Wer spielt gerne Horrorrollenspiele?
Ich spiele sie gerne, aber ich grusele mich eher selten.
Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?
Horror kann in so gut wie jedem Genre auftreten, einfach weil es um Angst und Grusel geht. Urban Fantasy ist für mich erstmal eine Geschichte in der Jetztzeit, die mythologische/fantastische Elemente beinhaltet.
Dabei bleibt natürlich die Frage: Wann ist ein Vampirfilm Horror und wann Urban Fantasy? Wenn der Grusel im Vordergrund steht ist es Horror ("Die Familie des Vampirs"), wenn es ein Liebes- oder Actionfilm mit Vampiren ist, dann ist es Urban Fantasy ("Twilight", "True Blood").
Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus? Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG? Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?
Horror ist für mich auch ein typisches One-Shot-Genre. Erstens, weil es wahnsinnig schwer ist, die entsprechende Atmosphäre aufzubauen, zweitens, weil Horror meistens grauenhafte Tode oder ein großes schreckliches Geheimnis beinhaltet. Horror-Rollenspiele bestehen deshalb oft aus großen Teilen aus Detektivstories (Cthulhu, Fear Itself) oder tendieren zu Action und Pulp.
Horror kann aber problemlos in anderen Genres auftreten.
Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?
Funktionierende Horrorabenteuer hatten für mich folgende Charakteristiken:
- Kontrollverlust der Protagonisten:
Das entsteht meistens durch unbesiegbaren oder unverständliche Gegner, kann aber auch durch Ungewissheit über die eigene Identität oder Taten entstehen ("Bin ich vielleicht selbst der Killer?").
- Das Bekannte:
Die Situation muss vorstellbar sein. Je eher ich mich in sie eindenken kann, desto gruseliger wird es. Ich habe als Kind Verstecken gespielt, also weiß ich wie es ist, in einem Versteck zu sitzen und zu hoffen, bloß nicht gefunden zu werden. Ich kenne das Herzklopfen, wenn ich spät nachts alleine unterwegs bin und mir eine suspekte Person entgegen kommt. Deshalb funktionieren Szenen in der Art gut bei mir.
Kosmischer Horror funktioniert deshalb so wenig, weil er schlicht und einfach kaum vorstellbar ist (was ja der Witz daran ist).
- Das Unbekannte:
So lange nicht ganz klar ist, was vor sich geht, kann man sich leichter gruseln. Sobald man weiß, was passiert und vor allem wie man sich dagegen wehren kann, wird es schon viel weniger gruselig.
Ist es unklar, was für ein Geist im Haus umgeht und wie ich ihn loswerde, kann er unheimlich sein. Habe ich herausgefunden, dass es der Geist und Jebediah Grue ist und mit einer Mischung aus Pfefferminz und Hühnerbeinen gebannt werden kann, fühle ich mich sicher und grusele mich nicht mehr.
Insgesamt bin ich bei Horrorabenteuern für böse-böse SL-Techniken wie Illusionismus und Spielleiterwillkür empfänglicher. Das gehört zum Kontrollverlust dazu. Der SL muss nicht würfeln, ob der unaufhaltsame Serienkiller (TM) das Opfer verfolgen kann. In einer Fantasyrunde würde mich das stören.
Und gerade weil der so wichtig ist, funktioniert Horror seltener bei mächtigeren Charakteren. Wenn ich mich mit zwei Knarren oder meinem Feuerball durch Zombiehorden schnetzeln kann, ist das wenig gruselig (Survival-Horror hat noch den Nebeneffekt, dass der Spielcharakter sehr viel mehr in den Vordergrund tritt - Horror tritt beim Zombietotwürfeln bei mir selten auf). Superheldenhorror? Schwer vorstellbar.
Abgesehen davon, wie Haukrinn schon schrieb, manchmal funktioniert Horror mit all diesen Zutaten nicht. Sind die Mitspieler nicht in der Stimmung, wird aus "Scream" ganz schnell "Scary Movie".