Ich hoffe inständig, dass sie mit diesem Schritt nicht nur ein Minimum an damage control über ihre alten Ideen jagen, sondern endlich mal das ganze Potenzial auskosten, das in den kulturellen Quellen steckt. Gut gemacht könnte das dann die erste Edition von Werwolf werden (einschließlich nWoD), die mich irgendwie abholt.
Mich hat "Werwolf" immer schon abgeholt – das Spiel war immer schon das "tagesaktuellste" und "groundedste" der drei großen WoD-Systeme und hat interessante, gesellschaftspoltische Fragen gestellt (und dann die Fragesteller im Drei-Meter-Fell-Klauen-Wutmodus in Stücke gerissen, zugegeben).
Tatsächlich kann ich mir übrigens nicht vorstellen, dass das damalige "Croatan Song"-Quellenbuch völlig
ohne Input von Leuten aus den Native American Communities entstanden ist. Aber überprüfen kann ich das nicht – hab das Buch vor Jahren verkauft.
Metis weg...
Also ich verstehe, warum die Metis rausgeflogen sind – obwohl ich dem Interview nicht entnehmen kann:
...ob das Konzept Metis völlig verschwindet (es also keine mehr gibt)
...ODER es Metis gibt und die keine Mutationen mehr haben
...ODER es Metis gibt, sie Mutationen haben, sie aber nicht mehr diskriminiert werden.
Weiß da jemand mehr? Je nach Ausgangslage bedeutet das fürs Setting nämlich ganz unterschiedliche Dinge. Ich würde Variante 1 favorisieren, weil ich niemals ein riesiger Fan der Metis-Problematik war... der Litaneiregel "Garou does not mate with Garou" hingegen schon, weil das im Grunde in jeder Werwolfrunde für Drama gesorgt hat und einen gewissen Puritanismus ins Setting gebracht hat, der u.U. sehr spanned zu bespielen war. All die ganzen Werwölfe, die spitz wie Nachbars Lumpi aufeinander waren, aber halt nicht durften, wegen is' nich'.
Blutreinheit weg
Du meinst "Reinrassigkeit"/"Pure Breed"...
Ja, war als Konzept damals schon schwierig, will ich zugeben. Da kann man, indem man auf so etwas wie "Prophecy" oder "Spirit Guardian" ausweicht, thematisch auch so Auserwählten-Geschichten erzählen, wenn man unbedingt möchte, und das ohne sich auf diese eugenetische Ebene zu begeben. Ich hoffe allerdings, es gibt weiterhin so etwas wie den Ancestor-Background. Der hat immer Spaß gemacht.
, Anbindgung der Stämme an Länder weg.
Woooooobei... das wird jetzt natürlich alles so dargestellt, als wären die Stämme immer an Kulturkreise gebunden, was natürlich schon damals nicht der Fall war. Es wurde damals schon immer wieder klargestellt, dass so gut wie alle Stämme – außer vielleicht die krass zurückgezogenen wie die Siberakh - ethnisch durchaus durchmischt sind. Wenn das Totem des Stammes dich akzeptiert hat, dann durftest du dabei sein, so einfach. Hatte dein Charakter natürlich Vorgeschichte mit einem Stamm, haben den die Geister und die anderen Garou natürlich schon subtil (oder weniger subtil) in eine Richtung gedrängt, aber tabu war eigentlich nicht wirklich was. Heck, bei Stämmen wie den Knochenbeißern, Glaswandlern, Kindern Gaias oder Roten Klauen ist nicht mal wirklich klar, wo deren kulturelle Wurzeln jetzt liegen und sie haben nicht diese klare Ikonographie in eine Richtung, wie etwa die Nachfahren des Fenris.
Speaking of which: Bei dieser Änderung bin ich tatsächlich etwas, naja, vorsichtiger beim Optimismus.
Wenngleich ich es gut und wichtig finde, dass jeder Stamm unabhängig der genauen Herkunft eines Anwärters zugänglich ist und es mehr eine Frage der Philosophie ist, können die Stämme auch dadurch stark verlieren, wenn man ihre historisch-kulturelle Ikonographie vollkommen wegfallen lässt. Das Wikinger-Zeugs bei den Fenrir, das Kelten-Gedöns bei den Fianna, der Anubis-Bezug bei den Silent Stridern, das Tibetianische bei den Stargazern... das ist halt alles schon irgendwie auch eben sehr ikonisch und macht schon einen Teil der Einzigartigkeit eines Stammes aus. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Stämme kulturell exklusiv sein sollen und oder Leute ausschließen sollen. Oder dass es nicht in andere Kulturkontexte versetzte Neuinterpretationen dieser Ikonographien geben kann (da gibt es mit den "Hakken" als japanischer "Shadow Lord"-Variante ja im alten Werwolf schon ein Beispiel für).
Ich fände es schon schade, fiele die Ikonographie und Mythologie der Stämme komplett unter den Tisch. Klar, kann ein schwarzer Haitianer ein "Nachfahre des Fenris" werden... aber er ist dann eben halt ein Schwarzer Haitianer mit 'nem dicken Wikingerhammer auf dem Rücken und Futhark-Runen in der Tasche. Im Grunde ganz genau so, wie es Onyx Path bei der neuen "Scion"-Edition auch gemacht hat. Sonst ginge mir schon zu viel verloren, denn wenn sich die Stämme nur in obskuren, weltanschaulichen Details unterscheiden, ist man sehr schnell bei den Traditionen von "Mage" – und die fand ich immer wahnsinnig verkopft und teils schwer auseinander zu halten. Das wünsche ich mir für die Werwölfe nicht unbedingt.
Andere Sache: Ich will mal über die Ankündigung spekulieren, dass von den 13 Stämmen einer quasi in eine Art Handlungsdruck-Wahnsinn gefallen ist und ein anderer sich von der Garou-Nation komplett entfremdet hat.
Meine Theorie ist: Bei dem ersten Stamm handelt es sich um die "Get of Fenris". Die waren immer schon bekannt dafür, vorzupreschen, kamen nicht unbedingt gut mit den anderen Stämmen aus. Und: Sie waren auch von allen Stämmen (neben den Roten Klauen oder den Wendigo) immer ganz oben auf der Liste der Kandidaten für eine Wyrmkorruption. Das würde ganz gut passen. Abgesehen davon, dass natürlich die ganze Mythologie um den Fenriswolf, der bei Ragnarök die Welt auffrisst, auch ein passendes Motiv liefert, warum die Fenrir ihre Rolle anders bewerten könnten, als die anderen Stämme.
Der von der Garou-Nation entfremdete Stamm könnte natürlich weiterhin der Stamm der "Stargazers" sein, aber das wäre wohl kaum so groß angekündigt worden. Am passendsten, in my book, wären entweder die "Red Talons", die als reiner Wolfsgeborenen-Stamm sowieso immer Anschlussschwierigkeiten hatten und voll auf ihre Impergium-Schiene schwenken könnten. Die andere Möglichkeit wären für mich die Glaswandler, die tatsächlich vollständig die Werwolf-FDP werden und vehement die Linie fahren, dass man Gaia ja am Besten durch Technologie retten könne – und weil keiner dabei helfen will, machen die 'nen Schuh. Wär aber wahrscheinlich zu einfach.
Andere Theorien?
Ich könnte mir eigentlich auch denken, dass die "Shadowlords" oder die "Silver Fangs" sich von den anderen Garou entfremden.