Terraclips
Man braucht eindeutig eine Menge Bauerfahrungen, bevor man eine fundierte Meinung abgeben kann, aber für einen ersten Eindruck sollten meine ersten beiden Builds wohl reichen..
Die Papptiles sind nicht viel anderes als Bodenplatten, Türen etc. als bei z.B. dem Brettspiel Descent und unter dem Gesichtspunkt haben Terraclips einen stolzen Preis.
Außerdem sind Terraclips 3D-Skizzen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
So eine Box zu öffnen erschlägt einen förmlich mit dem, was alles drin zu sein scheint und versteht mich nicht falsch, es ist eine Menge, aber relativ schnell wird man dennoch abstrahieren müssen.
Ich habe den Fehler gemacht, mit Buildings anzufangen, dem wohl filigransten und kompliziertestem Set und am Ende war ich enttäuscht und etwas gefrustet.
Ich fing an, alle Tiles zu sortieren und wollte eine stereotype Taverne bauen (ein großer Aufenthaltsraum unten, eine separate Küche und ein Wohnrraum für die Herbergsbesitzer unten, ein Gemeinschaftsschlafsaal sowie vier Einzelzimmer oben, ggf. noch mit Balkon.) Als Look sollte sie Holzoptik bekommen, von außen schon etwas heruntergekommen wirken und innen dann doch eher hübsch.
Dafür reichen die Tiles nicht.
Um überhaupt das Layout bauen zu können musste ich auch Tiles nehmen, die nicht dem entsprachen, was ich bauen wollte und das ist der Punkt, an dem ich finde, dass man abstrahieren muss: Die Form die man möchte wird man wohl bauen können, aber es wir nie genau die Tiles geben, die das repräsentieren, was man an Aussehen haben möchte.
Es ist dringend angeraten, mit realistischen Erwartungen an die Sache heranzugehen und nicht so wie ich, der sich nach über einem Jahr des Wartens eine Art Gelände-Heilsbringer aus Karton erwartet hat..
Wie dem auch sei, die Grundfform war schnell gebaut und ich habe so wenig Clips wie möglich verwendet, um bei Bedarf auch recht schnell mal die ein oder andere Wand entfernen zu können, um besseren Blick in die verschiedenen Zimmer zu gestatten.
Das Resultat war, dass alles nicht ganz so eng und fest an einander saß, wie ich es mir gewünscht und vorgestellt hatte und es zu Problemen kam, als ich die obere Etage aufgesetzt habe.
Es passte nicht richtig, war krumm und schief, wackelig und sah schlicht dusselig aus.
Ein Dach habe ich mir an dierser Stelle dann gespart, denn ich hatte die Lust verloren. Außerdem wäre ein Dach auch so ziemlich das einzige gewesen, was ich noch hätte bauen können. Mit Bodenplatten und Wänden war ich (bei einer Grundfläche von 9 x 12 Zoll über zwei Etagen) ziemlich am Ende angekommen, eben so wie mit meiner Geduld. Wenn man mit einrer anderen Einstellung herangeht (siehe gleich weiter unten mein zweiter Build) sind aber bestimmt sehr schöne Gebäude machbar, auch wenn man für wirklich große (oder viele kleine) Gabäude mit Sicherheit mehr als ein Set brauchen wird. Ich war jedenfalls gefrustet.
Mein zweiter Build vorhin war eine Strassenszene mit dem Streets-Set, dem wohl simpelsten der drei bisher verfügbaren. (Sewers wird wohl vom Aufbau her mit Kleinteilen etc. irgendwo in der Mitte liegen.)
Vorneweg: Ich bin begeistert und habe erst mit dem Bauen aufgehört, als mir die Knie ob des auf-dem-Boden-hockens weh taten.
Aufbau war eine tief gelegene Strasse mit erhöhten Fußwegen auf beiden Seiten, durch eine über die Strasse führende Brücke verbunden. Am Ende der Strasse war dann eine Rampe, die die Strasse auf die Höhe der Fusswege hob und so alle Wege gemeinsam zu einem großen Platz führte.
Die Strasse samt Rampe war 6 x 24 Zoll lang (die Fusswege entsprechend zwei Mal 3 x 24 " + 3 x 6 " Brücke über die Strasse), der Platz war 12 x 18 " groß).
Für reine Grundfläche wären noch zig Tiles übrig gewesen, doch mit Geländern für die Fusswege bin ich ans Limit des Sets gestossen, ebenso mit Wänden, um einen Unterbau für den erhöhten Platz zu haben. Hätte man hier mit anderen Sets (insbesondere Sewers) kombiniert wäre da noch einiges gegangen!
Da ich aus meinem ersten Build gelernt hatte habe ich diesmal Clips genutzt als gäbe es kein morgen (Ausnahme: Die Strasse an sich. Clips sollte man bloß verwenden, wo sie für Stabilität nötig sind. Bodenfläche, die auf dem Tisch/Fussboden/woauchimmer aufliegen sollte man nicht per Clips verbinden.) und die verschiedenen Ebenen sassen deutlich besser aufeinander. Nicht perfekt, aber besser und stabiler, fürs spielen also absolut ausreichend. Bei diesem Aufbau habe ich übrigens gelernt, dass man in Bereichen, die zu bespielen man nicht vorhat übrigens auch ganz gerne mal Wände einbauen kann und sollte, wo eigentlich keine sein müssten. (Konkret: unter den Bürgersteigen. Für so eine grosse Fläche nur einen Rahmen zu bauen lässt diesen wabbelig und schief werden.) Das verleiht Stabilität.. Da es für Strassen aber ohnehin weniger Designs gibt hat man deutlich mehr Tiles die zueinander passen und ein stimmigeres Gesamtbild ergeben. Hier ist weniger Abstraktion der eigenen Vorstellung notwendig.
Es ist nur ein kurzer erster Eindruck und kein ganzes Review, deswegen kann da bestimmt noch einiges an Erfahrungen gemacht werden, die andere Blickwinkel auf Terraclips als Produkt ermöglichen, aber zum jetzigen Zeitpunkt mag ich sagen:
Terraclips sind 3D-Skizzen und als solche machen sie keinen schlechten Job. Man braucht etwas Übung und muss sich von vornherein davon verabschieden, dass es aussieht, wie man möchte, dass es das tut, aber wenn man Terraclips nutzt, um bestimmte Formen dreidimensional darzustellen ist es toll.
Für wirklich große und komplexe Sachen wird man aber mit jeweils einem Set nicht weit kommen, von daher ist es ein teurer Spaß.
Ich bereue den Kauf nicht, aber werde mir ziemlich genau überlegen, was ich mir davon noch holen werde..