Autor Thema: [Shadowrun] Ideen zum (fiktiven) Relaunch  (Gelesen 15748 mal)

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Offline Stonewall

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Re: [Shadowrun] Ideen zum (fiktiven) Relaunch
« Antwort #125 am: 12.11.2011 | 19:18 »
Bei Dark Heresy und besonders bei Cthulhu zum Beispiel kann sich aber keiner leisten, weinerlich mit Charakterleben oder seelischer Unversehrtheit umzugehen. Da gibt man halt mal den Löffel ab, eher früh als spät. Da wird man auch mal wahnsinnig, zieht sich Psychosen zu und ähnliches, und meiner Erfahrung nach genießen die Spieler es eher, die auszuspielen, als dass sie ewig traurig sind, weil man von Anfang an weiß: Wahnsinn und Tod sind kennzeichnendes Merkmal des Spiels. Steht auf der Packung.

Naja. Für meinen gewünschten SR-Spielstil will ich auch bei immer vorhandenem Risiko trotzdem keine Abreißblock-Charaktere à la CoC. Und Psychosen ausspielen tendiert meiner Erfahrung nach oft zum Fischmalkismus. Da kann ich drauf verzichten.

ein Relaunch sollte gleich zu Anfang verschiedene Spielstile und Tips wie man das realisiert aufzeigen

Das würde ich mir auch wünschen. Ein "platonisches Ideal-SR" sollte der Gruppe IMHO wie bei Spycraft 2.0 erlauben, Regeln und Atmosphäre über Settingoptionen auf die eigenen Wünsche einzustellen mit Stellschrauben für düster-hell, gritty-heroisch, etc. pp.

Offline GustavGuns

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Re: [Shadowrun] Ideen zum (fiktiven) Relaunch
« Antwort #126 am: 12.11.2011 | 20:21 »
Zitat
Psychosen ausspielen tendiert meiner Erfahrung nach oft zum Fischmalkismus. Da kann ich drauf verzichten.
Das Problem ist mir durchaus bekannt, als Totschlagargument aber nicht geeignet, wie ich finde. Genausogut könnte man argumentieren, Charakterbeschreibungen führen oft dazu, dass die Leute stundenlang ihren Mantelsaum beschreiben, und drüber reden wie der sanft im Wind weht jadda jadda. Ist ebenso ein Problem mit manchen Leuten, trotzdem will ich weiter eine Charakterbeschreibung von jedem hören.
Peng! Du bist tot!

Offline dunklerschatten

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Re: [Shadowrun] Ideen zum (fiktiven) Relaunch
« Antwort #127 am: 12.11.2011 | 23:01 »
@stahlfaust

Ok thnx für die Info. Ich kenne nur das GRW
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Quellcrist Falconer

Offline apple

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Re: [Shadowrun] Ideen zum (fiktiven) Relaunch
« Antwort #128 am: 13.11.2011 | 12:03 »
Find ich schon. Vor allem das PUNK. Für mich sind die Protagonisten im Cyberpunk z.B. Ganger, heruntergekommene Reporter oder korrupte Cops. Bei Cyberpunk2020 hab ich noch nie den "Wir sind Profis!"-Ausspruch gehört, komischerweise nur bei SR.
In SR4 spielt man ja praktisch die Top-ausgebildete und ausgerüstete Elite auf KSK-Niveau.

Da muß ich widersprechen: sowohl in SR1234 als auch in CP2020 spielte man abseits von ein paar Flavorrollen den großen Hai im Karpfenteich (allerdings schwammen noch ein paar größere Haie herum - was dennoch nichts ändert, daß man weit über dem Durchschnitt war). Egal ob Solo, Netrunner, Straßensamurai mit 1mio in Ware, Kampfmagier,in beiden Systemen war man etwas besonders. Auch schon die Beispielabenteuer im CP2020 Buch, die verschiedenen Kampagnen in SR (egal ob gut oder schlecht) waren nicht auf dem Niveau von Gagnern oder korrupten Cops, sondern waren internationale Spitzenkräfte (in Ausbildung) und egal ob Firestorm oder Survival of the Fittest: das war nichts mit Schnapsladenrun.

Gerade wenn die alten Cyperunkbücher wie Neuromancer oder Snowcrash ausgepackt werden. die Protagonisten in beiden Büchern waren nichts "Low level looser", ganz im Gegenteil, sie gehörten mit zur Elite (in Snowcrash  programmierte der Hacker die Grundlagen der Matrix/Grids/Nets in Snowcrash, und in Neuromancer hat man Raumstationen auseinandergenommen, nur so als kleines Beispiel).

Du nennst Ganger, Reporter und Cops als Beispiele? Ich habe hier gerade CP2020 vorliegenm, gucken wir doch mal:

A week ago, you followed a hot lead and discovered a medial corporation dumping illegal drugs on the Street. This week you are uncovering a secret corporate War in South America, a war with jets, bombs and cybertroops, that killed almost seven thousand innocent people.
[...]
Your vehicles are usually well armored and bristling with stolen weapons: miniguns, rocket launcers and the like. Every kid knows to use a rifle. The most visible members of the Pack are the Scouts - leather armored riders on bikes or in fast muscle cars who protect the convoy from attacks
[...]
Start with the hardware. in my case its an Arasaka assault rifle. I like to stack a little Kevlar on my back to cover my bets, with a good helmet on the tops. Then I get down to the basics. Extra ammo, armor piercing, a couple knives, monoblades, some greneades

Andersrum: wenn Du Ganger und Schnapsladenrun spielen möchtest, so sind weder CP2020 noch SR1234 in ihren Grundlagen dafür geeignet.
 Man kann natürlich die Systeme dafür nehmen und die Punkte reduzieren. Die Welt an sich selber bietet sich natürlich für Looser-Kampagnen an. Dennoch sind vom Grundsystem her (und von den Erweiterungen wie Metal oder Arsenal) das weder Low Power noch "wir sind keine Profis"-Systeme - ganz im Gegenteil.

Ach ja, einige der Beispiel-Aufträge im CP2020 Buch: Counter-Extraction gegen ein extrem schwerstbewaffnetes Killerteam (30 Killer, Top Solo, AVs auf der Gegenseite), High Level Bankraub, Nachforschungen für eine zermbomte Öl-Raffenerie. Da nimmt man normalerweise keine versoffenen Ganger. ;-)

SYL
« Letzte Änderung: 13.11.2011 | 12:09 von apple »
Das Quellebuch für Life & Style in der sechsten Welt: http://www.joe2060.de/

Offline Agent_Orange

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Re: [Shadowrun] Ideen zum (fiktiven) Relaunch
« Antwort #129 am: 17.04.2012 | 12:11 »
Hallo.

Zitat
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Trotzdem! >;D Und auch gerade weil ...   ~;D

Interessantes Thema, auf das ich im allgemeinen SR Smalltalk Thread aufmerksam gemacht worden bin.

(I.)

Das sind ja blühende Landschaften Fantasien und Ideen, die da zusammengetragen worden sind ... Was ich aber "ein wenig" vermisst habe, das sind Dinge, die nicht nur "im Spiel objektive Realität" darstellt, sondern auch/ vor allem, wie sich all das auf das Spiel auswirkt.

In den letzten zwei Tagen habe ich mir die Einstiegs-Short-Stories der SR 1st, 3rd und 4th Edition durchgelesen und mir im Anschluss daran die Zusammenfassung der historischen Hintergründe von SR durchgelesen - was sich also seit 1990ern so alles getan haben soll. Während die "historischen Fakten" zum Teil sehr detailiert ausfallen und zum Teil wirklich sehr entlegene Gebiete oder Ereignisse beschreiben, die wohl eher ausnahmsweise den "typischen"tm(?) Shadowruner betreffen, zeichnen die drei Short-Stories konkretere Bilder.

SR 1: Ein kleines Team aus einem Decker, einer Magiekundigen und eines ehemaligen(?) Stammesangehörigen treffen sich, um in ein Stadtgebiet eines Konzerns einzudringen, um über ein Terminal dort in die firmeninterne Matrix reinzuhacken und "was auch immer" zu machen (Datenklau). Dabei werden sie aufgerieben.
SR 3: Ein Metamenschen-Team wird von vermeintlichen Öko-Terroristen angeheuert, um eine Reaktoranlage zu zerstören; es stellt sich als "set-up" heraus, wobei ihnen mit einer Ausnahme die Flucht gelingt.
SR 4: Ein Shadowruner wird von einem vermeintlichen Jonsohn angeheuert, um einen Gegenstand zu klauen; es stellt sich heraus, dass auch das ein set-up ist, in dessen Folgen alle seine Shadowrunner-Kumpels gekillt werden, er um die halbe Welt reist, um 'nen Drachenonkel zu finden, der ihm aufgrund verbotener Liebe zu seiner Elfentochter dann die Erinnerung an die ganzen Ereignisse wegzaubert.

Die Story von SR 2 habe ich (leider) nicht vorliegen; aber ich meine, das war irgendwas im Tenor von SR 1 und SR 3.

Für eine Neu-Auflage würde ich mir eine Rückbesinnung auf irgendwas im Stile von SR 1 und SR 3 sehr wünschen; die Einstiegsstory für SR 4 ist zwar ziemlich cool, prickelnd und echt mystisch - aber zu magisch und "zu kompliziert gedacht", was unweigerlich Fragen aufwirft! Nichts gegen Magie; aber ich erinnere mich noch dunkel an solche Äußerungen wie "Zauberkundige" seien sehr selten und würden stets das besondere Interesse von Konzernen auf sich lenken (zu Zeiten von SR 1 und SR 2) ... Deshalb würde ich darin wieder etwas "Besonderes" anstatt "Alltägliches" im SR-Universum sehen wollen.

Das Spiel dürfte auch gerne wieder dystopischer werden. Klar - ich pflichte soweit bei: Shadowrunner (auch newbies) sind Profis, die eben für besonders anspruchsvolle Aufgaben angeheuert werden. Aber Seals sind auch "nur" Profis, die - wenn sie draufgehen - eben auch nur irgendwo ein weißes Kreuz hingestellt bekommen. Shadowrunner sind in Analogie dazu also einerseits Vollprofies für spezielle (kriminelle!!!) Aufgaben in den Schatten (Kriminell: Das wird in jedem Grundregelwerk am Anfang zur "Job-Profil-Darstellung" deutlich hervorgehoben!) und etwas Besonderes; aber in allen SR-Regelwerken wird explizit darauf hingewiesen, wie beliebig austauschbar sie auch demgegenüber bzw. gerade deshalb sind. Und auch das sollte wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Dabei meine ich aber nicht den Sgt. Gun. Hartman-Stil, sondern eher einen unendlich bedrückenden und gefährlichen Druck, der immer auf ihnen lastet (sehr schön in der SR 3 Short Story beschrieben).

(II.)

Daran - also den "historischen Teil" - knüpft auch an, dass diese zahlreichen Andeutungen der SR 4 der späten 60er Jahre wieder vereinfacht werden sollten. Es ist zwar schön zu sehen, wie viel "möglich" ist. Aber was von diesen Dingen wird wirklich spielerisch aufgenommen? Nun habe ich (noch) keine Spielerfahrung mit SR 4, weswegen ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen will. Deshalb stelle ich nur auf den Ersteindruck ab: Das ist so viel Zeug, dass ich mir kaum vorstellen kann, was man damit alles spielen und wie machen kann. Und irgendwie schleicht sich das Vorurteil ein, dass es doch letztlich auf die "typischen"tm(?) Shadowruns hinausläuft - anheuern, planen, auf's Maul kriegen, gegensteuern, verraten werden, aufdecken, story klären, Sieg/ Niederlage ... Aber brauche ich dafür immer facettenreichere und buntere und irrwitzigere/ komplexere historische Zusammenhänge?

Weniger scheint mir mehr zu sein ... Dazu (vielleicht) später mehr.

(III.)

Die Schadenscodes aus SR 1 will ich wieder zurückhaben! 10 unterschiedliche schwere Pistolen unterscheiden ich nicht nur in Lauflänge, Magazingröße, Gewicht und Munitionsart! Ebenso alle anderen Waffenarten.

Auch würde ich es sehr begrüßen, wenn der Verfügbarkeit aller möglichen Gegenstände eine stärkere Bedeutung zukommen würde. Es sollte nicht "einfach so" möglich sein, dass man mit relativ niedrigen Hürden an alle möglichen Geräte rankommen können soll; viel cooler ist es doch, die besonders wertvollen oder effektiven Gegenstände so schwer verfügbar zu machen, dass sich Spieler das zum Ziel setzen müssten, dafür etwas zu tun.
Ich gebe aber zu: Das ist wohl weniger ein Problem von Shadowrun per se, als mehr von der Spielweise.

(IV.)

Wenn ich mich ein wenig mehr in dieses Spiel eingelesen habe und alte Erinnerungen reaktiviert habe, werde ich vielleicht noch weitere Wünsche äußern.

tl;rd
AO

edit: dann doch ein paar Korrekturen ...
« Letzte Änderung: 17.04.2012 | 13:04 von Agent_Orange »
Rollenspiele vor Gericht (mit besten Dank für den Hinweis an Boba Fett)
Randzeichen: 41 - 66

Persönliche Anmerkung: Es ist ein erstinstanzliches Landgerichts-Urteil. Hinsichtlich einzelner Fragen beschränkt sich das Urteil auf Verweise; der Kläger hat "schlampig" gearbeitet. Fraglich ist deshalb, ob einzelne Urteilsaspekte in höherer Instanz anders bewertet worden wären.