse Identifikation?

Es geht nicht darum, ob ich mich mit einem Avatar identifiziere, sondern ob der Zweck meines Avatars alleine Frustkompensation mittels Blutrausch ist.
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Seth

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #17 am: 21.05.2011 | 18:14 »
Eigentlich dachte ich, daß das ein Grundprinzip jeglicher erzählender Unterhaltungsmöglichkeiten.

Mit Romanfiguren, Computerspiel-Protagonisten, Rollenspiel-Charakteren uvm. läuft doch nur zu häufig eine gewissen Identifikation ab und sei es auch unbewusst. Es macht doch überhaupt keinen Spaß, wen man distanziert und unbeteiligt einer Heldenfigur beim vorwärtskommen zusieht, auch Spannung und Nervenkitzel setzen doch auch voraus, daß man sich in die Figur reindenkt, mitfiebert, sich Sorgen macht, sich Mühe gibt, etc. Wie geht das ohne eine gewisse Identifikation?

Das ist eine indirekte Form der Identifikation. Dabei projizierst du Gefühle und Emotionen auf dein Selbst, "fieberst" sozusagen mit, ohne dich in voller Form in der Rolle zu sehen. Ich glaube nicht, dass du dir bei Filmen ständig vorstellst, an Stelle des Protagonisten über den Wolkenkratzer zu rennen und "coole Stunts" hinzulegen. Wir beziehen die Erlebnisse der dargestellten Figur auf uns selbst und erleben so eine gewisse Form der inneren Entwicklung, ohne das wir den nächsten Schritt gehen und uns tatsächlich vorstellen, diese oder jene Figur zu sein. Aus der Rolle des Zuschauers tritt man natürlich im Rollenspiel prinzipiell hervor, allerdings ging es mir hier um die Motivation und nicht um die bloße Tatsache, wie es Hróðvitnir bereits ausgedrückt hat.

@WitzeClown

Mein "Bild" des allgemeinen Rollenspielers wurde hauptsächlich sowohl durch persönliche Treffen, als auch in Foren oder ähnlichen Diskussionen geformt, würde ich sagen. Allerdings - und darum ging es mir ja - habe ich in "offiziellen Berichterstattungen" gerne oft dieses, mir eben nur als Klischee bekannte, Bild gesehen und interessierte mich dafür, ob ich bis her nur eine gewisse Minderheit (nämlich nicht solche wie in der Doku zu sehen) kennengelernt hatte oder ob eben diese (aus der Doku) eine Minderheit darstellten. Das bietet sich wohl an, da hier im Forum unterschiedlichste Spielertypen zueinanderkommen die mitunter einen größeren Erfahrungshorizont durch Cons etc. besitzen.

Offline Windjammer

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #18 am: 21.05.2011 | 18:53 »
Danke fürs Verlinken des Videos! Hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich selber nie in einem Laden spielen wollen würde, es sei denn, dies wäre die einzige Möglichkeit.

Ich finde es schon krass, dass es in den USA weiterhin diese Außenseiter-Mentalität gibt. Ich verstehe das irgendwie nicht, will sagen, habe keinen Bezug dazu. Und egal in welchem europäischen Land ich rollengespielt habe - Deutschland, UK, Niederlande - da war das einfach nie ein Thema. Das ist jetzt reine Spekulation, aber mein Eindruck ist, also ob D&D in Amerika diese Geschichte nachhängt, die es seit den 80ern begleitet - etwas Außenseiter-behaftetes, das nur schräge Typen verfolgen.

Zu der im zweiten Posting genannten Frage(stellung) - sehe ich ähnlich. Ich bin bei D&D gelandet, hauptsächlich 4E, weil ich das Hobby primär aus reiner Freude am Spiel verfolge. Ähnlich wie wargames oder Brettspiele. Sehe da überhaupt kein Bedürfnis, irgendwie ein Alter Ego oder sonstwas loszuwerden. Ich tendiere dazu, meine Neurosen und Obsessionen im 'real life' auszuleben, was brauche ich dafür ein virtuelles Ventil. :D

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #19 am: 22.05.2011 | 10:06 »
Interessanter als die Doku finde ich die Reaktionen hier im Forum: Gut, das es immer noch die Besser-Rollenspieler gibt.

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #20 am: 22.05.2011 | 10:08 »
Es geht nicht darum, ob ich mich mit einem Avatar identifiziere, sondern ob der Zweck meines Avatars alleine Frustkompensation mittels Blutrausch ist.
Nein. Das habt Ihr in eine einzelne Aussage rein interpretiert.
Achtet mal z.B. auf die Sachen, die die Katzenliebhaberin erzählt. Ihr Charakter hat eine Katze weil sie selber Katzen liebt. Es geht um Frustkompensation durch das Spielen eines Charakters, der mehr kann als man selber. Das kann natürlich auch der Blutrausch sein, aber eben bei weitem nicht nur.
Ach ja: Ich habe schon ne Menge deutsche Rollenspieler erlebt, die "Frustkompensation mittels Blutrausch" betreiben (Law nennt die "Buttkicker"). Wesentlich nerviger waren aber bisher immer die egoistischen Charakterspieler, die meinen den eigenen Charakter über den Spielspass der Gruppe stellen zu müssen, meistens weil sie glaubten besser zu wissen, wie guter Spass auszusehen hat. Das aber nur am Rande.
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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #21 am: 22.05.2011 | 10:11 »
Interessanter als die Doku finde ich die Reaktionen hier im Forum: Gut, das es immer noch die Besser-Rollenspieler gibt.

Das war auch mein Gedanke.  ;)

Seth

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #22 am: 22.05.2011 | 10:18 »
Interessanter als die Doku finde ich die Reaktionen hier im Forum: Gut, das es immer noch die Besser-Rollenspieler gibt.

Anstatt allgemeine Andeutungen zu machen, wie wärs mit 'nem konkreten und zielgerichteten Vorwurf? Auf welche Reaktionen beziehst du dich, warum sind die interessanter, was erhoffst dir von so einer Aussage?

Nein. Das habt Ihr in eine einzelne Aussage rein interpretiert.
Achtet mal z.B. auf die Sachen, die die Katzenliebhaberin erzählt. Ihr Charakter hat eine Katze weil sie selber Katzen liebt. Es geht um Frustkompensation durch das Spielen eines Charakters, der mehr kann als man selber. Das kann natürlich auch der Blutrausch sein, aber eben bei weitem nicht nur.
Ach ja: Ich habe schon ne Menge deutsche Rollenspieler erlebt, die "Frustkompensation mittels Blutrausch" betreiben (Law nennt die "Buttkicker"). Wesentlich nerviger waren aber bisher immer die egoistischen Charakterspieler, die meinen den eigenen Charakter über den Spielspass der Gruppe stellen zu müssen, meistens weil sie glaubten besser zu wissen, wie guter Spass auszusehen hat. Das aber nur am Rande.

Ich für meinen Teil habe durchaus differenziert - mir ging es prinzipiell um die "Mein Charakter kann, was ich nicht kann"-Einstellung. Natürlich habe ich das speziell auf gewisse Aussagen gemünzt, weil es mich eben interessiert hat, ob das allgemein auch in der Erfahrung anderer ein Hauptmerkmal ist.
Und wie kommst du jetzt auf "egoistische Charakterspieler"? Ist damit das genaue Gegenteil des in der Doku gezeigten "Stereotypen" gemeint?


Mir ging es prinzipiell nicht darum, "guten Spass" zu definieren - wenn ich sagte, das ich mich nicht ernsthaft mit so einem Spieler an einen Tisch setzen könnte hat das den gleichen Grund, warum ich mich nicht mit einem Kerl innem Superheldenkostüm an einen Tisch setzen könnte - weil es mich irritieren würde und ich es albern fände. Ich. Nicht die Rollenspielpolizei.
« Letzte Änderung: 22.05.2011 | 10:20 von Sol Invictus »

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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #23 am: 22.05.2011 | 10:39 »
Ich für meinen Teil habe durchaus differenziert - mir ging es prinzipiell um die "Mein Charakter kann, was ich nicht kann"-Einstellung. Natürlich habe ich das speziell auf gewisse Aussagen gemünzt, weil es mich eben interessiert hat, ob das allgemein auch in der Erfahrung anderer ein Hauptmerkmal ist.
Genau dazu habe ich doch hier meine Meinung auf Grund meiner Erfahrungen geschrieben.
Ja, es gibt auch in Deutschland jede Menge Buttkicker (Das sozial inkompetent habt Ihr übrigens reininterpretiert!) Da es wenige deutsche Dokus übers P&P-Rollenspiel gibt, weichst Du am besten auf die deutschen LARP-Rollenspiel-Dokus aus. Da findest Du dann die gleichen Aussagen. Nur dass die dann noch den Kampf mit Latexschwertern üben.
Zitat
Und wie kommst du jetzt "egoistische Charakterspieler"? Ist damit das genaue Gegenteil des in der Doku gezeigten "Stereotypen" gemeint?
Da bezog ich mich auf Hróðvitnir. Er unterschied zwischen Buttkicker und Leuten, die sich mit einem Avatar identifieren. Die egoistischen Charakterspieler gehören zu den letzt genannten Leuten. In dem Thread gab es für mich die klare subtil angedeutete negative Meinungen gegenüber Buttkickern. Gerade Dein erstes Posting passt da sehr gut und vermittelt zumindest mir diesen Eindruck. Das Posting hast Du jetzt ja genauer erklärt.
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Re: Enter the Dragon, eine kurze Doku über D&D Spieler
« Antwort #24 am: 22.05.2011 | 14:42 »
Interessanter als die Doku finde ich die Reaktionen hier im Forum: Gut, das es immer noch die Besser-Rollenspieler gibt.

Um ehrlich zu sein, hat das in meinen Augen auch - also, zum Teil - mit dem Video selbst zu tun.

Um zwei Vergleichsfälle zu bringen - zum ersten meine absolute Lieblingsdoku zu dem Thema, "The D&D Experience". Die sehe ich mir immer wieder gerne an, aber bereits beim ersten mal Angucken vor ein paar Jahren dachte ich mir 'Hmm, warum zeigen die uns fast nur seltsame Typen?'. Wie Bob Bird Jr., der einfach abgedreht ist und spätestens dann zum Unsympath wird, wenn er davon erzählt, wie er als DM den Paladin-Charakter einer Mitspielerin in den Unterhöllen mehrfach vergewaltigen ließ, bis sie zu ihm sagte, 'Sorry, aber jetzt will ich nicht mehr mitspielen.' - Oder sogar Dragonforge-Gründer Stefan Pokorny, der ja auch ausdrücklich von sich im Video sagt "I've always considered myself a weirdo .. and a misfit of society" (letzteres ist zwar kein korrektes Englisch, aber ich denke man weiss was er damit meint). Und gleichzeitig ist der Teil des Videos, wo Pokorny seine selber gestalteten Welten zeigt (die Zeichnungen: der Hammer) und darüber spricht, der inspirierendste. Aber dennoch - weirdo, misfit.

Und jetzt vergleiche das mal mit "The Dungeon Masters", ein WotC-Video über 4E-Spielleiter in New York. Da sehe ich weit sympathischere und 'normalere' Gestalten vertreten, die zwar auch im Hobby voll aufgehen, ohne aber gleich völlig überdreht, und in der Lebensführung: einseitig, zu wirken.

Es gibt noch weitere D&D-Dokus, die ich nicht persönlich kenne, nur aus Rezensionen, und aus denen ich erfahren habe, dass eine Vielzahl solcher Dokus sich zum Ziel setzen, die Szene 'soziologisch' von außen zu betrachten. Da kommt es natürlich gelegen, sich die abgefahreneren Typen herauszugreifen.

Um es also nochmal zu sagen - ich denke, es hängt schon viel von den Dokus selber ab, um Reaktionen wie in diesem Thread hervorzurufen.
« Letzte Änderung: 22.05.2011 | 14:48 von Windjammer »