Thema: Munition für Karibik-Abenteuer

[Grey]

Mal 'ne Frage an Kenner der Seefahrt: wieviel Munition hatte eigentlich im Goldenen Zeitalter der Piraterie in der Karibik ein typisches Piratenschiff bzw. Kriegsschiff dabei? Sprich, wieviele Breitseiten konnte es so pro Fahrt abfeuern?

[Ein]

Das habe ich mich auch schon öfters gefragt, allerdings habe ich dazu bisher nirgends Angaben gefunden, wobei ich aber noch nicht in Fachbücher gesehen habe. Was man machen könnte: Man könnte von der Ladekapazität das Gewicht der Kanonen und ihrer Lafetten abziehen und vom Rest einen adäquaten Teil für Munition verplanen. Gewichte von Kanonen, Lafetten, Kugeln und Treibladungen findet man ohne Probleme.

[Dark_Tigger]

Ich galube ich habe vor einiger Zeit einen Bericht in einer Nationalt Geographics gelesen, über die Bergung eines Schiffs in der Karibik, bei der auch eine Menge Kugeln gefunden wurden. Ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob genaue Angaben gemacht wurden. (Oder ob es wirklich die NG war)
Wenn ich zu Hause bin, kann ich mal gucken ob ich den Artikel finde.

[Hotzenplot]

Ich galube ich habe vor einiger Zeit einen Bericht in einer Nationalt Geographics gelesen, über die Bergung eines Schiffs in der Karibik, bei der auch eine Menge Kugeln gefunden wurden. Ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob genaue Angaben gemacht wurden. (Oder ob es wirklich die NG war)
Wenn ich zu Hause bin, kann ich mal gucken ob ich den Artikel finde.

Japp, meiner Meinung nach sind das die verlässlichsten Quellen. Genau das wollte ich antworten, habe vor längerer Zeit mal zufällig eine Doku über Schatzsucher gesehen, bei der die Ladung der Schiffe ja oft in Zahlen ausgedrückt wird. Google einfach mal.

[Grey]

Gegoogelt hatte ich schon, aber leider ohne brauchbares Ergebnis. Ich habe zwar Informationen darüber gefunden, wie eine Breitseite vermutlich organisiert wurde, um den Schiffsrumpf nicht überzustrapazieren und wie die Stückpforten bemalt waren und solche Sachen, aber keine schnöden Zahlen.

[Dark_Tigger]

Sorry ich finde gerade nicht wo die alten Magazine bei uns hingeräumt wurden. Und auf der NG Website wird halt mit google Plugin geuscht. -_-

Gegoogelt hatte ich schon, aber leider ohne brauchbares Ergebnis. Ich habe zwar Informationen darüber gefunden, wie eine Breitseite vermutlich organisiert wurde, um den Schiffsrumpf nicht überzustrapazieren und wie die Stückpforten bemalt waren und solche Sachen, aber keine schnöden Zahlen.

Das klingt intressant hast du Links dazu?

[Grey]

Das klingt intressant hast du Links dazu?

Letzten Endes hat mich Onkel Google da immer wieder nur zu Tante Wikipedia zurückgelotst, z.B. auf die Artikel zu Stückpforte und Breitseite. Andere Artikel, die mir Google ausgespuckt hat, stellten sich über kurz oder lang meist als wörtliche Zitate derselben heraus.

[Boba Fett]

Kurs aus Spaniens Küste

in diesen Hörbuch wird zumindestens was über die Bestückung einer englischen Sloop gesagt.
Auch sonst sehr empfehlenswert, da der Autor seemännisch so einige Erfahrungen hatte und das liest man.
Der Roman (bzw. Die Serie) diente als Vorlage für den Film Master & Commander.

Nebenbei bemerkt: in den früheren Jahren waren die meisten Schiffe mit ganz unterschiedlichen Geschützen bestückt, so dass jede Kanone ihre eigene Munition hatte, was die ganze Aufmunitionionierung (und Sortierung im Gefecht) schrecklich verkomplizierte!

[Erdgeist]

Eine direkte Antwort habe ich (edit: noch ) nicht, aber eine Seite gefunden, die weiterhelfen dürfte:
Welcome to the official website for Nelson’s flagship - HMS Victory!

Direktlinks zu den interessanten Menüpunkten:
Typen und Anzahl der Kannonen, Art und Gewicht der Schießpulverladungen, Munitionsmagazin.

Damit kann man lustig rechnen:
- Das Magazin hält bis zu 35t Schießpulver, wobei man ja noch woanders Munition unterbringen konnte, wie es vor großen Schlachten wie z.B. Trafalgar auch geschah.
- Pro Schuss brauchte es 2-5 kg Schießpulver, je nach Kanonentyp.
- Eine Breitseite (halbe Anzahl der Kanonen, ich nahm mal die 1803er Bewaffnung) verbraucht knapp 170 kg, grob überschlagen, wenn ich mich nicht derb verrechnet habe.
Ergebnis: Locker über 200 Breitseiten möglich, rein vom Schießpulver her gesehen, ohne aber jetzt nach Anzahl der Kugeln gesucht zu haben. Wobei man bei der ganzen Sache bedenken muss, dass wir hier von einem First-Class Kriegsschiff reden.

[Stonewall]

Mal 'ne Frage an Kenner der Seefahrt: wieviel Munition hatte eigentlich im Goldenen Zeitalter der Piraterie in der Karibik ein typisches Piratenschiff bzw. Kriegsschiff dabei? Sprich, wieviele Breitseiten konnte es so pro Fahrt abfeuern?

Wie historisch willst Du's denn haben?

MWn haben reale Piraten es eben nicht auf lange Feuergefechte mit Breitseitenaustausch abgesehen gehabt, sondern versucht, mit relativ kleinen, wendigen Schiffen die Handelsfahrer vom unbewehrten Heck her zu entern. Mit Kanonaden macht man sich schließlich die Beute kaputt (oder der Gegner einem das Arbeitsmittel).

Problematisch dürfte auch das "typische Piratenschiff" sein.

Zu Kriegsschiffen dürfte eher etwas zu finden sein. Evtl mal in der nächsten Stadtbücherei schauen. Zu meiner Jugendzeit gabs da in der Jugendabteilung populär ausgerichtete Sachbücher über historische Seefahrt. Wolfram zu Mondfeld ist ein Autorenname, an den ich mich noch erinnere. MWn hat auch der von DSA und SR bekannte Hans-Joachim Alpers in der Sparte geschrieben.

[Boni]

In der napoleonischen Zeit wurde einer britischen Fregatte in der Regel ca. 10 Schuss pro Kanone zugestanden (Pulver und Kugeln, Fregatten lagen je nach Rating bei 20-44 Kanonen). Allerdings durfte der Kapitän auf eigene Rechnung mehr mitnehmen, was diejenigen, die es sich leisten konnten, auch getan haben.

Für die karibischen Piraten ist der Einwand korrekt, dass sie sich eher nicht auf Feuergefechte eingelassen haben. Dafür wurden so viele Männer mitgenommen wie möglich, und dafür auch auf Kanonen verzichtet.

[Grey]

Kurs aus Spaniens Küste

Welcome to the official website for Nelson’s flagship - HMS Victory!

Danke!

Nebenbei bemerkt: in den früheren Jahren waren die meisten Schiffe mit ganz unterschiedlichen Geschützen bestückt, so dass jede Kanone ihre eigene Munition hatte, was die ganze Aufmunitionionierung (und Sortierung im Gefecht) schrecklich verkomplizierte!

Klasse, solche Nickeligkeiten lassen sich sicher gut ins Spiel einbauen. Daß die Spieler erst mal lernen müssen, ihre Breitseiten zu sortieren, bevor ich sie in den Showdown segeln lasse...

Habe ich dich richtig verstanden, selbst die Kanonen auf ein und demselben Geschützdeck waren nicht einheitlich?

Wie historisch willst Du's denn haben?

Da halte ich es ganz mit Hal Foster: ich möchte erst einmal möglichst genau wissen, wie es historisch war. Danach kann ich immer noch aussortieren, was mir dramaturgisch nicht in den Kram paßt, und das Ganze mythisch verfremden.

(Ich hatte auch so oder so schon vor, Piraten zielführend agieren zu lassen und nicht heroisch. )

[Stonewall]

Habe ich dich richtig verstanden, selbst die Kanonen auf ein und demselben Geschützdeck waren nicht einheitlich?

Mindestens im späteren 17 Jh. war das mWn bei den europäischen Seemächten schon genormt mit gleichem Kaliber auf demselben Deck. Höhere Decks hatten mWn idR leichtere Geschütze. Aber Piraten haben ja nicht unbedingt ein Schiff ab Werft geordert, wenn man mal von Freibeutern mit offiziellem Kaperbrief absieht. Und wenn die Piraten Geschütze ersetzen müssen, mit dem was sie halt gerade erbeutet haben...

[Erdgeist]

+1

Wie man oben bei der Victory sieht, hatte die stets die gleiche Kanonenart je Deck, schwere Geschütze unten, leichte oben. Aber das war ja auch von Grund auf als Kriegsschiff konzipiert.

Schiffe von Freibeutern haben prinzipiell ja wohl weniger Decks. Wenn dann nur ein Deck vernünftig für Kanonen vorhanden ist und man keine große Auswahl beim Kanonenkauf hat, kann es da schon ein wenig Kuddelmuddel geben.

[Lothlorion]

Ich würde einfach mal ein bisschen mit Excel Spielen. Dann hat man ganz schnell was zusammen. Die 10 Schuss pro Kanone von denen ich weiter oben gelesen habe halte ich für sehr unwahrscheinlich.
Es war wohl eher so, dass nur für 10 Schuss Pulver fertig in Kartuschen gefüllt war. Der Rest war dann halt in Fässern im Laderaum unter der Wasserlinie.
Kugeln an sich kann man in rauen Mengen mitführen, die nehmen ja keinen Platz weg.

[YY]

Kugeln an sich kann man in rauen Mengen mitführen, die nehmen ja keinen Platz weg.

Aber sie sind schwer wie nur was...das sprengt schnell den Rahmen (pun intended  ).

[Roland]

Das kann durchaus ein Vorteil sein, so lange man nicht ausreichend geladen hat, braucht man ja Ballast.

[Erdgeist]

Die mögliche Menge der Kugeln wird auch durch den richtigen Lagerplatz begrenzt. Man will ja nicht, dass die Dinger dutzendfach umherrollen. Einfach mal eben einen Raum damit füllen, der dafür nicht ausgelegt ist, das sollte man vermeiden. Es sind schon viele Schiffe gesunken, die ihre umherrutschende Ladung nicht ordentlich gesichert haben.