Diese Frage fiel mir bereits vor etwa einem Jahr ein, letzten Sommer. Aber ich habe sie damals nicht gepostet, weil ich instinktiv irgendwie schon spürte, wie leicht ein solches Thema missverstanden werden könnte und welche Art Diskussion man damit eventuell anfacht...
Außerdem habe ich es nicht letzten Sommer gepostet, um zu verhindern, dass diese Frage mit der blöden Thilo-Sarrazin-Debatte in den Medien zusammenfällt.
Trotzdem schleppte ich diese Frage weiterhin unbeantwortet mit mir herum. Ich poste sie jetzt mal ganz frei heraus. Es ist wirklich nur ganz naiv gemeint, es ist bloß etwas, das mir in den letzten Jahren aufgefallen ist:
Wieso gibt es eigentlich keine türkischen Rollenspieler?
Anders ausgedrückt: Ich sehe auf Spieleveranstaltungen, Vereinstreffs, Messen und in den Läden niemals, und das heißt wirklich absolut niemals (!), Leute aus der türkischstämmigen (türkisch-deutschen? deutschtürkischen? turkdeutschen? deutschländischen?) Minderheit. Das Hobby scheint also diese Minorität überhaupt nicht anzusprechen oder die Minorität umgeht es gezielt... könnte man zumindest denken.
Auf einer großen deutsch-türkischen Veranstatung in Nürnberg hörte ich mal in der Eröffnungsrede, dass in der Stadt Nürnberg jeder zwanzigste Einwohner (also 5%) Wurzeln in der Türkei, einen türkischen Namen etc. hat. Damit wäre das dort mit Abstand die größte "Ausländergruppe". Aber als Gamer Geek bemerke ich natürlich früher oder später, welche Leute ebenfalls Gamer Geeks sind und welche nicht, und dabei ist mir eben aufgefallen, dass es scheinbar keine türkischstämmigen Rollenspieler gibt.
Ich kann dazu bloß sagen, dass ich auch eine Handvoll türkisch- und kurdischstämmiger Bekannter habe, und von denen hat keiner eine Ahnung, was das Hobby "Rollenspiel" sein soll und was das immer für komische Spiele sind, von denen ich ab und zu erzähle. Warum ist das nur so? Ich habe generell gesehen, dass meine Bekannten mit Wurzeln im "Orient", also Zuwanderer oder Kinder von Zuwanderern aus der Türkei und auch aus arabischen Ländern generell überhaupt kein Interesse an Sciencefiction, Fantasy, Fantastik, Comics und generell an dem gesamten Spektrum "nichtmimetischer" Literatur haben. Manchmal kennen sie gerade noch Actionfilme, also Schwarzenegger, Bruce Willis und so weiter, aber das ist alles.
Die oben gestellte Frage könnte ich vielleicht ausweiten im Sinne von:
Wieso gibt es so wenige Rollenspieler aus Minderheiten?
In unserem Verein für Rollen- und Brettspiele haben wir jetzt zufällig ein paar zugewanderte Russen und einen Spieler mit polnischen Vorfahren. Ansonsten sind bei uns die Österreicher die exotischste Gruppe. Auf Spiele-Cons in Deutschland habe ich im Laufe der Jahre natürlich Amerikaner, Engländer, Australier, einmal einen Neuseeländer, ein paar wenige Niederländer, Franzosen, Belgier und Schweizer gesehen. Ansonsten nur Deutsche. Bei einer einzigen Veranstaltung war einer der Spielleiter glaube ich ein Sri-Lankaner (oder heißt das Sri-Lankese? Sri-Lanka-Bewohner?). Das waren aber auch alle Minoritäten, die mir jetzt einfallen. Wobei ja noch dazukommt, dass die Amerikaner und Engländer nicht wirklich als Minorität zählen, sondern zufällig anwesende Touristen oder Studenten waren. Aus dem türkischen "Milieu" war dagegen nie jemand dabei.
Ich würde das gern mal diskutieren. Ich möchte bloß keine Dönerbuden-Klischees lesen, keine Erkan-und-Stefan-Witze... auch lieber nichts über das Thema Islam und Religiosität. Der Islam verbietet bestimmt kein Rollenspiel und keine Fantasy! Der Islam verbietet nur das Glücksspiel, und das auch nur in bestimmten Auslegungen, und es wird auch nicht überall berücksichtigt. (Es gibt ja massenweise türkische Sportwettenbüros usw.) Außerdem denken viele meiner türkischen Bekannten überhaupt nicht islamisch und wollten auch nicht als Klischee-Muslime hingestellt werden.