Mein Grundproblem bei der Bestimmung der Relevanz von Entscheidungen ist, daß man sie im jeweiligen Moment nicht beurteilen kann.
Nehmen wir an, für die Lösung des Abenteuers ist es wesentlich, daß NSC "P" für einige Zeit handlungsfähig ist, aber überlebt.
Der Spieler des Charakters "F" kommt auf die Idee, "P" mit seinem Streitkolben eins überzubraten. Als Meister in der Führung seiner Waffe kann er den Schlag so dosieren, daß der NSC eine Gehirnerschütterung haben wird, sich davon aber bald wieder erholen wird. "F" plant also: "Ich haue 'P", er liegt handlungsunfähig im Bett, aber er lebt weiter." Er erklärt das der Runde, alle stimmen zu.
Version 1: Der Spieler des zauberkundigen Charakters "G" kommt verspätet dazu, bekommt mit, daß "F" "P" eins überbrät und äschert "P" sicherheitshalber ein.
Version 2: Der Spieler des Charakters "N" hat dem Plan zugestimmt, aber sein Charakter handelt zuweilen ein wenig widersinnig (was nicht zwingend im Charakterkonzept vorgesehen ist, sondern "Spielerfreiheit": Er mag es, wenn der Spieler von "F" frustriert ist). Also ersticht "N" "P", als der am Boden liegt - in dem Wissen, daß "P" eigentlich überleben sollte.
Version 3: Der Spielleiter findet es besser, wenn "P" stirbt. Die Idee mit einer bisher unbemerkten Schädelverletzung von "P" kommt ihm spontan, während "F" den anderen seinen Plan erklärt. Er baut dies Detail also ein, "P" stirbt durch den Schlag.
Version 4: Der Spielleiter hat eigentlich geplant, daß "P" aus einem früheren Kampf eine Schädelverletzung mit sich herumträgt. Für seine Planung ist es nicht so wichtig, ob P überlebt oder nicht, er hat für beide Fälle eine Vorstellung, wie es weitergehen könnte. Der Schlag von "F" müsste "P" also töten, obwohl das nicht von "F" beabsichtigt ist. Der Spielleiter entscheidet, daß er dies Detail übergehen wird - innerhalb der Fiktion bestimmt er, daß die Schädelverletzung, die ja in seinen Skizzen nur als "irgendwo am Schädel" vorkommt, jedenfalls an einer Stelle ist, die "F" nicht trifft. "P" überlebt also.
Version 5: Der Spieler des zauberkundigen Charakters "G" kommt verspätet dazu, bekommt mit, daß "F" "P" eins überbrät und hebt den Arm zum Zaubern eines mächtigen Feuerzaubers, da kommt ein rücksichtsloser Reiter vorbei und rempelt "G" an. (Ist das einzige, was dem Spielleiter gerade einfällt, um Unfrieden zwischen "G" und "F" zu vermeiden. Wie das Spiel weitergeht, ist ihm in dem Moment herzlich egal.) "G" wird unterbrochen und anschließend von den anderen Charakteren gehindert, "P" zu töten, und ist dem Reiter am Ende sogar dankbar, daß er ihn an einer unglücklichen Spontanhandlung gehindert hat.
Was davon ist nun "Railroading" und was nicht?