Darum werden ihre Plagen auf einen Tag kommen: Tod, Leid und Hunger; mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist Gott der Herr, der sie richten wird.
Offenbarung 18:8—
Nachdem sich unsere Spielgruppe nach 2 Jahren endlich auf einen festen wöchentlichen RPG Termin einigen konnte, und wir die ersten vier Abende im Weird West zugebracht haben, ist es nun an der Zeit, auf die letzte Kolonialwelt der Menschheit zurückzukehren um mit Blut, Schweiß und Tränen (und vor allem einem starken Glauben) den finsteren Schrecken der Rephaim die Stirn zu bieten. Es folgt eine kurze Vorstellung der Protagonisten
(Anm.: Ich werde nicht zu viel spoilern da meine Spieler wahrscheinlich mitlesen):
Stammspieler:- Erster Ritter Karl Martel: 30 Jahre alt, ehemaliger desillusionierter Untergrund-Boxchampion der zu viele Kämpfe verlor und sich mit den falschen Leuten einließ, jetzt Ritter des Ordo Theutonicorum
- Ritter der Sturmtruppe Lucius Abendroth: Hartgesottener Veteran des Ordo Hastae Sanctae mit einem losen Mundwerk und übermäßig großem Mut, sein Bruder Erwan Abendroth dient ebenfalls bei den Pfählern
- Ritter der Infanterie Johann Ansgar: Der Mann mit den „zündenden“ Ideen, stetig planender, scheinbar durch nichts zu überraschender Infanterist des Ordo Sacrae Flammae, hat offenbar ein großes Herz für die einfachen Leute (unüblich für einen Brenner)
Gastspieler:- Ritter der Sturmtruppe Erwan Abendroth: Wie sein Bruder Lucius ein Veteran der Pfähler, hat mittlerweile aufgrund von Insubordination einen Aufenthalt beim Ordo Paenitentiae hinter sich der ihn geistig wie körperlich schwer gezeichnet hat
- Ritter der Sanitätstruppe Marwin Haikuunen: Verschwiegener Lazariter mit einem überdurchschnittlich großen Wissen in scheinbar allen Fachgebieten, verschwindet zwischen den Einsätzen teilweise für mehrere Wochen
- Kaplan Konstantin Treublatt: Spiritueller Beistand der Lanze mit einer düsteren Vergangenheit die hier noch nicht offenbar werden soll, ist durch seinen starken Glauben mit einem Teil von Gottes Macht gesegnet
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Praeludium (oder: Was bisher geschah)
Nach dem erfolgreichen Sturm auf den vorgezogenen Verteidigungsgürtel um Neu-Budapest bekamen Ritter Erwan Abendroth und Ritter Ansgar (samt ihrer alten Lanze) die Gelegenheit ihre Wunden zu lecken und das Geschehene zu verarbeiten. Da kam den beiden der Einsatz in der kleinen Stadt Gerchtsberg hinter dem Eisengürtel gerade Recht. Die Bevölkerung dort hatte sich anscheinend bewaffnet und war aus unbekannten Gründen dazu übergegangen Kirchenmaterial zu zerstören und nun wurden die Ritter geschickt um die ganze Sache wieder zu bereinigen.
Ein Problem dabei war leider, dass der Lanze ein Oberinquisitor namens Tobias Clemens vor die Nase gesetzt worden war, der den Einsatz leitete. Ein größeres Problem war die Tatsache, dass es während dem Einsatz in Gerchtsberg zu einer Meinungsverschiedenheit zwischen der Lanze und dem Oberinquisitor kam (Feuerbefehl gegen unbewaffnete Zivilisten, eine Lapalie also...), in Folge derer sich Clemens unglücklich den Kopf stieß und für den Rest der Mission in einem Samariter-Schützenpanzer behandelt werden musste. Der Abend endete mit der Rückkehr der Ritter zur Präzeptorei Engelswacht wo sie debrieft wurden und dem Bannerführer eine modifizierte Version der Geschichte auftischten.
23. - 24. Prim 2351: Glaubensbrüder unter sichDer Abend begann mit Ritter Ansgar, der seit zwei Tagen unter Ausgangssperre stand und die Zeit in seinem Quartier zubrachte. Die Schlafstätten seiner Lanzen-Brüder hatte er am Morgen nach der Rückkehr aus Gerchtsberg verlassen vorgefunden, einen Grund für die Ausgangssperre hatte ihm sein Bannerführer nicht genannt. Doch das Warten sollte ein Ende haben denn zwei breitschultrige Männer betraten den Raum.
Einer der beiden war Bannerführer Ehrwald höchstpersönlich, den anderen kannte Ritter Ansgar nicht, doch schien er eine große Ähnlichkeit zu Erwan zu haben. Die beiden Ritter nahmen Aufstellung und der Bannerführer begann (sehr untypisch für den grimmigen Mann) Ansgars Leistung in Gerchtsberg zu loben (der Ritter hatte sich um die Zivilisten zu schützen auf eine Filamentgranate geworfen). Anschließend erfuhr der Ritter etwas über den Verbleib seiner Lanze denn anscheinend, hatte Oberinquisitor Clemens mächtige Freunde irgendwo oben im Kirchenapparat die dafür gesorgt hatten, dass der lange Arm der Inquisition die Ritter trotz Rechtsimmunität der Orden einholen hatte können. Wo genau seine Lanze denn jetzt war fand Johann jedoch nicht heraus.
Nun wandte sich der Bannerführer an beide Ritter: Sie hatten den Auftrag sich in 2 Stunden am Flugfeld der Präzeptorei Engelswacht einzufinden um hinter den Eisengürtel zurückzukehren. Dort im Hinterland nördlich der Terra Infernales würden sie in ein kleines Tal namens Vallis Ater fliegen und in der „neu gegründeten“ Präzeptorei Chios ihren Dienst antreten. Mit diesen Worten verließ der Bannerführer die beiden Ritter, wurde jedoch von Johann aufgehalten und gefragt, welchem Orden denn Chios unterstehen würde. Die Antwort des Bannerführers war von einem bösen Grinsen begleitet: Dem Ordo Theutonicorum, den Deutschrittern...
(Anm.: die Deutschritter sind ein im Jahre 2350 neu gegründeter Orden mit der Aufgabe für Sicherheit in den Kirchenlanden zu sorgen, der Großmeister des Ordens war früher bei der Inquisition... ein Schelm wer übles denkt).Beim Zusammenpacken der wenigen Ausrüstungsgegenstände die die beiden Ritter im Quartier hatten kamen sie ins Gespräch. So stellte sich der Neuankömmling als Ritter Lucius Abendroth vor, Bruder des ehemaligen Lanzenmitglieds von Johann. Lucius kam frisch aus dem Lazarett und der Grund für seine Versetzung bestand wohl in einer kleinen „non-verbalen“ Diskussion, die er mit einem über seinen Bruder spottenden Ritter geführt hatte. Aufgrund der doch sehr ähnlichen Ansichten (Brenner und Pfähler halt...) kam recht bald eine gewisse Sympathie zwischen den Männern auf. Zügig sahen die beiden Kameraden noch in der Waffenkammer vorbei und Lucius verabschiedete sich von seinem guten Freund Waffenmeister Delmonte. Dieser ließ unsere Protagonisten jedoch nicht einfach gehen sondern bat sie um einen Gefallen (scheinbar wusste er von ihrer Versetzung). Die Ritter sollten nach einem gewissen Ordensbruder namens Michael Ebenried Ausschau halten und ihn um eine kleine schwarze Box mit einem Kreuz darauf erleichtern. Unschlüssig ob Delmontes Motivation und dem Inhalt der Box zögerte Johann, Lucius hingegen schlug sofort ein, im Gegenzug würde der Waffenmeister ihm einen Gefallen schuldig sein. Schließlich begaben sich die zwei Lanzenkameraden zum Flugfeld und stiegen in den dort auf sie wartenden Engel.
Der Flug hätte ereignislos verlaufen können, außer den beiden Rittern transportierte der Engel nur Vorratskisten, wenn Ritter Ansgar nicht so verdammt neugierig gewesen wäre. So öffnete er eine der Kisten und stieß auf eine große Anzahl an Flechet-Waffen. Auch in den anderen Kisten schienen sich Waffen zu befinden. Das versetzte die beiden ins Grübeln doch keiner kam zu einem vernünftigen Ergebnis bis der Engel das von hohen Bergen umgebene Vallis Ater erreichte.
Kaum war der Engel auf dem Flugfeld der Präzeptorei Chios gelandet und die Passagiere ausgestiegen erschütterte bereits eine Explosion den Boden. Beide Ritter machten ihre Waffen schussbereit und gingen neben dem Truppentransporter in Deckung während der Pilot die Maschine wieder startbereit machte. Dichter Rauch stieg von der Satellitenschüssel des Kommunikationsgebäudes der Präzeptorei auf und die Ordenskrieger konnten mitansehen, wie das gesamte Com-Relais in sich zusammenbrach. Herbeieilende Servienten der Deutschritter klärten die beiden Neuankömmlinge schließlich auf. Solche „Defekte“ der Ausrüstung waren hier nicht selten seit die Präzeptorei vor einem Monat per päpstlichem Dekret den Besitzer gewechselt hatte. Ihr ehemaliger Besitzer, der Ordo Hastae Sanctae, hatte wohl alles daran gesetzt den Deutschrittern das Leben hier so schwer wie möglich zu machen (was natürlich niemand öffentlich erwähnte...). Da die beiden Ritter nicht wussten wo sie sich nun melden sollten trat Lucius an ein Präzeptoreiterminal und brachte die Lanzeneinteilung (C2) und den Standort des Bannerhauses in Erfahrung.
Dort angekommen traf der externe Teil von Lanze C2 das erste Mal auf ihren neuen Bannerführer Peter Prowl der jedoch schlecht informiert wirkte und die Ritter gelangweilt an ihren Ersten Ritter verwies. ER Karl Martel begrüßte die Lanze in dem ihr zugewiesenen Zimmer ohne der sonst üblichen Vorbehalte und es entwickelte sich ein Kennenlern-Gespräch zwischen ihm und Ritter Abendroth. Johann hatte derweil besseres zu tun, ihn quälten die vielen merkwürdigen Ereignisse die er heute erlebt hatte, und so setzte er sich an einen Computer und begann das Präzeptoreinetzwerk zu durchforsten. Dort wo er eigentlich keinen Zugriff hatte wusste er sich zu helfen, es war schließlich nicht das erste Mal, dass er sich eigenhändig Informationen beschaffte.
So brachte Ritter Ansgar in Erfahrung, dass der Engel mit der Waffenlieferung nicht für einen Weiterflug bestimmt war, die Waffen allerdings auch nicht in der Bestandsliste der Präzeptorei auftauchten. Als er nach dem Namen Michael Ebenried suchte fand er eine alte Audioaufzeichnung eines Gespräches zweier Servienten der Flugkontrolle. Diese hatten den Namen zufällig über Funk gehört und zwar von Bord eines passierenden Cherub-Tarnkappenhelikopters stammend. Dieser hatte eine Lazaritenkennung. Außer dem Gesprächsfragment fand Ritter Ansgar trotz überragender Recherche (3 Steigerungen bei Nachforschung -4) leider keine weiteren Informationen.
Da der Abend jetzt schon weit fortgeschritten war und die Neuankömmlinge hungrig wurden begaben sie sich nach einem Gebet in die bannereigene Kantine. An der Schwelle verlor Lucius beinahe das Gleichgewicht, als er über einen festen Gegenstand stolperte, konnte einen Sturz aber, dank seiner guten Reflexe, abwenden. Irritiert stellte er fest, dass der Grund für sein Balanceproblem wohl das Bein des PIO (Preceptory Intelligence Officer) gewesen war, der ihn böse angrinste und fragte ob etwas nicht in Ordnung sei. Hinter dem PIO hatten sich drei Ritter der Sturmtruppe aufgebaut, die die beiden Ordensfremden mit kalten Blicken musterten. Der ungestüme Lucius ging sofort auf die Provokation ein und brach mit dem Ranghöheren Offizier ein Streitgespräch vom Zaun während sich Ritter Ansgar (der wohl Ärger erwartet hatte) neben ihn in den Kantineneingang stellte. Johanns Augen entging auch draußen auf dem Schlachtfeld nichts und so sprang ihm das Namensschild des PIO förmlich ins Auge: „PIO Clemens“. Das konnte kein Zufall sein. Anscheinend hatte der Oberinquisitor der die Lanze in Gerchtsberg begleitet hatte einen Bruder bei den Deutschrittern... Bevor Ritter Ansgar Lucius warnen konnte hatte Clemens jedoch schon ausgeholt und stieß dem Sturmtruppler seinen Cestus (= Kampfhandschuh mit Stahlplatten verstärkt) ins Gesicht.
Im entbrennenden Kampf hatten die Ritter der Lanze C2 trotz der Übermacht leichtes Spiel mit den Deutschrittern, was zum Großteil wohl ihrer Fronterfahrung geschuldet war (und der Tatsache, dass man Pfähler wohl besser nicht im Nahkampf angeht). Trotz des aggressiven Vorgehens des PIO und dem seiner „Freunde“ blieben die beiden Angegriffenen ruhig und beschränkten sich auf kurze, gezielte Schläge, Trips und eine gute Deckung. Keiner von den beiden war dumm genug Clemens (Vorgesetzter!) anzugreifen, was den PIO nur noch mehr zur Weißglut trieb. Durch den Lärm stieß schließlich auch Erster Ritter Martel zu seinen Leuten und schaffte es durch souveränen Einsatz die Situation zu entschärfen (Verstands-Trick: „Seid ihr alle von Gott verlassen Brüder? Der Präzeptoreimeister ist in diesem Augenblick auf Rundgang! Hört auf!“).
Das gab der Lanze C2 die Möglichkeit sich (unter Austausch gottloser Flüche) zurückzuziehen und auf ihr Quartier zu begeben. Innerlich hoffte jeder der Ritter, dass der Vorfall kein Nachspiel haben würde. Müde legten sich die Lanzen-Brüder schlafen, morgen würde ihre erste Mission unter neuem Ordenskommando beginnen...
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So das war unser erster Spielabend und ich bin zufrieden. Da wir nur zwei Stunden Spielzeit hatten ist leider nicht so viel rumgekommen wie ich wollte aber eigentlich macht das gar nichts. Schön, dass meine Spieler von selber Plothooks ausgraben und ihnen dann auch nachgehen. Ich bin gespannt wohin sie die Reise unter Deutschritterbanner wohl noch führen wird.
Falls irgendjemand Fragen, Kritik oder Anmerkungen hat immer her damit, ich bin über jedes Feedback dankbar.