Welcome To Bodymore - Teil Eins: Wachwechsel
Das KraftwerkJohn McFarlane Kraftwerk, Baltimore, Maryland - 21. Dezember 2008Duane Rukowsy zwängt sich zwischen zwei gewaltigen Flüssigsauerstofftanks in Deckung und schnappt nach Luft. Es ist inzwischen so kalt, dass sein Atem kleine weiße Wölkchen bildet, und im Schein seiner mickrigen kleinen LED-Lampe glitzert ein Hauch von Eiskristallen auf dem Boden und den Metallrohren um ihn herum. In ein paar Metern Entfernung liegt das Büro der Werkaufsicht, etwas erhöht gebaut für einen idealen Überblick über die verwinkelten Anlagen der Halle, mit ihren Generatoren, Turbinen und Rohrsystemen. Vom großen Panoramafenster mit Blick Richtung Reaktor ist nicht mehr viel übrig. Nur der kleine Plastikweihnachtsbaum, der von irgendeinem Angestellten in einem anderen Leben dort aufgestellt worden ist, blinkt noch immer fröhlich vor sich hin, inmitten all des Blutes und der Zerstörung.
Duane zuckt zusammen, als ein Kurzschluss dort oben auch die letzte Kontrolltafel explodieren lässt. Auch sein ganzer Körper steht unter Strom; das Blut drängt durch seine Adern wie auf überfüllten Autobahnen, wo schon das kleinste Zögern, der kleinste Stau, zum Infarkt führen könnte. Schweiß rinnt ihm übers Gesicht und der Geruch von Ozon, gepaart mit dem von Verwesung, lässt seinen Magen rebellieren.
Auf dem kalten Betonboden zwischen den Tanks und der Eisentreppe zum Büro bemerkt Duane eine breite Blutspur, und fragt sich für einen kurzen, fahrigen Moment, ob es seine eigene ist. Sein Bein pocht wild unter dem Ducttapeverband, lange wird es nicht mehr gut gehen. Er muss weiter. Wenn sie seine Witterung aufnehmen, werden sie ihn finden.
Er starrt auf die Mauer von Finsternis vor sich, auf die Schemen von Maschinen, die im Dunkeln verschwinden. Duane will nicht in die Dunkelheit. Er will hier bleiben, verschnaufen, seine Kräfte sammeln. Oder wegrennen, und die Stadt verlassen, solange es noch geht. Aber das geht nicht. Er hat es Kate versprochen.
Sein Blick fällt auf die große Uhr, die im Büro der Werksaufsicht hängt und vom Blinken des Plastikbäumchens abwechselnd in Pink, Blau und Grün getaucht wird. Nicht mehr viel Zeit.
Duane fummelt die letzten Patronen aus der Jackentasche, klappt den Lauf der Schrottflinte nach unten und lädt nach. Seine Hände sind weiß vom Blutverlust, und er zittert. Fünf Schuss noch, dann ist es aus. Dann werden sie ihn holen - finito, aus, game over.
Es sei denn er würde - nein, das ist natürlich undenkbar. Er blickt sich um. Ein einziger Funke reicht, und das Pulverfass geht hoch. Dann war alles umsonst.
Irgendwo in der Dunkelheit erklingt ein Schrei. Ein panischer Schrei, von einem Menschen in Todesqualen. Duane zuckt zusammen und seine Hände klammern sich um den Lauf der Waffe. Kate ist irgendwo dort drüben.
Duane schließt die Augen und versucht, die Tränen zurückzuhalten. Wie war er nur hierher gekommen, an diesem Samstagabend im Dezember, an dem er eigentlich zuhause in seinem Sessel sitzen könnte, allein zwar, aber sicher, in der Wärme, vor seinem Fernseher, vielleicht Oprah, ein Bier, und Chickenwings mit Miguels fantastischer Barbecue-Soße. Wie war es möglich, dass sein geruhsames Leben diesem Alptraum aus Feuer, Tod und Verwüstung gewichen war? Wie war er zwischen die Seiten dieser düsteren Horrorgeschichte geraten, in der Monster real, Helden aber nur Menschen waren?
Wie immer hatte alles mit einer Leiche begonnen…
Die BeerdigungGreen Mount Cemetery, Baltimore. Ein Jahr zuvor.Der schwere, dunkle Eichensarg sinkt majestätisch hinab in das marmorne Grab im Boden des Mausoleums. Generationen von Montroses sind hier hinter den goldenen Aufschriften ihrer Gräber versammelt und heißen still den neusten Toten in ihrer Mitte willkommen, während die Lebenden Abschied nehmen. Draußen, im Licht eines trüben Wintertages, liegen die sanften Hügel des Green Mount Cemetery, zaghaft bestäubt mit einem Hauch von Schnee.
Die Trauergemeinde, die sich im Schatten des altehrwürdigen Mausoleums versammelt hat, ist ein unüberschaubares Meer aus dunklen Hüten und Schirmen. Menschen jeden Alters, schwarz und weiß, drängen sich dicht an dicht, und ein Teppich von strahlend bunten Sträußen und Blumengewinden leuchtet tapfer der Wand von regungslosem Schwarz und Grau entgegen. Jeder, der in Baltimore Rang und Namen hat, ist gekommen, um Abraham Montrose, dem Philanthropen, Kunstmäzen und geschätzten Sohn der Stadt die Ehre zu erweisen.
Mit einem dumpfen, endgültigen Geräusch setzt der Sarg auf dem Boden des Grabes auf und der Pfarrer spricht einen letzen Segen. Vom Dach des Mausoleums blickt stumm eine Gruppe marmorner Engel hernieder, zwischen deren Flügeln sich eine Handvoll Krähen niedergelassen hat. Es beginnt zu schneien, und die Vögel schwingen sich auf in den bleigrauen Himmel, einem angenehmeren Ort entgegen.
Als wäre es ein Zeichen zum Aufbruch, kommt nun auch Bewegung in die Menschenmenge - Stoff raschelt, Schnee wird von den Schirmen geschüttelt, hier ein Husten, dort ein Schluchzen. Das Schneetreiben wird stärker, und plötzlich scheinen es die Menschen eilig zu haben. Hastig wird noch eine Handvoll Erde in den dunklen Schlund des Grabes geworfen, ein Wort des Beileids an die Hinterbliebenen gerichtet. Dann löst sich die Menge auf, strebt in kleinen Grüppchen den vielen Dutzend Limousinen entgegen, die am Fuß des Hügels auf die Herrschaften warten. Für ein paar Minuten stört das Geräusch von Motoren, das Schlagen von Türen und das Knirschen von Reifen auf hellem Kies die Ruhe der Toten. Dann kehrt Stille ein, und nur noch eine kleine Gruppe schwarz gekleideter Menschen bleibt unter dem Torbogen des Mausoleums zurück.
Erste Szene – Auf dem FriedhofNachdem die normalsterblichen Trauergäste verschwunden sind, bleibt nur noch ein Grüppchen Kondolierender aus der übernatürlichen Szene Baltimores übrig, unter ihnen Kate und ihre
Großmutter Agatha. Kate ist mitgenommen von den Ereignissen der gestrigen Nacht: der Boxclub ist abgebrannt. Agatha kannte
Old Man Montrose aber schon lange und es war ihr ein großer Wunsch, die Beerdigung zu besuchen, auch wenn Kate gerade anderes im Kopf hat.
Jason nimmt die Anteilsbekundungen der Trauergäste entgegen, insbesondere vom CEO von Johns Hopkins,
Prof. Dr. Kyriakos Lagios, der mit seinem Sohn auf den Friedhof gekommen ist. Markanter ist die Begegnung mit einem weiteren Gast,
Warden Morgan vom White Council. In Manier eines Militärspießes erinnert er Jason an seine Pflichten und an das schwere Erbe seines Vaters, das nun auf Jasons Schultern liegt. Da sich der White Council im krieg befindet, werden alle verfügbaren Zauberer – und vielleicht sogar die Kleineren Talente – an der Front gebraucht. Jason soll in Baltimore die Augen nach Nachwuchs offen halten und diese gegebenenfalls an den White Council melden. Zudem bürdet ihm Morgan die wichtige Aufgabe auf, sich mit den Vertretern des Sommerhofs zu treffen, um die Beziehungen des Councils und des Feenhofs zu stärken. Ohne die Unterstützung des Feenhofs sind die sicheren Transportwege des Councils durchs Nevernever bedroht. Laut Morgan haben die Feen ein besonderes Interesse an der Ley-Linie, die durch Baltimore führt.
Es kommt zu einer kurzen Begegnung zwischen Kate und Jason, als Agatha ihm am Grab seines Vaters kondoliert.
Zweite Szene – Temporarily NeutralAls sich an diesem Morgen Orwyn auf den Weg ins
Penumbra macht, stellt er fest, dass sich die Messingplakete, die sonst „Accorded Neutral – Old man is Watching You“ zeigt, verändert hat und dort nur noch „Temporarily Neutral“ zu lesen ist. Keiner der Angestellten, auch nicht der stets mürrische Barkeeper
Kingsize, kann sich den Vorgang erklären. Erst als Orwyn im Fernsehen den Bericht über die High Society Beerdigung Abraham Montroses sieht, klingelt etwas bei ihm. Er trifft sich mit Sam zu einer Krisensitzung; sie fahren gemeinsam auf den Friedhof, wo Orwyn einen Kranz niederlegt. Es ist klar, dass die beiden sich schleunigst um einen neuen Schirmherrn kümmern müssen.
Dritte Szene – Ein unerwarteter AuftragFrank wurde beim Brand des Boxclubs am Bein verletzt und von
Portis nach Hause gebracht und erstversorgt. Er dämmert unter Schmerz- und Schlafmitteln auf der Couch vor sich hin, als es an der Tür klingelt. Obwohl Frank kaum in der Verfassung für Besuch ist, lässt er den Fremden ein, der sich als britischer Gentleman herausstellt.
Albert Thornton ist zwar irritiert wegen Franks schlechtem Zustand, kommt aber zügig auf das geschäftliche zu sprechen. Er hat von Franks Qualitäten als Alchemist gehört und will, dass er ihm einen speziellen Liebestrank braut. Zunächst lehnt Frank den Job ab, weil er fürchtet, dass der Trank gegen den Willen eines Menschen eingesetzt werden könnte, um ihn gefügig zu machen. Diese Sorge kann Thornton aber entkräften, da er ihm sein Wort gibt, dass der Trank nicht gegen einen Menschen eingesetzt würde. Frank nimmt daraufhin an, lehnt aber eine Bezahlung in Geldform ab. Stattdessen einigen sich die beiden darauf, dass Thornton Frank einige alte Bücher über die ersten Alchimisten des mittelalterlichen Europas besorgt. Thornton händigt Frank daraufhin das Rezept und eine Flasche Wein aus.
Vierte Szene – Rauchende TrümmerVor den kokelnden Trümmern des Boxclubs haben sich Kate und ihre Crew versammelt und begutachten bei einer Runde billigen Fusels die Zerstörung der vergangenen Nacht. Wenig später fährt ein Wagen vor, dem zwei Mitarbeiter der Versicherungsgesellschaft
Lloyd&Shofield entsteigen. Den einen,
Duane Rukowsky, kennt Kate gut, da er der Sachbearbeiter des Clubs in Versicherungsfragen ist, und schon mehrfach bei Zerstörungen und Sachbeschädigungen im Rahmen von Kates Monsterbekämpfungsaktivitäten ein Auge zugedrückt hat. Der andere,
Norman Bronson, ist ein Prüfer der Gesellschaft, der den Fall besonders unter die Lupe nehmen möchte.
Es gelingt Kate und Frank, den Versicherungsleuten einen Bären aufzubinden. Obwohl Duane durchaus zu erkennen scheint, dass es sich hier um keinen Unfall, sondern einen gezielt entstandenen Brand handelt, ist er bereit, Kate zu decken.
(Kate und Frank machten ein gemeinsames Block-Manöver auf den Versicherungsbeamten. Kate zauberte einen Spruch, mit dem verräterische Spuren verschleiert wurden, Frank setze seine naturwissenschaftlichen Fähigkeiten ein, um Bronson überzeugend auf einen möglichen anderen Brandherd, geplatzte Gasleitungen, hinzuleiten)Nachdem sie die Versicherungstypen losgeworden sind, untersucht die Crew gemeinsam die Überreste des Boxclubs. Sam und Orwyn treffen ein und helfen. Unter einem Trümmerberg, ein Teil des Dachs, kommt ein großer Fleck einer in den Boden eingebrannten Flüssigkeit zum Vorschein, es riecht nach Ektoplasma. Offenbar ist hier etwas verendet. Kate entdeckt an einem von außen eingedrückten Fenster einen Papierfetzen mit japanischen Schriftzeichen. Frank identifiziert die Schrift als Japanisch und kann Teile davon übersetzen, offenbar handelt es sich um eine Beschwörungsformel für einen Dämon oder ähnliches.
Orwyn erfährt von Kate, dass Jason als Erbe der Montroses derjenige ist, der am ehesten als neuer Schutzpatron für das Penumbra in Frage käme. Sie gibt ihm Jasons Geschäftsadresse. Während Sam Frank ins Krankenhaus bringt, fährt Orwyn zu Jason.
Unforgettable Moments – Der Geek: Frank bittet Kate zu einem Gespräch unter vier Augen und fragt sie frei heraus, ob er ein Stück ihrer Unterwäsche haben kann, am besten was mit Spitzen und wenn möglich getragen. Kate, die natürlich nicht weiß, dass Frank das für seinen Trank braucht, reagiert fassungslos. Frank der Freak.
Fünfte Szene – Jason Angelou, TierarztOrwyn bekommt von Sam Jasons Adresse, allerdings die geschäftliche. Obwohl er bezweifelt, dass sich Jason am Tag nach der Beerdigung seines Vaters bei der Arbeit befindet, versucht er sein Glück und ist tatsächlich erfolgreich. Jason hatte einen unverschiebbaren Termin mit dem Chihuahua von Paris Hilton und empfängt im Anschluss Orwyn in seinem Büro.
Orwyn gibt vor Jason ganz den rebellischen Rocker-Typ, was den Grund seines Besuches in ein eher zweifelhaftes Licht rückt. Er erzählt Jason etwas von „geschäftlichen Beziehungen“ die Orwyn und Jasons Vater wohl gehabt hätten, und von einem verruchten Szene-Club, an dessen Betrieb er wohl beteiligt gewesen sein soll. Das Gespräch hat etwas mafiöses, und Jason ist skeptisch. Orwyn spricht Jason eine Einladung ins
Penumbra für den morgigen Abend aus, was schon fast wie eine Drohung klingt. Jason entschließt sich aber, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen.
Sechste Szene – Wizard’s Night im PenumbraSam und Orwyn bereiten das
Penumbra sorgfältig auf den hohen Besuch vor, schließlich wollen sie Jason als potentiellen neuen Schirmherrn für sich gewinnen. Natürlich haben die beiden eine etwas andere Vorstellung von „einladend“, „gemütlich“ und „cool“, als Jason, der sich vom gesamten Ambiente des Clubs eher abgestoßen fühlt. Erst als er seinen Weg ins
Abyss findet, wird klarer, warum sein Vater womöglich seine Hand über den Club hielt.
Jasons Auftreten führt zu einigen Pöbeleien mit einem Red Court Vampir namens
Damocles Ravenborn, der in der Szene als Poser und Möchtegern-Anführer verschrien ist. Er beleidigt Jason und erklärt, dass er und seine Gang ab jetzt Jagd auf Zauberer und kleine Talente machen werden. Jason erinnert den Red Court ihn an das Familienmotto der Montroses „Niemand kränkt mich ungestraft“.
Orwyn, Sam und Jason sprechen über den Club und dessen Status als Neutraler Boden. Jason sind aber die Hände gebunden: im Augenblick hat er keinesfalls die Autorität, als Repräsentant des White Councils die Schirmherrschaft über das Penumbra anzunehmen.
Unterdessen erreichen Kate und Frank das
Penumbra um etwas über die japanische Beschwörungsformel herauszufinden. Kate, die irgendwie Mitleid mit dem vermutlich sexuell gestörten Frank hat, versucht, ihn mit einem Goth-Mädchen zu verkuppeln. Vielleicht würde sie ihm ja ihr Höschen schenken. Das Unternehmen scheitert aber an Franks unerschütterlicher Schüchternheit, und die beiden machen sich auf den Weg ins Abyss.
Kate und Frank suchen das Gespräch mit einem Experten für Dämonologie,
Sophocles White, der offenbar auf Frank scharf ist. Er hat einige Hinweise auf die Kreatur, die den Boxclub heimgesucht hat. Vor allem erwähnt er, dass es in Baltimore nur einen Mann gibt, der überhaupt mit magischen Gegenständen und Zauberrollen aus Fernost handeln könnte, ein Taliskrämer namens
Herbert „Herb“ Pott, dem der Laden „Potts and Cauldrons“ gehört. Am Schluss des Gesprächs tauschen Frank und Sophocles ihre Telefonnummern aus, wobei Sophocles dabei ganzklar andere Absichten verfolgt, als Frank…
Schlussszene – VeränderungenKingsize kommt an den Tisch der Charaktere und überbringt mit sorgenvoller Mine eine schlechte Nachricht: der Quarterback der Baltimore Ravens,
Hunter Cantwell, ist bei einer Gasexplosion in einem Wellness-Tempel in der Innenstadt ums Leben gekommen. Als wäre das noch nicht schlimm genug (Baltimore spielte fantastisch in dieser Saison), ist Hunter Cantwell auch noch der amtierende Fürst des Sommerhofs in Baltimore gewesen. Erneut muss die Übernatürliche Gemeinde ein hochrangiges Mitglied zu grabe tragen…
Visuals & Handouts: