Ich besitze ein langes Audio-Interview mit Chris Stein und Debbie Harry, in dem beide von ihrer Band immer nur im Sinne einer "New York rock group" sprechen, und an einer Stelle sagt Chris Stein sogar explizit, "the whole punk and new wave nonsense started later", als er von den Anfängen der Band im CBGB's spricht. Blondie waren zwar mit den Ramones locker befreundet, sahen sich aber nie als Teil der Punk-Szene, haben nie irgendwelche Punk-Statements abgegeben und nannten sich selber nie "punk". Nur, weil mir das gerade popmusikgeschichtlich wieder einfiel.
Zum Teil ist das ja auch eine für Punk nicht untypische Selbstbezeichnung, nicht dazu zu gehören
. Blondie gehörten jedenfalls zu den Bands ums CBGB, wie Ramones, NY Dolls, Dictators etc., die (mit anderen Bands/Personen) den Grundstein für Punkrock gelegt haben. Blondie bzw. deren Mitglieder haben sich am
Benefitzkonzert für den Drummer der Dead Boys beteiligt (Video hat lausige Tonqualität), nachdem der bei einer Schlägerei niedergestochen wurde usw.
Tatsächlich haben sich Blondie musikalisch nicht auf Punkrock beschränkt (haben schließlich eines der ersten populären Lieder mit
Rap-Part gespielt), mit dem Ratschlag: "don`t stop, do Punkrock". Aber
X Offender,
Rip her to shreds und ein paar der anderen Lieder, natürlich vor allem
dieses haben einen klaren Punk-Einschlag (more punch than the Ramones).
Aber innerhalb der Punk-Musik hat es in den letzten 35 Jahren auch viele Abarten und Variationen gegeben: Der American Punk Rock der Ramones war ganz anders als der englische der Sex Pistols, und die Clash klangen immer anders als The Damned oder Siouxsie and the Banshees. In den 90ern gab es den California Punk von Green Day und anderen Bands, aber der wiederum war wieder etwas anderes als die schnellen Melodic-Songs von Bad Religion etwa acht bis zehn Jahre vorher.
Klar, auch wenn die Musik nie den Ruf verloren hat, aus drei schnellen Akkorden zu bestehen
Clash mit der Einbeziehung des Ska/Reggae waren natürlich super, der amerikanisch inspirierte hard core klingt auch ganz anders usw.
Ich dachte bis jetzt eigentlich auch immer, dass sich die Zugehörigkeit zu einer (Sub-)Kultur über mehr definiert als die Klamotten..
Ja, habe ich auch geglaubt, aber ist schon
toll aufrüttelnd, was man im
dann an so neuen Erkenntnissen über die unbedingte Notwendigkeit einer Kleiderordnung bei alternativen Musikszenen lernt