54. - 56. Session (07. Oktober - 12. November 2014)
Das Dorf, genauer gesagt, die Burg, wo Amorenas Verlobter lebt, liegt einige Tagesreisen entfernt: genug Zeit für Cedric, um Morwyns Verhältnis zu seiner Versprochenen ein wenig auszuloten.
Der junge Mann erklärt, er halte sich Amorena gegenüber mit Absicht zurück, weil sie ihn im Verhalten an seine Schwester erinnere, die er sehr geliebt habe und die vor einigen Jahren gestorben sei.
Auch Evelyn spricht mit Morwyn und stellt fest, dass der junge Mann durchaus Humor hat, jedenfalls nicht mehr oder weniger als der sonstige durchschnittliche Mensch.
Begleitet wird die Gruppe von Osric, einem guten Freund und Reisekameraden Morwyns, der sich als relativ schweigsamer und etwas brummiger, aber ansonsten durchaus umgänglicher junger Mann herausstellt. Die beiden erzählen, dass sie schon seit mehreren Jahren, eben eigentlich ungefähr seit dem Tod von Morwyns Schwester Elaine, gemeinsam reisen und Morwyn in dieser Zeit nur sehr selten zuhause war.
Burg Cadwallon liegt an einem Fluss und ist so gebaut, dass man zunächst eine steinerne, gut befestigte Brücke überqueren muss, ehe man durch das Burgtor gehen kann. Hinter diesem Tor muss man dann noch einmal einen gewundenen "Gang" entlang, ehe man auf dem Burghof ankommt.
Der Burgherr, Morgan ap Cadwallon, heißt die Igniculi freundlich willkommen, aber der aufmerksamen Evelyn fällt auf, dass ihm beim Anblick seines Sohnes für einen winzigen Moment die Gesichtszüge einfrieren.
Beim gemeinsamen Abendessen bemerkt die Gruppe weitere Spannungen. So erkundigt sich Morwyn beispielsweise nach seinem Cousin Peridor, der schon seit langem – eben auch wieder ungefähr, seit Elaine vor vier Jahren starb – nicht mehr zu Besuch auf der Burg war. Vater Morgan antwortet ausweichend, das er doch nicht wissen könne, warum Peridor der Familie mehr keine Besuche abstatte, oder etwas in der Art, aber es wird eben sehr deutlich, dass der Burgherr eigentlich dieses Thema am liebsten ganz und gar vermeiden würde.
Auch nach einem „Onkel“ fragt der junge Mann. Er bekommt zur Antwort, dass dieser unpässlich sei und sich in seiner Kammer befinde, woraufhin Morwyn sofort aufspringt und erklärt, er müsse nach dem Kranken sehen. Der immer neugierigen Evelyn gelingt es, sich unauffällig von der Tafel zu entfernen, Morwyn zu folgen und an der Tür des Onkels zu lauschen. Das Gespräch im Krankenzimmer kommt – wenn nicht ausschließlich, so doch unter anderem – auf Peridor, den Cousin. „Such ihn im Wald an der Flussbiegung“, erlauscht Evelyn, „dort ist er gefangen!“
Dass Evelyn einige Zeit danach wieder an der Tafel Platz nimmt, bleibt ebenso unbemerkt wie ihr voriges Verschwinden. Morwyn jedoch kehrt an diesem Abend nicht mehr in den großen Saal zurück, was sein Vater den Gästen gegenüber mit Müdigkeit von der Reise erklärt, was diese dank Evelyns Lauschaktion jedoch besser wissen.
Später am Abend klopft es bei den Igniculi. Es ist Morwyn, dem gegenüber nie das Wort „Magier“ gefallen ist. Statt dessen hatte Semper Secundus sich in der allgemeinen Vorstellungsrunde wie üblich als „Gelehrter“ identifiziert. Genau darauf spricht Morwyn den Magus nun an: Ob er der Heilkunde mächtig sei? Sein Patenonkel, der Berater des Lords und sein, Morwyns, Lehrer und Mentor, sei erkrankt und benötige dringender Hilfe. Semper erklärt zwar, dass seine Gelehrsamkeit sich eigentlich auf andere Bereiche bezieht, verspricht aber natürlich dennoch zu tun, was er vermag. Auch Father Geoffrey schließt sich an. Ein Heiler ist er zwar ebenfalls nicht, aber vielleicht ist der Erkrankte dankbar für ein wenig seelischen Beistand.
In der Kammer des alten Mannes fallen zwei Dinge sehr schnell auf. Erstens, dass dem Patienten tatsächlich nicht groß geholfen werden kann: Er ist einfach zu alt und gebrechlich. Und zweitens sieht Semper Secundus Hinweise darauf, dass es sich bei dem Mann nicht einfach nur um irgendeinen Berater handelt, sondern um einen der Magie kundigen. Morwyns Patenonkel ist ein Diedne!
Die beiden Igniculi treten höflich beiseite, als der alte Mann Morwyn zu sich heranwinkt. Während Father Geoffrey beobachtet, dass der Kranke seinem Patensohn etwas zuflüstert, was diesen erbleichen lässt, sieht Semper Secundus in einer Ecke einen Stab stehen. Dieser ist mit offensichtlich magischen Runen beschrieben, aber mit keinen, die der Tremere zu entschlüsseln vermag. Das müssen Diedne-Runen sein, und Semper versucht, sie mit Hilfe eines Zaubers zu entziffern. Dabei wird er (als Folge eines Patzers) von den geschickt in den Stab gebrannten Runen, die beinahe zu leuchten scheinen, völlig gefangen genommen. Immer mehr erschließen sie sich ihm, und er hat ihre Bedeutung schon fast verstanden, als Father Geoffrey den völlig in Trance verfallenen Tremere beinahe mit Gewalt aus dem Zimmer zieht, weil es Zeit zu gehen ist und Morwyn den „Gelehrten“ schon mehr als seltsam ansieht. Semper Secundus flucht herzhaft und geht beinahe auf den geistlichen Companion los: Er war SO nah davor, die Runen auf dem Stab – und damit das Prinzip der Diedne-Magie an sich! – zu entschlüsseln!
Dass der Druide nach der geflüsterten Unterhaltung mit Morwyn in die Kissen zurücksank und starb, hat der Tremere in seiner Verzückung gar nicht mitbekommen. Father Geoffrey sind dieser Umstand und die aufrichtige Trauer des jungen Adeligen natürlich nicht entgangen, und so bietet er nun dem jungen Mann seinen geistlichen Beistand an. Morwyn lehnt zunächst ab: Es gebe vieles, über das er nachdenken müsse, erklärt aber, er komme gegebenenfalls auf das Angebot zurück.
Am nächsten Tag gehen die Igniculi dem eigentlichen Grund ihres Hierseins nach: Sie suchen den hier ansässigen Silberschmied auf, von dem sie sich ein passendes Hochzeitsgeschenk für Sir Trevans Sohn und dessen nordländische Braut erhoffen.
Tatsächlich hat der Kunsthandwerker einige äußerst hübsche Stücke im Angebot, darunter einen zweigeteilten Trinkbecher, der Evelyn aufgrund seiner Symbolik sehr gut gefällt, der aber im täglichen Leben vermutlich etwas untauglich wäre, sowie zwei Armreifen, deren eingravierte Bildmotive zwar auch einzeln Sinn ergeben, die sich aber zu einem anderen und vollständigen Bild zusammenfügen, wenn man die beiden Schmuckstücke aneinander legt.
Die Armreifen sollen ziemlich teuer sein, die Gefährten beschließen aber dennoch, sie zu kaufen, weil sie als Geschenk einfach so perfekt passen.
Etwas später kommt tatsächlich Morwyn wieder auf die Gruppe zu: Er habe nachgedacht, und ja, es gebe etwas, über das er sprechen möchte. Daraufhin erzählt der junge Mann einen Teil der Geschichte, die Evelyn bereits erlauscht hat: dass nämlich sein Cousin Peridor seit dem Tod seiner Schwester nicht mehr auf die Burg gekommen sei und er nun befürchte, an der Geschichte von der Grippe, die Elaine dahingerafft habe, stimme irgendetwas nicht. Sein Patenonkel und Mentor habe ihm nun eine beunruhigende Mitteilung gemacht, und er wolle Peridor suchen gehen. Ob die Igniculi helfen würden?
Die Gruppe lässt sich nicht lange bitten, sondern erklärt sich natürlich sofort bereit, Morwyn zu begleiten. Es werden also einige Vorbereitungen für eine Reise getroffen, dann wird aufgebrochen, ohne Lord Morgan groß bescheid zu geben.
Der Wald, in dem Peridor laut den Worten des Druiden festgehalten werden soll, befindet sich einige Tagesreisen entfernt. Auf dem Weg dorthin begegnet die Gruppe irgendwann einigen anderen Reisenden. Man tut sich zusammen, baut zusammen das Nachtlager auf und kommt ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass es sich bei der anderen Gruppe um Köhler handelt, die zur alljährlichen Köhlerei unterwegs sind. Die Männer sind auf Lord Morgan alles andere als gut zu sprechen, weswegen Morwyn sich hütet zu sagen, wer er ist.
Der Grund für die Verärgerung der Köhler ist folgender: Seit etwa vier Jahren (natürlich!) ist es strikt verboten, den hiesigen Wald zu betreten. Stattdessen stehen die Rechte für Köhlerei und sonstige Waldnutzung jetzt allein einem Fischerdorf am Meer zu, wo man von derlei Tätigkeiten eigentlich keine Ahnung hat. Also übt man diese nicht selbst aus, sondern verkauft das Recht, an einem vom Dorf bestimmten Ort im Wald einen Meiler aufbauen zu dürfen, jedes Jahr für teures Geld an die umliegenden Siedlungen.
Die Gruppe muss Morwyn etwas zurückhalten, weil der ein wenig aufbrausende und standesbewusste junge Mann den Stich gegen seinen Vater und den Adel im Allgemeinen nicht auf sich sitzen lassen will, aber dieser Bericht bestätigt noch einmal, was die Igniculi sich ohnehin bereits gedacht hatten: Vor vier Jahren muss irgendetwas geschehen sein, das Schwester Elaines Tod verursachte, Cousin Peridor von weiteren Besuchen abhält und Lord Morgan dazu brachte, so gut wie möglich zu verhindern, dass Leute unkontrolliert den Wald betreten. Logische Schlussfolgerung: In dem Wald ist irgendetwas, das niemand sehen soll, deswegen die Spielchen mit den an die Fischer verschenkten Köhlerrechten.
Es ist Morwyn, der auf die Idee kommt, man könne doch den Männern ihre Ausrüstung abkaufen und im Fischerdorf dann selbst so tun, als sei man wegen des Kohleabbaus hier. Ein ausgezeichneter Plan, also wird er gleich in die Tat umgesetzt, sehr zum Missfallen von Knut, der natürlich eine sehr vehemente Meinung zum Thema Bäume für Brennmaterial schlagen hat. Auch dass die Igniculi nur so tun wollen, als ob, beruhigt den magischen Baum dabei nicht so wirklich. Die Köhler sind zwar ein wenig amüsiert ob der Anfänger, die noch dazu eine Frau dabei haben, aber sie lassen sich auf den Handel ein.
Im Dorf selbst lässt sich nicht groß Weiteres herausfinden, aber im Wald dann nutzen die Igniculi die erste Gelegenheit, um sich unter dem Vorwand des Holzsuchens abzusetzen. Morwyn weiß ja nicht, dass er von Evelyn belauscht wurde, also müssen die Gefährten ein wenig vorsichtig vorgehen und den jungen Mann selbst in Richtung des Flusses schubsen bzw. dürfen sich nicht anmerken lassen, dass sie schon wissen, wo er suchen möchte.
Irgendwo macht der Fluss tatsächlich eine Biegung; hier passen die Suchenden also besonders gut auf. Und tatsächlich: In der Nähe einer Furt finden sie eine Art Wegweiser, oder besser gesagt einen Pfahl mit seltsamen Runen darauf; denselben Runen wie auf dem Stab des Diedne, der Semper Secundus so fasziniert hatte.
Nach einigem Überlegen, was dieses Schild wohl aussagen könnte, überqueren die Igniculi den Fluss und betreten das Waldstück innerhalb der Schleife. Schon bald bemerken sie, dass etwas seltsam ist: Die Vögel haben mit einem Mal aufgehört zu singen, und es ist geradezu beunruhigend still - mit der Ausnahme eines leisen Rauschens wie von Wind... nur dass gerade überhaupt kein Wind geht.
Dann sieht die Gruppe, was dieses Rauschen auslöst: Es ist ein Baum, der sich langsam, aber unerbittlich den Igniculi nähert. Dies bringt die Gruppe dazu, sich dann doch besser wieder zurück über den Fluss und hinter den Pfosten mit den Runen zurückzuziehen, woraufhin der Baum ihnen zwar folgt, aber eben nicht über das Schild hinaus.
Nun wird ein wenig mit dem Baum herumexperimentiert. Wann fängt er an, wem wohin zu folgen und für wie lange?
Das Ende vom Lied ist, dass Evelyn und Knut den Baum ablenken, indem sie sich gerade innerhalb der Zone aufhalten und den Baum langsam vom Rest der Gruppe wegziehen. Als sie außer Sicht sind, überqueren die restlichen Igniculi wieder den Fluss und können nun dieses Waldstück ungestört durchsuchen.
Nach kurzer Zeit finden sie in der Mitte dieses Waldabschnittes eine Art Grabhügel, auf dem vier Eichen stehen, deren Kronen ineinander verwoben sind. Ein Loch, wo die fünfte Eiche einmal gestanden haben muss, zeigt, wo der wandelnde Wächter herkam. Und tatsächlich zeigt das Wappen derer von Cadwallon eben fünf stilisierte Eichbäume, deren Kronen miteinander verbunden sind.
Es liegt also die Vermutung nahe, dass es sich hier um das Grab eines Familienmitglieds derer von Cadwallon handeln dürfte, und tatsächlich liegt hier Cousin Peridor begraben, wie Morwyn betrübt feststellt.
Aber das ist nicht alles. Der junge Mann kriecht in das Grab hinein und findet dort seinen Vetter in der Höhlung aufgebahrt, staubig und von Spinnweben bedeckt, als liege er bereits einige Jahre lang hier. Auch seine Rüstung und sein Schwert sind entsprechend angerostet. Der Leichnam jedoch wirkt erstaunlich frisch.
Bei Peridor liegt eine Pergamentrolle, verfasst von dem Druiden, wie Morwyn an der Schrift erkennt. Der Text bestätigt die Identität des Toten, spricht aber auch davon, dass Peridor von Lord Morgan erschlagen worden sei, weil er zu einem wilden Tier wurde und in seiner Raserei Morgans Tochter Elaine getötet habe. Ob Monster oder Mensch, man wisse es nicht, aber möge er nun seinen Frieden hier finden.
Dann beginnen die vier verbliebenen Bäume plötzlich, sich zu bewegen. Ihre Wurzeln tasten herum und greifen erschreckend schnell nach Morwyn, so dass es den draußen stehenden Gruppenmitgliedern gerade noch so gelingt, ihn herauszuziehen.
Morwyn ist natürlich völlig vor den Kopf geschlagen, vor allem darüber, dass Elaine von einem wilden Biest gerissen worden sein soll und nicht an einem Fieber gestorben, wie man ihm immer gesagt habe. Er besteht darauf, in der Familiengruft auf der Burg Elaines Grab zu öffnen und sich selbst davon zu überzeugen. Dafür bittet er die Igniculi ein weiteres Mal um deren Begleitung und Hilfe bei der Lösung dieses letzten Rätsels, und natürlich stimmen die Gefährten zu.
Zurück auf Burg Cadwallon ist Morwyn viel zu ungeduldig, um erst mit seinem Vater zu sprechen. Sofort stürmt er hinab in die Gruft und öffnet den Sarkophag seiner Schwester. Der Leichnam der jungen Frau sieht so aus, wie er nach vier Jahren aussehen sollte, doch trotz der Mumifizierung kann man noch Krallenspuren an Elaines Körper entdecken.
Als er diese Beweise erblickt, stößt Morwyn einen markerschütternden Schrei aus, der mit einem Mal in ein langgezogenes Geheul übergeht. Dann verwandelt der junge Mann sich in einen riesenhaften Wolf, der jedoch nicht die Igniculi angreift, sondern aus der Gruft die Treppen hinauf in die Nacht stürmt.