Wollen wir doch einfach mal festhalten: die Aussprache Charakter ist schlicht falsch. Punkt. Wer das so ausspricht, sollte umlernen.
Meiner Meinung nach spricht man das Wort so aus: "ka'rakt
ɐ". Also: Kein a, kein e, sonder ein Tiefschwa. 1of3 liegt übrigens prinzipiell ganz richtig, denn worüber wir hier diskutieren, ist die Standart
aussprache... aber eben auch die Standart
schreibung. Und die kann durchaus "falsch" sein, wenn sie eben gegen die normierten Rechtschreibregelungen einer Sprache verstößt. Klar, diese Regeln sind in der Veränderung begriffen, wie die Rechtschreibreform zeigt. Wenn man auch nicht falsch sprechen kann (was man schon kann, wenn wir "falsch" als legitime Umschreibung von "nicht standartmäßig" ansehen), kann man doch immer noch nach den gegebenen Regeln falsch schreiben.
Und
Wenn nun aber Goethe in einem Zitat "einzigste" benutzt... ist es immer noch verkehrt?
Ja, vielleicht... aber weißt du: Google zeigt mir 3 300 000 Ergebnisse für das Wort "Einzigster" an. Das dürfte seinen dialektalen Status inzwischen verloren haben. Es ist übrigens auch vollkommen regulär nach deutschen Wortbildungsregeln (müsste eine
Derivation sein) bildbar. Der Grund, warum viele das als falsch empfinden, ist, weil einerseits schon der Positiv als absolut ausgezeichnet ist ("einzig") und andererseits die semantische Position im Lexikon bereits durch "Einziger" blockiert scheint. Und jetzt mache ich mich mal unbeliebt: Wenn genug Leute "Einzigster" sagen, dann wird es irgendwann richtig, weil es sich verbreitet... so sicher, wie der Genitiv am Dativ krepiert. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass es anscheinend ein Bedürfnis innerhalb der Sprachgemeinschaft nach diesem Wort zu geben scheint (ich weiß nicht, ob dazu schon Erhebungen gemacht wurden, wäre sehr interessant zu sehen,
wann sich ein Sprecher für die eine oder andere Variante entscheiden würde). Ich würde ja sogar behaupten, dass "Einzigster" vielleicht sogar einen klitzekleinen semantischen Bedeutungsunterschied im Sinne von "+zeitlich unbegrenzt" trägt. Ist vielleicht aber auch gar nicht der Fall.
Wer also einen Kreuzzug gegen den Sprachwandel führen will, dem empfehle ich
dieser Website ein LIKE zu geben, wo der Autor total unwissenschaftlich darlegt, dass das ja alles falsch sei: Das Einzigste gäbe es nicht
(außer etwa 3,5 mio mal)! Aber weiter noch...
Die einzigste und perfekteste Möglichkeit, diesem sprachlichen Misstand optimalst zu begegnen, ist jedem Internetnutzer, der sich dermaßen totalst an der deutschen Sprache vergeht, einen Link zu dieser Aufklärungs-Webseite zu schicken. Der Autor dieser Webseite würde sich enormst darüber freuen, da er die gesteigerten Absolutadjektive in den letztesten zwei Sätzen leider immer häufiger in persönlichen Gesprächen zu hören bekommt.
Hier bezeichnet er in Analogie zu "einzigste" alle möglichen Adjektivsuperlative als falsch... und das ohne jede Grundlage. Denn auch wenn Sätze wie
(1)
Diät halte ich da für die perfekteste Möglichkeit.vielen sicherlich ungrammatisch vorkommen mögen, so ist doch zumindest "enorm" ein Wort, das ich auf keinen Fall grundsätzlich als "absolut" sehen würde.
(2)
Das ist das enormste Haufen Scheiße, den ich je gesehen habe!(Entschuldigt die Wortwahl der Beispiele...)Alle Formen, die er da oben anführt, sind von der Warte der Wortbildung aus vollkommen korrekt gebildet. Sie sind nicht falsch, sondern lediglich
blockiert, d.h. es benutzt sie niemand. Klar, man kann in realita nicht "ein bisschen schwanger" sein... das macht aber den Satz
(3)
Sie ist nur ein bisschen schwanger.nicht falsch. Es macht ihn nur komisch. Und Literaten benutzen solche Sätze ja gerne mal.
Worauf ich mit diesem OT-Schwung hinauswill: Leute, es ist
Sprachwandel, den werdet ihr nicht aufhalten können! Sobald man nämlich anfangen will, eine Ebene über dem Duden zu argumentieren, dass es irgendwas ja gar nicht gebe, wird es wirklich komplex. Denn ob es ein Wort gibt oder nicht oder eine Neubildung als regulär und akzeptabel angesehen wird, darüber entscheidet die Sprechergemeinschaft (und das nicht einmal bewusst) und nicht irgendwelche Sprachkomitees. Also hört bitte auf, auf solche Kleinigkeiten zu schimpfen.
Und ja, "Charaktär" ist nach den Rechtschreibregeln falsch. Ich würde sagen, es ist eine Fehlschreibung, die sich durchgesetzt hat, also keine Neubildung. Oder kann mir jemand einen semantischen Unterschied zwischen Charakter und Charaktär nennen?