Autor Thema: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?  (Gelesen 22358 mal)

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Offline Teylen

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #25 am: 19.10.2011 | 17:19 »
Ich wuerde ein Setting dann als negativ albern bezeichnen, wenn ich beim lesen oder dem Gedanken merke das sich meine Stirn vom runzeln verspannt oder ich mir mit ein oder zwei Haenden durch das Gesicht fare.
Das kann passieren wenn mir der Autor, Entwickler oder Spielleiter vermittelt das jeder Regelbruch eine elementare Verletzung guter Umgangsformen ist und das Setting bis zur unkenntlichkeit verzerren wuerde. Das heisst wo der Eindruck erweckt wird das die goldene Regel nicht nur nicht erwaehnt, wird sondern als schlecht gebrannt markt wird.
Das kann passieren wenn ein Setting die Grenzen des Suspension of Disbelieve sprengt ohne mir hinreichenden Grund zur Annahme zu geben das es witzig gemeint ist. Wie es bei Frostzone der Fall war. Vermutlich waeren die Bunker-Nazis und die kommunistischen Werwoelfe noch gegangen, aber die boese Bande von Knackis war zuviel.
Das kann passieren wenn ich in einem Setting oder den Regeln eine Aufforderung finde die sich nicht mit meinem Verstaendnis vom Umgang miteinander vertraegt. Die Aufforderung von PDQ# das man gemeinsam "Schlechter Stil" ausrufen sollte, wenn es ein Spieler absichtlich oder unabsichtlich uebertreibt, faellt darunter.
Sehr selten habe ich Phasen wo ich Mittelalter-Fantasy kombiniert mit Elfen (baumknutscherà oder Zwergen (den baertigen, nicht den Lannisters) facepalm wuerdig albern finde.

Die verschiedenen WoD Settings finde ich nicht albern.
Allenfalls bestimmte Metaplot Events [Indien wurde tatsaechlich erst Schauplatz eines epischen Vampir & SPN Battles, dann drehte man Sonnenpanels des Nachts drauf, dann von einigen Atomraketen weggenuked und dann musste auch noch die Sonne kommen das ein bestimmter Vampir drauf ging ??? -> Facepalm, nisch echt?] oder Kombinationsideen [Vampire mit Glitzercreme *facepalm*].

Wobei es auch moeglich ist sich an allerlei Albernheiten zu gewoehnen.


Daneben gibt es Settings die durch positive Albernheit bestechen.
Space Pirates, Dinoes .....in SPAAAAAAAACE, Paranoia, Barbaren!, Dudes of Legend etc. etc. pp.
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Offline korknadel

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #26 am: 19.10.2011 | 17:21 »
Aventurien, weil man dort ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man liebe Goblins umbringt.  ::)
Und weil man es nicht einfach bei coolen Zwergen lassen konnte, sondern auch noch Grolme und -- noch schlimmer -- Hügelzwerge einführen musste.
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Offline Oberkampf

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #27 am: 19.10.2011 | 17:22 »
Da ich im anderen Thread das Wort "albern" eingebracht habe, mal meine Sicht (die natürlich sehr subjektiv ist):

"Albern" ist etwas anderes als "humoristisch".

Humoristisch ist ok, schließlich ist Rollenspiel ein Spiel und soll ja auch Spaß machen, und immer grim & darque & dyster macht nunmal keinen Spaß. Ein Spiel, das humoristische Eigenheiten hat, ohne völlig in Klamauk aufzugehen, ist für mich nicht "albern". Zu solchen Spielen/Settings zähle ich Warhammer Fantasy oder 7. See, mit Einschränkungen auch TORG oder Paranoia und mit sehr starken Einschränkungen auch Warhammer 40K. Solche Spiele geben mit einem Augenzwinkern zu, dass sie nicht beanspruchen, ausschließlich ernsthaft, tiefsinnig, zeitkritisch und weltschmerzhaft zu sein. Das finde ich ok.

"Albern" ist nicht lustig.

In jedem Rollenspiel gibt es lustige Situationen, jedes Setting hat ein paar Verrücktheiten, und manchmal trifft das aufeinander und man muss einfach loslachen. Settings, die ich als "albern" ansehe, sind leider nicht lustig, sondern eher peinlich bemüht darum, eine Aura der Ernsthaftigkeit zu kultivieren, die ich als demotivierend für RSP ansehe. Sie vermitteln sozusagen das Gefühl, man müsse zum Lachen in den Keller gehen.

Alberne Settings erheben einen künstlerischen, hochgeistigen Anspruch, der meistens nicht im Spiel umsetzbar ist.

Settings/Systeme, die ich (vielleicht manchmal vorschnell) als albern ansehe, beanspruchen nach meinem Eindruck, die Verbindung zwischen Rollenspiel und Unterhaltungsliteratur (Unterhaltungsmedien generell) zu überschreiten und die Verbindung zwischen Rollenspiel und Gesellschaftsspiel zu kappen. Zu deutsch: sie wollen kein spielbares Spiel(-Setting) sein, sondern "irgendwie Kunst" - und das nicht im dadaistischen Sinne.

An der Anforderung überheben sie sich meistens, und das empfinde ich als albern.
« Letzte Änderung: 19.10.2011 | 17:42 von youth nabbed as sniper »
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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #28 am: 19.10.2011 | 17:23 »
Ich meine...ein von Osteuropäischen Staaten inspiriertes Land mit der Hauptstadt Praag? Rly? ::)

Vor allem weil das Warhammer Praag mit dem realen Prag nicht viel zu tun hat IIRC. Böhmen ist nicht Russland.

Offline Bad Horse

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #29 am: 19.10.2011 | 17:29 »
Ich fühle mich geneigt, dem Bluerps zuzustimmen - Théa ist irgendwie ganz putzig, aber streckenweise fürchterlich albern. Das fängt mit den Wikingern an und hört mit dem Wikinger-Freizeitpark wieder auf; von dem Großen Fluß, der von Meer zu Meer fließt und anderen geographischen Wirrnissen mal gar nicht zu reden.

Ansonsten war es natürlich albern, dass in der WoD immer mehr übernatürliche Gruppierungen aus dem Boden gepoppt sind, bis man ziemlich sicher sein konnte, dass "normaler Mensch" der eigentlich Exot in der Welt war.  :)

Bei Frostzone bin ich dank der Lesungen nicht zu einem objektiven Urteil fähig, aber es machte schon einen ziemlich albernen Eindruck. ^^
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #30 am: 19.10.2011 | 17:31 »
Wikingerfreizeitpark? Da will ich jetzt mehr wissen!

Offline Oberkampf

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #31 am: 19.10.2011 | 17:36 »
Ach so, konkrete Settings noch. Albern sind in meinen Augen:

- Aventurien (klar)
- Teile der oWoD (voraussehbar)
- Shadowrun (höre ich einen Aufschrei des Entsetzens?)
- Alles Cthulhuide (allein Horror ist schon Horror genug)

Nachdem ich jetzt ein paar beliebstesten Settings der deutschen RSP-Szene als "albern" abqualifiziert habe:
 
- jedes Setting, das Super-NSCs hervorbringt und SCs zu kleinen Nummern macht.

Was Wikingerfreizeitpark angeht: das feenverseuchte England fand ich viel schlimmer (obwohl die Wikinger auch schlimm waren).
« Letzte Änderung: 19.10.2011 | 17:40 von youth nabbed as sniper »
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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #32 am: 19.10.2011 | 17:38 »
Es gibt wohl eine Art Touri-Attraktion bei den Nachbarn der Wikinger, die dann eher den Holländern entsprechen: Ein Dorf, in dem man gucken kann, wie die so leben, was die so essen (gekocht von besten montaignischen Köchen) und wie die so fluchen.

Angesichts der tiefen Feindschaft zwischen Pseudo-Holländern und Pseudo-Wikingern ist das fürchterlich albern, allerdings von den Autoren wohl als "Gag" beabsichtigt. Das liegt dann irgendwo zwischen "lustig" und "peinlich", mit dieser spezifisch amerikanischen Note. ;)

@youth: Ja, von dem Alien-Plot bei 7th Sea fang ich gar nicht erst an. Das ist nicht mehr albern, sondern einfach nur noch blöd.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #33 am: 19.10.2011 | 17:40 »
- Shadowrun (höre ich einen Aufschrei des Entsetzens?)
Nö, wieso Entsetzen, SR ist im Setting in sehr vielen Dingen sehr albern und in anderen Konzepten sehr faszinierend.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Seth

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #34 am: 19.10.2011 | 17:43 »
Humoristisch ist ok, schließlich ist Rollenspiel ein Spiel und soll ja auch Spaß machen, und immer grim & darque & dyster macht nunmal keinen Spaß. Ein Spiel, das humoristische Eigenheiten hat, ohne völlig in Klamauk aufzugehen, ist für mich nicht "albern". Zu solchen Spielen/Settings zähle ich Warhammer Fantasy oder 7. See, mit Einschränkungen auch TORG oder Paranoia und mit sehr starken Einschränkungen auch Warhammer 40K. Solche Spiele geben mit einem Augenzwinkern zu, dass sie nicht beanspruchen, ausschließlich ernsthaft, tiefsinnig, zeitkritisch und weltschmerzhaft zu sein. Das finde ich ok.

Das hängt bei mir zum Beispiel wieder sehr stark von der "theme" ab. Mir ist es auch in meinem direkten Umfeld oft so vorgekommen, dass einige Menschen bewusst abgeklärt sind und schneller mal etwas albern finden, wenn sie eben genau diese Selbstkritk vermissen. Ich finde die teilweise allerdings sogar störend, wenn ich ein ernsthaftes Spiel spielen möchte. Geht mir auch bei anderen Medien so.

Wenn ich die Troerinnen oder Medea sehe, kann ich mit einem zynischen Verweis auf die Launen der menschlichen Natur leben, ein "das muss man aber alles nicht so ernst nehmen, sonst wirkt es albern" wäre mir da aber schon zuviel. Oder ein anderes Beispiel: Thriller wie 8mm oder Sieben (kann man jetzt gut finden oder nicht). Das Thema dieser Filme allerdings ist ernst, es ist vielschichtig und Humor, auf dieser Ebene, hat hier nichts verloren. So geht es mir auch bei einigen Rollenspielen.

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« Letzte Änderung: 19.10.2011 | 17:46 von Sol Invictus »

Offline Teylen

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #35 am: 19.10.2011 | 17:49 »
Es gibt wohl eine Art Touri-Attraktion bei den Nachbarn der Wikinger, die dann eher den Holländern entsprechen: Ein Dorf, in dem man gucken kann, wie die so leben, was die so essen (gekocht von besten montaignischen Köchen) und wie die so fluchen.
Pseudo-Hollaender die Erlebnispaerke zu Pseudo-Wikingern machen? Heisst der Betrieb der das macht dann Pseudo-Endemol? ^^
Ist das 7th Sea oder DSA?

Zitat
Angesichts der tiefen Feindschaft zwischen Pseudo-Holländern und Pseudo-Wikingern ist das fürchterlich albern, allerdings von den Autoren wohl als "Gag" beabsichtigt. Das liegt dann irgendwo zwischen "lustig" und "peinlich", mit dieser spezifisch amerikanischen Note. ;)
Jop, ist wohl wie wenn man in Ruby Falls durch eine Tropfsteinhoehle gefuehrt wird und die Formationen Namen erhielten wie: Cheesburger, Hamburger, Steak, Pommes, etc. das schwankt auch zwischen "Die haben es tatsaechlich getan / meinen es ernst", witzig und unnoetig unserioes.
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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #36 am: 19.10.2011 | 17:53 »
@Youth:
Schön, dass und wie Du erklärst, was "albern" für Dich ist.

Für mich ist "albern" der Moment, wo man kurz aus dem Geschehen heraustritt und denkt: "Was mache ich denn da eigentlich? Das ist doch total bescheuert." So geschehen zum Beispiel gestern Abend beim Dungeonslayers Spielen. Dass eine Gruppe willkürlich zusammengewürfelter Leute in einen Dungeon hinabklettert und das auch nur im geringsten ernst nimmt und durchzieht, ist absurd. Nur ist einem das ja egal, weil es Spaß macht. Man muss aus sich heraustreten und sich quasi selbst beobachten, um zu merken, dass es albern sein könnte.

Und diese Absurdität hat eben zwei Ausschläge. Einmal in die Richtung, dass es einen gerade begeistert, weil es so bescheuert ist. Und dann gibt es den anderen Fall, dass es eine Bescheuertheit ist, die einen abschreckt.

Eines der krassesten Beispiele für mich: Ein erwachsener Mensch sitzt am Spieltisch und sagt: "Fulminictus Donnerkeil". Das ist unsäglich albern, aber es kann genau das gewisse Etwas sein, was den Reiz ausmacht, oder es ist die weit geöffnete Tür zum Spott und zur Ablehnung.

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #37 am: 19.10.2011 | 18:33 »
@korknadel: Naja, in der Richtung kann ich berichten, dass wir mal eine Gruppe Fünfjähriger gespielt haben, die dann zählen geübt haben. Also standen wir als gestandene Thirtysomethings herum und zählten laut und voller Eifer... wir sind bis 7 gekommen, dann fiel irgendwem auf, wie unsagbar albern das Ganze ist, und wir kamen nicht bis zur 10. :)

Lag aber nicht am verwendeten Rollenspiel.

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #38 am: 19.10.2011 | 18:34 »
Wo hier ja schon auf SR eingedroschen wurde, gleich noch das andere große FASA Setting hinterher:

Battletech

Ist wahrscheinlich ein ähnliches Problem wie WH/WH40k: An sich ein Hintergrund für Figurenschubser, das allerdings bald zum RPG ausgebaut wurde.
Hauptproblem war wahrscheinlich, die Regel, daß alles, was in den Tie-in Romanen vorkommt, früher oder später auch im Hintergrund auftaucht (persönliches Negativbeispiel überhaupt: die "Phantom-Mech" Fähigkeit - eine an sich nette Lagerfeuer-Gruselgeschichte, die schon im Roman nutzlos ausgewaltzt wird - erhält Spielwerte  ::)). Außerdem wurden über die Romane zum Fortschreiben des Metaplots verwendet. Dabei wurde das 'Pulp' Element des ursprünglichen Hintergrund ("Mad Max" mit Riesenmechas statt aufgemotzen Autos) zu einem "Erlaubt ist, was gefällt" für die Autoren (Piraten, kein Problem ... auf Tortuga, klar, wir basteln schnell ein paar Planeten - allerdings am anderen Ende unseres Universums, weil wir ja bisher galt, das alle Piratenhochburgen von den Clans erobert worden waren. Oder wie wäre es mit Spanien während der Reconquista? Mit Mechs? Klar, wir basteln schnell ein paar Planeten, etc.).
Außerdem hatten die Roman-/Quellenmaterialautoren eine "schöne" Tendenz IMHO grandios spießige Helden nicht nur zu unschlagbaren Munchkins zu machen, sondern auch noch wichtige Personen des Hintergrunds (Staatsführer, Militärkommandeure etc.) dafür zu nehmen.

Und dann ist da natürlich noch das Problem der Clans. Die Idee eine "große allumfassende Bedrohung" aufzubauen ist ja vielleicht nicht ganz schlecht, und in jedem anderen Setting wäre eine Gesellschaft mit rigidem Kastensystem, in der "genetical engineered" Supersoldaten das unumschränkte Sagen hätten und einen Riesenpopanz um Vererbung von Gencodes u.ä. machen (bis hin zum dem Punkt, an dem sich FanPro weigerte, ein Clan Abentuer in Deutsch rauszubringen), eine schöne Horde faschistischer Bösewichter. Aber nein, die (Roman-) Autoren müssen ja umbedingt den "noblen, aufrechten Krieger" Aspekt rauskehren.
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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #39 am: 20.10.2011 | 10:31 »
Schönes Thema, finde ich auch!

Cthulhu wäre mir auch als erstes eingefallen - die Versatzstücke sind so abgegriffen, dass ich schon bei der geheimnisvollen Erbschaft grinsen müsste und spätestens bei dem Wort "unheilig" einen Lachkrampf bekäme.

WoD, ja, gut, die dysteren Seelenqualen ur-uralter Maschinenbaustudenten aus Bottrop haben schon was Komisches. Ich würde aber so ein Setting auch sofort hysterisch überdrehen und eine Anne-Rice-Parodie draus machen, dann stelle ich es mir cool vor. Wenn man sagt: Ja. ich will jetzt die ganze Dröhnung aus Spitzenkragen und Ledermänteln und schwülen Homobällen in unterirdischen Ballsälen aus Kristall mit halbnackten Blutsklaven und Jahrhunderte umspannenden Eifersuchtsdramen und Gehstöcken und Absinth und Kokain aus rubingeschwängerten Pokalen. So wird ein Spitzenschuh draus! Mit hysterisch meine ich nicht unbedingt: albern. Eher: Überzogen, aber man grinst nur innerlich. So ungefähr. Ich würde mir sehr viel Mühe geben mit meinem Spitzenkragen-Poeten-Vampir!

Alle Settings sind schrecklich, die sich furchtbar ernst nehmen und schon aus 100 m Entfernung "anspruchsvolles Rollenspiel" atmen: Engel, Dogs in the Vineyard fallen mir sofort ein, gibt aber noch 100 andere. Die einzige Ausnahme aus dieser Riege ist für mich "Polaris". Das ist super-getragen, nervt aber kein bisschen, im Gegenteil.

Offensiv alberne Settings sind mir dann manchmal wieder ZU albern (PP&P, Gamma World auch ein bisschen, ja). Wenn´s nur noch um "Höhö" geht, hat das echt was von der Sketchparade.

Aber: Korknadel hat es mit dem Spalt, durch den was kommen kann (Höhö!), sehr schön beschrieben: Ein Setting, das seine Tiefsinnigkeit nicht vor sich herträgt, signalisiert, dass es auch den Spielern erlaubt ist, einfach drauflos zu labern. Und aus dieser Freiheit, diesem "ich mach mich doch eh schon zum Horst, indem ich nur hier sitze" ergibt sich manchmal viel, viel mehr Dynamik als aus so machen "Da stecken tausend Stunden NSC-Vorbereitung drin, also geht weihevoll damit um, ihr Laffen!". Ich liebe Settings, wo das wilde Drauflosspielen unterstützt wird, ohne dass man Angst haben muss, was kaputt zu machen, sprich: aus dem Settung zu fallen, den Charakter nicht "glaubwürdig" darzustellen, "unpassend" zu sein. Denn dann ergibt sich die Spielwelt wirklich aus dem Spiel heraus. Erstens ist das witziger, zweitens ergibt es meiner Erfahrung nach aber auch die interessanteren Geschichten, weil man nicht schon von vorneherein weiß, was passiert. Ich glaube, ich finde "ernste" Settings mit viel "Tiefgang" oft einfach öde, weil nach der Lektüre der Quellenbücher schon klar ist, was passieren wird. Man kaspert dann eben nach, was in den Büchern steht. Aber das weiß  ich doch schon!

Korkis DS-Runde neulich ist ein gutes Beispiel: Klar wars hanebüchen, aber ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal so viel in-character geredet haben. Und es war spannend!

Ich glaube, ein Teil der Retro-Welle speist sich aus diesem Gefühl: Weg von Settings, die zu viel Aufmerksamkeit ziehen und die Spieler quasi den ganzen Abend zwingen, ein kneifendes, juckendes Kostüm zu tragen. Hin zu: Wir torkeln erstmal so los und machen so lange dumme Witze, bis auf einmal doch Rollenspiel dabei entsteht. Dabei kommt dann zwar nichts Druckreifes raus, aber es ist wild und gefährlich (na ja, ein bisschen).

Ich meine, wir haben bei DS im Vorübergehen eine Ingame-Fantasy-Heftchenreihe erfunden, einen Barbaren mit Dornenkrone gehabt, der wegen der Schmerzen allen anderen wehtun wollte, aber zu doof war, die Krone abzunehmen, eine dauerbesoffene Späherin, die nur bis 1 zählen kann ("Ich hatte doch erst ein Bier!") und einen Zauberer, der "verbotenes Wissen" finden wollte und von den anderen animiert wurde, "da mal Magie draufzumachen". Als er zum Spaß zum Skelett gesagt hat: "Erhebe dich!" hat es sich aus Versehen wirklich erhoben und dann hatten die anderen Tschars Angst vor ihm. Obwohl er Kalle hieß.

Ratten wurden mit Vorliebe plattgetreten. Irgendwann wurde überlegt von dem gesammelten Gold Stiefel mit magischer Sprungkraft anzuschaffen.

Am Ende haben wir auf den Altar gepisst, um ihn zu entweihen. Und dann wurde die Statue lebendig, auf der die Späherin mit runtergelassenen Hosen saß.

Natürlich ist das unsagbar albern. Aber: Es kam spontan aus unseren Köpfen und hätten nicht diese Leute an diesem Abend zusammengesessen, wäre es nie so entstanden. Ich muss sagen, das ist mir lieber als fünfhundert Jahre ingame-Geschichte mit Recherche über die Kleiderordnung im Paris des 18. Jarhunderts oder drei Jahre Vollzeitstudium des mittelreichischen Adels. Oder: Böpp, ich bin ein trauriger Engel, bist du auch so traurig wie ich? Sei mal traurig, das steht auf deinem Charakterblatt.

Albernheit bringt alle auf ein Level und macht, dass man erstmal alle Ideen raushauen kann, um zu gucken, was sich bewährt. Und es bleibt unplanbar. Das finde ich gut. Ich könnte mir vorstellen, dass, wenn wir mit den albernen DS-Tschars weitergemacht hätten, sich irgendwann eben doch ein, zwei ernste Elemente eingeschliche hätten. Es deutete sich bereits eine hoffnungslose Liebe zwischen Barbar und Späherin an und eigentlich wollten wir den Wirt umbringen, weil wir dachten, der steckt hinter dem Rattenkult. Was, wenn wir´s gemacht und unseren Irrtum erkannt hätten? Gut, wir hätten bestimmt keine Tränen vergossen, aber ich glaube, in "albernem" Spiel entstehen durch die Spontanität immer mal wieder Freiräume für andere Inhalte.

Offline korknadel

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #40 am: 20.10.2011 | 11:02 »
Sehr schöner Post, Kriegsklinge!  :d

Dazu fällt mir ein: Wahrscheinlich mag ich die (offensichtliche, manchmal gewollte) Albernheit bei Warhammer oder auch DS deshalb so, weil sie genau das von Dir beschriebene freisetzt: Dass man sich erst mal nicht drum schert. Das Setting erlaubt mir, albern zu sein und frei zu schalten und zu walten.

Wohingegen Aventurien: Hier habe ich das Gefühl, dazu gezwungen zu werden, Dinge ernst zu nehmen, die letztlich genauso albern sind. Aber das Setting (und oft sogar die Regeln) will mir weißmachen, dass es nicht albern ist. Wie viele NPCs, Kreaturen, Orte und Artefakte waren ursprünglich nicht viel mehr als Witzfiguren, Augenzwinkerer und sind inzwischen hochheilige Teile des Metaplots und tauchen Seite an Seite mit unaussprechlichen, weltbewegenden altgriechischen Zungenbrechern wie Omegatherion und Karma????äon auf? -- Die letztlich auch irgendwie albern sind, oder?
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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #41 am: 20.10.2011 | 11:28 »
Spelljammer

mit nem Segelschiff durchs All schippern  ~;D alberner geht es wohl kaum!

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #42 am: 20.10.2011 | 11:42 »
Hier wird ja auch immer wieder gern Aventurien genannt, das ich eigentlich immer gern mochte. Nun muss ich aber zugeben, dass ich lange Zeit nicht die ofizielle Ausprägung kannte - will sagen: In der ursprünglichen Gruppe gab es eigene Abenteuer, eigene NSCs - ich vermute deshalb sind mir diese spießigen Pseudo-lustigen Wortspiele zunächst nicht aufgefallen.

In der G7 (Grundthema ist immerhin Kampf gegen den Dämonenmeister...) fällt es mir immer wieder negativ auf. Wenn man erstmal das Wortspiel bei Abu Therfas gecheckt hat, KANN man den einfach nicht mehr ernst nehme. Was mE nicht lustig, sondern einfach nur noch ärgerlich ist.

Aber so richtig verloren hat DSA im Sinne des offiziellen Aventuriens für mich mit der "Schwarzen Ferrara".

Das war so ein richtiger WTF?!-Moment. Man muss sich das so vorstellen: Ich döste da so vor mich hin, während der SL einem Mitspieler Hinweise über einen NSC zukommen lies.

SL: "...und die Kutsche war eine schwarze Ferrara"
Ich: (verdaddert aufschrecken) "sorry, wie...?"
SL: "Eine Schwarze Ferrara"
Ich: (ungläubig) "Eine schwarz...WAS?"
SL "..."
Ich: (fassungslos): "die haben das Teil.. die haben wirklich eine KUTSCHE FerrarA genant??!"
Andere Spieler: "Joa, das ist ne bekannte Luxuskutsche in Aventurien, wird glaub ich in blablubb gefertigt"
Ich: (resigniert): "..."

Ich bin mir auch gar nicht sicher, warum mich das bei Aventurien stört, während ich die "Anspielungen" bei Warhammer durchaus eher als charmant wahrnehme. Vermutlich, weil WH gerne die Klischees auch noch überzeichnet oder die Namen eher eine sehr vage Anspielung sind.. wie hier schon jemand schrieb, das Praag nunmal nicht viel mit dem ursprünglichen Prag zu tun hat.

Außerdem habe ich das Gefühl, dass man bei Aventurien schon krampfhaft versucht, überall irdische Vorbilder einzubauen. Also weniger ein "ich brauch noch unbedingt nen Namen für ne richtig fiese Hexe, die sich bei der Dorfbevölkerung eingeschleimt hat" - "dann nenn sie doch ..hmm.. hey wie wärs mit Gundel vom Talerberg!"
Stattdessen nennt man die goldgierige schwarzhaarige Sharizda "Gundelga u khelei"
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Seth

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #43 am: 20.10.2011 | 11:48 »
Ich glaube, ein Teil der Retro-Welle speist sich aus diesem Gefühl: Weg von Settings, die zu viel Aufmerksamkeit ziehen und die Spieler quasi den ganzen Abend zwingen, ein kneifendes, juckendes Kostüm zu tragen.

Das kneifende, juckende Kostüm scheinen durchaus viele Spieler zu befürchten. Woher eigentlich dieser Unwillen, sich mit einem Thema ernsthaft auseinanderzusetzen? Macht das keinen Spaß? Ich muss sagen, ich kann die Runden, wie du sie beschreibst nicht mehr sehen. Genau dieses "nichternstnehmen" endet doch im Grunde immer wieder im Gleichen: Insider über absurde Situationen, alberne NSC als Running Gag etc., Hauptsache es ist "unsere Geschichte". Ist das eine Kapitulation vor dem Versuch, eine ernsthafte, gemeinsame Geschichte zu erleben? Ich persönlich spiele nicht, um andern davon erzählen zu können (oder mich wahlweise mit der Gruppe daran hochziehen zu können), dass unser Barbar auf die "coole" Idee gekommen ist in einer "Bitches-Bude" Stahlbüstenhalter zu verkaufen.

Zitat
Natürlich ist das unsagbar albern. Aber: Es kam spontan aus unseren Köpfen und hätten nicht diese Leute an diesem Abend zusammengesessen, wäre es nie so entstanden. Ich muss sagen, das ist mir lieber als fünfhundert Jahre ingame-Geschichte mit Recherche über die Kleiderordnung im Paris des 18. Jarhunderts oder drei Jahre Vollzeitstudium des mittelreichischen Adels. Oder: Böpp, ich bin ein trauriger Engel, bist du auch so traurig wie ich? Sei mal traurig, das steht auf deinem Charakterblatt.

diese Spontaneität ist doch auch mit ernsten Themen möglich, oder nicht? Und warum ist "böpp, sei traurig!" schlechter als "böpp, sei lustig und spontan!"?

Zitat
Albernheit bringt alle auf ein Level und macht, dass man erstmal alle Ideen raushauen kann, um zu gucken, was sich bewährt. Und es bleibt unplanbar.

Auch das habe ich oft beobachtet: durch eine ernsthafte Herangehensweise an ein Setting scheinen sich einige Spieler nicht auf "gleichem Level" mit anderen zu fühlen, womöglich weil sie nicht so viel Zeit investiert haben, um sich vorzubereiten oder weil sie keine Lust haben, sich so viele Gedanken zu machen. Natürlich sollte man immer mit Menschen spielen, die das Gleiche wollen, aber dieses "ich will einfach nur Spaß haben und mich nicht ernsthaft mit Etwas beschäftigen, das hab' ich schon in der Arbeit/Uni/Schule"-Argument trifft halt mal nicht auf alle zu. Was widerum nicht heißt, dass alle die das anders sehen sich übelst wichtig nehmen.

Zitat
ich glaube, in "albernem" Spiel entstehen durch die Spontanität immer mal wieder Freiräume für andere Inhalte.

die man ja dann im Notfall wieder mit "aber wir nehmen das/uns ja alle nicht so ernst, keine Sorge!" wieder relativieren könnte, wenn es sein muss. Außerdem könnten im ernsthaften Spiel durchaus Freiräume für Albernheiten entstehen, wenn man es ausgewogen betrachtet.
« Letzte Änderung: 20.10.2011 | 11:51 von Sol Invictus »

Offline Waldviech

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #44 am: 20.10.2011 | 11:59 »
Zitat
Spelljammer

mit nem Segelschiff durchs All schippern   ~;D alberner geht es wohl kaum!
Wobei man sagen muss, dass Spelljammer noch weit albernere Dinge als nur fliegende Segelschiffe enthält. Die verblassen vor schießwütigen Nilpferden in preußischen Uniformen und riesigen Tyrannosaurus-Hamstern regelrecht.  ~;D

Zitat
Battletech
Ist wahrscheinlich ein ähnliches Problem wie WH/WH40k:
Ja, würde ich sagen. Angefangen beim Grundkonzept des dunkeldüsteren Mittelalters in Space bis hin zu unsinnigen Methoden der Kriegsführung aus Gründen der Coolness. Die Tünche ist eine etwas andere und Battletech haut einem seine Gemeinheiten nicht in einem ganz so großen Maßstab um die Ohren, aber generell ist der Grundgedanke ein ähnlicher. Im Übrigen empfinde ich WH40K gerade wegen des völlig überdrehten Maßstabes als etwas "ehrlicher" als Battletech, das mir teilweise etwas zu trocken und ernsthaft rüberkommt. Man hat bei WH40K nicht das Gefühl, dass das Setting zum Ernstnehmen gedacht war. (Vor Allem, wenn man den alten Kram aus der 1. Edition liest). Da gehört es dann irgendwo dazu. dass das Imperium ein völlig überzogenes "Worst-of-Menschheitsgeschichte" ist. Ist aber Geschmackssache ;)

Zitat
Woher eigentlich dieser Unwillen, sich mit einem Thema ernsthaft auseinanderzusetzen? Macht das keinen Spaß?
Liegt vermutlich an den Themen, mit denen sich RPGs gemeinhin beschäftigen. Rollenspiele, die einen wirklich zur Beschäftigung mit ernsten Themen reizen, sind schon verdammt selten.
Barbaren ! Dekadente Stadtstaaten ! Finstere Hexenmeister ! Helden (oder sowas Ähnliches)!

MALMSTURM !

killedcat

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #45 am: 20.10.2011 | 12:01 »
Alberne Settings: alles mit Orks oder Elfen im Weltall oder Cyberspace. Unangenehm albern, nicht positiv albern!

Alberne Settings: Settings, die von Superpower-Regeln zerfetzt werden. In den D&D3.X-Settings z.B. machen Landkarten eh keinen Sinn, weil jeder Feuerball Krater in der Größe von Kontinenten reißt (übertrieben gesagt). Mit so vielen umherlaufenden Göttern kann man die meisten Geschichten echt vergessen.

Superhelden-in-Unterhosen. Albern.

Personal-Horror-wimmer-und-jammer-Settings find' ich auch albern. Überhaupt Settings, die sich so tierisch ernst nehmen. Scheitert eh meist am Spieltisch.

Achamanian

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #46 am: 20.10.2011 | 12:10 »
Ist das eine Kapitulation vor dem Versuch, eine ernsthafte, gemeinsame Geschichte zu erleben? Ich persönlich spiele nicht, um andern davon erzählen zu können (oder mich wahlweise mit der Gruppe daran hochziehen zu können), dass unser Barbar auf die "coole" Idee gekommen ist in einer "Bitches-Bude" Stahlbüstenhalter zu verkaufen.


Ich spiele ehrlich gesagt gar nicht in erster Linie, um hinterher irgendwem davon zu erzählen, sondern weil ich gerne spiele. Ob ich hinterher eine ernsthafte Geschichte zu präsentieren habe, anhand deren anderer mich für mein anspruchsvolles Hobby bewundern können, finde ich doch eher zweitrangig.
Sorry, das war jetzt etwas zickig, aber die Vorlage dafür war da.

Ich war ja auch in der albernen DS-Runde mit Kriegsklinge und weiß von daher natürlich sehr genau, was er meint: Tatsächlich ist da eine Menge "richtiges Rollenspiel" rumgekommen, einfach, weil wir wild in die Gegend geballert haben mit unseren Versuchen, Farbe in Charaktere und Setting zu bringen. Und das hat in dem Fall gezündet (muss es nicht immer) - besonders gut ist es dabei, wenn man ohne individuellen Charakter-Background in die Runde geht, weil dann alle Charaktere sich im Spiel aufeinander abstimmen können. Kein Warum-hängt-mein-Charakter-mit-denen-rum-Gekrampfe, man spielt es einfach spontan so, dass es "passt", dass diese Leute zu Kumpels werden.
Und wenn statt "richtigem Rollenspiel" nur lustige Blödelei rumkommt, ist ja auch nix verloren.

Andererseits mag ich nun auch fein sorgfältig vorgearbeitete, psychologisch durchdachte Konflikte, die sich durchaus auch über mehrere Sitzungen aufbauen, wie wir sie in unserer Ars-Magica-Runde haben. Da geht es insofern "Ernsthaft" zu, dass wir das Setting ganz und gar ernst nehmen. Das hindert unsere Charaktere aber auch nicht daran, einen Sinn für Humor zu haben oder sich einfach in amüsanter Weise wie die letzten Trottel aufzuführen.

Insgesamt spielen wir aber AM glaube ich auch nicht aus dem Ehrgeiz, eine "ernsthafte Geschichte" zu erzählen (ebensowenig wie unser DS-Abend eine Kapitulation vor diesem gar nicht aufgeworfenen Anspruch ist), sondern um uns in einem atmosphärischen und manchmal skurrilen Rahmen mit interessanten In-Game-Problemen herumzuschlagen und originelle Lösungsstrategien für selbige zu entwickeln. Ist zumindest mein Eindruck. Die psychologische Komponente des Charakterspiels kommt irgendwie immer dann besonders gut, wenn sie sich auf die Dauer von alleine einschleicht, so mein Eindruck.

Albern ist dann wiederum Cthulhu für mich deshalb, weil die psychologische Komponente in den Abenteuern meistens so betont wird, aber auf der Ebene des Anspruchs bleibt - man soll das als Spieler/SL so umsetzen, weil das "gutes Rollenspiel" ist. Der Cthulhu-Monsterpark und das Stabilitätssystem stützen das aber gar nicht, im Gegenteil beides lädt eher zu Blödeleien ein (man schaue sich mal die Phobienliste an). Dann hat man eine ganz komische Diskrepanz, bei der man dauernd das Gefühl hat, jetzt irgendwie "falsch" zu spielen. Dann lieber ein System wie Unkown Armies, wo es eine direkte regeltechnische Abbildung der Psyche gibt, mit der man auch ganz "mechanisch" spielen kann und psychologisch interessante Ergebnisse rausholen kann, die einen manchmal noch selber überraschen.

Offline Kriegsklinge

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #47 am: 20.10.2011 | 12:11 »
Zu Sol Invictus:

Ich glaube, ich habe tatsächlich keine Lust, mich im Rollenspiel "ernsthaft" mit Inhalten zu befassen. Dafür gibt es andere Medien, die ich als lohnender empfinde. Ich habe aber große Lust, mich mit meinen Mitspielern und deren kreativem Input zu beschäftigen. Rollenspiel, das nach dem Motto "nur nicht anstrengen, das hab ich sonst immer schon" verläuft, finde ich auch schnell langweilig, da gebe ich dir Recht. Die Anstrengung sollte sich aber auf die Ebene des Miteinanders richten und nicht auf die Ebene der fiktiven Welt. Fakten aus Quellenbüchern abspulen=nein, danke. Wach sein für den Input der Anderen und ihn weiterspinnen=ja, bitte.

Jajaja, das kann auch mal zusammenfallen. Tut es aber de facto nicht. Wenn man sich die ganze Zeit auf die Vorbereitung und die Quellenkenntnis konzentriert, erschlägt das meist das eigentliche Spiel.

Bewusst voraussetzungloses Spiel (keine oder minimale Vorbereitung, einfache Regeln, die improvisieren erlauben, Charakterentwicklung nicht vor dem sondern durch das Spiel) macht viel Freiraum für das, was mir wichtig ist. Das kann in Form von Albernheit passieren - ein einfacher Weg. Es geht auch eine Nummer ernsthafter (bei PtA passiert das zum Beispiel oft). Das Beispiel war vielleicht in sofern etwas irreführend, als dass der Eindruck enstanden ist, ich würde mir ausschließlich albernes Spiel wünschen. Ich habe aber nur sagen wollen, dass ein solches albernes Spiel mir immer noch 100x lieber ist als ernstes Spiel, das aber jede Spontanität erstickt. Nicht Albernheit als Wert an sich war mir wichtig, sondern albernes Spiel als eine Form von engagiertem, spontanem Spiel, bei dem die Interaktion am Spieltisch zwischen den Spielenden wichtiger ist als endloses Gedröhne. Ich möchte, dass die Aufmerksamkeit dem Spielen gilt, nicht dem Spiel.

Wenn das in From von Traurigkeit geschieht, kann das auch mitreißend sein. Ich würde dann aber wollen, dass die Vorgabe nicht lautet: Heute erforschen wir mal das Thema Traurigkeit und deshalb macht ihr euch alle total depressive Tschars in einer dysteren Welt und wer lacht wird gesteinigt, weil das laut Quellenbuch in der Welt des Schmerrrzes nicht gestattet ist. Sondern: Verdammt, wir haben jetzt wirklich den Wirt umgebracht, dabei war der unschuldig, hm, ich glaub, mein Tschar sagt: Spinnt ihr eigentlich? Und dann suchen wir die Kids von dem und sagen: Sorry, hier habt ihr Geld. Und dann schlagen alle Spieler die Hände vors Gesicht und wir denken uns: Was ist denn das für eine Scheißfantasywelt, wo den Tschars nix Besseres einfällt, als den Kindern des Typen, den sie gerade geschnetztelt haben, Geld in die Hand zu drücken. Und der SL nimmt das auf und sagt: Nee, die Kids wollen kein Geld, die wollen lieber auch Abenteurer werden. Und dann wird man von denen noch bewundert.

Das erste ist dummer Kitsch, eine Simulation von Gefühlen, bei der man sich in der Rolle gefällt, diese Gefühle zu haben. Das zweite ist harter Tobak, der auch etwas über die Mitspielenden verrät.

Und das ist der Bogen zur Settingdiskussion: Ich finde Settings albern, die sich in den Vordergrund drängen und das Spielen erschlagen, indem sie Spontanität verhindern und die Entwicklung eigener (durchaus auch ernster) Perspektiven auf das Spielgeschehen.

 

Achamanian

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #48 am: 20.10.2011 | 12:26 »
@Kriegsklinge:
Na toll, jetzt hast du ja schon alles vorweggenommen! Ist doch albern!

Offline Blizzard

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Re: Welche Settings findet Ihr "albern"? Und warum?
« Antwort #49 am: 20.10.2011 | 12:41 »
Ich finde ja, man muss unterscheiden zwischen albern=schlecht und albern=albern, aber man kann drüber lachen. SR z.B. ist z.B. ganz eindeutig definitiv ein Fall für die erste Kategorie. Die deutschen Übersetzungen von 7thSea(allen voran das Eisenlande-Buch) oder aber auch Warhammer in der Beziehung sind einfach nur albern, aber irgenwie schon wieder so blöd, dass man drüber lachen muss (In 7teSee gibt es z.B. eine Kampfschule namens "Tübingen Duelingen" und in einem Warhmammer-Abenteuer tauchte mal ein Bruderpaar auf, deren Vornmamen im englischen ein lustiges Wortspiel ergeben, aber als ich die Namen dann auf deutsch gelesen habe...da heisst dann der eine mit Vornamen nämlich "Zünddocht Sowieso"...). Für Fall 1 würde mir aber auch noch SW: LowLife einfallen. Da hat mir schon die Grafik auf dem Buch gereicht, um zu wissen, dass ich das nie werde spielen wollen.
"Wir leben nach den Regeln, wir sterben nach den Regeln!"

"Wer nicht den Mut hat zu werfen, der wird beim Würfeln niemals eine Sechs erzielen."