Guten Morgen und willkommen zu einer kleinen Philosophiestunde.
Ich schaute mir gerade eben einen Beitrag Friedensbringers auf seinem Blog an:
http://friedensbringer.wordpress.com/2011/07/07/railroading-was-bist-du-denn/Darin gibt er - der Titel lässts vermuten - eine Definition von Railroading. Railroading sei demnach "die Entwertung von Spielerentscheidungen". Und das sei ganz einfach. Naturgemäß höre ich für meinen Teil immer etwas genauer hin, wenn Dinge, wo viele Leute drüber streiten angeblich ganz einfach seien. Ich habe also gerade einmal darüber nachgedacht, was das denn wohl bedeutet: "Entwertung von Spielerentscheidungen". Diese Untersuchung scheint mir auch nicht unnütz, denn auch unabhängig vom Wort Railroading wird das gerne mal benutzt.
Wir fangen dazu mal mit etwas einfachem an: Was ist eine Bewertung? Das ist jedenfalls hinzukriegen. Ich bewerte etwas, wenn ich der Sache einen Wert zuweise, etwa "Das ist hübsch.", "Das ist nützlich.", "Dafür bin ich bereit 10€ zu zahlen."
Entwertungen sind schon deutlich schwieriger. Wir sprechen von Entwertung des Geldes beispielsweise, wenn es um Inflation geht. Schauen wir uns das einmal an. Ich habe also meinetwegen 10€ und versuche diese zu bewerten. Ich stelle fest, dass ich damit etwa einen hübschen Blumenstrauß für meine Freundin kaufen kann. Da freut sie sich.
Ich kann diesen Strauß kaufen, weil der Florist der Ansicht ist, dass meine 10€ gut genug sind für seinen Strauß. Der Florist hat also auch eine Bewertung für diese 10€ getroffen. Nun komme ich einige Zeit wieder in den Blumenladen und stelle fest, dass der gleiche Strauß 12€ kostet. Wie kommt es dazu? Offenbar ist der Florist nun nicht mehr der Meinung, dass 10€ gut genug für seine Sträuße sind. Möglicher Weise bin ich darüber ungehalten.
Wir sagen aber das Geld wurde zu einem gewissen Teil entwertet. Es scheint also, dass für eine Entwertung immer schon mindestens zwei Leute am Bewerten sein müssen. Dabei tritt dann die Situation ein, dass Bewerter A seine eigene Bewertung auf Grund der Bewertung von Bewerter B nach unten korrigieren muss.
Nun werden also Spielerentscheidungen entwertet. Damit das geht, brauchen wir mindestens zwei Bewerter. Es scheint mir sinnvoll, dass jene, die diese sprachliche Wendung anführen, davon ausgehen, dass der Spielleiter und ein Spieler beteiligt sind. Wer ist es nun, der seine Bewertung nach unten korrigieren muss?
Das ist wohl der Spieler. Er hat irgendeine Entscheidung getroffen und die stellte sich im Nachhinein als weniger wichtig, toll, bedeutsam heraus als der Spieler ursprünglich gedacht hatte. Ursächlich für diese Abwertung ist die Bewertung des Spielleiters. Soweit so gut.
Nun muss man Folgendes bedenken: Damit man, wie hier dargelegt wurde, muss der Spieler die Entscheidung zunächst einmal bewertet haben und er muss sie so gut bewertet haben, dass sie er seine Bewertung daraufhin nach unten korrigieren muss. Wenn der Spieler der Sache also keinen Wert zugemessen hat, kann nichts entwertet werden. Womöglich wird sogar noch aufgewertet.
Nun haben wir das Problem, dass wir als Unbeteiligte nicht in den Kopf des Spielers gucken können. Wir können also nicht sagen: "Da wurde entwertet." Das können wir nur, wenn wir selbst beteiligt sind, wie ich mit meinem Blumenladen. Allerhöchstens können wir den Spieler fragen, ob er eine Entwertung empfunden hat.
Daraus lernen wir zwei Dinge: Erstens gebietet es sich sehr vorsichtig zu sein, wenn man anderen erzählen will, dass in ihrer Runde eine "Entwertung von Entscheidungen" stattgefunden hat. Zweitens können wir, wenn nun dieses Entwerten das gleiche ist wie Railroading, auch von außen nicht feststellen, ob Railroading vorlag. Wir können nur fragen, ob der betreffende Spieler sich gerailroadet fühlte.