Autor Thema: Fremdwahrnehmung der Spielfigur  (Gelesen 8988 mal)

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Pyromancer

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Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« am: 13.01.2012 | 13:17 »
Kleine Anektode aus den Feiertagen:
Eine Star-Wars-Runde war angesetzt, und ich durfte mir noch schnell einen Level-6-Charakter bauen. Ich entschied mich für einen Noble, als Konzept schwebte mir eine Art Handlungsreisender/Firmenvertreter vor, nett und freundlich, aber bestimmt, ein fähiger Unterhändler eben. Als Rasse nahm ich - hauptsächlich wegen des Weisheits-Bonusses - einen Kel Dor. So weit, so gut. Bei der weiteren Erschaffung stellte sich dann heraus, dass von den wählbaren Bonus Feats nur "frightful presence" ordentlich im Kampf einsetzbar ist, und da das Abenteuer als sehr kampflastig angekündigt war hab ich meinen freien "class-skill" auf intimidate gelegt, den Wert hochgezogen und eben "frightful presence" gewählt. Er kann eben auch anders, wenn es sein muss, dachte ich mir. So weit, so gut.

Die anderen Spieler hörten sich meine Beschreibung an, sahen die Werte und hatten auch gleich eine Schublade, in die sie meinen Charakter steckten: Typ kaltblütiger Mob Enforcer, Schutzgelderpresser für die organisierte Kriminalität. Äh nein, eigentlich nicht. Aber es half nichts: Mit diesem Bild im Kopf wurde jede meiner Aktionen in diese Richtung interpretiert, harmlose Kommentare wurden missverstanden, Szenen der Anteilnahme als purer Zynismus abgetan etc. Die Mitspieler hatten ihr Bild im Kopf, und das ließen sie sich nicht kaputtmachen. Gut, das hat am Ende den eher drögen Weltraumdungeon mit einigen hitzigen Charakterszenen aufgewertet, aber langfristig hätte mich das sicher genervt.

Und damit komme ich zum Punkt:
Was tun, wenn das eigene Bild des Charakters partout nicht mit dem Bild übereinstimmt, das der Rest der Gruppe davon hat? Was kann das Regelsystem hier tun? Was tut ihr, wenn eure Mitspieler euren Charakter anders sehen als ihr selbst (außer: Wie erwachsene Menschen über dieses Problem reden und gemeinsam eine Lösung finden)?

Offline Wyrδ

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #1 am: 13.01.2012 | 13:38 »
Wenn du schon deinen Charakter passend zur eigenen Intention und Wahrnehmung spielst, deine Mitspieler jedoch partout ein anderes Bild haben (wollen), dann kanst du meines Erachtens nur entweder umschwenken und den Charakter so spielen, wie er gesehen wird oder die Sache außerhalb des Spiels klarstellen. Letzteres halte ich für völlig okay, denn die Charaktere der anderen Spieler sehen deinen Charakter ja richtig, nur die Wahrnehmung ihrer Spieler ist "gestört". Damit liegt das Problem außerhalb des Spiels und sollte auch da gelöst werden.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #2 am: 13.01.2012 | 13:58 »
Vielleicht ist es in der Runde nicht ungewöhnlich, dass Spielercharaktere eine "Tarnung" haben, also sich als etwas anderes ausgeben, als sie tatsächlich sind, sodass der Blick auf den Charakterbogen aufschlussreicher erscheint als das, was der Spieler sagt? Wie war das mit dem "Händler" in gefühlt jeder dritten DSA-Runde, der in Wirklichkeit ein Phexgeweihter war?

Ich persönlich finde ja klare und verlässliche Ansagen unter Spielern viel besser ("mein Charakter ist ein Phexgeweihter, aber euch gegenüber gibt er sich als Händler aus, alles klar?"). Mehr als explizit sagen, wie der Charakter gedacht ist, und ihn dann auch so spielen, kann man ja nicht. Natürlich sollten die Spielwerte schon noch irgendwie zum Konzept passen und nicht völlig an den Haaren herbeigezogen sein. Aber das war hier ja okay.

Wenn die Mitspieler sich anhaltend weigern, deine Spielbeiträge so aufzunehmen, wie sie ausdrücklich gemeint sind, dann würde ich das als feindseligen Akt auffassen und das auch deutlich machen ("Leute, jetzt ist mal gut, wirklich.") Wenn auch das nichts hilft, würde ich die unreifen Idioten alleine weiterspielen lassen.
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Offline Ghostrider

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #3 am: 13.01.2012 | 16:24 »
Was Verminaard sagt, hat Hand und Fuß.
Mitspieler, die das nicht raffen, wie ich meinen Charakter spiele und ausgerichtet habe, und Aussagen immer ins Gegenteil verdrehen, die beachte ich garnicht weiter. Sollten sie mir dann weitere Male in die Parade fahren, werde ich sie verbal maßregeln, indem ich sie zurechtstutze, und daran erinnere, dass Rollenspiel keine Individualfreizeitbeschäftigung ist, sollte das nicht helfen, wende ich mich an den Rest der Gruppe, inklusive SL. Hilft selbst das nicht, widme ich den Leuten noch ein letztes Einfingersalutgewitter und gehe von dannen. Hat ja keinen Sinn, wenn die Regel 0 nicht beachtet wird. 

Pyromancer

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #4 am: 13.01.2012 | 16:27 »
Es gibt ja auch den umgekehrten Fall: Der Spieler, der angeblich den strahlenden Helden spielt, aber im Spiel lügt und betrügt, beim ersten Feindkontakt die Flucht ergreift und hinterher die Leichen schändet - und sich dann wundert, warum die anderen SCs ihn nicht als strahlenden Helden behandeln.

Offline Bad Horse

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #5 am: 13.01.2012 | 18:25 »
Man sollte zumindest mal klären, warum die Spieler diesen Eindruck vom Char haben, wenn man ihn ganz anders empfindet.

@Pyro: Die Kel Dor sehen halt schon mal total unheimlich aus, und dann auch noch ne Frightful Presence... da kann es auch in-game schnell passieren, dass Vorurteile auftauchen. Wobei ich jetzt nicht sagen will, dass es okay ist, sich über den Charakter anderer lustig zu machen oder ihm den Spaß an einem Char zu vermiesen.
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Offline ClockworkGnome

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #6 am: 13.01.2012 | 18:37 »
Was tun, wenn das eigene Bild des Charakters partout nicht mit dem Bild übereinstimmt, das der Rest der Gruppe davon hat? Was kann das Regelsystem hier tun? Was tut ihr, wenn eure Mitspieler euren Charakter anders sehen als ihr selbst (außer: Wie erwachsene Menschen über dieses Problem reden und gemeinsam eine Lösung finden)?

zu 1. Die Spielweise überdenken und ggf. anpassen.
zu 2. Systeme mit Werten für Ansehen o. ä.  mögen da helfen, da da klar ist, dass Dein Char eben angesehner Händler und kein Arschloch ist.
zu 3. Wenn möglich die Spielweise so anpassen, dass sich das Bild korrigiert, aber ansonsten wirklich REDEN.

Offline Falke359

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #7 am: 13.01.2012 | 18:38 »
Noch schlimmer, das Problem kann sich bereits in oder noch vor der Charakterergenerierung einstellen.

Ich wollte vor Jahren in einer Earthdawn-Runde als völliger Neuling in diesem System einen Windling spielen, den ich auch ernsthaft ausspielen wollte, aber für meine Mitspieler (in einer seit Jahren etablierten Gruppe), die schon weitaus mehr Earthdawn-Erfahrung hatten, waren Windlinge per se eine Lachnummer und niemals auch nur im Ansatz ernstzunehmen, so dass diese Option für mich bereits in dem Moment wieder begraben war, als ich laut die Überlegung aussprach, vielleicht nen Windling zu spielen. Das wollt ich mir dann doch nicht antun.

Ich bin dann bei einem klischeehaften Elfen-Bogenschützen gelandet, schade eigentlich, der war in meinen Augen die viel größere Lachnummer.
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Pyromancer

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #8 am: 13.01.2012 | 18:42 »
Um die Frage weiter zu fassen:
Wie kommuniziert ihr in eurer Runde, wie ihr euch wünscht, dass die anderen Charaktere und die Spielwelt euren Charakter wahrnehmen?

Offline Falke359

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #9 am: 13.01.2012 | 18:55 »
Um die Frage weiter zu fassen:
Wie kommuniziert ihr in eurer Runde, wie ihr euch wünscht, dass die anderen Charaktere und die Spielwelt euren Charakter wahrnehmen?

Ich persönlich finde ja klare und verlässliche Ansagen unter Spielern viel besser ("mein Charakter ist ein Phexgeweihter, aber euch gegenüber gibt er sich als Händler aus, alles klar?"). Mehr als explizit sagen, wie der Charakter gedacht ist, und ihn dann auch so spielen, kann man ja nicht. Natürlich sollten die Spielwerte schon noch irgendwie zum Konzept passen und nicht völlig an den Haaren herbeigezogen sein. Aber das war hier ja okay.

Wenn die Mitspieler sich anhaltend weigern, deine Spielbeiträge so aufzunehmen, wie sie ausdrücklich gemeint sind, dann würde ich das als feindseligen Akt auffassen und das auch deutlich machen ("Leute, jetzt ist mal gut, wirklich.")

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Offline ClockworkGnome

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #10 am: 13.01.2012 | 18:56 »
Nur durch IC Spiel, und wenn dann mal was falsch rüberkommt wird das OOC eben geklärt.

Offline The MOELANDER

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #11 am: 13.01.2012 | 20:16 »
Deswegen spreche ich die Charakterkonzepte vorher in der Gruppe ab, damit es da keine Missverständnisse und eventuelles Unwohlsein eines Spielers gibt. Da geht es dann auch, dass es zwei Spielercharaktere gibt, die sich gerne kabbeln, wie z.B. ein Ire und ein Engländer. Es muss nur vorher klar sein, was für ein Charakter gespielt wird und wie er in die Gruppe passt. Da muss man als Spieler halt auch mal zurückstecken wenn der Charakter zu arg aus dem Konzept der Gruppe fällt.
Street Fighter HQ Thread Für alle, die Interesse an neuen Kampfstilen und Manövern haben und Regelfragen besprechen wollen.

Ich suche Leute für ne Online-Runde GBI (Ghostbusters International RPG), jemand dabei? Email an mich!

Offline Wyrδ

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #12 am: 13.01.2012 | 20:37 »
Die vorherige Absprache ist sicher schön und sinnvoll, aber ich hatte schon mehr als eine Gruppe, in der die Charaktere erst im  Lauf des Spiels wirklich Persönlichkeit annahemen. Irgendwie mag ich das auch.
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Offline Holycleric5

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #13 am: 13.01.2012 | 20:52 »
Ich kann mich ebenfalls der Meinung anschließen, dass es besser ist, mit den Mitspielern seine Charakterkonzepte durchzusprechen, um irgendwelche komischen/ungewünschten Wahrnehmungen zu vermeiden.
So hatte ich es zum Beispiel einmal, dass ich eine auf Zerstörungszauber ausgelegte Hexenmeisterin bei Rolemaster spielte, welche sich bei ihrem Gefährten als Händlerin ausgab. Ihr Gefährte war ein Dieb, der allerdings auch eine Ausbildung zum Assassinen genossen hatte. Die Hexenmeisterin versuchte, ihre "magische Seite" zu verbergen und eher als "Stoffhändlerin" durchzugehen, während sich der Dieb mit der Maske des "Beutelschneiders" kleidete.
Offplay wussten wir wie gesagt Bescheid und genossen das Charakterspiel umso mehr.

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Offline Patti

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #14 am: 13.01.2012 | 21:44 »
Um die Stimmung rüberzubringen, die ich bei einem Charakter habe, suche ich mir  - abgesehen vom Drüber Reden - gerne ein Bild, das gut passt. Und einen Soundtrack. Ein mehr oder weniger bekanntes Lied, das den Charakter oder seine Einstellung beschreibt. Das funktioniert meiner Erfahrung nach bei den meisten Mitspielern ganz gut.

"Klar geh ich Bibliothek. Ich les scho auch Buch." (Anonymes Südstadtmädel)

MadMalik

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #15 am: 13.01.2012 | 22:08 »
Ich spiel meine Charaktere so wie ich gerad denke, dass es passt. Wenn andere Leute diese dann anders wahrnehmen ist das nicht mein Problem. Ist ja etwas ganz normales, das Leute Stereotypisiert und Katalogisiert werden, passiert ja im echten Leben auch... warum nicht im RP?  :)

Offline The Man Who Would Not Die!

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #16 am: 13.01.2012 | 23:21 »
Das Regelsystem kann da meiner Meinung nach nicht viel dran machen. (Von Telepathie usw. mal abgesehen.)
Wenn drüber reden keine Option ist, bleibt einem wohl nur übrig, den Charakter durchzuziehen und auf eine Szene hinzuarbeiten, in der die anderen Charaktere ihre Einschätzung ändern müssen - oder die Fehleinschätzung sie in (leichte) Schwierigkeiten bringt.

Das alles gilt natürlich nur, wenn die anderen Spieler den Charakter falsch wahrnehmen. Falls ein Spieler seinen eigenen Charakter falsch wahrnimmt, würde ich das "wie Erwachsene darüber reden" überspringen und auf kindische Beleidigungen zurückgreifen. :D

So eine Fehleinschätzung kann aber auch ganz lustig sein. Als ich bei D&D-Encounters angefangen habe, habe ich einen der vorgefertigten Charaktere übernommen: einen Halbling/Dieb. Zumindest stand das auf dem Blatt - ich habe den Charakter als ehrlichen Typen gespielt, der seine Diebesfähigkeiten über ganz normale und legale Erfahrungen gewonnen hat. Und Kriminelle so sehr hasst wie es sonst nur ein fanatischer Paladin tut. Die Kluft zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung war für mich das spaßigste am ganzen Charakter.

Merric: Kann schon sein, dass er ein  Verbrecher ist - aber können wir deshalb in seine Bank einbrechen?
SL: Ihr bemerkt jetzt, dass aus dem Fenster im ersten Stock dunkler Rauch aufsteigt.
Merric: Da könnten noch Leute drin sein - wir müssen sie retten! *schlossknack*

SL: Der Banksafe ist offen. Darin liegen 100 Gold.
Merric: Das sollten wir schnell sicherstellen, bevor es noch jemand klaut!

usw.


Offline Saffron

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #17 am: 14.01.2012 | 09:52 »
Hi,
fragt sich, ob es ingame genug Gelegenheiten gab, den Charakter "richtig" darzustellen.
Wenn nicht, könnte man den SL fragen, ob er eine Situation bringen kann, in der man die Chance bekommt, den Charakter so erscheinen zu lassen, wie er auch gemeint ist.

Ich bin in einer ähnlichen Situation: Hab einen Charakter in einer Kampagne die schon recht lange läuft. Die Charaktere waren am Anfang sehr jung und blauäugig. Mein Charakter war der einzige, der einen sehr engen Moralkodesx hatte und sehr idealistisch war. Inzwischen musste er schon öfter Kompromisse eingehen, und inzwischen hat er sich dahingehend weiterentwickelt, dass er auch mal unmoralische Dinge tut, wenns denn nötig ist. Die anderen Spieler sehen  ihn aber immer noch als "Sir Osric", trotz einiger Gelegenheiten, wo er sich anders gezeigt hat. Also habe ich den SL gebeten, im nächsten Abenteuer möglichst mal eine Situation zu bringen, in der er so richtig fies sein kann. Mal sehen, ob's klappt.
 
Ansonsten stimme ich zu, dass man auch mal offgame darüber reden kann. Gerade wenn der eigene Charakter als Witzfigur gesehen wird, weil er z.B. eine Rasse oder Klasse spielt, die in eine Schublade gesteckt wird, kann man den anderen mal stecken, dass einen die blöden Sprüche nerven. Wenn man anständige Mitspieler hat, hilft das auch.

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Offline 1of3

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #18 am: 14.01.2012 | 11:08 »
Ich spiel meine Charaktere so wie ich gerad denke, dass es passt. Wenn andere Leute diese dann anders wahrnehmen ist das nicht mein Problem. Ist ja etwas ganz normales, das Leute Stereotypisiert und Katalogisiert werden, passiert ja im echten Leben auch... warum nicht im RP?  :)

Im Rollenspiel sollte man annehmen, dass durch den begrenzten und künstlichen Rahmen solche Probleme nicht vorkommen. Es sind ja im Grunde alle variablen kalkulierbar - sofern jedenfalls die Teilnehmer mit einer einigermaßen professionellen Grundhaltung an die Sache herangehen.

Offline Tim Finnegan

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #19 am: 14.01.2012 | 11:10 »
Im Rollenspiel sollte man annehmen, dass durch den begrenzten und künstlichen Rahmen solche Probleme nicht vorkommen. Es sind ja im Grunde alle variablen kalkulierbar - sofern jedenfalls die Teilnehmer mit einer einigermaßen professionellen Grundhaltung an die Sache herangehen.

Du übersiehst dabei das eine solche Fehlwahrnehmung auch schlicht Absicht sein kann.
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Offline 1of3

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #20 am: 14.01.2012 | 11:27 »
Ich kann mir tatsächlich kaum vorstellen, dass jemand die Spielfigur eines anderen absichtlich falsch wahrnehmen kann. Es sei denn die betreffende Person gehört zu solchen Leuten, mit denen ich eher nicht spielen möchte.

Offline Tim Finnegan

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #21 am: 14.01.2012 | 11:37 »
Ich kann mir tatsächlich kaum vorstellen, dass jemand die Spielfigur eines anderen absichtlich falsch wahrnehmen kann. Es sei denn die betreffende Person gehört zu solchen Leuten, mit denen ich eher nicht spielen möchte.

Abgesehen davon dass ich sowas auch mehr als nervig finde und es nicht für ein Zeichen guten Charakterspiel hallte, kann ich mir aber vorstellen dass, nur um kurz ein Beispiel zu geben, der Spieler eines Inquisitors den Charakter eines anderen Spielers einfach mal unter Generalverdacht stellt ein Hexer o.Ä. zu sein und alle Aktionen in dieser Hinsicht auslegt.
Das wäre sowohl eine wirklich unschöne Art Konflikte zu schaffen, als auch fieses Spotlight-Hogging, bedeutet es ja dass sich der Betreffende bei jeder Aktion des vermeintlichen Hexers schnell selbst ins Rampenlicht zieht.
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Offline SeelenJägerTee

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #22 am: 14.01.2012 | 11:51 »
Im Rollenspiel sollte man annehmen, dass durch den begrenzten und künstlichen Rahmen solche Probleme nicht vorkommen. Es sind ja im Grunde alle variablen kalkulierbar - sofern jedenfalls die Teilnehmer mit einer einigermaßen professionellen Grundhaltung an die Sache herangehen.
Nach WH40K "Truth is subjective!" auch wenn viele Gedanken des Tages aus WH40K absichtlich bescheuert sind ist der einfach wahr.

Da man im RoSpi ziemlich oft einfach nur sagt was man macht und nicht wieso (was man mMn tunlichst lassen sollte, weil das ein ziemlicher Quell für Missverständnisse ist) ist kann man eine Aktion oft auf zwei Arten auslegen.
"Wie war das die Kellnerin ist alleinerziehende Mutter und arbeitet hier um sich über Wasser zu halten und ihr Kind durch zu bringen? Ich steck' der nen Umschlag mit 'was Kohle zu."
Das können die Mitspieler jetzt schon mal auf mindestens drei Arten interpretieren.
1. der SC ist einfach ein Typ der zu gut für diese Welt ist und einfach jedem helfen muss.
2. der SC ist ein mieser Typ, der die Notlage der Frau ausnutzt um sich an sie ran zu machen in der Hoffnung sich sexuelle Gefälligkeiten zu erschleichen.
3. der SC ist zwar eigentlich nicht der Carebear-Typ aber weil er selber von einer Mutter ohne Mann aufgezogen wurde berührt ihn so ein Schicksal besonders
Je nach dem wie sich der Charakter sonst gibt wird so ein Verhalten unterschiedlich gewertet werden, weil man es in einen Gesamtkontext einbettet. Und gerade 2 und 3 können ziemlich leicht verwechselt werden wenn der SC sonst keine Skrupel hat Leute auszubeuten aber aufgrund seiner Kindheit hier mal ausnahmsweise reine Motive hat.

Offline Skele-Surtur

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #23 am: 14.01.2012 | 11:51 »
Ich kann mir tatsächlich kaum vorstellen, dass jemand die Spielfigur eines anderen absichtlich falsch wahrnehmen kann.
Den Fall hatte ich vor längerer Zeit mal. Das war echt dermaßen bescheiden, kann ich wirklich nicht empfehlen.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

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Offline Falke359

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Re: Fremdwahrnehmung der Spielfigur
« Antwort #24 am: 14.01.2012 | 11:58 »
Was in dem Fall auch hilft, ist eine gemeinsame Charaktererschaffung (die ich auch aus anderen Gründen bevorzuge). Wenn ich meinen Char eben auch durch seine Beziehungen zu anderen Charakteren ausarbeite, werden häufig Missverständnisse im Voraus bereinigt.
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