Das Expertentum scheint ein Wert an sich zu sein, und dafür sind komplizierte Regeln unerlässlich.
Und genau davon ausgehen stellen sich mir die Nackenhaare auf. Ich habe wirklich den Eindruck, DSA ist zu etwas Elitärem geworden und da graust es mir dann doch, wenn ich mich daran erinnere, dass ich DSA von einer Rasselbande Hauptschüler nahegebracht bekommen habe, die sicher für heutige Begriffe wenig stimmig spielten, aber massig Spaß damit hatten und auch Massen an DSA-Artikeln gekauft haben.
Da kommt mit dieses Expertentum, samt zugehöriger wissenschaftlicher Sprache in den DSA-Regelwerken und -Hintergrundbüchern einfach hoch.
Ich stelle diesbetreffend aber auch vielmehr die These auf:
DSA muss möglichst kompliziert sein - auch die Charaktererschaffung - um den DSA-Spielern (und hier besonders jenen, die nur selten zum aktiven Spielen kommen) auch abseits vom Spieltisch möglichst viele Möglichkeiten zur Interaktion mit dem Spiel bieten. D.h.: Wenn der DSA-Spieler gerade NICHT damit beschäftigt ist, am Spieltisch zu sitzen und seinen Charakter zu spielen, dann muss ihm den Rest der Woche über Regelwerk und Hintergrund die Möglichkeit geben, sich auch mit DSA zu beschäftigen: Hintergrund nachlesen, an seinen Charakterwerten oder dem nächsten Charakter feilen, Spruchlisten durchgehen, Kampffertigkeiten und -sondertalente durchgehen und die Entwicklung des Chars im voraus planen, sich über die Sprache und Kultur von XYZ informieren, die Hintergründe zur Intrige von Warirgendwannmalwichtig nachschlagen etc.pp.
Ich habe das zugegebenermaßen auch an mir selbst erlebt: Hat man wenig Möglichkeiten zu spielen (keine feste Runde bzw. die hat nur wenig Zeit), tendiert man dazu, sich trotzdem mit DSA zu beschäftigen und genau so etwas wie oben genannt auch zu praktizieren und sei es nur, um den Char oder die Welt im Kopf lebendig zu halten.
Und auch aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis kenne ich so etwas. Von anderen Rollenspielen hingegen weniger - vielleicht weil das System einfach zu wenig Möglichkeiten bietet, "virtuell" damit zu spielen?
Das Problem ist nur: Damit bedient man zwar die Kopfspieler, aber die praktische Umsetzung am Spieltisch wird zur Qual. Da frage ich mich dann aber: Wie ist den der Anteil von Kopfspielern zu aktiven Spielern? Oder kann es sein, dass auch die aktiven Spieler zu sehr viel Kopfspielereien tendieren und auch deshalb das Regelwerk gar nicht einfacher haben wollen?
Allerdings sei nochmal gesagt: Mit diesem komplexen Regelwerk schottet man sich sehr effektiv gegen potentielle neue Spieler niedrigeren Bildungsniveau ab - und nach einigen Aussagen die ich zu hören bekam, scheint man sich damit sehr zufrieden zu sein...