Mhh...also das wie ist verhältnissmässig einfach. Kommunismus entstand letztlich als Reaktion auf einen empfundenen Bedeutungsverlust des einzelnen. Stichwort: Die Produktionsmittel gehören nicht mehr dem Arbeiter, dadurch wird der Arbeiter unbedeutend und austauschbar.
Das mit den Produktionsmitteln war ja auch schon lange vor der Industrialisierung oft der Fall. Z.B. hat der Großteilbevölkerung als Bauern auf dem Land gelebt, das Land hat aber nicht dem Bauern gehört sondern meist einem Adeligen, der dafür Abgaben kassiert hat. Das hat ja auch über Jahrhunderte funktioniert und ist der privilegierten Klasse nur einmal so richtig um die Ohren geflogen, nämlich bei der französischen Revolution. Und da lag es halt wohl stark daran, dass die Privilegierten den Bogen überspannt hatten und zu sehr im Luxus schwelgten, während das Volk darbte.
Es hat aber sicher auch damit zu tun, welche Möglichkeiten die Unterschicht überhaupt hat, um sich zu wehren. Im Mittelalter meistens keine Chance; auch da gab es schon Bauernaufstände, die aber dann von Berufskriegern (lies, Ritter etc.) mit einer Verlustrate von etwa 100 zu 0 niedergeschlagen wurden. Das sah halt nach der Industrialisierung auch etwas anders aus, weil da Soldaten bzw. Kämpfer von beiden Seiten leicht rekrutiert und ausgebildet werden konnten. Allerdings konnte es da eben auch passieren, dass sich die ja ebenfalls aus dem einfachen Volk stammenden Soldaten auf die Seite der Aufständischen schlugen.
Außerdem: was macht man als Aufständischer, falls man wider Erwarten gewinnt? Da waren die vor-neuzeitlichen Aufstände meist sehr konzeptarm; die meisten Bauern dachten nicht im Traum daran, sie könnten sich selbst regieren. Die einen hofften darauf, dass der Kaiser sie vor den gierigen Adligen schützt, die anderen wollten einen Gottesstaat errichten. So ein Modell wie die Schweizer Eidgenossenschaft war die absolute Ausnahme und hat sich nicht weit genug rumgesprochen.
Erst im 19. Jahrhundert kam eben die Idee mit der "Diktatur des Proletariats" etc. auf, was sich damals sicherlich als echte Alternative zu den bisherigen Strukturen darstellte.
Das ist jetzt alles recht laienhaft und simplistisch zusammengetragen, aber dürfte als Arbeitsmodell für die Zwecke dieses Threads wohl ausreichend sein.
In der Standard-Fantasy sind wir vom Techlevel eher mittelalterlich unterwegs, d.h. ein ausgebildeter, gepanzerter und womöglich berittener Krieger macht sich sicherlich nicht vor ein paar Bauern mit Mistgabeln in die Hosen. Daraus würde ich folgern, dass ein erfolgreicher Umsturz von unten her ausgeschlossen werden kann. Die oberen Schichten wiederum haben normalerweise - d.h. in einer realistischen Welt - kein Interesse daran, ohne Not ihre Privilegien aufzugeben oder einzuschränken.
Es hat ja z.B. auch bis ins 19. Jahrhundert gedauert, bis in Deutschland die Leibeigenschaft abgeschafft wurde (Bayern 1817 iirc), da war also die Industrialisierung schon in vollem Gange, welche die Erkenntnis mit sich brachte "Lohnarbeit ist billiger als Fronarbeit". Man hat also auch da die Leibeigenen nicht aus Humanität befreit, sondern aus wirtschaftlichem Kalkül.
So lande ich also bei meiner ganz zu Anfang aufgestellten Behauptung, dass sich in einem Prä-industriellen Setting kommunistische, oder mal allgemeiner gesagt egalitäre Strukturen, nur auf Anordnung von _ganz_ oben kommen können, also lies: von Göttern, die die Gesellschaft aus irgendeinem Grund so haben wollen.