Autor Thema: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]  (Gelesen 10964 mal)

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Offline Oberkampf

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Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« am: 5.06.2011 | 20:43 »
In einem anderen Thread kam jetzt mehrfach das Thema Horrorrollenspiel auf, verbunden mit ein paar Fragen, was eins ist und ob man beim Spielen von klassischen Horrorbösewichten überhaupt ein Horrorspiel spielen will:

Wie Horrorbasiert ein Spiel mit einem Werwolf-Rudel oder einem Vampirklüngel noch ausfällt (Stichwort Horror= Hilflosigkeit) wäre wohl einen eigenen Thread wert. Wer Vampire oder Werwölfe spielt, der will sich nicht gruseln, der will als SC rocken. Ansonsten könnte man auch bei einem schwächlichen Menschen bleiben, ohne Cool Powers und mit Taschenlampe  ;D

Die WoD will ein Horror-Rollenspiel sein, bietet aber Regeln an, die eher zu einem Action- oder Superheldenrollenspiel passen würden.

Das ganze würde mich auch mal interessieren, und zwar auf einer etwas allgemeineren Ebene als nur der WoD, so dass auch die Cthulhuiden, Scoobie-Gangs, Dresdner und sonstige Urbanmythologen mitreden können. Also zur atmosphärischen Einstimmung ein paar Fragen:

Wer spielt gerne Horrorrollenspiele? Wer hasst sie wie die Pest? Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?

Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus? Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG? Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?

Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?

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Offline ClockworkGnome

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #1 am: 5.06.2011 | 21:11 »
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele? Wer hasst sie wie die Pest? Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?

Ich würde liebend gerne mal eins spielen, weil ich Horror mag, aber hatte leider noch nicht die Gelegenheit. Was der Unterschied zu Urban Myth ist weiß ich nicht.

Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus? Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG? Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?

Horror kann man in jedem Setting spielen. Guter Horror besteht für mich aus einem gewissen Hilflosigkeitsgefühl, Unheimlichem, Grausamen. In der richtigen Mischung, denn ist es nur grausam ist es Splatter z. B. . Von daher denke ich auch nicht, das bei Vampire kein Horror möglich ist. Ein Gegner, der eigentlich nicht da sein dürfte und immer einen Schritt voraus ist, unbekannte Kräfte die Sachen überleben, die sie nicht überleben solllten... .

Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?

Da sind wohl auch eher andere gefragt, aber ich wage mal die Behauptung, man kann alles außer von Beginn an lustig und fröhlich ausgelegte Abenteuer auch als Horror spielen, indem man entsprechende Szenen einbaut - und wenns nur die letzte ist, die dann als Cliffhanger dient.
Aber der Klassiker schlechthin dürften wohl kriminalistische Abenteuer sein, also Aufdecken von Irgendwas oder Retten von Irgendwem.

Offline dunklerschatten

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #2 am: 5.06.2011 | 21:46 »
Da stellt sich mir erst mal die Grundlegende Frage, was zur Hölle ist denn nun genau Horror ?

Zitat
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele?

Also wenn mit Horror = Gruseln bedeutet, dann kann ich für meine Runde sagen.

Ich/Wir spielen es nicht, weil es für UNS nicht funktioniert.

Zitat
Wer hasst sie wie die Pest?

Hassen nein, warum. Es funktioniert einfach nicht.

Zitat
Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?

Definitionen bitte...

Zitat
Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus?

Spiele die mit allen Mitteln versuchen die Spieler durch Effekte zu gruseln, es aber am Ende nicht schaffen.

Zitat
Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG?

Scifi und Western Setting funktionieren  ~;D

Zitat
Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?

Denke Horror wird einfach von den anderen Aspekten weggewischt und fällt somit unter den Tisch.

Zitat
Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?

Ich denke bei uns geht es nicht, weil sich keiner gruselt ...

Wie auch, es ist ja nur ein Spiel und es besteht keine Gefahr (aus das der Charakter eben stirbt)

Mit anderen Worten, wenn eine Horde Zombies auf die Charaktäre zu gerannt kommt, dann versucht jeder Spieler eben das sein Charakter überlebt. Aber deswegen bekommt er keine Gänsehaut und wimmert nach seiner Mutti.
Dann fliehen Chars oder kämpfen...aber gruseln...nein

Lange Rede kurzer Sinn, ich habe noch kein Abenteuer gespielt (unabhängig vom System) wo ich funktionierenden Horror erlebt habe.
Alles natürlich imho !!
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Eulenspiegel

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #3 am: 5.06.2011 | 21:56 »
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele? Wer hasst sie wie die Pest? Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?
Ich spiele gerne Horrorollenspiele.

Der Unterschied zu Urban Myth ist: Beim Horror will ich mich gruseln. Es soll mir kalt den Rücken runterlaufen. Urban Myth ist dagegen eher investigativ/explorativ. Es gibt ein paar urbane Legenden und man versucht den wahren Kern hinter diesen Legenden herauszufinden. (Nicht unbedingt der SC, aber zumindest der Spieler.)

Zitat
Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus? Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG? Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?
Horro-RPGs zeichnen sich dadurch aus, dass man Angst bekommt. Während ich in normalen RPGs gerne mächtige SCs spiele, die auch etwas reißen können, spiele ich bei Horror-RPGs gerne Normalos. Und ich muss mich bei Horror-RPGs gruseln und eine Gänsehaut bekommen. Optimal, wenn ich nach dem Spielabend mit einem mulmigen Gefühl nach Hause gehe und hinter jeder Straßenecke eine Gefahr vermute.

Horror-RPGs lassen sich perfekt mit anderen Genres mischen. Urban-Myth-Horror, Science-Fiction-Horror und Fantasy-Horror sind ja quasi schon eigenständige Klassiker.

Zitat
Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?
Im Prinzip kann man alles mögliche spielen/leiten, solange es im Hintergrund eine dunkle Gefahr gibt.

Offline Haukrinn

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #4 am: 5.06.2011 | 22:00 »
Ich spiele gerne Horror, aber länger am Stück funktioniert sowas einfach nicht. Als Oneshot ja, als Einstreuung in Kampagnen auch, aber auf Dauer hält das einfach keiner durch.

ClockworkGnome hat einige sehr schöne Grundvorraussetzungen genannt, die eine Horrorrunde haben muss. Interessanterweise sind die alle ziemlich Systemunabhängig und ich kenne auch kein System, was die besonders unterstützen würde. Gut, Dread hat ein tollen Mechanismus, der die Spieler unter Streß setzt und das kann das Horrorgefühl verstärken - wenn aber meine Spieler gerade nicht in der Gemütssstimmung sind, funktioniert auch das nicht.

Damit sind wir auch am zentralen Punkt. Du kannst mit einem Horrorspiel so ziemlich jedes Abenteuer spielen, schlicht und einfach, weil sich 90% der Spielzeit nicht um Horror drehen werden.

Wenn Du All flesh must be eaten (jetzt mal stellvertretend für alle Spiele aus dem Genre, von Cthulhu über WoD bis Witchcraft) spielst, dann wirst Du den Großteil des Abends Deinen Charakter flüchten und Zombies abknallen lassen - damit Dein Charakter am Ende des Abends zusammen mit den anderen Charakteren eingepfercht in einem Werkzeugschuppen sitzen darf und nicht weiß, was da draußen vor sich geht - und Du Deine 10 Minuten Horror bekommst, die Du Dir jetzt auch wirklich verdient hast.

Spezifisch zur WoD würde ich sagen, dass das überhaupt keine Horror-Rollenspiele sind. Auf den nWoD-Büchern steht das im übrigen auch nirgendwo drauf (und auch nur bedingt drin).  ;) (Das ist reinste Urban Fantasy/Modern Mystery. Und das kann es ja auch sehr gut)
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Offline Bad Horse

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #5 am: 5.06.2011 | 22:14 »
Auf WoD stand auch "Personal Horror" drauf - weil der Anspruch des Systems eigentlich mal war, dass dein Charakter langsam aber sicher alle Menschlichkeit und alle Skrupel ablegt, und dadurch eine gewisse "Oh Gott, was ist aus mir geworden?"-Stimmung entsteht.

Das habe ich auch tatsächlich ein- oder zweimal bei Vampire erlebt; öfter dann bei Unknown Armies, wo es über den Identitäts-Track ja tatsächlich ein Werkzeug für solche "Was habe ich da eigentlich getan"-Momente gibt.

Ansonsten funktioniert Horror nur dann, wenn sich die ganze Gruppe darauf einlässt.
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Offline Jack Napier

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #6 am: 5.06.2011 | 22:22 »
Personal Horror kam bei der WoD bereits schon beim Lesen auf...
Aber das legte sich dann, als ichs weggelegt und für teuer Geld an einen
armen Unwissenden weiterverkauft hab.

Callisto: "Aber mal ehrlich, ein bisschen kann man sich doch seinen Blog anschauen und wenigstens etwas einrichten. Es muss doch nicht so aussehen, nur weil es DSA ist."

Offline Oberkampf

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #7 am: 5.06.2011 | 22:45 »
Da stellt sich mir erst mal die Grundlegende Frage, was zur Hölle ist denn nun genau Horror ?

Da gebe ich mal die grundlegende Antwort, dass ich keine Ahnung leider nur eine Meinung, aber keine Erkenntnis habe und mich deshalb vor Definitionen drücke und das für diesen Thread auch recht offen halten will.  ;D

Aber ich neige auch dazu, zu glauben, dass es was mit Gruseln zu tun hat, und auch dazu, anzunehmen, dass es im Rollenspiel nicht funktioniert und in der Praxis nur "Ermittlungsabenteuer mit übernatürlichem Hintergrund" bedeutet.

Definitionen bitte...

Bei der Unterscheidung Horror und Urban Myth (oder Urban Fantasy) habe ich leider auch keine Definitionen anzubieten (darum frag ich ja danach). Persönlich glaube ich, dass Urban Fantasy RPGs recht realistisch in dem Sinne sind, als dass sie zwar mit Kreaturen aus dem klassischen Horrorkabinett arbeiten, aber nicht annehmen, dass deswegen die Spieler sich vor Angst Gruseln sollen oder unbedingt Opfer spielen wollen. Eine ganz klassische Urban Fantasy Fernsehserie ist für mich z.B. "Buffy the Vampire Slayer" - im Grunde ein Teenager/Studenten-Liebesdrama mit Vampiren. Gruselfaktor nahezu Null. Dresden Files, WoD, Buffy RPG, Demon Hunter würde ich z.B. alles unter Urban Fantasy packen.
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Offline Teylen

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #8 am: 5.06.2011 | 22:51 »
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele? Wer hasst sie wie die Pest? Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?
Ich spiele gerne Horrorspiele. Ich hasse sie logischerweise nicht.
Eine Trennung zwischen Horror und Urban Myth ergibt m.E. keinen Sinn.
Das heißt gerade z.B. die Werke von Stephen King, soweit mir bekannt, würde ich in der Regel sowohl als Horror wie auch als Urban Fantasy bezeichnen.

Zitat
Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus? Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG?

Ein Horror-RPG beziehungsweise Rollenspiel zeichnet sich für mich dadurch aus das es über die eigentlichen Genre Konventionen, sei es Urban Fantasy, Western, SF oder Fantasy, ein Element gibt das darüber hinaus eine Spannung erzeugt...
Die kann sich durch den Aspekt des Gewissen-Ungewissen ergeben.
Durch das einführen abstrakter Konzepte die im Gegensatz zu der Wahrnehmung der Charaktere stehen.
Durch moralisch / philosophische Fragen.
Durch mehr oder weniger schockierende / ekelerregende Sachverhalten.
Durch das Kämpfen mit großen Widerständen um die eigene Kontrolle.

Zitat
Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?
Ausgezeichnet.
Tatsächlich glaube ich das der Horror Ansatz selten ohne andere Genres als Grundlage auskommt.

Zitat
Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?
Die erste Frage verstehe ich nicht. Wie ist das gemeint?
Was imho nicht geht ist "Hilflosigkeit".
Imho hat Hilflosigkeit im RPG nichts mit Horror zu tun, sondern führt eigentlich nur zu Frust.
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Offline ClockworkGnome

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #9 am: 5.06.2011 | 23:01 »
Was imho nicht geht ist "Hilflosigkeit".
Imho hat Hilflosigkeit im RPG nichts mit Horror zu tun, sondern führt eigentlich nur zu Frust.

Ich denke, das muss man differenzieren. Klar, ein NSC, der einfach bei drei Begegnungen mit den Chars den Boden aufwischt und man sich eh nur fragt, warum er sie nicht gleich umgelegt hat, ist nicht gerade Horror.
Aber ein zunächst übermächtiger oder schlicht unbekannter Feind, über den man erst was rausfinden bzw. ein geeignetes Gegenmittel finden muss, am besten unter Zeitdruck (sonst stirbt noch ne Miezekatze^^) hat doch durchaus schönes Horrorpotenzial.

Offline Oberkampf

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #10 am: 5.06.2011 | 23:11 »
@Teylen:
Spielbare/leitbare Abenteuer - das kann ich auch nicht konkret definieren, schließlich schreibt ja jeder SL Abenteuer nach einem eigenen Pool von Techniken. Einfachste Lösung wäre: Was für Abenteuer habe ich (=also derjenige, der die Antwort schreibt) als "Horrorabenteuer" geleitet, und was hat die von "anderen" Abenteuern unterschieden?
Ich (=Tümpelritter) z.B. glaube, dass (fast) alle "Horrorabenteuer", die ich bisher geleitet habe, folgende Merkmale hatten:
- ein langer Ermittlungsweg (mit wenig Weichen/Abzweigungen)
- fischige/zweifelhafte oder betrügerische Auftraggeber
- mehr als 1 DIN A4 Seite Hintergrund
- wenig Kämpfe
- viel reine Atmosphäreszenen, aberwitzige Details (müssen nicht blutig sein)
- geheimnisvolle, plotimmune und betrügerische, übermächtige NSCs
- urbaner Schauplatz

Edit: Unterscheidungen zwischen allgemeinem und persönlichem "Ich" verdeutlicht, weil meine (=Tümpelritters) eigene Erklärung mich verwirrt hat
« Letzte Änderung: 5.06.2011 | 23:32 von Tümpelritter »
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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #11 am: 5.06.2011 | 23:19 »
Eines der Horrorabenteuer, das mir am besten in Erinnerung geblieben ist, hat CP bei Unknown Armies auf Basis der Final Destination Filme geleitet:

Die Charaktere, ein paar ganze normale Leute, überleben einen Autounfall, bei dem sie eigentlich hätten sterben sollen. Andere Überlebende sterben durch gräßliche Zufälle, die Charaktere kriegen es mit und haben Angst.
Sie beschließen, zusammen zu bleiben und alles zu tun, um Unfälle auszuschließen. Also wollen sie mit der U-Bahn fahren. Alle steigen ein, bis auf einen Charakter, vor dessen Nase die Tür plötzlich zugeht.  Und dann steht er da, an dem U-Bahnsteig und gerät mehr und mehr in Panik, als er sich überlegt, was ihn jetzt alles umbringen könnte...

Das war cool, und es gut funktioniert - weil sich die Spieler eben auf die Angst der Charaktere eingelassen haben.

Eine andere Geschichte war eine Ars-Magica-Gruppe, die durch eine verlassene Schlucht reist und dabei auf einen Geist trifft, ein kleines Mädchen, das immer mit dem Nebel kommt. Ich weiß nicht mehr, warum genau, aber das war fürchterlich gruselig. Aber auch da haben wir unseren Charakteren die Angst nachgefühlt.
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Offline Naldantis

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #12 am: 5.06.2011 | 23:31 »
Auf WoD stand auch "Personal Horror" drauf - weil der Anspruch des Systems eigentlich mal war, dass dein Charakter langsam aber sicher alle Menschlichkeit und alle Skrupel ablegt, und dadurch eine gewisse "Oh Gott, was ist aus mir geworden?"-Stimmung entsteht.

Ansonsten funktioniert Horror nur dann, wenn sich die ganze Gruppe darauf einlässt.

Tja, wie Du schon sagst, wenn die Gruppe mitspielt - bei unseren war es scon immer vergebliche Liebesmüh', der Mehrheit auch nur die Idee, 'Menschlichkeit' als Wert zu sehen, nahezubringen.

Offline Scimi

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #13 am: 6.06.2011 | 00:21 »
Horror ist für mich vor allem ein Genre, also ein schlecht abgegrenztes Dingsbums mit schwammigen Abgrenzungen und gewissen thematischen Tendenzen. Was in den Bereich gehört, wird vor allem durch Konsens und Vergleich mit etablierten Horror-Werken bestimmt.

Ich mag Horrorfilme, -geschichten und -romane, egal ob es sich um Zombie-Survival, Slasher, Gruselgeschichten á la M.R.James, Gothic-Literatur, Lovecraft, Monsterfilme, Stephen King, Poe oder sonst irgendwas handelt.
Aber selbst wenn ich in einem einsamen Zimmer während eines heftigen Gewitters bei Kerzenlicht "Oh, Whistle, and I'll Come to You, My Lad" lese, grusle ich mich nicht. Ich zittere nicht, ich erschauere nicht. Und wenn gerade die Firefly-Familie literweise Blut über den Bildschirm fließen lässt, fühle ich mich gut unterhalten und nicht abgestoßen oder schockiert.
Zu erwarten, dass es der Job von Horror im Rollenspiel sein soll, mich inmitten von Freunden und Knabberkram das Fürchten zu lehren, finde ich absurd.

Ein Horrorrollenspiel muss für mich typische Dramatik und Elemente des Genres enthalten. Allerdings kann ein Spiel einem nur die Hilfsmittel dazu an die Hand geben, wenn ich CoC spiele wie SR, dann wird es von Horror zu Pulp, egal wie viele Große Alte und uralte Bücher ihren Auftritt haben.

Nin

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #14 am: 6.06.2011 | 02:05 »
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele? Wer hasst sie wie die Pest? Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?
Es ist wohl definitiv das, was ich am meisten spiele. Dabei unterscheide ich sehr streng nach dem und grenze es entsprechend ab, was ich als düster und Horror bezeichne (z.B. nWoD/CtL) und dem, was für mich eher (alltagstaugliche) Mystery ist (z.B. DFRPG).

Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus?
Für mich persönlich ist Horror die Kür des Rollenspiels. Zum einen ist der Effekt, dass sich die SpielerInnen gruseln extrem schwer zu erzeugen, zum anderen gibt es ein Dilemma zwischen Horror (Opfer) und ProtagonistInnen (Figuren, die der Geschichte ihren Stempel aufdrücken). Zum Beispiel wäre Call of Cthulhu ein Beispiel dafür, wie unbedeutend (und ohnmächtig) die Figuren sind. In der nWoD würde es eher um das ganz persönliche Drama und Horrorelement gehen.

Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG? Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?
Es hat primär etwa mit Ängsten (=Gefühlen) zu tun. Und das ist dann auch für mich die Schnittmenge: Geht es darum, dass die Figuren intensive Gefühle erleben (Angst, Liebe, Neid etc.), haben wir eine Schnittmenge der Emotionen.

Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?
Mehr als bei andern Abenteuern muss sich etwa Horrormäßiges auf die Emotionen (=Ängsten) der SpielerInnen oder der Figuren beziehen.

Offline Woodman

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #15 am: 6.06.2011 | 02:12 »
Zitat
So what is horror?
Horror is a matter of intent, and a matter of content. Anything written to frighten the audience is horror. Horror is usually a goal, not a genre; horror can appear in Westerns, romances, science fiction, fantasy, and mysteries. Wherever the writer wants to make your flesh creep, there’s horror. Horror can be a genre, though, and in one sense it’s the oldest genre of all. The first stories we have, from the Sumerian epics, are full of evil gods, the birth of monsters, and malevolent scorpion-men. And we have only added to that supply of scares over the next five millennia. Vampires, werewolves, psycho killers, haunted houses, and hundreds of other time-tested elements now jam-pack the horror toolbox.
Quelle: Kenneth Hite, GURPS Horror 4th Edition

Das fasst es für mich sehr gut zusammen, bei Horror geht es darum Angst zu erzeugen. Deswegen sehe ich auch keinen Sinn darin Horror irgendwie von Urban Myth zu unterscheiden. Für ein Horrorrollenspiel sind für mich auch die Mitspieler wichtiger als das System, um irgendwelche Ängste zu triggern bedarf es meistens weniger mechanischer Komponenten als Spielern, die sich darauf einlassen wollen und können, nur zu viel Metakomponenten sollte das System nicht haben um nicht aus der Stimmung gerissen zu werden. Ein großes Problem dabei ist das Verhalten der Spielercharaktere, genau wie die Protagonisten in Horrorgeschichten müssen sie sich teilweise unvernünftig verhalten, und sich in Gefahr begeben, auch wenn zumindest der Spieler weiß was das für eine blöde Idee ist.

Offline Nocturama

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #16 am: 6.06.2011 | 03:39 »
Zitat
Wer spielt gerne Horrorrollenspiele?

Ich spiele sie gerne, aber ich grusele mich eher selten.

Zitat
Wer differenziert scharf zwischen Horror und Urban Myth?

Horror kann in so gut wie jedem Genre auftreten, einfach weil es um Angst und Grusel geht. Urban Fantasy ist für mich erstmal eine Geschichte in der Jetztzeit, die mythologische/fantastische Elemente beinhaltet.
Dabei bleibt natürlich die Frage: Wann ist ein Vampirfilm Horror und wann Urban Fantasy? Wenn der Grusel im Vordergrund steht ist es Horror ("Die Familie des Vampirs"), wenn es ein Liebes- oder Actionfilm mit Vampiren ist, dann ist es Urban Fantasy ("Twilight", "True Blood").

Zitat
Was zeichnet Horrorrollenspiele für euch aus? Was ist am Horrorrollenspiel anders als am Sci-Fi oder Fantasy oder Western-RPG? Wie verträgt sich Horror mit anderen Genes in Mischsettings?

Horror ist für mich auch ein typisches One-Shot-Genre. Erstens, weil es wahnsinnig schwer ist, die entsprechende Atmosphäre aufzubauen, zweitens, weil Horror meistens grauenhafte Tode oder ein großes schreckliches Geheimnis beinhaltet. Horror-Rollenspiele bestehen deshalb oft aus großen Teilen aus Detektivstories (Cthulhu, Fear Itself) oder tendieren zu Action und Pulp.
Horror kann aber problemlos in anderen Genres auftreten.

Zitat
Was für Abenteuer kann man mit Horrorrollenspielen spielen/leiten? Was für Abenteuer gehen nicht? Warum?

Funktionierende Horrorabenteuer hatten für mich folgende Charakteristiken:

- Kontrollverlust der Protagonisten:
Das entsteht meistens durch unbesiegbaren oder unverständliche Gegner, kann aber auch durch Ungewissheit über die eigene Identität oder Taten entstehen ("Bin ich vielleicht selbst der Killer?").

- Das Bekannte:
Die Situation muss vorstellbar sein. Je eher ich mich in sie eindenken kann, desto gruseliger wird es. Ich habe als Kind Verstecken gespielt, also weiß ich wie es ist, in einem Versteck zu sitzen und zu hoffen, bloß nicht gefunden zu werden. Ich kenne das Herzklopfen, wenn ich spät nachts alleine unterwegs bin und mir eine suspekte Person entgegen kommt. Deshalb funktionieren Szenen in der Art gut bei mir.
Kosmischer Horror funktioniert deshalb so wenig, weil er schlicht und einfach kaum vorstellbar ist (was ja der Witz daran ist).

- Das Unbekannte:
So lange nicht ganz klar ist, was vor sich geht, kann man sich leichter gruseln. Sobald man weiß, was passiert und vor allem wie man sich dagegen wehren kann, wird es schon viel weniger gruselig.
Ist es unklar, was für ein Geist im Haus umgeht und wie ich ihn loswerde, kann er unheimlich sein. Habe ich herausgefunden, dass es der Geist und Jebediah Grue ist und mit einer Mischung aus Pfefferminz und Hühnerbeinen gebannt werden kann, fühle ich mich sicher und grusele mich nicht mehr.

Insgesamt bin ich bei Horrorabenteuern für böse-böse SL-Techniken wie Illusionismus und Spielleiterwillkür empfänglicher. Das gehört zum Kontrollverlust dazu. Der SL muss nicht würfeln, ob der unaufhaltsame Serienkiller (TM) das Opfer verfolgen kann. In einer Fantasyrunde würde mich das stören.
Und gerade weil der so wichtig ist, funktioniert Horror seltener bei mächtigeren Charakteren. Wenn ich mich mit zwei Knarren oder meinem Feuerball durch Zombiehorden schnetzeln kann, ist das wenig gruselig (Survival-Horror hat noch den Nebeneffekt, dass der Spielcharakter sehr viel mehr in den Vordergrund tritt - Horror tritt beim Zombietotwürfeln bei mir selten auf). Superheldenhorror? Schwer vorstellbar.

Abgesehen davon, wie Haukrinn schon schrieb, manchmal funktioniert Horror mit all diesen Zutaten nicht. Sind die Mitspieler nicht in der Stimmung, wird aus "Scream" ganz schnell "Scary Movie".
You're here for two things: to fucking ruin someone's shit, and to play a friendly game of make-believe.

AND YOU'RE ALL OUT OF IMAGINATION.

Offline dunklerschatten

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #17 am: 6.06.2011 | 07:35 »
@clockworkgnome

Zitat
Aber ein zunächst übermächtiger oder schlicht unbekannter Feind, über den man erst was rausfinden bzw. ein geeignetes Gegenmittel finden muss, am besten unter Zeitdruck (sonst stirbt noch ne Miezekatze^^) hat doch durchaus schönes Horrorpotenzial.

oO Das sind doch keine Horror Zutaten, bzw. das sind doch auch Zutaten eines guten generischen Abenteuer-Plots...??!

@tümpelritter

Zitat
- ein langer Ermittlungsweg (mit wenig Weichen/Abzweigungen)
- fischige/zweifelhafte oder betrügerische Auftraggeber
- mehr als 1 DIN A4 Seite Hintergrund
- wenig Kämpfe
- viel reine Atmosphäreszenen, aberwitzige Details (müssen nicht blutig sein)
- geheimnisvolle, plotimmune und betrügerische, übermächtige NSCs
- urbaner Schauplatz
#

Auch hier, so etwas kommt doch bei einem durchschnittlichen Shadowrun-Abenteuer vor und das ohne Horror-Label ?!

@BH
Zitat
Die Charaktere, ein paar ganze normale Leute, überleben einen Autounfall, bei dem sie eigentlich hätten sterben sollen. Andere Überlebende sterben durch gräßliche Zufälle, die Charaktere kriegen es mit und haben Angst.
Sie beschließen, zusammen zu bleiben und alles zu tun, um Unfälle auszuschließen. Also wollen sie mit der U-Bahn fahren. Alle steigen ein, bis auf einen Charakter, vor dessen Nase die Tür plötzlich zugeht.  Und dann steht er da, an dem U-Bahnsteig und gerät mehr und mehr in Panik, als er sich überlegt, was ihn jetzt alles umbringen könnte...

Das war cool, und es gut funktioniert - weil sich die Spieler eben auf die Angst der Charaktere eingelassen haben.

Eine andere Geschichte war eine Ars-Magica-Gruppe, die durch eine verlassene Schlucht reist und dabei auf einen Geist trifft, ein kleines Mädchen, das immer mit dem Nebel kommt. Ich weiß nicht mehr, warum genau, aber das war fürchterlich gruselig. Aber auch da haben wir unseren Charakteren die Angst nachgefühlt.

Interessant wie sich da Menschen unterscheiden.
Das sind 2 Situationen die ich in keiner Weise mit Horror verbinde.

Wobei ich den Ubahnfall skurieler finde als die Geistnummer in der Schlucht.

@naldantis
Zitat
Tja, wie Du schon sagst, wenn die Gruppe mitspielt - bei unseren war es scon immer vergebliche Liebesmüh', der Mehrheit auch nur die Idee, 'Menschlichkeit' als Wert zu sehen, nahezubringen.

Auch hier müßte man "Menschlichkeit" wohl erst mal definieren und ich kann die Mehrheit deiner Gruppe durchaus verstehen.

@nin
Zitat
Es hat primär etwa mit Ängsten (=Gefühlen) zu tun. Und das ist dann auch für mich die Schnittmenge: Geht es darum, dass die Figuren intensive Gefühle erleben (Angst, Liebe, Neid etc.), haben wir eine Schnittmenge der Emotionen.

Ähm selbst wenn der Charakter "Ängste" erlebt, habe ich doch als Spieler keine Angst ...oO



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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #18 am: 6.06.2011 | 08:40 »
[U-Bahn Situation]
Das sind 2 Situationen die ich in keiner Weise mit Horror verbinde.
Damit stehst du wohl eher allein dar.
Immerhin kommt eine solche, vergleichbare U-Bahn Szene tatsächlich in einem der Final Destination Filme vor.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Zitat
Auch hier müßte man "Menschlichkeit" wohl erst mal definieren und ich kann die Mehrheit deiner Gruppe durchaus verstehen.
Als Menschlichkeit wird in der (o)WoD ein Wert beschrieben der angibt wie weit der Charakter noch dazu in der Lage ist ethische / moralische Vorgaben zu erfassen welche den Menschen zu eigen sind, bzw. welche den Menschen vom Tier trennen.
Die Definition findet sich darüber hinaus im Grundregelwerk.
Ich fände es mindest befremdlich, wenn die Spieler bei VtM dies nicht verstanden hätten.

Zitat
Ähm selbst wenn der Charakter "Ängste" erlebt, habe ich doch als Spieler keine Angst ...oO
Umgekehrt wird der Schuh draus.
Der Charakter muß keine "Angst" [Nin hatte mehr als eine Emotion aufgeführt, daher die Anführungszeichen] erleben, damit der Spieler (starke) Emotionen empfindet.
Beispielsweise bin ich beim ansehen von "The Butterfly Effect" in einer Szene, ich weiß nicht mehr genau welcher, derart erschreckt das ich mit einem kleinen Schrei senkrecht aus dem Sessel gefahren bin. [Was mit bis dahin noch nicht im Kino passiert war, und seitdem nicht wieder] Auch wenn die Erinnerung an die Szene wage sind, bin ich mir absolut sicher das die Hauptfigur nicht Ansatzweise so erschrocken war wie ich.
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Offline Nocturama

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #19 am: 6.06.2011 | 09:27 »
Zitat
Ähm selbst wenn der Charakter "Ängste" erlebt, habe ich doch als Spieler keine Angst ...oO
Umgekehrt wird der Schuh draus.
Der Charakter muß keine "Angst" [Nin hatte mehr als eine Emotion aufgeführt, daher die Anführungszeichen] erleben, damit der Spieler (starke) Emotionen empfindet.

Dem würde ich zustimmen - in einem Horrorspiel will ICH mich gruseln. Ob sich mein Charakter gruselt, ist dabei nebensächlich. Zum Beispiel: Furchtbar gut funktioniert hat bei mir das Abenteuer "Narrenball" von CoC. Da wird am Anfang auf einem Maskenball ein Versteckspiel veranstaltet. Und dank der passenden Atmosphäre haben wir uns alle gefragt, was Schreckliches passiert, wenn unsere Charaktere gefunden werden. Das fand ich damals gruselig.
Mein Charakter dagegen hat sich wohl eher damit beschäftigt, ob sie ihren Schauspielkollegen mit den Archäologen eifersüchtig machen kann oder nicht. Die wusste allerdings auch nicht, dass sie in einem Horrorabenteuer mitspielen darf ;)

Manche Leute gruseln sich aber einfach nicht gerne und sowieso nur selten, da kann ein Horrorabenteuer selbst mit der besten Atmosphäre und den tollsten Mitspielern nicht viel ausrichten.
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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #20 am: 6.06.2011 | 11:55 »
@tümpelritter
#

Auch hier, so etwas kommt doch bei einem durchschnittlichen Shadowrun-Abenteuer vor und das ohne Horror-Label ?!

Erwischt, für mich ist allein der Gedanke an eine Shadowrun-Runde blanker Horror, der nur noch von der Angst vor DSA und dem Spiel-dessen-Name-nicht-genannt-wird übertroffen wird.  ;)

Aber ernsthaft, es stimmt, viele meiner "normalen" urbanen Erittlungsabenteuer unterscheiden sich in einigen Punkten nicht (naja, weniger eingleisig, mit weniger Plotimmunität, mit etwas mehr Kämpfen sind sie schon.)

Allgemein:
Ich finde die Beobachtung/These interessant, dass Horror mit anderen Genres zusammenpasse oder vielmehr andere Genres zur Unterfütterung brauche. Anscheinend kann man Horror zentral durch eine bestimmte Stimmung unter den Spielern (Angst bzw. Grusel) definieren, die mit fast jedem Genre/Rollenspiel erreicht werden kann (außer vielleicht Toons?). Um diesen Horror zu erreichen, müssen sich die Spieler darauf einlassen wollen.

Die andere zentrale Definitionsmöglichkeit (von der ich so ein bisschen ausgegangen bin) ist anscheinend das Vorkommen tradierter Horrorelemente im Setting. Darum wurde/wird wohl die WoD von manchen Leuten als Horrorsetting wahrgenommen. Die Grenze dieser Definition scheint zu sein, dass Horrorelemente (z.B. Werwölfe, Dämonen) in fast allen Fantasysystemen vorkommen, ohne besonders gruselig zu sein.
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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #21 am: 6.06.2011 | 12:18 »
Zitat
Die andere zentrale Definitionsmöglichkeit (von der ich so ein bisschen ausgegangen bin) ist anscheinend das Vorkommen tradierter Horrorelemente im Setting. Darum wurde/wird wohl die WoD von manchen Leuten als Horrorsetting wahrgenommen. Die Grenze dieser Definition scheint zu sein, dass Horrorelemente (z.B. Werwölfe, Dämonen) in fast allen Fantasysystemen vorkommen, ohne besonders gruselig zu sein.
Diese übernatürlichen Elemente braucht es eigentlich gar nicht, es braucht nur etwas erschreckendes. Ein völlig mundaner Serienmörder zum Beispiel, eine Gruppe von Leuten, die auf den Straßen von London leben während der White Chapel Morde könnte ein prima Horrorabenteuer abgeben, oder die Konfrontation mit ansteckenden Krankheiten oder Auswirkungen von Strahlung. Wichtig ist es nur Ängste zu triggern, die übernatürlichen Wesen, die man sofort mit Horror assoziiert, sind nur Verkörperungen spezieller Ängste und besonders mächtige dazu, dadurch fällt es leichter bestimmte Ängste anzusprechen.

Offline dunklerschatten

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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #22 am: 6.06.2011 | 14:06 »
@teylen

Zitat
Damit stehst du wohl eher allein dar.
Immerhin kommt eine solche, vergleichbare U-Bahn Szene tatsächlich in einem der Final Destination Filme vor.

Na ich stehe evtl. HIER damit alleine da.Was ich jetzt nicht tragisch finde.
Und klar das solche Szenen auch schon anderweitig verarbeitet wurden aber auch wenn das Zeug in Film oder Buchform transportiert wird finden das nicht alle wirklich gruselig.
Und Final Destination finde ich jetzt auch eher müde und langweilig...

Zitat
Als Menschlichkeit wird in der (o)WoD ein Wert beschrieben der angibt wie weit der Charakter noch dazu in der Lage ist ethische / moralische Vorgaben zu erfassen welche den Menschen zu eigen sind, bzw. welche den Menschen vom Tier trennen.
Die Definition findet sich darüber hinaus im Grundregelwerk.
Ich fände es mindest befremdlich, wenn die Spieler bei VtM dies nicht verstanden hätten.

Also ich finde ja das Thema ethisch/moralische Vorgaben als Maßstab von Menschlichkeit sowohl in real als auch in RPG´s immer so eine Sache.

Zitat
Umgekehrt wird der Schuh draus.
Der Charakter muß keine "Angst" [Nin hatte mehr als eine Emotion aufgeführt, daher die Anführungszeichen] erleben, damit der Spieler (starke) Emotionen empfindet.
Beispielsweise bin ich beim ansehen von "The Butterfly Effect" in einer Szene, ich weiß nicht mehr genau welcher, derart erschreckt das ich mit einem kleinen Schrei senkrecht aus dem Sessel gefahren bin. [Was mit bis dahin noch nicht im Kino passiert war, und seitdem nicht wieder] Auch wenn die Erinnerung an die Szene wage sind, bin ich mir absolut sicher das die Hauptfigur nicht Ansatzweise so erschrocken war wie ich.

Darauf wollte ich eigentlich raus  >;D
Es gibt eben Menschen die kann man mit so nem Zeug wie Filme und Co nicht schocken. Ich kenne da z.b. einen der zieht sich am laufenden  Band Splatter-Filme rein der würde sich bei ner RPG Horror Szene königlich amüsieren und Spass haben.
Mich pers. lässt das eher kalt und bringt mir keinen Spass, daher funktioniert es halt leider nicht.

@Nocturama
Zitat
Manche Leute gruseln sich aber einfach nicht gerne und sowieso nur selten, da kann ein Horrorabenteuer selbst mit der besten Atmosphäre und den tollsten Mitspielern nicht viel ausrichten.

Jepp das würde ich unterschreiben.

@tümpelritter

Zitat
Erwischt, für mich ist allein der Gedanke an eine Shadowrun-Runde blanker Horror, der nur noch von der Angst vor DSA und dem Spiel-dessen-Name-nicht-genannt-wird übertroffen wird.  Wink

;D Verzeihung ich wollte keine Wunden aufreißen ;D

Zitat
Allgemein:
Ich finde die Beobachtung/These interessant, dass Horror mit anderen Genres zusammenpasse oder vielmehr andere Genres zur Unterfütterung brauche. Anscheinend kann man Horror zentral durch eine bestimmte Stimmung unter den Spielern (Angst bzw. Grusel) definieren, die mit fast jedem Genre/Rollenspiel erreicht werden kann (außer vielleicht Toons?). Um diesen Horror zu erreichen, müssen sich die Spieler darauf einlassen wollen.

Das trifft denke ich ganz gut. Einzig sehe ich das Thema "einlassen" eher skeptisch.
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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #23 am: 6.06.2011 | 14:26 »
Ich denke das Unabhaengig davon, ob man versucht es als selbststaendiges Genre zu spielen, oder es als Element / Thema in ein bestimmtes Genre einarbeitet, bei Horror die Notwendigkeit besteht das die Spieler sich darauf einlassen [wollen].

Die World of Darkness wird m.E. nicht wegen der uebernatuerlichen Kreaturen als Horror-Setting wahrgenommen, sondern weil die grausamen Umstaende auch den Charakter welchen der Spieler fuehrt bezogen werden. Das kann in dem neuen Grundregelwerk problemlos gaenzlich ohne uebernatuerlichen Einfluss geschehen.
Wuerde man es mit Serien vergleichen, so waere es imho der Tales from the Crypt, Twilight Zone oder Outer Limits Ansatz.

Also ich finde ja das Thema ethisch/moralische Vorgaben als Maßstab von Menschlichkeit sowohl in real als auch in RPG´s immer so eine Sache.
Gluecklicherweise ist das RPG nicht real, weshalb man der Simplifizierung einfach folgen kann. ^^

Zitat
Es gibt eben Menschen die kann man mit so nem Zeug wie Filme und Co nicht schocken. Ich kenne da z.b. einen der zieht sich am laufenden  Band Splatter-Filme rein der würde sich bei ner RPG Horror Szene königlich amüsieren und Spass haben.
Nun, es gibt jedoch Gruppen von Menschen die das gleiche entsprechend "ansprechend" finden.
Also ganze Gruppen die gerne Splatter moegen, nun oder bezogen auf das Kino Beispiel, ich bin nicht allein erschreckt :)
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Re: Wie und warum tut ihrs - [Horrorrollenspiele]
« Antwort #24 am: 6.06.2011 | 14:27 »
Das trifft denke ich ganz gut. Einzig sehe ich das Thema "einlassen" eher skeptisch.
Ich würde eher sagen das nicht alle Menschen für die gleichen Dinge empfänglich sind.
Es brauch Beides. Die Spieler müssen für den Horror empfänglich sein und sie müssen sich drauf einlassen.

Typisches Beispiel:
Im Rollenspiel werden jede Menge Gedärme und Körperteile verschiedener Monster verteilt. Das sorgt an sich nicht für Horror, weil die Spieler sich da nicht darauf einlassen. Würden die dazugehörigen Spieler dem Gemetzel in Echt beiwohnen, wette ich mit Dir, dass die meisten Spieler dabei vor Angst und Horror austicken würden.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist