Jedenfalls sind das alles interpretatioionen: Was aber eindeutig belegt ist:
DSA-Spieler bevorzugen freie Abenteuer.
In der Gesamtwertung liegen jedoch die recht geradlinigen und spielerherumschubsenden G7-Bände 1 und 2 auf den ersten Plätzen, bei den Einzelabenteuern sind aber auch Staub und Sterne, Die unsichtbaren Herrscher oder Über den Greifenpass als Vertreter der klassischen Sorte, ebenso weit vorne (Die 4,2 von ÜdG ist nur in der zweiten Nachkommastelle schlechter als die 4,2 von JdL).
Insofern sind das Marginalien, man könnte vielleicht eher sagen: Auch DSA-Spieler können Qualität erkennen!
Die Abenteuerbewertungen von DSA4.de sind mir auch schon aufgefallen. Sie sind interessant, weil sie eine wirklich hohe Anzahl an Stimmen haben, meistens deutlich über 50. Das hat dann schon ne solide Aussagekraft.
Ja, selbstverständlich ist das - wie bereits geschrieben - auch nur ein Ausschnitt der Spielerschaft, nämlich derjenige Teil, der Bock hat, sich bei dsa4.de anzumelden und abzustimmen.
Aber da über die Monate eine erkleckliche Anzahl an Stimmen zusammenkommen, sortieren sich die Abenteuer nach meinem Dafürhalten schon so, wie ich es erwarten würde. Wendel Hennen ist beispielsweise als Autor höher bewertet als Tilman Hakenberg oder Oliver Baeck (was ich ernsthaft bestreiten würde!), bei einer solchen Rangliste spielen einfach mehrere Parameter mit hinein. Man kann wohl allenfalls bemessen, ob irgendein Abenteuer/ein Sammelband bzw. ein Autor besonders weit oben oder besonders weit unten landet.
(btw landet in der Autorenliste Kiesow nach 752 abgegebenen Stimmen für 21 Abenteuer auf dem 73. von 76 Plätzen).
So erkläre ich mir - neben nostalgischer Verklärung und der Unfähigkeit zur persönlichen Distanzierung bei der Urteilsbildung - vor allem die guten Bewertungen der G7 auf DSA4.
Ja, die G7 hat einen Stein im Brett bei den Usern - ist mir auch nicht ganz klar. Ähnlich gibt es auch beliebte und unbeliebte Autoren, beliebte und unbeliebte Regionen usw. Die Frage ist nur, wie groß die Zahl solcher Ausreißer ist? Ist die Bewertungsliste insgesamt brauchbar oder sind da zu viele Störfaktoren enthalten?
Mein Fazit: Es wäre schön wenn diese Trens die ganze DSA-Spielerschaft betreffen würden, ich glaube es nur nicht.
Das könnte man wohl am ehesten anhand der Verkaufszahlen beurteilen (wobei man auch da nur die Käufer, nicht aber die Spieler erfassen würde).
Da die Bewertungen aber nun auch kein Marktforschungstool des Verlags sind, sondern eine Spielerei einer Fanseite, finde ich es völlig legitim, hier mit einem eingeschränkt brauchbaren Teilnehmerkreis zu arbeiten. Es werden dann halt die Vorlieben derer offengelegt, die DSA4.de nutzen.
So ganz falsch liegen dürften die Umfragen in vielen Fällen aber auch nicht. So sind Borbarad, Simyala und Phileasson sehr gut bewertete Kampagnen, und für Ulisses ist es wirtschaftlich lohnenswert, Phileasson und die G7 bereits in der dritten Inkarnation zu verkaufen (Simyala ist in der zweiten). Da korrelieren also mutmaßlich hohe Nachfragezahlen mit guten Bewertungen. Von eigenen Gnaden wurde stark nachgefragt, dass zwischenzeitlich sogar Mondpreise bezahlt wurden, auch Der Unersättliche (Nr. 7 auf der obigen Liste) und Staub und Sterne sind in die Neuauflage gegangen.
Vielleicht muss die Frage so gestellt werden: Warum konsumieren die Leute auch den ganzen anderen Schrott, den sie selbst gar nicht so gut finden (was man den schlechteren Bewertungen entnehmen kann)?
Und die hypothetische Antwort darauf wäre: Weil es nicht genug Autoren gibt, die gutes Zeug schreiben.
Oft genug dürfte es auch die Antwort sein: Weil das Abenteuer doch nicht so geil war, wie der Spielleiter es anfangs fand.
Wie viele Filme habe ich geschaut, wie viele Bücher gelesen, die echt mies waren? Das weiß man oft erst hinterher. Und selbst wenn bestimmte Abenteuer gekauft, aber nicht gespielt wurden, so kann wenigstens der SL fundiert abstimmen.
Vielleicht ist auch der Anteil an Gelegenheitsspielern weit höher als man denkt. Dann ist das Abenteuer halt Schrott, aber wir spielen es trotzdem, weil wir einfach eine lustige Heldentruppe haben und es auch gar nicht auf den Plot ankommt, sondern auf die Interaktion zwischen den Figuren und zwischen den Spielern.
Man könnte sagen: Man ist selbst der beste Autor denn man kennt seine Kundschaft.
Dies wird in starren Settings wie DSAaber widerlegt, denn man bekommt starke Kontinuitätsprobleme wenn man selbst hand anlegt.
Die Kontinuität darf gerne an meinem haarigen Arsch riechen!
Um der Pointe etwas Substanz hinterherzugeben: Ich spiele schon seit über 20 Jahren DSA und der Metaplot und die Kontinuität waren bislang in keiner meiner Runden ernsthaft in Gefahr. Weil wir einfach unser eigenes Ding gemacht haben. Borbarad, ach was. Irgendwelche Zeitsprünge, Schwamm drüber! Abenteuerergebnis ist ein anderes als das offizielle in der Spielwelt, wen kümmert das?... Ich mache mich nicht zum Sklaven des Plots. Wenn er etwas hergibt, nehme ich es gerne auf, wenn er nur Grütze bringt, dann lasse ich es bleiben. So bin ich völlig unbeschadet durch das Borbarad-Chaos gekommen und irgendwann hat die Gruppe einfach stillschweigend gesagt: okay, wir spielen jetzt einfach in der Welt nach Borbarad weiter.
Demnächst werden wir das ähnlich machen, nur eben sagen: Spielen wir halt nach dem Jahr des Feuers weiter. Oder: Nach Königsmacher.
Herrjeh, meine Spieler konnten sogar in der JdF-Kampagne an NSCs umlegen, wen sie wollten, ich hab die offizielle Entwicklung einfach an das Fehlen von "muss-aber-entkommen-Schurke" oder "spielt-noch-eine-wichtige-Rolle" angepasst. Meine Spieler wissen auch, dass sie X oder Y eigentlich nicht hätten töten sollen, aber sie geben nicht mir die Schuld, mit der Kontinuität gebrochen zu haben, sondern geben dem Plot die Schuld, an diesen Stellen unbrauchbare Ergebnisse herbeifabuliert zu haben.
Deswegen: Die Kontinuität kann mich mal!
Schöne Grüße und einen geschmeidigen Rutsch!
Chris