Ernst nehmen kann ich das ganze überhaupt nicht und wenn ich mir dann vorstelle, mit solchen, für mich eigentlich lächerlichen, Figuren epische Liebesgeschichten und Charakterspiel betreiben zu müssen? Ne...das funktioniert für mich überhaupt nicht. Das ist gerade so für Superhelden geben Superbösewichten eins auf die Fresse in Ordnung.
Ich glaube du bist da ganz anders sozialisiert als ich. Ich habe grade Anime als etwas kennengelernt wo es eigentlich um nichts anderes geht als um zwischenmenschliches Zeugs. Besonders in Bezug auf Videospiele bin ich da einfach früh mit in Kontakt gekommen...
Westliche Rollenspiele und auch westliche Fantasy in der Populärkultur assoziiere ich hiermit:
Ein Held, der in der Regel schweigsam ist, muskelbepackt und gefährlich. Ein echter Mann mit kantigem Profil, ohne Gefühlsduselei, ich sehe ihn auch meist von hinten oder gar nicht, weil First Person-Perspektive. Emotionale Beziehungen kennt er nicht. Er hat keine Vergangenheit, denn ich habe ihn im Editor erschaffen. Einzig Ausrüstung zählt und Kampfeskraft. Ein echter Conan halt!
Asiatische Rollenspiele assoziiere ich hingegen hiermit:
Zwischenmenschliche Beziehungen, Ideale, für die man einsteht, Ziele. Verlust (extrem wichtig, findet man in jedem JRPG zuhauf) und Verrat. Google spricht da Bände: Gebe ich Gothic oder Oblivion oder sowas ein, werde ich direkt mit Bildern zugeschüttet, auf denen der Held gegen irgendwas kämpft oder irgendwas im Inventar rumschiebt oder irgendwas in der Schmiede herrichten lässt. Ich sehe ihn eigentlich von hinten. Gebe ich Final Fantasy ein, werde ich sofort mit Charakternahaufnahmen zugeschüttet und mit Romantik (die schon teilweise kitschig sein kann) und mit posenden Typen mit irren Frisuren. Daraus habe ich, auch in meiner Erfahrung mit den Spielen selbst, die Einschätzung für mich ziehen können, dass es bei asiatischer Fantasy um Persönlichkeiten und innere Konflikte, bei westlicher Fantasy hingegen eher um Konflikte von außen geht.
Der direkte Vergleich zwischen westlicher Fantasyfilmästhetik:
...und fernöstlicher...
zeigt das auch, finde ich. Ich habe damals mir Animes angefangen, weil ich von diesem ganzen emotionalen Balast, der in vielen Serien drinsteckt, fasziniert war. Westliche Super- und Fantasyhelden waren mir zu glatt, während jeder Anime, den ich damals gesehen habe mir das Drama nur so um die Ohren gehauen hat.
Deswegen assoziiere ich, anders als du, den Animestil nicht unbedingt mit unreifen Geschichten ums Monsterkleinmachen, sondern im Gegenteil mit diesen ganzen sozialen Sachen. Und epische Liebesgeschichten, Verrat aus den eigenen Reihen und schwere moralische Entscheidungen: So haben wir Exalted immer gespielt und das war in Exalted auch immer vom Setting her schon so angelegt.
Aber nicht falsch verstehen: Klar kann ich nachvollziehen, dass du den zugegebenermaßen lächerlichen WoW-Paladin nicht ernst nehmen kannst. Ich kann das auch nicht. Aber ich habe auch den Vorteil, dass ich eben viele Animestile kenne und daher differenzieren kann, wann ein Charakter mit bunten Haaren nur Show macht und wann da wirklich Substanz hinter soll.
In diesem Sinne bin ich so frei zum guten Schluss dir mein Beileid auszudrücken, dass du in so einer
Runde mitspielen musstest.