Da ich nicht (mehr) frank und frei darüber rede, würde ich eher sagen: Ja, es ist mir peinlich. Sehr sogar. Nämlich dann, wenn Leute von draußen draufgucken und mich nach meinem Hobby und nicht nach meinem "wirklichkeitsbezogenen Ich" beurteilen.
Früher machte ich die Erfahrung, dass die Leute einen wie einen Freak betrachten. Kollegen nehmen einen nicht immer ernst bzw. sind sehr überrascht, wenn man auch jenseits des Spiels echte Kompetenzen aufweisen kann. Das aber immer wieder unter Beweis zu stellen, das ist auf die Dauer müßig. Es ist halt scheiße, wenn man sich nicht jedes Woche die Kante gibt, Fußball glotzt, seine Alte *pieeep* (Kinder lesen wohl mit) und sich über Wetter, Sport (Fußball, Formel 1, Scharapowas neues Outfit) und Politik den Mund fusselig quasselt, sondern stattdessen sein Hirn über Spielen und Geschichten zermartert. Man gehört dann eben nicht mit zur Durchschnitts-Elite des Karl Arsch, sondern ist halt anders. Wenn man das Rollenspiel wenigstens als Theater tarnen könnte, würden einen nicht auch die Intellenten angucken, als wär' man ein Außerirdischer; leider tun sie das aber, weil ein Spiel ja nicht so 'ne Scheiß angenehme und anspruchsvolle Sache ist wie das charaktergerechte Darstellen von Romeo im Dialog mit Hänsel und Gretel über die Ungerechtigkeiten des Halbmonds am hellichten Tage ...
Deshalb: Wer nicht Zocker ist, den hat meine Freizeitbeschäftigung nicht zu interessieren. Basta. X fragt also: "Was machst Du so?" Ich antworte: "Ich treffe mich mit Freunden zum Spielen." Gegenfrage: "Spielen?" Ich: "Ja, Spielen. Gesellschaftsspiele. Kennst Du D&D?" "Nö." "Interessiert es Dich?" Nö." "Gut, wir spielen halt solche Sachen."
Thema durch. Das Wort "Rollenspiele" nehme ich erst in den Mund, wenn genauer gefragt wird: "Gesellschaftsspiele? Was denn?" oder "D&D? Noch nie von gehört." Meine Reaktion: "Stell Dir vor, Du glotzt nicht Herr der Ringe, sondern Du spielst einen der Gefährten ..." "Das geht?" "Das geht."
Und wenn DANN eine Frage wie diese kommt: "Wie geht das?" oder "Kann ich da mitmachen?", dann, und nur dann, gehe ich ins Detail. Ansonsten kommt von mir: "Scheiß Wetter. Soll aber besser werden ..."
Das war aber bis vor "gar nicht so lange her" noch deutlich anders. Mir fehlte das Gefühl dafür, ab wann ich den Leuten eine Latte zu viel an den Zaun nagle. So, wie mit diesem Posting zum Beispiel. Also: Das Wetter ist Scheiße, wird wohl besser, oder?
Fazit: Ja. Es ist mir peinlich. Und zwar sehr. Es sei denn, ich treffe auf jemanden, der dafür eine Affinität hat.
AO