Das Problem liegt einfach darin, dass Kiesows Rollenspielbild, vielleicht noch radikalisiert von seinen Jüngern Schülern in Deutschland sehr stark das generelle Bild von Rollenspiel (unter Rollenspielern) prägt. Meine Ansicht ist: DSA ist keine Spielwelt und kein Regelwerk, DSA ist eine Weltanschauung darüber, was "Rollenspiel" eigentlich sein soll.
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DSA im Schatten von Kiesow hat äußerst erfolgreich eine Lehre verbreitet, von der auch nicht-DSA-Spieler betroffen sind.
Es ist richtig, dass Kiesow mit seinen teilweise ausnehmend absurden Texten bei vielen die Vorstellung davon, was Rollenspiel eigentlich ist, geprägt hat. Das sogenannte
gute Rollenspiel wurde ja von ihm klar umrissen. Ich erinnere mich noch, dass ich selbst, nachdem ich, nach einigen Runden AD&D, die mir Spaß auf mehr Rollenspiel machten, das verwendete System jedoch verleideten, mir das damals gerade neu erschienene DSA 3 gekauft habe, von dem Kiesowschen Einleitungstext in der Basisbox durchaus angetan war. Ich hab den Text vor kurzem, als bei uns die Sprache darauf kam, gesucht, leider habe ich ihn nicht mehr gefunden. Kiesow stellte darin so Dinge klar wie "gesagt getan, nicht gesagt nicht getan" und solchen Blödsinn. Dann gab es noch diesen RR-Propaganda-Text mit dem Krokodil und dem Brustpanzer. Als völliger Neuling bekam ich in diesen Werken erklärt, was Rollenspiel ist, wie Spieler und Spielleiter sich zu verhalten haben, was gut und was böse ist. Das zog sich ja auch durch die damaligen Kaufabenteuer wie ein roter Faden. Fand ich damals echt super. Das das so alles nicht funktioniert, wurde mir erst später klar.Auch heute scheint es diese Tendenzen ja in dem ein oder anderen Kaufabenteuer noch zu geben, was ich nicht beurteilen kann, da ich seit Ewigkeiten eine Bogen um die Dinger mache.
DSA war von vielen, die ich damals kannte entweder geliebt oder gehasst, und zwar in der Tat aufgrund dieser Kiesow-Lehre. (A)DnD war für die einen ein tumbes Drauhauf-Spiel, DSA hingegen wahres RSP, die anderen sahen in DSA Weichei-Geschwurbel und in DnD den heiligen Gral. So ist es leider noch heute, auch wenn der Kiesowismus bei weitem nicht mehr so präsent ist. Insofern hast Du mit der Weltanschauungsthese voll und ganz Recht. Nüchtern betrachtet ist DSA hingegen einfach nur ein mäßiges Rollenspielregelwerk und seine Hintergrundwelt Aventurien ein Setting, das von den einen gemocht und von den anderen abgelehnt wird, was ja für andere Kampagnenwelten wie Eberron genauso gilt. Die Vermengung von System, Setting und (größtenteils veralteten) Dogmen findet in den Köpfen statt.