Ich bin der Ansicht, dass du da einen Haufen Zeug reininterpretierst, der so von niemandem gemeint ist und inzwischen bekomme ich fast das Gefühl, dass da irgendwie ein Dogma dahinter steht.
Ich weiß eben beim besten Willen nicht, was hinter der von dir so bejubelten markigen Großbuchstaben-Arschlochansage Marzaans stecken soll als eine pauschale Beleidigung von Spielern, die etwas machen, was dir vielleicht nicht einleuchtet. Natürlich übertreibe ich mit meinen Szenarien von auf die Straße geschmissenen TLFLs, das ist ja wohl ersichtlich.
Vielleicht verstehst du ja am Gegenbeispiel aus meiner Spielerfahrung warum mich das aufregt: Kriegsklinges Charakter in unserer Ars-Magica-Gruppe, ein etwas dümmlicher Grog und Anführer unserer Bund-Truppen hat durchaus verständlicherweise, aber gegen jede Vernunft und ohne jede Nötigung durch die Regeln, einen NSC-Magier unseres Bundes tätlich attackiert (na ja, am Kragen gepackt und durchgeschüttelt), obwohl klar war, dass das für unseren ganzen Magierbund nur schlechte Folgen haben kann: Der wichtige NSC-Magier, der eigentlich zu unserem Bund gehört, ist noch verärgerter als er es ohnehin schon ständig ist, und da selber jähzornig, hext er dem Grog auch gleich noch permanent Kröten an Hände, Zunge und Bauch, sodass er wie ein wahres Monster ausschaut. Kampfkraft des Bundes damit deutlich gemindert, dazu kommt innere Zerrütung der Moral.
Es kommt schlimmer: Der Grog flieht nach seiner Verhexung grundlos in den Wald, wo er von Dörflern gefangen und zum Bischof gebracht wird, unserem Feind. Der Bischof hat jetzt nicht nur ein Monster, dass er ausstellen kann, um gegen unseren Magierbund zu hetzen, sondern auch jemandem, aus dem er Informationen über unseren Bund herauspressen kann.
Richtig konsequentes TLFL-Spiel also, und das in einer Gruppe, bei der es unser erklärtes Ziel als Spieler ist, die Macht unseres Bundes auszuweiten.
Trotzdem war das einer unserer lustigsten, spannendsten, dramatischsten und folgenreichsten Spielabende, der ganz neue Storymöglichkeiten eröffnet hat. Alle haben sich gefreut, alle haben an der verfahrenen Situation mitgestrickt, und gemeinsam haben wir uns eine Hürde gebaut, die deshalb um so spannender zu nehmen ist, weil sie unsere Charaktere nicht nur äußerlich betrifft.
Wenn das TLFL, d.h. überraschend und ohne regeltechnischen Grund Aktionen abziehen, die der ganzen Gruppe In-Game zum Nachteil gereichen, dann hat uns Kriegsklinge also durch konsequentes Arschlochverhalten einen ganz wunderbaren Spielabend beschert.
Da kann doch was nicht stimmen ...?
Klar geht so was nur in eingespielten und kommunikationsfähigen Gruppen, man macht so was nicht mal eben mit Fremden auf Cons, weil man da einfach nicht abschätzen kann, wie so was ankommt. Wenn man es doch macht, dann ist das mindestens leichtsinnig. Aber es ist eben nicht
prinzipiell Arschlochverhalten, wenn man die Gruppe ohne Not durch das Verhalten seines Charakters bewusst so richtig reinreitet. Wenn ich ein Verhalten wie oben beschrieben habe, auf das alle Teile eines TLFL-Verhaltens zutreffen (kein regeltechnischer Zwang, trotzdem Gruppe reinreiten, dabei noch dazu überraschend handeln) zutreffen, aber nicht der Teil, wo der Rest der Gruppe es Scheiße findet, dann verstehe ich beim besten Willen nicht, warum ich es plötzlich anders nennen soll.
EDIT:
Ich will nicht leugnen, dass ich unter dem Begriff etwas anderes verstehe, als vielleicht der ominöse Begründer damit gemeint hat, aber nur unter der Bedeutung, wie ich sie oben beschrieben habe, nämlich für jemanden, der gezielt und absichtlich andere Spieler mit "dummen" oder "ungeschickten" Aktionen schadet, habe ich ihn kennen gelernt. Wenn verschiedene Leute einen Begriff anders definieren, dann ist das ein Problem.
Du unterschlägst schon wieder den Unterschied zwischen Spielern und Charakteren. Wer meinem Charakter schadet, schadet nicht mir als Spieler, erfreut mich sogar vielleicht. Je mehr Erzfeinde mein SL mir gibt, desto mehr fühle ich mich von ihm geliebt
Jemand, der z.B. gelegentlich Schwächen ausspielt oder "dumme" Aktionen macht um das Spiel zu bereichern, kenne ich als "Charakterspieler". Eben eine Version von "Charakterspieler". Das hängt halt alles damit zusammen, wo und von wem man die Begriffe hat.
In meinem Ars-Magica-Beispiel war das m.E. gar nicht so sehr Charakterspiel, sondern einfach Story-Eskalationsspiel. Vom Charakter her hätte der Grog nicht unbedingt so handeln müssen, aber es war eben die Reaktion von ihm, die in dem Moment am meisten geknallt hat.