Autor Thema: Wie relevant sind Systeme?  (Gelesen 5375 mal)

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LöwenHerz

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #25 am: 13.02.2012 | 07:23 »
Das heißt, alles ist dir gleich wichtig?
Dann hättest du automatisch alles auf 33,33...%

Das heißt, alles ist mir zu einhundert Prozent wichtig und ich bin wenig bereit, dabei Abstriche (nicht im medizinischen Sinne! ;D ) zu machen. Ich gehze einfach von einem anderen mathematischen Ansatz aus und freue mich, dass wir beiden schonwieder bei diesem Thema landen. Das letzte Mal ists auch erst ein Jahr her. Leider finde ich es nicht ;)

Offline sindar

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #26 am: 20.02.2012 | 15:04 »
Ich habe gerade ein Kurz-AB mit DSA4 geleitet. Ich mag das System nun gar nicht - in dieser Gruppe ging das aber auch als Spielleiter.
In der Gruppe wuerde ich gerne mal Earthdawn spielen - wenn die anderen dazu bereit waeren...
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Offline D. Athair

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #27 am: 23.02.2012 | 20:54 »
Das heißt, alles ist mir zu einhundert Prozent wichtig und ich bin wenig bereit, dabei Abstriche (nicht im medizinischen Sinne! ;D ) zu machen.
Wie ich vermutete: Der Spielspaß entspricht bei Luxferre dem kleinsten gemeinsamen Nenner (kgN) aus Mitspielern, System und Setting.
Die Spielerfahrung, bei dem geniale Spieler auf ein ziemlich starkes Setting treffen, welches mit bescheidenen Regeln bespielt wird, ist insgesamt bescheiden.

Das heißt, alles ist dir gleich wichtig?
Dann hättest du automatisch alles auf 33,33...%
So funktioniert die Rechnung in der Folge nicht.
Eher so: 100% = Mitspieler = Regeln = Setting
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Noir

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #28 am: 23.02.2012 | 20:59 »
Ich habe jahrelang in einer Gruppe Midgard gespielt. Und ich HASSE Midgard...ich HASSE es. Aber die Gruppe hab ich geliebt :) Also würde ich einfach behaupten, dass ein System nicht sonderlich relevant sein muss -> wenn der Rest stimmt.

Offline Blizzard

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #29 am: 23.02.2012 | 21:22 »
Als Spieler ertrage ich auch unerwünschte Systeme ganz gut. Mit einer guten Gruppe hab ich da trotzdem viel Spaß und merk das mit dem System kaum.

Als Spielleiter dagegen muss mir das System praktisch zu hundert Prozent gefallen. Ich leite nix, was ich nicht mag.
Wahre Worte, bzw. sehe ich genau so. Ich habe als Spieler z.B. mal in einer SR bzw. DSA 4-Runde mitgespielt, obwohl die beiden Systeme für mich wirklich ein rotes Tuch sind, bzw. auf meiner Liste der schlechtesten bzw. ungeliebtesten RPGs die vordersten Plätze belegen. Für die Runde bzw. die Mitspieler war ich durchaus bereit, dieses Opfer zu bringen*(ja, es hat wirklich Überwindung gekostet!), aber als SL könnte ich das nicht.
*aber auch nur, weil ich die Mitspieler kannte. Ob ich das bei neuen oder unbekannten Mitspielern auch über mich bringen könnte, weiss ich nicht.
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Eulenspiegel

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #30 am: 24.02.2012 | 11:24 »
Die Spielerfahrung, bei dem geniale Spieler auf ein ziemlich starkes Setting treffen, welches mit bescheidenen Regeln bespielt wird, ist insgesamt bescheiden.
Mit bescheidenen Regeln spielt man ja in der Regel nicht.

Nehmen wir also mal mittelmäßige Regeln. Du meinst also, es macht dann keinen Unterschied, ob ich auch mittelmäßige Spieler und ein mittelmäßiges Setting habe (ggT = mittelmäßig) oder ob ich geniale Spieler und ein geniales Setting habe (ggT = mittelmäßig). In beiden Fällen wäre also der gleiche mittelmäßige Spielspaß vorhanden?

Offline pharyon

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #31 am: 24.02.2012 | 12:39 »
Mir geht es diesbezüglich eher wie bei einem Erwartungs- x Wert-Modell.

Spielspaß = Mitspieler x Setting x System = hoffentlich 100% oder mehr.

Bei Werten (Bewertungen) wie System 10% und Setting 80% ist es dann egal, ob die Mitspieler 100 oder 120% sind. Der Unterschied wäre mMn dann marginal (1,6% im Beispiel).

p^^
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LöwenHerz

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #32 am: 24.02.2012 | 12:55 »
Wie ich vermutete: Der Spielspaß entspricht bei Luxferre dem kleinsten gemeinsamen Nenner (kgN) aus Mitspielern, System und Setting.
Die Spielerfahrung, bei dem geniale Spieler auf ein ziemlich starkes Setting treffen, welches mit bescheidenen Regeln bespielt wird, ist insgesamt bescheiden.
So funktioniert die Rechnung in der Folge nicht.
Eher so: 100% = Mitspieler = Regeln = Setting

Danke :) Genau so!

Offline Praion

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #33 am: 24.02.2012 | 21:35 »
Regeln sind mir inzwischen sehr wichtig nachdem ich gesehen have wie sehr Regeln das Spielerlebnis beeinflussen können.
Ein System das schon aus sich raus Story erzeugt (Dresden Files z.B.) und mir als SL einen Haufen Arbeit abnimmt gefällt mir wesentlich besser.
Im Moment stören mich vor allem Systeme die mir nur Conflict Resolution aber keine Werkzeuge geben sowie die gewünsche Spielwelt/Spielgefühl nicht rüberbringen. Beispiel: Der Fluff sagt ich spiele coole Superheldenagenten aber die normale Springen Probe geht in über 50% der Fälle daneben (und nicht etwa 300 Meter sondern die für Dach zu Dach).
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Offline ArneBab

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #34 am: 24.02.2012 | 22:58 »
sowie die gewünsche Spielwelt/Spielgefühl nicht rüberbringen. Beispiel: Der Fluff sagt ich spiele coole Superheldenagenten aber die normale Springen Probe geht in über 50% der Fälle daneben (und nicht etwa 300 Meter sondern die für Dach zu Dach).

Das ist dann ein zur Welt nicht passendes System. Genauer: Fluff ≠ System.

Für mich muss ein gutes System mindestens bewirken, dass ich als Char das machen kann, was im Text steht.

Witchcraft ist das Gegenbeispiel zu deinem: Die Texte sind mystisch und die Magie ist Macht und Action. Später habe ich dann erfahren, dass das System auch für Buffy verwendet wird. Dafür hätte es gepasst…

Nur zu passen ist der mindestpunkt. Wenn das in einem System nicht stimmt, muss mMn entweder der Fluff oder das System geändert werden.
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Offline dunklerschatten

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #35 am: 25.02.2012 | 11:58 »
Warum Systeme egal sind:

Wenn das System nicht passt wird es einfach ausgetauscht, seine Mitspieler kann man net so simple tauschen ;)
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Offline Oberkampf

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #36 am: 25.02.2012 | 12:36 »
Bloß weil man etwas leichter austauschen kann, wird die Frage danach nicht grundsätzlich egal. Sie kann nur einfacher beantwortet werden.

Mal abgesehen davon, dass Systemwechsel (Regelwerkwechsel) in vielen Gruppen nur mit Hängen und Würgen durchzusetzen ist. Im DSA-Board klagten schon mehrere SLs, dass ihre Spieler nur DSA spielen wollen, anstatt mal ein anderes System auszuprobieren, selbst dann, wenn Aventurien weiterhin das Setting bleibt. Das ist ja auch nicht ganz unvernünftig, man hat nur ein begrenztes Zeitkontingent für RSP zur Verfügung, und manchmal ist der Teufel, den man kennt, eben dem Teufel, den man nicht kennt vorzuziehen.

Die Frage müsste eigentlich unter Ausschluss der anderen Kriterien (Mitspieler, Fluff/Setting, Abenteuer + Leitstil usw.) beantwortet werden. Wenn also alle anderen Kriterien beim Wechsel der Regeln gleichbleiben, dann wird es interessant, ob sich das Rollenspiel anders anfühlt als vor dem Wechsel.

Bei manchen Leitstilen/Spielstilen ist das natürlich völlig unsinnig. Wer eine liberale geringschätzige Einstellung gegenüber Regeln hat (aka Würfeldreher), der wird immer das selbe Rollenspiel spielen, egal ob er das nun mit Harnmaster oder TORG spielt.
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Offline dunklerschatten

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #37 am: 25.02.2012 | 15:04 »
Zitat
Bloß weil man etwas leichter austauschen kann, wird die Frage danach nicht grundsätzlich egal. Sie kann nur einfacher beantwortet werden.

Aber dadurch das sie trvial zu beantworten ist relativiert sie sich.

Zitat
Die Frage müsste eigentlich unter Ausschluss der anderen Kriterien (Mitspieler, Fluff/Setting, Abenteuer + Leitstil usw.) beantwortet werden. Wenn also alle anderen Kriterien beim Wechsel der Regeln gleichbleiben, dann wird es interessant, ob sich das Rollenspiel anders anfühlt als vor dem Wechsel.

Warum sollte es sich anders anfühlen ? Es geht dabei doch ums SPIELEN und nicht um das REGELSYSTEM ? Jedenfallss für die Gruppen mit denne ich bisher gespielt habe.
Klar gibt es Präverenzen aber letztlich ist das Regelsystem immer das was von den Spielern hingenommen wird, es ist eben nur Beiwerk.
Und die Vorlieben können da sicher sehr verschieden sein, der Witz dabei ist doch: Es gibt kein perfektes System und irgendeienr der Spieler wird immer etwas suboptimal finden.

Dann kann man nun erwachsen sein, es hinnehmen und seinen Spass haben (unabhängig vom System) oder aber jeder Spieler jammert wegen irgendwas rum und lässt die Primadonna raushängen.

Welche Gruppe mehr Spass hat liegt glaube ich auf der Hand ....

Zitat
Bei manchen Leitstilen/Spielstilen ist das natürlich völlig unsinnig. Wer eine liberale geringschätzige Einstellung gegenüber Regeln hat (aka Würfeldreher), der wird immer das selbe Rollenspiel spielen, egal ob er das nun mit Harnmaster oder TORG spielt.

Ach bitte immer diese negativ besetzen Schlagworte, muss das sein ?

Nur weil man Regelsystem nicht als centralen Sinn des RPG ansieht muss man noch lange keine Würfel drehen (wobei ich da sagen wenn die Gruppe damit ihren Frieden gemacht hat ist das auch völlig ok, da kann die Internet-RPG-Elite noch so die Nase rümpfen..)

Es soll ja auch GRuppen gegen die wenig bis gar nicht würfeln und ihren Spass haben, daher kann das System durchaus irrelevant sein.
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Achamanian

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #38 am: 25.02.2012 | 15:15 »

Es soll ja auch GRuppen gegen die wenig bis gar nicht würfeln und ihren Spass haben, daher kann das System durchaus irrelevant sein.

Es soll ja auch Systeme ohne Würfeln geben (Amber), oder welche, wo ein relevanter Teil nicht gewürfelt wird (Gumshoe), oder, oder, oder ... ist es da dann auch egal, ob man die benutzt oder andere?
Ich weiß ja nicht, aber wenn es mir ums SPIELEN geht, dann geht es mir oft durchaus auch um die REGELN, nach denen man spielt. Ich sage ja auch nicht: "Schach oder Mensch ärgere dich nicht ist mir doch egal, es geht ja ums SPIELEN!"
Oder geht es dir vielleicht ums BESSSERSPIELEN?

Offline dunklerschatten

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #39 am: 25.02.2012 | 20:46 »
Zitat
Es soll ja auch Systeme ohne Würfeln geben (Amber), oder welche, wo ein relevanter Teil nicht gewürfelt wird (Gumshoe), oder, oder, oder ... ist es da dann auch egal, ob man die benutzt oder andere?
Ich weiß ja nicht, aber wenn es mir ums SPIELEN geht, dann geht es mir oft durchaus auch um die REGELN, nach denen man spielt. Ich sage ja auch nicht: "Schach oder Mensch ärgere dich nicht ist mir doch egal, es geht ja ums SPIELEN!"
Oder geht es dir vielleicht ums BESSSERSPIELEN?


Besserspielen herje, davon bin ich soweit entfernt..weiter geht es nicht. Ehrlich gesagt ist es mir egal wie andere spielen  :-*
Ich halte es da mit dem alten Fritz: "Jeder soll nach seiner Façon selig werden"

Schach und Mensch ärgere dich nicht sehe ich als spiele die zwingend ein Regelwerk brauchen, im RPG sehe ich diesen Zwang nicht.
RPG und Regelsystem können wunderbar zusammenarbeiten und sich ergänzen aber imho ist ein Regelsystem nicht zwingend nötig (wenn der GruppenKonsens entsprechend ist)
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Offline Christoph

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #40 am: 25.02.2012 | 21:17 »
Systeme können einem das ganze Spiel zermalmen. Von daher halte ich sie für wichtig.

Offline Oberkampf

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #41 am: 26.02.2012 | 00:31 »
Aber dadurch das sie trvial zu beantworten ist relativiert sie sich.

Nein, sie relativiert sich nicht in dem Sinn, dass sie trivial wird. Im Gegenteil, sie wird sogar noch wichtiger, denn wenn eine Serie unerfreulicher Spielrunden am System liegt, kann sie viel leichter abgestellt werden, als wenn die Serie an den Mitspielern oder dem Leitstil oder einem anderen Faktor liegt. Systeme zu wechseln ist (zumindest in der Theorie) viel leichter, als eine neue Gruppe zu finden.

Warum sollte es sich anders anfühlen ? Es geht dabei doch ums SPIELEN und nicht um das REGELSYSTEM ? Jedenfallss für die Gruppen mit denne ich bisher gespielt habe.
Klar gibt es Präverenzen aber letztlich ist das Regelsystem immer das was von den Spielern hingenommen wird, es ist eben nur Beiwerk.

Wenn es sich NICHT anders anfühlt, ist das Regelsystem/sind die Regelmechaniken bedeutungslos. Dann lautet die Antwort auf die Frage nach der Relevanz des Systemes (= Regelwerks - wobei ich weiß, dass System eigentlich Fluff + Crunch bedeutet, aber der Schwerpunkt liegt m.E. beim Crunch bzw. der Regelmechanik) immer: das System ist völlig irrelevant.

Wenn man aber das gleiche Abenteuer (oder ein sehr ähnliches) mit den gleichen Spielern und dem gleichen Spielleiter mit, sagen wir Warhammer (2nd), FATE und AD&D spielt, und sich das Abenteuer jedesmal ANDERS anfühlt (was schon allein wegen der Horrormechaniken in WHFRG der Fall sein sollte), dann hat das System eine Bedeutung.

Und die Vorlieben können da sicher sehr verschieden sein, der Witz dabei ist doch: Es gibt kein perfektes System und irgendeienr der Spieler wird immer etwas suboptimal finden.

Dass ein System Relevanz besitzt, heißt nicht, dass es perfekt ist. Es bedeutet nur, dass UNTERSCHIEDLICHE Systeme UNTERSCHIEDLICHE Spielerfahrungen ermöglichen bzw. fördern. Lediglich dass Systeme, wenn diese Aussage zutrifft, unterschiedliche Geschmäcker unterschiedlich gut bedienen können, ist vielleicht wirklich trivial.

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Systemrelevanz bedeutet auch nicht, dass man ein System finden kann, dass alle individuellen Wünsche jedes einzelnen Spielers erfüllen kann, oder dass ein Regelwerk den Umgang mit typischen Problemspielern erleichtert.

Ach bitte immer diese negativ besetzen Schlagworte, muss das sein ?

Fakt ist nunmal, dass unterschiedliche Regeln nur für die Leute Unterschiede machen, die auch nach Regeln spielen. Wer Regeln beim Rollenspiel gewohnheitsmäßig ignoriert, nach Herzenslust bricht oder willkürlich übertritt, für den ändert ein Systemwechsel so gut wie garnichts.

Nur weil man Regelsystem nicht als centralen Sinn des RPG ansieht muss man noch lange keine Würfel drehen (wobei ich da sagen wenn die Gruppe damit ihren Frieden gemacht hat ist das auch völlig ok, da kann die Internet-RPG-Elite noch so die Nase rümpfen..)

Wer behauptet denn, ein System sei der zentrale Sinn des RPG? Das ist doch überhaupt nicht Thema des Threats (und im Übrigen auch nicht meine Meinung, falls du das annimmst).

Dass einige Diskussionen hinsichtlich des Würfeldrehens vor Urzeiten wohl ziemlich aus dem Ruder gegangen sind, ist sehr bedauerlich, aber wohl eine Tatsache, mit der man leben muss.

Es soll ja auch GRuppen gegen die wenig bis gar nicht würfeln und ihren Spass haben, daher kann das System durchaus irrelevant sein.

Gruppen, die wenig bis garnicht würfeln, haben trotzdem eine Regel, nach der Entscheidungen über den Erfolg/Misserfolg einer SC-Aktion getroffen wird. Die verbreitetste Variante ist sicherlich einfach: "Der SL entscheidet aus dem Bauch heraus", aber jede Menge anderer sind denkbar [z.B. Gruppenkonsens, Ressourcenvergleich (Karma), Rule of Cool]. Und für diese Leute würde sich bei einem Systemwechsel zu einem System mit hohem Glücksfaktor (z.B. Würfeln) einiges ändern.

Würfeldreher sind etwas ganz anderes als Nichtwürfler (und korrekterweise muss ich einräumen, dass es auch Systeme mit "legalem" Würfeldrehen gibt). So, wie ich "Würfeldreher" in diesem Thread verwendet habe, meine ich damit Leute, die offiziell gültige (= nach Absprache oder konkludentem Handeln akzeptierte) Regeln einer Gruppe brechen/übergehen. Für solche Leute sind Systeme einfach deswegen irrelevant, weil sie sowieso die Regeln nur dann berücksichtigen, wenn sie ihren gewohnten Spielstil nicht beeinträchtigen.

Hinsichtlich der Systemrelavanz besteht der Hauptunterschied zwischen den Gruppen der Nichtwürfler und der Würfeldreher darin, dass erstere ein System haben, dass sie nicht wechseln (wollen), während letztere behaupten, nach einem System zu spielen, aber in Wirklichkeit nach ganz anderen Regeln ihren Spielverlauf ermitteln. Erstere können ein System wechseln und Unterschiede bemerken, letztere nicht.
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Offline ArneBab

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #42 am: 26.02.2012 | 01:09 »
Die Frage müsste eigentlich unter Ausschluss der anderen Kriterien (Mitspieler, Fluff/Setting, Abenteuer + Leitstil usw.) beantwortet werden. Wenn also alle anderen Kriterien beim Wechsel der Regeln gleichbleiben, dann wird es interessant, ob sich das Rollenspiel anders anfühlt als vor dem Wechsel.

Das kann ich beantworten. Beziehungsweise habe ich hier im Thread schon:
http://tanelorn.net/index.php/topic,72907.msg1478012.html#msg1478012

„Die Geschichte "Krieger stürzt sich auf 20 Goblins, die gerade eine adlige Frau aus ihrer Sänfte zerren" würde in den verschiedenen Systemen sehr unterschiedlich enden.“
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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #43 am: 26.02.2012 | 10:59 »

Besserspielen herje, davon bin ich soweit entfernt..weiter geht es nicht. Ehrlich gesagt ist es mir egal wie andere spielen  :-*
Ich halte es da mit dem alten Fritz: "Jeder soll nach seiner Façon selig werden"

Also ist die abgedroschene rhetorische Figur in "Es geht dabei doch ums SPIELEN und nicht um das REGELSYSTEM ?" gar nicht gemäß ihrer herkömmlichen Bedeutung, nämlich als Belehrung, zu verstehen? Dann solltest du das vielleicht dazu schreiben. Sonst kann man aus dem von dir geschriebenen nämlich eigentlich nur folgern, dass du deine Facon für die einzig selig machende hältst.


Schach und Mensch ärgere dich nicht sehe ich als spiele die zwingend ein Regelwerk brauchen, im RPG sehe ich diesen Zwang nicht.
RPG und Regelsystem können wunderbar zusammenarbeiten und sich ergänzen aber imho ist ein Regelsystem nicht zwingend nötig (wenn der GruppenKonsens entsprechend ist)

Das ist so erst einmal Unsinn, ein Role Playing Game ist ein Game, also ein Spiel mit Regeln, (und kein "play" im Sinne eines Schauspiels am Theater), der Englische Begriff ist da wegen der Unterscheidung zwischen "Game" und "Play" erst mal genauer - es ist ein Spiel (wie Schach oder Mensch ärgere dich nicht), in dessen Rahmen Rollen gespielt werden.

Dass sich aus diesen Spielen auch Spielstile entwickelt haben, die sehr gut ohne die Verwendung eines expliziten Regelwerks auskommen (ganz sicher aber nicht ohne die Verwendung eines impliziten Regelwerks, das Erzählrechtsvergabe, die erwünschte Struktur der entstehenden Geschichten und derlei mehr betrifft), will ich gar nicht abstreiten. Wir spielen DSA4 inzwischen auch praktisch ohne Würfeln (einfach, weil das System so schlecht ist, dass wir alle die Anwendung möglichst vermeiden - auch eine Art, wie das System das Spielgefühl beeinflussen kann ...). Andererseits haben sich auch Indie-Systeme entwickelt, die weg von der Handlungssimulation gehen und stattdessen Regeln zur Erzählrechtsvergabe usw. präsentieren, da SIND die Regeln das Spiel (Prime Time Adventures ist ein schönes Beispiel, Polaris auch), auch wenn manchmal im Spiel selbst gar nicht gewürfelt wird (Fiasco).

Was klassische Systeme angeht: In meiner Ars Magica Runde möchte ich die Regeln nicht missen, weil sie sehr schöne Storyelemente ins Spiel bringen (wer ein Artefakt erschaffen will, braucht eine Zutat und muss sich auf eine Expedition begeben), und Warhammer 3 hat einfach so fetzige Regeln, dass die schon an sich Spaß machen. Cthulhu habe ich schon mit 3 Systemen bespielt (BRP, New WoD und ORE), da hat sich im Spielgefühl durchaus einiges unterschieden (vor allem durch die verschiedenen Regeln zum Geisteszustand).

Regeln in irgendeiner Form scheinen mir zumindest für Gruppen wichtig, die sich auf irgendeiner Ebene gerne dann und wann kollektiv von den Entwicklungen im Spiel überraschen lassen wollen, anstatt schon vorauszusetzen, dass sie selbst die "beste" oder "interessanteste" Entwicklung der Ereignisse bereits im Kopf hätten. Und auf verschiedenen Ebenen sind verschiedene Systeme da einfach verschieden hilfreich.

Mir ist das System, wenn ich nach Regeln spielen will, zu 100% wichtig - ein Systen, auf das ich keine Lust habe, spiele ich nicht (mit Ausnahme von DSA4, weil wir da eine seit Jahren laufende Kampagne haben). Die Frage "Mit wem spiele ich", ist dabei einfach eine Ebene höher angesiedelt: ich kläre eigentlich immer erst, mit wem ich spiele, und dann klären wir gemeinsam, was wir spielen. Die beiden Ebenen lassen sich für mich gar nicht vermischen.

Offline Oberkampf

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #44 am: 26.02.2012 | 12:31 »
Das kann ich beantworten. Beziehungsweise habe ich hier im Thread schon:
http://tanelorn.net/index.php/topic,72907.msg1478012.html#msg1478012

„Die Geschichte "Krieger stürzt sich auf 20 Goblins, die gerade eine adlige Frau aus ihrer Sänfte zerren" würde in den verschiedenen Systemen sehr unterschiedlich enden.“

Ja, in die Richtung denke ich mir das etwa, wobei ich "Geschichte" generell bei der Beschreibung von Rollenspielen sehr vorsichtig verwenden würde (du anscheinend auch, zumindest interpretiere ich die Anführungszeichen mal so  :) ). In dem Zusammenhang mit dem Goblinangriff würde ich eher von einer Szene sprechen, oder sogar nur Begegnung/Herausforderung, die sich unter Verwendung unterschiedlicher Regeln eben unterschiedlich "anfühlt".

Allerdings ist es auch eine Sache, wie man die Ausgangsfrage des Threads interpretiert: "Wie relevant sind Systeme?" (mit der Zielrichtung "für den Spielspaß" im OP).

Wenn ich das als eine persönliche Frage (also nach meinen individuellen Präferenzen) verstehe, wo man auf einer Rangliste das Regelwerk mit anderen Spielspaß-Faktoren vergleicht, sind Systeme für mich eher mittelprächtig relevant. Zuerst auf meiner Liste stehen (wie wohl bei vielen anderen auch) die Mitspieler. Danach kommt Leitstil/Spielstil und Abenteuerform, erst dann das verwendete Regelwerk und das "Genre" und ganz unten so Sachen wie spezifisches Setting und Colour, allerdings gibt es bei mir einzelne Unterpunkte, die sich nicht systematisch einordnen lassen (ich spiele z.B. selbst mit guten Freunden, die gut leiten können und eventuell sogar offen leiten, kein V:tM oder Shadowrun).

Aber ich habe die Frage des Threads eben so verstanden, als nach der Wirkung von Systemen auf das Spiel gefragt wird - und diesen Wirkungsgrad kann man am Besten eben dann betrachten, wenn man die anderen Faktoren so klein wie möglich hält.

Das ist so erst einmal Unsinn, ein Role Playing Game ist ein Game, also ein Spiel mit Regeln, (und kein "play" im Sinne eines Schauspiels am Theater), der Englische Begriff ist da wegen der Unterscheidung zwischen "Game" und "Play" erst mal genauer - es ist ein Spiel (wie Schach oder Mensch ärgere dich nicht), in dessen Rahmen Rollen gespielt werden.

Aber sowas von +1 von mir  ;)

Mir ist das System, wenn ich nach Regeln spielen will, zu 100% wichtig - ein Systen, auf das ich keine Lust habe, spiele ich nicht (mit Ausnahme von DSA4, weil wir da eine seit Jahren laufende Kampagne haben). Die Frage "Mit wem spiele ich", ist dabei einfach eine Ebene höher angesiedelt: ich kläre eigentlich immer erst, mit wem ich spiele, und dann klären wir gemeinsam, was wir spielen. Die beiden Ebenen lassen sich für mich gar nicht vermischen.

Das sehe ich auch ziemlich ähnlich, ich würde das auch als unterschiedliche Fragen ansehen. Wenn die Chemie in der Gruppe nicht stimmt, kann man ein System drehen und wenden und wechseln wie man will, es repariert nichts. Aber wenn die Chemie stimmt, kann man durch Systemvarianz einiges an mehr aus dem Hobby herausholen.
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Offline dunklerschatten

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #45 am: 26.02.2012 | 14:33 »
Zitat
Also ist die abgedroschene rhetorische Figur in "Es geht dabei doch ums SPIELEN und nicht um das REGELSYSTEM ?" gar nicht gemäß ihrer herkömmlichen Bedeutung, nämlich als Belehrung, zu verstehen? Dann solltest du das vielleicht dazu schreiben. Sonst kann man aus dem von dir geschriebenen nämlich eigentlich nur folgern, dass du deine Facon für die einzig selig machende hältst.

Warum sollte ich hier jemand belehren wollen und meine Facon für die einzig richtige hakten?
Ich kenne hier pers. so gut wie keinen und mir ist es ehrlich gesagt egal wie andere spielen und ihren Genuss finden. Es gibt hier sicher andere User die eher den Anspruch haben "Leuchtturm" zu spielen, mir ist das nicht wichtig.
Hier (im Forum) geht es imho um Meinungsaustausch und maximal um die Darlegung von Sichtweisen.
Und nur das mache ich wenn ich sage System (Regelmechanik) ist nicht wichtig.
Denn letztlich kann man nur aus seiner eigenen Sichtweise überzeugend  sprechen und argumentieren (außer man heisst Spok und kann Gedanken verschmelzen) :D

Zitat
Das ist so erst einmal Unsinn, ein Role Playing Game ist ein Game, also ein Spiel mit Regeln, (und kein "play" im Sinne eines Schauspiels am Theater), der Englische Begriff ist da wegen der Unterscheidung zwischen "Game" und "Play" erst mal genauer - es ist ein Spiel (wie Schach oder Mensch ärgere dich nicht), in dessen Rahmen Rollen gespielt werden.

Das ist dein Sichtweise und es steht dir auch frei es so zu definieren.
Aber ich wüßte nicht wer gestorben ist und dir die Deutungshoheit hinterlassen hat ;) (um es etwas überspitzt zu formulieren)
Ich kann Rollenspiel doch als Theater auffassen ?! Das kann mir schließlich keiner verbieten und es als Unsinn abzutuen finde ich dann doch etwas dreist.

Zitat
Dass sich aus diesen Spielen auch Spielstile entwickelt haben, die sehr gut ohne die Verwendung eines expliziten Regelwerks auskommen (ganz sicher aber nicht ohne die Verwendung eines impliziten Regelwerks, das Erzählrechtsvergabe, die erwünschte Struktur der entstehenden Geschichten und derlei mehr betrifft), will ich gar nicht abstreiten. Wir spielen DSA4 inzwischen auch praktisch ohne Würfeln (einfach, weil das System so schlecht ist, dass wir alle die Anwendung möglichst vermeiden - auch eine Art, wie das System das Spielgefühl beeinflussen kann ...). Andererseits haben sich auch Indie-Systeme entwickelt, die weg von der Handlungssimulation gehen und stattdessen Regeln zur Erzählrechtsvergabe usw. präsentieren, da SIND die Regeln das Spiel (Prime Time Adventures ist ein schönes Beispiel, Polaris auch), auch wenn manchmal im Spiel selbst gar nicht gewürfelt wird (Fiasco).

Jede Gruppe die zusammen agiert hat natürlich irgendwie Regeln für ihre Interaktion. Soweit so klar, das hat für mich aber wenig mit System zu tuen.
Um es plakativ darzulegen.

Mir persönlich ist es egal ob ich Spiel Y mit Regeln x spiele, oder noch deutlicher Shadowrun mit UA Regeln etc.
Beim Rollenspiel kommt es imho viel mehr auf die Zwischenmenschliche Chemie oder nenn es die Zwischenmenschlichen Regeln / Gruppenkonsens/ Gruppenvertrag an als auf irgendeine Regelmechanik,
"Stellt Euch den Tatsachen, dann handelt danach!"
Quellcrist Falconer

Achamanian

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #46 am: 26.02.2012 | 15:09 »

Das ist dein Sichtweise und es steht dir auch frei es so zu definieren.
Aber ich wüßte nicht wer gestorben ist und dir die Deutungshoheit hinterlassen hat ;) (um es etwas überspitzt zu formulieren)
Ich kann Rollenspiel doch als Theater auffassen ?! Das kann mir schließlich keiner verbieten und es als Unsinn abzutuen finde ich dann doch etwas dreist.


Du darfst Rollenspiel gerne als Theater auffassen und praktizieren, daran ist gar nichts falsch. Komisch ist nur, wenn du schreibst, es ginge doch "ums SPIELEN und nicht um das REGELSYSTEM" weil du damit implizierst, dass das objektiv zwei ganz verschiedene Sachen wären. Das trifft aber wenn überhaupt nur dann zu, wenn du voraussetzt, dass alle deine Auffassung von "Spiel" als "Theaterspiel" (statt "Schach-, Fußball-, Computerspiel") teilen. Es klingt also danach, als ob diejenigen, die das "Game" in RPG nach vorne stellen (und für die es damit automatisch auch um das Regelsystem gehen muss) irgendwie das "Spielen" im RPG ganz allgemein verfehlen.

Historisch und von der Wortbedeutung her ist RPG jedenfalls strenggenommen erst einmal ein Spiel im Sinne eines "Games", nicht im Sinne eines "Plays". ("Game" ist im Wort Role-Playing Game der Gegenstand, der durch "Role-Playing" nur näher definiert wird; Ein "Role-Playing Game" ist definitionsgemäß ein "Game", das mit "Role-Playing" zu tun hat, und nicht "Role-Playing", bei dem optional vielleicht auch noch ein "Game"-Element vorkommt; Du könntest auch behaupten, ein "Wandteppich" wäre für dich eine Wand, an der ein Teppich hängt, wahr wird es dadurch trotzdem nicht.) Man muss da nicht endlos spitzfindig sein, Rollenspiel/RPG lässt sich schließlich am besten über die Praxis definieren, und da betreiben sehr viele sicher tatsächlich vor allem "Role-Playing"; Das ist auch kein "falsches Rollenspiel", sondern alles wunderbar. Falsch wird es nur, wenn du den englischen Begriff RPG zitierst und dann implizierst, das eigentliche Spielen sei etwas vom Regelsystem völlig losgelöstes, obwohl im Wort "Game" Regeln und Spielen untrennbar miteinander verbunden sind.

Kurz: Es ärgert mich, wenn du mit gespielter Verwunderung sagst, es ginge doch ums SPIELEN und nicht um (derlei Banales?) wie das REGELSYSTEM, wo dir doch bewusst sein dürfte, dass andere Leute die Verbindung von Spielerlebnis und Regelsystem nicht als Banalität wahrnehmen, sondern einen Großteil ihres Interesses am Rollenspiel genau darauf richten (davon zeugt ja nicht zuletzt die Indie-Schwemme mit lauter spielen, die eine innige Verbindung von Regelsystem und Spielinhalt zu verwirklichen versuchen). Wenn du da das Regelsystem als nicht zum Spielen gehörig bezeichnest, stößt du zwangsläufig jeden vor den Kopf, für den es ein entscheidendes Element des Spiels ist (wie z.B. mich).

Es geht mir dabei überhaupt nicht darum, irgendeine Spielpraxis vorzuschreiben oder zu bewerten, sondern nur darum, halbwegs genau mit Begriffen umzugehen. In deinem einen zitierten Satz steckt ein viel stärkerer (wenn auch vielleicht nicht so gemeinter) Anspruch auf Deutungshoheit als in ein paar nicht völlig unerheblichen Spitzfindigkeiten zur Bedeutung der Worte "Play" und "Game".

Offline Kaisen

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #47 am: 26.02.2012 | 15:22 »
Die Frage ist doch eigentlich was der SL daraus macht.
Es gibt spannende Vampire-Maskerade runden. Dann gibt es die Atmosphärischen und es gibt die in denen einfach nix passiert. Habe noch nie erlebt das bei dem System alles gleichzeitig vorkommt.

Meiner Meinung nach ist das System doch eigentlich egal. Ich habe Spielabende erlebt in denen nicht ein Würfel gerollt wurde. Das Setting ist viel wichtiger. Und wenn das Setting D&D ist kann ich auch schonmal 100 Goblins mit einem Zauber killen. Versuch das mal in DSA. Das hat aber grundsätzlich nur bedingt mit dem System zu tun finde ich. Habe auch schon hoch magische DSA Runden gesehen.
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Offline Oberkampf

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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #48 am: 26.02.2012 | 15:24 »
Das Wort SPIELEN ist leider genauso eine Worthülse wie andere Wörter im Rollenspielkontext. Neulich hatte ich mit einem sehr pro-storyspiel eingestellten Freund eine Diskussion, in der er sagte, dass ihm viel an einer "lebendigen Welt" liegt - wohlgemerkt die Aussage von jemandem, der als SL nie Zufallstabellen verwendet und auf das Wort "Sandkasten" mit Allergieanfällen reagiert!

Ich selbst bin z.B. jemand, der normalerweise immer den Aspekt des SPIELENS beim RollenSPIEL betont und bin ganz baff, dass jemand mit den Ansätzen von dunklerschatten auf das Spielen wertlegt. Aber ich verstehe unter SPIELEN im Rollenspiel eben tatsächlich die Anwendung von Regelmechanismen (tendenziell ergänzt um Zufallsgeneratoren) zur Ermittlung eines Spielresultats. Beschreibung oder Darbietung würde ich niemals als SPIELaspekt des Rollenspiels bezeichnen, oder bestenfalls ergänzt als SCHAUspiel, aber doch lieber als Beschreibung und Darstellung.
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Re: Wie relevant sind Systeme?
« Antwort #49 am: 26.02.2012 | 15:27 »
@ Kaisen
1) Naja, DSA und D&D sind sich ja schon recht ähnlich.

Spiele aber mal "The Pool" oder "Dogs in the Vineyard" oder "Inspectres". Dann stellst du schon extreme Unterschiede fest.

2) Ich nehme mal an, "nicht würfeln" ist bei dir ein Synonym für "Regelwerk nicht anwenden". Und klar: Wenn man ein Regelwerk nicht anwendet, dann ist es vollkommen egal, welches Regelwerk im Hintergrund rumliegt. Aber in dem Augenblick, wo man das Regelwerk verwendet, wird es plötzlich relevant, welches Regelwerk man verwendet.

Falls du "nicht würfeln" aber wortwörtlich meinen solltest: Dann hängt es extrem vom Regelwerk ab, ob man würfelt oder nicht würfelt.