Autor Thema: Psychologie/Soziologie im Charakterbau  (Gelesen 582 mal)

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Offline Maarzan

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Psychologie/Soziologie im Charakterbau
« am: 28.12.2011 | 17:46 »
Nach einer Einführungslektüre zur Soziologie ist mir mit einem dort kurz angerissenen Konstrukt in grober Anlehnung an Ich-es-Überich der Gedanken gekommen das fürs Rollenspiel auszuschlachten. Sonst bleibt so eine Charakterbetrachtung ja meist auf die Fertigkeiten und ein paar eher oberflächliche Leitmotive beschränkt. Seltener schon findet man psychologische Profile wie in Pendragon. Da ich aber auch akut an Lebenslaufgenerierung interessiert bin, überlege ich, wie sich so etwas entwickeln könnte.

Allgemein aber möchte ich mal überlegen (lassen) wie so etwas bei der Charakterbeschreibung und im Spiel (Konflikte!) stilvoll einfließen kann. (Mit dem Holzhammer wird so etwas wohl hier und da schon bei dem einen oder anderen NSC passieren, aber das wirkt auf mich dann meist doch sehr überzogen, gezwungen und künstlich aufgesetzt.)

Wen das nicht interessiert oder es nicht braucht, weil er andere Spielstile bevorzugt oder das besser improvisieren kann - es gibt sicher auch noch andere Themen hier für euch.

Es  - die eigenen Wünsche und Triebe
Ich  - wie sollen mich andere Leute sehen ( müßte eigentlich dann auch eine Liste von deren Erwartungen gegenüber stellen)
Überich - diese Wünsche der Allgemeinheit sind als Regeln internalisiert und ergänzen/überschreiben das Es.

Dazu gehört dann die Wahrnehmung der Ansprüche und Rollen, welche jemand als Char erfüllen soll, der Vergleich mit den eigenen Wünschen und die Behandlung der möglichen Konflikte, sei es durch Anpassung, Täuschung oder Widerstand.
Je nachdem wird das Verhalten Reaktionen (Erziehungsmaßnahmen)  hervorrufen und so einmal den sozialen Stand beeinflussen, passende Fertigkeiten herausbringen sowie ggf. Frust, Selbstvertrauen, Außenvertrauen aufbauen oder kompensatorische Störungen vervorrufen.

Umgekehrt wird der Char auch an andere Leute Ansprüche/Verhaltensvorstellungen haben und deren Verhalten beobachten und beurteilen - und danach seine Werte und in Folge Handlungen anpassen.

Im Prinzip ist Erziehung ja das Aufpflanzen von von der Erziehungsperson gewünschten Normen auf die (zunächst animalisch anmutende) Persönlichkeit des Chars. Mit zunehmender Entwicklung steigt der Wahrnehmungsradius und die Zahl der beteiligten Personen und Modelle und es treten Konflikte auf, welche in der einen oder anderen Art und Weise bewältigt werden, bzw. entwicklungsbedingte Krisen, wo das Weltbild an die neuen Einflüsse aber auch nun offenstehenden Denkprozesse angepaßt wird. 
Frust, Aggressivität, Selbstvertrauen und Außenvertrauen, Egozentrik wären dann Entwicklungsvariablen, welche auf Ereignisse und Erziehungsmaßnahmen sowie Wertewahrnehmungen reagieren würden. (Temperamente?)

Als das würde das Verständnis für Charaktere vertiefen und so eine Spielwiese zur Betrachtung und Auflösung von Konflikten ausbreiten, die über "er hasst halt xy" hinausgehen und verschiedene plausible Bewältigungsstrukturen eröffnen.

Für die verbreiteten Fragenkataloge statt einer Werteerfassung könnten dann Fragen kommen wie:
Welche Wünsche und Ziele (bzw. Methoden zu ihrer Erreichung) hält der Charakter für gerechtfertigt und welche nicht.
Welche Werte unterstützt der Charakter? Wie global anwendbar sieht er diese?
Welche Rollen(erwartungen) sieht der Charakter in seiner sozialen Umgebung für sich und wie gedenkt er diese zu erfüllen?
Wer und wie hat die Entwicklung dieser Werte beeinflußt?
Wie reagiert der Charakter auf Frustrationen?
Wie reagiert er auf fremde oder eigene Abweichungen bezüglich der eigenen oder der offiziellen Normen?
Wie sehen ggf. die Differenzen zwischen den eigenen und den offiziellen Normen aus und woher stammen diese?
Wie kritisch/reflektiert steht er zu diesen Normen an sich?
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...