Mal ein paar persoenliche Ansichten von mir:
1. Ich finde mich ein wenig in der Mon-Plaisir-Ecke wieder. Beispiel: Bei meinem auelfischen Wildnislaeufer waere rein wertetechnisch die Zaubermelodie sehr sinnvoll gewesen, aber weil der staendig so weit von zuhause rumlaeuft, habe ich die AP lieber in das Sorgenlied gesteckt, damit er mit seiner Sippe Kontakt halten kann. (Gespielt ist er noch nicht, daher kann ich nicht sicher sagen, ob ich das auch im Spiel anwenden wuerde; sehr wahrscheinlich schon.) Gelegentlich wird also der eigentlich vorherrschende PG in mir von der Barbie ausgebremst.
2. Mon-Plaisir und FATE: OK, des Blechpiraten urspruengliche These (dass sich das Mon-Plaisir-Spiel nicht mit Aspekten vertraegt) ist ja bereits widerlegt, mein Problem mit FATE ist aber eh ein anderes. Eins, das womoeglich auch andere Mon-Plaisir-Spieler haben koennten: Sie beschaeftigen sich ja intensiv mit ihrem Charakter, und ich kann mir vorstellen, dass das dazu fuehrt, dass sie empfindlich darauf reagieren, wenn sich jemand in das Fuehren ihres Chars einmischt. Meinem vagen Verstaendnis von FATE nach ist das dort aber sogar fester Bestandteil der Regeln. Ich kann sowas absolut nicht ausstehen. (Ein Grund uebrigens, warum ich mit den Schlechten Eigenschaften bei DSA ein wenig ein Problem habe, abgesehen von Aengsten. Um Schlechte Eigenschaften auf Werte ueber 6 zu heben, muss ich sehr viel Vertrauen zum Meister haben.)
3. Mon-Plaisir-Spiel und Spielsysteme: Ich glaube, dass DSA so sehr mit dem Mon-Plaisir-Spiel in Verbindung gesetzt wird, hat eher historische Gruende als Gruende im Regelwerk. Dass der Hintergund und das Regelwerk bei DSA eher schlecht zusammenpassen, darueber scheinen sich hier ja alle einig zu sein; um wirklich ideal fuer Mon-Plaisir-Spiel zu sein, sollten sie das aber. Andererseits ist der Spielstil (ohne als solcher bezeichnet worden zu sein) in vielen alten DSA-Publikationen propagiert worden. Midgard (oder GUPRS oder oder oder) mag rein technisch dazu besser geeignet sein (um das sagen zu koennen, kenne ich Midgard nicht gut genug), aber es kam von Anfang an derart trocken daher, dass es zu derartigem Mit-dem-Char-Beschaeftigen einfach nicht eingeladen hat. Wohlgemerkt, ich behaupte nicht, dass Midgard dergleichen nicht unterstuetzt, die Schreibe laedt dazu nur nicht ein. Sehr anders bei DSA, und das lange vor DSA4: Schon in Texten, die ich dem Ausbauspiel von DSA1 zuordne, standen so Sachen drin wie: Die Werte des neugeschaffenen Helden moegen doch bitte seine Vergangenheit widerspiegeln. Ich kriege kein Zitat mehr hin, ich habe auch keine Ahnung, in was fuer einer Publikation das stand (ich habe eigenes Zeug erst seit DSA3), aber ich bin mir recht sicher, dass das noch zu meinen Schulzeiten war. Ich meine mich auch zu erinnern, dass man frueh dazu ermuntert wurde, "Normalos" zu spielen. Eines der Solos in der uralten Basisbox (die Box, in der auch "Der Schwarze Turm" drin war) begann sogar ausdruecklich mit einem jungen Ziegenhirten. Tja, und dann haben die Fans nach Moeglichkeiten gefragt, solche "Normalos" in Werte zu giessen, und diese Moeglichkeiten fuer die Charaktererschaffung auch bekommen.
Ich kann mir uebrigens vorstellen, dass viele Probleme, die DSA heute hat, von dieser Entwicklung herruehren, oder vielmehr dem Widerspruch zwischen dem Ursprungs-Design und dieser Entwicklung: Ganz zu Anfang war DSA ja gewissermassen als deutsches D&D gedacht gewesen, und vieles am Hintergrund traegt noch diese Spuren.1) Dann wurde aber recht schnell in den Regeln auf diese Mon-Plaisir-Schiene umgeschwenkt, ohne dass die Spuren des Moechtegern-D&D ganz getilgt worden waeren. Klar, dass so ein innerer Widerspruch zu Maengeln in der Funktionalitaet fuehrt.
Und wisst ihr was? Der Popularitaet scheint es nicht sehr geschadet zu haben. Seltsam, insbesondere wenn man die haeufige Schelte anschaut, aber trotzdem wird es von Vielen hingebungsvoll gespielt.
1) Ich weiss nicht mehr, wer, aber jemand hier im Forum hat es mal schoen auf den Punkt gebracht: Der Hintergrund ist cinematisch, die Regeln aber wollen simulationistisch sein. (Und ich will hier nicht darueber diskutieren, ob sie es auch sind.)