Ein paar der Marvel-Serien haben auch neue #1-Hefte bekommen. Auch wenn das nicht so groß zelebriert wird wie bei DC (wahrscheinlich weil Marvel das sowieso ständig macht), habe ich mal einen Neueinstieg versucht.
Daredevil #1: Das Heft beginnt mit einer sehr guten Zeichnung, welche den Origin von Daredevil auf einer einzigen Seite perfekt summiert. Super!
Der Rest der Zeichnungen im Heft wurden leider von einem anderen Künstler gezeichnet und konnten mich nicht so recht überzeugen. Die Story ist relativ gut erzählt, hat aber ein paar WTF-Momente drin (etwa Daredevils Verhalten auf der Mafiahochzeit), welche nicht ganz stimmig sind. Auch die Tatsache dass Änderungen im Status Quo durch den Gedankentext erklärt werden (Daredevils Geheimidentität wurde aufgedeckt) wirkt etwas komisch, ich wünschte mir hier die Autoren hätten sich an den alten Dramatiker-Grundsatz "show, don't tell" gehalten. Die Backup-Story ist dafür richtig gut gelungen - hier stimmt einfach alles.
The Punisher #1: Wahrscheinlich die Figur, welche einen Relaunch am dringensten nötig hatte. In letzter Zeit war Frank Castle zu stark in die Mega-Events des Marvelverse reingezogen worden (was nicht wirklich zur Figur passt) und hatte dadurch viel seines Reizes verloren (weswegen die Autoren ihn auch umgebracht haben). Jetzt nochmal neu, im eigenem Universum ohne Berührungspunkte mit den restlichen Marvel-Figuren, kann man sich endlich auf die Stärken der Figur konzentrieren. Interessanterweise taucht Frank Castle selber in der ersten Story gar nicht selber auf, sondern es werden nur die Auswirkungen seiner Taten gezeigt. Mutig, aber es funktioniert. In der Backup-Story ist er dann in Aktion zu sehen, welche als Anhörung eines Polizisten der mit ihm zu tun hatte gestaltet wurde. Schön: die Bilder erzählen was wirklich passiert ist, während der Text das wiedergibt, was der Polizist seinen Vorgesetzten erzählt (gerade am Ende merkt man die Diskrepanz) - das sind erzählerische Mittel, mit denen Comics glänzen können. Ein Comic der wirklich alles richtig macht und obendrein mit großartigen Zeichnungen glänzen kann.
The Ultimates #1: Kein wirklicher #1-Comic, denn der Leser wird mitten ins Ultimate-Universum geworfen und mit den Entwicklungen von hunderten von Heften konfrontiert. Die Erklärungen wer die ganzen Leute sind, was in letzter Zeit wichtiges los war und warum bestimmte Sachen passieren wirken etwas gehetzt, aber mit etwas Konzentration kann man dem Ganzen folgen (vergleichbar mit DCs Green Lantern #1 vom Aufwand her). Zumindest konnte ich (der seit Jahren keinen Ultimate-Comic mehr in der Hand hatte) dem Ganzen halbwegs folgen, ohne im I-Netz recherchieren zu müssen.
Die Story ist leider unterdurchschnittlich, ein ödes Schnarchfest ohne Biss oder Dynamik. Dabei hätte man aus dem Thema (Superhelden als politische Macht) soviel machen können, aber irgendwie haben die Autoren keine zündenden Ideen und die Zeichnungen wirken auch recht blass.