Hallo miteinander,
ich finde nichts Verwerfliches daran, wenn Leute, die abwesend sind, keine Erfahrungspunkte erhalten. Wenn der Charakter an einer Sitzung nicht teilnimmt, dann kann er auch keine Punkte bekommen, weil er eben nichts tut und nichts erlebt. Das ist aus meiner Sicht völlig korrekt und nachvollziehbar. Etwas Anderes ist es, wenn der Charakter des Abwesenden von einem Mitspieler mitgeführt wird (wobei man sich dazu vorher telefonisch das Okay des Betreffenden holen sollte, damit es hinterher nicht zu Irritationen kommt). Wenn der Charakter, auch wenn er fremdgespielt wird, an der Sitzung teilnimmt, also auch gleiche Risiken wie die anderen Charaktere eingeht, sollte er auch Punkte bekommen. Das hat mit dem Spieler nichts zu tun. Meistens setzen aber bei unseren Runden die Charaktere von Leuten, die nicht da sind, aus.
Wenn jemand anruft und sagt: "Ich komme 30 Minuten später, führt mich schon mal mit", dann bekommt der mitgeführte Charakter auch in Abwesenheit Punkte (siehe oben). Wenn einer zu spät kommt und nicht bescheid sagt, kann es hingegen passieren, dass die Anderen ohne seinen Charakter losgelaufen sind, und dann kann er an diesem Abend für diesen Charakter auch keine Punkte bekommen (es sei denn, es ergibt sich die Gelegenheit, später noch zur Gruppe zu stoßen). Dann muss er halt einen NSC führen. Bescheid sagen hilft und ist auch fairer den Anderen gegenüber, die nicht ewig auf den Zuspätkommer warten müssen, bis sie loslegen können.
Ich halte mittlerweile nichts mehr von Sonderpunkten für gutes Rollenspiel, weil es irgendwie so etwas lehrerhaftes an sich hat. Der da hat etwas gemacht, was der Spielleiter toll und intelligent findet (obwohl es vielleicht alle anderen blöd fanden): EP-Belohnung. Der da hat etwas gemacht, was dem Schaffner nicht in den Kram passt: Keine EP (oder gar Abzug). Ich sitze, wenn ich leite, nicht als Pädagoge oder Psychologe am Tisch, sondern als Mitspieler. Und verteile die Punkte somit nach objektiv nachvollziehbaren Mechanismen (Anwesenheit, Abenteuerdauer, Anzahl der Kampferfolge, Lösung vorgegebener Rätsel, Lösung vorgegebener Questen, Überwindung von Hindernissen und Gegnern, erfolgreiche Anwendung von Fertigkeiten). Alles, was subjektiv ist und etwas mit meiner persönlichen Moralvorstellung oder meinem persönlichen Wertesystem zu tun hat, sollte im Spiel nichts zu suchen haben. Ganz befremdlich finde ich mittlerweile Punkte für "gutes Rollenspiel" oder "tolle Charakterdarstellung". Das ist so nebendran. Wie kann ich mich denn entblöden, zu beurteilen, ob X seine Rolle richtig spielt oder nicht? Vielleicht hat er eine völlig andere Vorstellung, die eben nicht in meine festgefahrenen Stereotypen passt. Und wenn er einen sadistischen transsexuellen Elfendruiden spielen will, dann soll er es halt tun, meine Güte. Solange die Gruppe ihren Spaß hat, ist alles okay. Wenn die Gruppe keinen Spaß hat, dann wird das schon alleine zur Diskussion auf den Tisch kommen, da brauche ich keine EP-Strafen zu verhängen. In meinen Augen also völliger Schmarrn.
Zum Thema Unaufmerksamkeit, themenfremde Gespräche und zu spät kommen: Hier bestrafen sich die Spieler, soweit für sie weniger Erfahrungspunkte überhaupt als Strafe empfunden werden (die meisten sind ja eher wegen des Gruppenerlebnisses da und empfinden somit unter Umständen auch ein schönes themenfremdes Gespräch als Belohnung) ja selbst. Dadurch, dass sie themenfremd diskutieren, entgehen ihnen Gelegenheiten, in dieser Zeit Kämpfe zu gewinnen, Rätsel zu lösen, Questen zu erfüllen, etc. Da muss ich als SL gar nichts mehr zusätzlich machen, und sollte es auch nicht.
Viele Grüße
G.