Bezüglich des Bedarfes denke ich doch das Xemides das Ganze für den persönlichen Gebrauch bauen möchte, das bedeutet der Bedarf ist schon mal da.
Mich würde allerdings deine Gründe interessieren warum du denkst das Weltenbau "relativ wenig Sinn" macht?
Zunaechst verstehe ich unter Weltenbau das erstellen einer Spielwelt die vollkommen unabhaengig von bestehenden Spielwelten respektive Settings ist.
Veraenderungen einer bestehenden Weltbeschreibung, sei dies die Entfernung des Metaplots bei Vampire die Maskerade, das entfernen des Metaplots in Bezug auf Aventurien, das entfernen der Dunkelelfen aus einem entsprechenden Dungeons and Dragons Setting oder das einfuegen von Steampunk auf Mittelerde, das ausbalancen aller Rassen auf Mittelerde und was einem dergleichen mehr einfallen kann stellt fuer mich kein "Weltenbau" da.
Da das erstellen einer hinreichend vollstaendigen Spielwelt ein gewisser Aufwand ist stellt sich mir die Frage weshalb man es machen sollte.
Das schaffen einer Welt als solches bereitet mir verhaeltnismaessig wenig Freude da der Schaffensprozess gaenzlich frei ist und somit spielerische Elemente fehlen sowie die entsprechende Herausforderung. Um einmal eine Seite zu
Jeepform zu zitieren:
Restrictions foster creativity. Die Vorgaben respektive Reibungspunkte fehlen mir im Weltenbau.
Hinsichtlich des Bedarf faellt es mir schwer den Bedarf an einer vollstaendig eigenen Welt nachzuvollziehen. Gerade in Bezug auf Fantasy gibt es derart viele bestehende Welten respektive Settings das es mir schwer faellt nachzuvollziehen wieso man sich an ein eigenes setzt. Soll dort unter den hunderten Sachen nichts dabei sein was man haben will?
Zumal die vorgeblich gaenzlich neugestalteten Welten sich oftmals so deutlich an gewisse Vorbilder halten das es schon fast an Etiketten-Schwindel grenzt dort ein "Neu & Selbstgemacht" Schild drauf zu pappen.
Wenn ich nun ein Vampire Setting gestalte, in dem es zwar noch die Camarilla gibt, und den Sabbat und zufaellig auch Clans - vielleicht vierzehn, man war ja kreativ - und ein ueberarbeitetes System zur Moral, waere das immernoch V:tM in neuen Klamotten, oder V:tM in neuen Klamotten mit einem I Luv TruBlood Fan-TShirt. Aber doch nichts wirklich eigenes wo ich danach behaupten wuerde ein neues Setting mit Vampiren geschaffen zu haben.
Wenn Xermides einmal Aventurien neu anstreichen will, wieso es dann grossartig anders nennen und so tun als haette man das Ei gaenzlich selbst gelegt?
Teilweise entsteht beim lesen des Eindruck als wuerde bei bestehenden Settings, bei jeder Abweichung vom Metaplot, jeder eigenen Veraenderung des Setting, Abweichungen in der Interpretation des ganzen oder auch nur der Untkenntnis des gesamten Werkes die Leute von Ulissees, White Wolf aus ihrer Haut fahren, Tolkien direkt aus seinem Grab heraus und einen angreifen, die Verwertungsgesellschaft von Star Wars einen mit ihren Anwaelten in's Nirvana klagen, wo einen Buddah persoenlich vielleicht noch fuer die Misshandlung der asiatischen Kultur verdrischt.
Aber dem ist nicht so.
Die meisten Rollenspielverlage sind dankbar wenn man an dem Setting schraubt und Spass hat, und den Autoren wuppert es sonst wo vorbei.
Wieso sollte man Angst vor tiefgreifenden Veraenderungen haben? Nur weil man vorher nicht den Mercedes Stern abkratzte?
Wo sich mir dann alle Nackhaare rauf richten ist wenn es dann heisst "Ja, aber bei bestehenden Settings finden die Spieler auf einmal Sachen raus die mir nicht bekannt sind".
[Sarkasmus]Ist das schlimm.[/Sarkasmus]
Ich persoenlich sehe es ja in der Tendenz eher so das eine selbst ausgearbeitete Spielwelt... naja die Manifestation von "Ich bin besser als Autor XY - ha ha" ist und so ziemlich hart an der Grenze "Das ist MEINE Welt !!! Hier habe nur ich was zu sagen !!! Auf die Knie Spieler !!!".
Ich persoenlich mag das nicht.
Eine selbst geschaffene Spielwelt fuehrt in erster Linie dazu das man imho als Spieler das Gefuehl hat total ausgeliefert zu sein und jeder (mehr oder weniger) willkuerlichen Neigung des Spielleiters ausgeliefert zu sein.
Ich mein White Wolf, Ulissees sowie tote und lebende Autoren bleiben meist da wo sie hingehoeren, zu Hause, aber da hat man den Autor - dem es gefaellt Gewalt ueber jedes Detail zu haben - am Tisch gegenueber sitzen. Ohne das man sich bei Bedarf wirklich hinmuemmeln kann und mal was ueber das Setting lesen & lernen.
Klar kann es sein das man als Spieler auch beteiligt wird. Allerdings besteht da noch die Gefahr das man sich zerstreitet und der eigene Teil der Arbeit nichtig wird oder in den eigenen Augen nicht gewuerdigt. So wie in dem Thread wo sich ein Weltdesigner mit dem Grafiker ueberwarf.
Insofern waere das vorangegangene der Grund wieso ich keinen Bedarf sehe.
Daneben waere noch die Sinnhaftigkeit.
Angenommen man hat nun ein komplettes System geschrieben.
Vielleicht so ein dicker DinA4 Hefter und ein paar Karten.
Hat eine zeitlang mit der eigenen Gruppe geklappt, jetzt sucht man neue Spieler.
Vielleicht uebersehe ich dort etwas, aber ich finde es als Spieler maessig attraktiv, ein gaenzlich neues Setting kennenzulernen, das nicht entsprechend profissionell ausgearbeitet wurde und wo es darueber hinaus keine wirklich breitere (Fan-)Basis gibt mit der man sich darueber austauschen koennte.
Es ist quasi wie eine ueberdimensionierte Fandomfreie FanFiction.
Das heisst als Schaffer steht man dann mit seinem Heartbreaker Monster einer neuen Welt da, und wird allein gelassen. Faende ich nicht so toll und raubt mir dann die Sicht auf den Sinn des ganzen. Insbesondere wenn man es nun nicht vielleicht Online hat, wo es vielleicht irgendwer noch finden kann (wahrscheinlich eher nicht).
Nun und davon ab wurde bisher m.E. wenig bis nichts genannt das mir als relevanter Vorteil erscheint.
Insbesondere die Sache mit dem Metaplot.
Eine eigene Welt wird ebenso eine Geschichte haben wie das ggf. beim gegebenen Setting der Fall ist, beide haben ggf. innerweltliche Strukturen. Das sagt aber m.E. noch nichts darueber aus in wie weit es eine im Hintergrund, parallel zu den Spieleraktionen, laufende Handlungsmachine (also Metaplot) hat.
Letztlich laesst sich ueber ein (angepasstes) Setting m.E. besser kommunizieren als ueber eine eigene Welt.
Bei VtM hat man die Option alles zu erklaeren, oder zu sagen VtM plus / minus dies und jenes.
Bei der eigenen Welt muss man alles erklaeren.
Des weiteren konnte ich immer sehr schnell abschätzen welche Auswirkungen die Handlungen der Charaktere auf die Welt haben.
Ist das nicht eher ein Argument fuer bestehende Settings?
Immerhin gibt es dort oftmals Anregungen fuer Auswirkungen von Handlungen.
Wohingegen man sich bei der eigenen Welt diese alle von grundauf selber ausdenken muss.