Im RL gab es auch sehr sehr lange Zeit eine Vormachtstellung der Adligen, ohne den Wunsch, diese zu brechen.
Den Wunsch gab es immer, allein die Befähigung musste ein erstarkendes Bürgertum erst entwickeln. Überdies hinkt das Beispiel in sofern, wie man nicht davon ausgehen kann, dass eine elitäre Magierkaste mit dem Adel identisch ist - gerade wenn es einen nichtmagischen (Krieger-) Adel gibt, dürften die sich durchaus öfter mal ins Gehege kommen.
Ein weiteres Beispiel wäre, wie sich im Setting real existierende Magie zu einem Glauben verhält, der an den Katholizismus angelehnt ist. Das ist ja gar nicht so selten, wirft aber Probleme auf: Denn die Hexerei kann ihre Macht jederzeit beweisen während die Gegenseite allein auf die überlieferte Macht ihres nicht in Erscheinung tretenden Gottes pocht. In solchen und ähnlichen Situationen sind sich die Schöpfer des Settings der Implikationen ihres Konstrukts zumeist nicht vollkommen bewusst; im Idealfall gestalten sie alles so lebendig und fesselnd, dass die Implikationen auch dem Rezipienten nicht bewusst werden und/oder dieser nichts hinterfragen möchte.
Auch ein Magier hat nur eine beschränkte Zauberreichweite und muss nicht unbedingt auf Sicht zaubern können.
Ich schrieb ja bereits, dass das vom Setting abhängig ist. Das möchte ich Dich bitten, nicht aus den Augen zu verlieren, also bei Darstellungen immer die Bedingungen des Settings zu nennen, auf die Du Dich jeweils beziehst
Klar, wenn ein Feuerzauber auch nur auf Reichweite eines Brandpfeils funktioniert, kann in den meisten Fällen ein guter Bogenschütze den Magier ersetzen. Ist diese Erscheinung aber systematisch, muss man sich wiederum fragen, was Magie in dem Setting überhaupt für eine Stellung hat und warum man sich als tendenziell Befähigter damit beschäftigen sollte, wenn alles, was Magie bewirken kann, recht einfach ohne Magie zu bewerkstelligen ist.
Aber in den gängigen Fantasy-Settings kann Magie nun einmal mehr und ihre Wirkung und Mechanismen, wie sie im Setting selbst beschrieben werden, werden dann inkonsistent angewandt.
Außerdem baut man die wichtigsten Einrichtungen der Burgen aus Stein, damit soetwas eben genau nicht passiert.
Wie gesagt, vielleicht macht ein Setting so etwas, dann ist aber die ganze Gegenüberstellung von Brandpfeilen und Magie hinfällig, weil
beide nichts bringen.
Ein pseudo-mittelalterliches Setting hat aber nun einmal Burgen, in denen außer denen Befestigungsanlagen und dem Haupthaus das meiste aus strohgedeckten Holzbauten besteht, es hat Brandfpeile, die auch etwas nützen und Magie, die damit konkurrieren sollte, es aber in der Regel nicht (konsistent) macht.
Es geht bei einer Belagerung auch nicht darum, eine spezielle Person auszuschalten. Sondern darum, den Feind zu demotivieren und den Feind allgemein krank werden zu lassen.
Ich habe doch ausdrücklich beide Fälle getrennt und darzulegen, dass Magie in beiden Fällen anwendbar sein sollte, es aber nicht ist. Wenn Du Dich etwas belesen hast, wirst Du bemerkt haben, das das Schleudern von Pestleichen angewandt wurde, aber in den bekannten Fällen eine psychologische, keine biologische Waffe war. Ein Rudel Pestratten, dass von einem Magier auf sämtliche Burginsassen gehetzt wurde und diese im Schlaf beißt, sorgt tatsächlich für Infektionen und ist zusätzlich eine psychologische Waffe.
Und wenn es ein Magier auf eine einzelne Person abgehen hat, braucht er eben im Prinzip keine Drachen/Dämonen/Höllenhunde/Horden der Finsternis/Tiger/Wölfe/Zombies beschwören, um diese zu erledigen, weil ein einziges giftiges Tier das Gleiche viel effizienter und schwerer abwehrbar bewirkt. Trotzdem gehen beschwörungs- oder tiersteuerungsfähige Magier in 99% aller Settings den schweren Weg, ohne dass es dafür eine Begründung gäbe.
Zusammengefasst: Eigentlich hat ein Magier die Fähigkeit, die natürliche Umwelt seiner Feinde hocheffizient gegen diese zu richten, stattdessen richtet er aber übernatürliche Effekte/Wesenheiten gegen diese, obwohl das im Einzelfall viel weniger effizient ist. Off-Story ist natürlich erklärbar, denn feuerspeiende Drachen, Untote und Dämonen machen natürlich viel mehr her als normale Schädlinge, wenn sie auf Festungen oder Einzelpersonen losgelassen werden.
Um eine Person gezielt auszuschalten, müsstest du diese sehen. Das ist recht schwierig, wenn sich diese hinter den Burgmauern verschanzt.
Bitte verwechsel genretypisch nicht mit "D&D"-typisch.
Du verlierst erneut die Immanenz aus den Augen. Wenn das Setting es Subjekt A ermöglich, Subjekt/Objekt B durch Aufwand von X mit Wirkung Y auf Entfernung Z zu belegen, müsste dies konsistent in jedem Fall anwendbar sein, in dem A, B, X, Y und Z in vergleichbarer Konstellation auftreten.
Vereinfacht: Wenn ein Phaser bei Star Trek problemlos Personen oder gar Felswände atomisiert, ist es inkonsistent, wenn man sich im selben Moment hinter einer Plastiktonne in Sicherheit bringen kann.
Ich sehe jetzt kein Problem, wenn man in einem konsistenten Setting sagt, es gäbe weitere Möglichkeiten für den Unsichtbarkeitszauber.
Oder es ist ein Materie-Effekt, indem das Ziel des Unsichtbarkeitszaubers luft- bzw. glasartig gemacht wird.
Dann ist es immer noch ein Effekt, der auf alle Objekte der maximal gleichen Größe in der gleichen Reichweite angewandt werden könnte, aber in aller Regel nicht so angewandt wird. Inskonsistenz entsteht, wenn ein Setting seine
eigenen Regeln nicht konsequent, sondern nur für bestimmte Situationen anwendet, ohne dass sich aus diesen Situationen heraus Ausschlusskriterien für vergleichbare Situationen ableiten lassen.
Der Drache könne Chlorophyll auf seiner Haut haben und sich dann hauptsächlich von der Sonnenstrahlung ernähren.
Tiere isst er dann nur, um Proteine aufzunehmen.
Wenn ein Setting das so erklären würde - mir fällt gerade keines ein - wäre es ein Schritt auf dem Weg zu mehr Konsistenz. Wir wissen ja, das Konsistenz nichts mit wissenschaftlicher Erklärbarkeit zu tun haben muss, das Setting muss in sich stimmen. Ob Photosynthese genug Energie für ein so aktive Tier bereitstellen kann, wäre hier also nicht relevant.
Relevant wäre es, gewisse andere Dinge im Aussehen und im Verhalten von Drachen zu klären. Rote Drachen, die in dunklen Höhlen nisten, passen nun einmal mit Chlorophyll und Photosynthese nicht so wahnsinnig gut zusammen.
Ansonsten kann eine Region ja auch genügend Rohstoffe bereit stellen, um eine 1000 Einwohnerstadt zu versorgen. Also sollte eine Region auch fähig sein, einen Drachen zu versorgen.
Nehmen wir mal an, die Menschen der Region leben in Saus und Braus und pro Kopf werden pro Tag ein Pfund Fleisch und ein halber Liter Milch fällig. Dann bräuchte die ganze Gemeinde (!) pro Tag drei Kühe für das Fleisch und die Milchproduktion von sechs bis acht glücklichen Milchkühen. Do the math yourself ... Wenn die Leute nicht gerade der "Save the dragon, kill yourself"-Fraktion angehören, besteht die Konsistenz der Situation darin, dass der spezifisch geschilderte Drache in dem Setting nicht mit Menschen kompatibel ist, also entweder die menschliche Bevölkerung oder der Drache mittelfristig das Feld räumen muss. Die andere Option wäre, dass der Drache in einer sehr intakten Wildnis wohnt und ganzjährlich Wildtierherden folgt wie es andere große Raubtiere auch tun müssen.
Man könnte natürlich auch einfach postulieren, dass Drachen magische Wesen sind und sich von überall präsenter Mana-Strahlung ernähren. Die Frage wäre dann, warum sie Rinder reißen sollten? - Dafür ließe es sicherlich auch irgend eine Erklärung finden, die Frage ist nur, ob das Setting sie auch liefert.
Um es noch einmal zu betonen: Es geht nicht darum, ob etwas wissenschaftlich erklärbar ist, sondern ob die Regeln des Settings in sich stimmig sind. Gerade Fantasy lebt davon, das so ziemlich alles möglich ist, aber auch die suspension of disbelief des Fantasy-Konsumenten ist nicht unbegrenzt strapazierbar.
Man könnte letztendlich immer festlegen, dass die ganze Fantasy-Welt die Schöpfung eines irren Gottes ist und hätte damit insofern alles konsistent erklärt, wie man die Existenz sämtlicher Inkonsistenzen begründet hätte. Aber man kann nicht erwarten, dass dieses Setting jedem zusagt.