Welten aus Worten
Zur Funktion und Bedeutung des Erzählens im phantastischen Rollenspielsystem The World of Darkness
Im Medium phantastisches Rollenspiel ist das Wort die wesentliche Spieltechnik: Ohne Erzählvorgänge gibt es kein Spiel. Die fiktive Welt ist so vor allen Dingen eine erzählte.
Im Rollenspiel-System The World of Darkness spielt das Erzählen jedoch nicht nur auf der Ebene des Mediums und des Spielers eine Rolle, sondern auch auf der fiktionalen Ebene innerhalb der Spielwelt selbst.
Die phantastischen Phänomene der World of Darkness sind die Figuren der Mythen, Märchen und Legenden. Sie stammen aus Zeiten, in denen Erzählen die dominante kulturelle Technik war und Sinn stiftete – die Welt erzählte. In der World of Darkness ist dieser Gedanke ein wirkendes Realitätsprinzip: Das Erzählt-Werden hat die Fabelwesen dem kulturellen Gedächtnis der Menschheit so tief eingeprägt, dass sie real geworden sind. Das Erzählen ist in diesem phantastischen Rollenspiel also im Doppelsinn ein Akt der Weltschöpfung.
Indem die Spieler sich erzählerischer Techniken bedienen, erzählen sie eine Welt – und indem die Figuren dieser Welt erzähl(t)en, gestalten sie sie. Das Phantastische ist so im Doppelsinn Gegenstand des Erzählens. Die Handlungen der Spieler spiegeln sich gewissermaßen in denen der Figuren: Für beide tritt das Phantastische erst durch das Erzählen in die Welt. Die Funktion und Bedeutung des Erzählens im phantastischen Rollenspiel ist Gegenstand dieses Vortrags.
Laura Flöter
Universität Duisburg-Essen
06.01.1983 geboren in Düsseldorf
2009, 2011 1. Staatsexamen für das Lehramt (Kunstpädagogik, Deutsch, Philosophie), Universität Duisburg-Essen
SoSe 2010-WiSe 2011/12 Lehrauftrag Uni Duisburg-Essen (interkulturelle Pädagogik)
seit Mai 2010 Dissertation, Universität Duisburg-Essen bei Prof. Dr. Hein und Prof. Dr. Josting, zur Ästhetik des phantastischen Rollenspiels
seit 2010 Projekte in literarischem Schreiben und freier Malerei; s.
www.laurafloeter.deMitgliedschaften Gesellschaft für Fantastikforschung (seit 2011)
Graduiertenkolleg der Uni Gießen, Sektion 10 – Phantastische Welten (seit 2011)
Veranstaltungen: seit 2010 Workshops und akademische Vorträge zum Thema Phantastikforschung/ Rollenspielforschung auf Kongressen, Conventions und Messen
seit 2005 Ausstellungstätigkeit (phantastische Malerei); s.
www.laurafloeter.deVeröffentlichungen (thematisch)
- „Eintreten in imaginäre Räume. Der Avatar als Funktion der Immersion im phantastischen Rollenspiel.“ In: Institut für immersive Medien [Hrsg.]: Jahrbuch immersiver Medien 2012. Kiel 2012, S.60-71 (mit Florian Berger)
- „Gestalt & Gestaltung. Die Prägung der erzählten Wirklichkeit durch ästhetische Techniken: G. Keller und C.F. Meyer.“ München, AVM 2010