@Xemides
War müssen so unverständlich?
Dann mal andersrum: Was spricht dagegen, dass eine Gruppe sich entscheidet, Charaktere zu spielen, die das herrschende System in Frage stellen? Sei es nun in Aventurien oder in Tharun.
Der entscheidende Unterschied dürfte doch sein, dass Aventurien in weiten Bereichen doch eher ein romantisiertes, entschärftes Spätmittelalter präsentiert: Es ist eben schon ein entscheidender Unterschied, ob in einer Gesellschaft Geschlechtergerechtigkeit herrscht oder nicht, ob Homosexualität verfolgt wird oder nicht, ob relative religiöse Freuzügigkeit herrscht oder nicht, und wie sehr das einfache Volk ausgebeutet wird ... und in all diesen Bereichen bekommt man von Aventurien doch ein sehr viel gefälligeres Bild als von realen historischen Vorbildern, finde ich. Deshalb liegt es auf Aventurien auch nahe, Charaktere zu spielen, die sich in der Welt des Mittelreichs, wie sie eingerichtet ist, im Prinzip erst mal recht wohl fühlen, ohne, dass die Spieler sich zur Darstellung solcher Charaktere allzusehr verbiegen müssten.
Wenn Tharun da ein harscheres Bild zeigt, muss man sich als halbwegs aufgeklärt gesinnter Spieler dagegen mehr verbiegen, um jemanden zu spielen, der die herrschende Gesellschaftsform gutheißt. Wenn einem da (im Gegensatz zu Aventurien) ständig Sexismus und Ausbeutung als Alltag um die Ohren gehauen werden, liegt es als moderner Mensch erst einmal näher zu sagen: "Ich spiele jemanden, der gegen diese Verhältnisse aufbegehrt!"
Natürlich kann man auch experimentierfreudig sein und sagen: "Ich spiele jemanden, der all das gutheißt!", aber das ist dann wahrscheinlich eher eine postmoderne Verzwirbelung für die ganz Gewieften. In einem Setting, bei dem in der Beschreibung die Momente der Unterdrückung und Ungerechtigkeit hervorgekehrt werden, liegt es einfach näher, die Opposition zu spielen.