Autor Thema: Tipps für Horror Oneshot...?  (Gelesen 4488 mal)

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Offline OldSam

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Tipps für Horror Oneshot...?
« am: 22.04.2012 | 02:20 »
Hi, wollte mal in die Runde hören, wer von Euch schon Erfahrung mit der Leitung von Horror-Oneshots hat und welche Tipps ihr dafür geben würdet? Vom Horror-Stil her denke ich momentan so Richtung Cthulhu-like, aber vielleicht gibt's da auch noch andere gute Inspirationsquellen. Ansonsten: Fragen wären z.B. wie ihr Spannung aufbaut und ob ihr trotzdem mit Humor arbeitet (etwa um die Spannung nicht zu stark werden zu lassen?) oder das ganz rauslasst, oder...?

Bisher habe ich das Ganze nur ganz unspezifisch geplant, aber in 1-2 Wochen will ich mich daran mal versuchen :)
Geleitet hab' ich ja schon ziemlich viel, aber "richtig" Horror noch nie. Ich überlege entweder einen Horrorplot in ein Classic Fantasy-Szenario einzubetten (quasi als "Ausflug") oder aber ein eigenständiges Szenario in der heutigen modernen Welt zu machen... (Bei Ersterem wäre evtl. ein Problem, dass es magische Fähigkeiten der Chars gibt, aber die könnte ich z.B. durch eine "dead Mana" Zone eliminieren, wenn es nötig ist).


Offline Tsu

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Re: Tipps für Horror Oneshot...?
« Antwort #1 am: 22.04.2012 | 03:44 »
Wichtigste Regel: Es ist nicht der spielleiter der den Horror vermittelt sondern der Spieler selbst.

Offline Saffron

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Re: Tipps für Horror Oneshot...?
« Antwort #2 am: 22.04.2012 | 08:50 »
Hi,

ich stimme Tsu zu. Horror funktioniert nur, wenn die Spieler sich auch drauf einlassen. Ich würde deshalb vorher mit ihnen reden und ihnen das klarmachen. Ich habe als Spieler schon öfter Cthulhu-One-Shots mitgespielt, und da war es meist so, dass man anfangs noch das Gefühl hatte, die Fäden in der Hand zu halten, irgendwann aber rasant  auf die Katastrophe zugeschlittert ist und plötzlich das Gefühl hatte, gar nichts dagegen tun zu können. Wenn man dann einfach mitmacht, kann das total Spaß machen. Ist aber nichts für Spieler, die immer Superhelden sein wollen, oder die immer gegen das Abenteuer gewinnen wollen.

Bei Horror ist vieles auch Geschmackssache, aber ich finde immer, dass man gar nicht unbedingt den ganz großen Hammer rausholen muss, damit es gruselig wird. Da kann man schonmal mit ein paar Fotos von einem unheimlichen Ort, ein bisschen Musik und ein paar seltsam schrulligen NSCs einen Anfang machen. Denn wovor haben denn die meisten Leute Angst? Weniger vor einem verrückten Axtmörder. Eher zum Beispiel davor, in einer Situation zu sein, wo man hilflos ist. Vor dem Fremden und Unbekannten. Davor, dass irgendetwas normales sich plötzlich als ganz anders herausstellt. Darauf würde ich auch das Abenteuer aufbauen.

Viel Spaß
Saffron 
Ich leide nicht an Realitätsverlust. Ich genieße ihn.

Offline General Verdacht

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Re: Tipps für Horror Oneshot...?
« Antwort #3 am: 22.04.2012 | 10:55 »
musik ist ganz wichtig für horror. der funktioniert nämlich zu grossent eilen unterbewusst und das lässt sich mit musik super ansprechen. allerdings darfs nicht zu klsicheehaft sein, sonst wirds eben wieder eher lustig. keine geigen oder son müll ^^.

wenn du bestimmte horrorvorliebend einer spieler kennst, dann evrsuchd as in die stimmung einzubauen wenn du bidler beschreibst. da geht es auch ganz viel darum bereits erlebtes anzusprechen. wenn die zum beispiel auf silent hill stehen, dann sollte man umschwünge durch farben beschreiben und etwas mit bestimmten klängen einleiten etc.
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Online Sashael

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Re: Tipps für Horror Oneshot...?
« Antwort #4 am: 22.04.2012 | 20:47 »
keine geigen oder son müll ^^.
Kommt ja wohl auf den Track an. Geigen können extrem gut die Nerven blank legen.

Stöber mal hier rum

Einfach beim gewünschten Gefühl ein Häkchen setzen, suchen und inspirieren lassen.
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


Leitet Itras By mit Battlemap. ;D

Offline Mullerich

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Re: Tipps für Horror Oneshot...?
« Antwort #5 am: 22.04.2012 | 21:02 »
Oh, die Seite ist sexy! Danke für den Link.

Offline OldSam

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Re: Tipps für Horror Oneshot...?
« Antwort #6 am: 23.04.2012 | 00:41 »
Danke soweit!
Dann werde ich auf jeden Fall darauf achten vorher mit den Spielern ein paar Rahmenbedingungen abzuklären (ist ja sowieso immer gut) und ausloten wie weit sie bei Horror mit ihren Chars selbst mitgehen wollen usw.

Und die Musik-Datenbank ist ein echt guter Tipp :)


Offline Bartimäus

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Re: Tipps für Horror Oneshot...?
« Antwort #7 am: 23.04.2012 | 09:39 »
Hab mich mal ne Weile mit dem erschaffen eines Horror One-Shots beschäftigt. Meiner Ansicht nach kommt es auf ein paar kleine Faktoren an.
1. Das Übel kommt: Es sollte den Spielern relativ schnell kar werden, dass wenn sie nichts tun, sie alle draufgehen oder ähnliches.
2. Das Übel bleibt lange : Die Spieler sollten vorerst am besten nicht verstehen was hier gerade Übles passiert. Wer ist hier das Übel? Woherkommt das Übel? Warum passiert das Übel? Das eben sollen sie nach und nach erst herausfinden.
3. Es gibt kein Entrinnen: Die Spieler können den Ort an dem Sie sind nicht verlassen (sollten es aber versuchen wollen)
4. Seltsame Personen oder Opfer des Übels schaden nie :)
5. Spielercharaktere denen das Übel passiert (eingeweiht?) sind nicht verkehrt um den Spielern die Gewissheit zu nehemen, dass sie sicher sind.

Offline OldSam

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Re: Tipps für Horror Oneshot...?
« Antwort #8 am: 23.04.2012 | 12:58 »
Eine schöne Auflistung, gefällt mir!  :d

Gerade die häufig anzutreffende "closed room" Idee, also ein Bereich aus dem die Spieler nicht heraus können, mag ich gerne, weil sie ziemlich einfach und effektiv umzusetzen ist. Und das allein erzeugt ja schon schnell ein fieses Gefühl des Ausgeliefertseins weil der "Fluchtinstinkt" unterdrückt wird und man der nahenden Bedrohung nicht ausweichen kann...


Offline Auribiel

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Re: Tipps für Horror Oneshot...?
« Antwort #9 am: 23.04.2012 | 15:46 »
Hab bei DSA schon einige gute Horror-Abenteuer erlebt - aber auch schon einige Schlappen.

1. Horror kann man nicht erzwingen. Wenn die Spieler grad nicht "horrormäßig" drauf sind, kann's auch schief gehen (ein blöder Spruch und die Stimmung ist hin).

2. Musik und Beleuchtung sind förderlich für die entsprechende Atmosphäre. Tiefe Töne erzeugen übrigens sogar dann, wenn sie kaum noch hörbar sind, Angst, z.b. ein unterschwelliges dumpfes, dunkles "Herzklopfen" als permanentes Hintergrundgeräusch (wenn alle das vertragen..).

3. Zettelchen rumschieben kann die Paranoia der SCs untereinander fördern.

4. Besonders interessant ist es, wenn man einen der SCs irgendwo austauscht (bei DSA war's ein Doppelgänger) und die anderen SCs das dann erst nach und nach bemerken.
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Offline Blizzard

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Re: Tipps für Horror Oneshot...?
« Antwort #10 am: 23.04.2012 | 17:53 »
ich denke auch, Grundvoraussetzung ist, dass die Spieler sich auf den Horror einlassen. Wenn das nicht gegeben ist, hast du als SL einen schweren Stand. Versuch, eine einigermassen passende Location zu finden. Entsprechende Beleuchtung (Kerzen z.B.) macht sich immer gut. Musik ist von Vorteil, aber kein Muss. Eine meiner besten und intensivsten Horror-Runden kam gänzlich ohne Musik aus. Immersion ist wichtiger als Regeln, daher möglichst was Regelarmes verwenden. Dread eigent sich da z.B. hervorragend.
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Offline OldSam

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Re: Tipps für Horror Oneshot...?
« Antwort #11 am: 8.05.2012 | 04:19 »
Danke nochmal für alle Tipps!  :d

Bin grad vom langen "Horror-Abend" zurückgekehrt und es hat allen sehr viel Spaß gemacht, war ne coole Atmosphäre (an vielen Stellen auch durch musikalische Unterstützung intensiviert) und die Spieler haben sich auch gut auf die Szenerie eingelassen.

Ich habe ein Cthulhu-Abenteuer, dass normalerweise v.a. in einem Gasthaus im Schwarzwald spielt, ein wenig umgeschrieben und passend zur aktuellen Jahreszeit auf die Walpurgisnacht in der heutigen Zeit gelegt (örtlich nahe beim Brocken). Während des Leitens habe ich (wohl halbwegs erfolgreich) versucht auch immer an bestimmte Kernelemente anzuknüpfen, wie etwa "das stetig näherkommende Übel" u.ä.
Die Chars sind dabei im Verlauf der Story 13 Jahre in die Vergangenheit versetzt worden und wurden unfreiwillig als "Geschenke" zur Opferung für eine Beschwörung ausgewählt (konnten letztlich aber entkommen, jeder teils mit schweren Wunden/Verbrennungen und alle min. leichten psychischen Traumata in Form neuer Nachteile).
Als System habe ich GURPS4 mitsamt Horror-Sourcebook verwendet, habe das aber leitungstechnisch relativ locker gehalten, ohne groß auf Regeldetails einzugehen, die Spieler brauchten nur Lite-Mechanismen zu kennen und den Rest habe ich sozusagen "en passant" selbst erledigt.
Insgesamt ist der Plot ziemlich gut aufgegangen, die Abenteuerstruktur war ziemlich straight forward und wurde IMHO von den Originalautoren sehr gut aufbereitet, u.a. auch mit "Troubleshooting"-Tipps u.ä. wenn was schiefgeht. Das z.T. stärker "railroading"-mäßige ist zudem IMHO im Horror-Genre auch nochmal was anderes und kann wesentlich angemessener genutzt werden als normalerweise.
Das einzige Problem was ich hatte war, dass ich die "Vor-Anzeichen" etwas zu deutlich gemacht hatte, so dass die Spieler dann aus Verzweiflung in einen Kampf gegangen sind, der dann im Gefecht zu sehr nach einer "Chance" aussah und das Gefühl der "Ausweglosigkeit" wieder abbaute. Lief dann aber letztlich trotzdem alles gut... :)



« Letzte Änderung: 8.05.2012 | 04:25 von OldSam »