Autor Thema: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen  (Gelesen 8056 mal)

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Offline Ludovico

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Ich hab mir gerade Hatari auf DVD angesehen. Den Film habe ich in der Kindheit geliebt und tue es heute auch noch. Zusätzlich mag ich auch noch die Dünne Mann-Reihe.

In Hatari werden Schwarze nur als Diener und auch etwas dusslig betrachtet und Frauen haben dort nur Sprechrollen. Aber so richtig Action machen die nicht mit. Das wird den Männern überlassen. In der Reihe der Dünne Mann hat man die typische schwarze Haushälterin, die etwas schwer von Begriff sind, die Hauptdarstellerin wird auch von ihrem Mann ständig bevormundet und gilt als etwas einfältig.

Als krasse Beispiele (ok, sind keine Filmklassiker, sondern Serien) taugen auch Captain Future, bei der das weibliche Crew-Mitglied ein Lob für seine Kochkünste erhält a la "Na, da übt wohl jemand für die Ehe", und in Mila Superstar (zu Teenagerzeiten habe ich die Serie verschlungen) haben die Mädels sich bedankt, wenn der Trainer sie geschlagen hat.

Die übliche Damsel in Distress ist in heutigen Filmen, wenn sie nicht gerade satirisch sein sollen, ist heutzutage im Filmbiz kaum noch vorstellbar. Sogar wenn die Männer die Actionhelden sind, sind die Frauen auch immer stark und selbstständig (wenn ich zum Beispiel an Expendables denke).

Gerade in den alten Filmen findet man oftmals Darstellungen von Frauen und Nichtweißen, die damals zwar üblich waren, heutzutage aber gesellschaftlich geächtet werden.

Auf der einen Seite hat man die Filmgeschichte, die auch einen begrenzten Einblick in die damaligen Geschlechter- und Rassenbehandlung eingeht und auf der anderen Seite werden dort Ansichten hochgehalten, die einfach nicht mehr in die heutige Zeit passen.

Wie sollte man heutzutage damit umgehen?

Offline Waldviech

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Grob vereinfachte Antwort: Sich einfach ins Gedächtnis rufen, dass diese Dinge aus einem anderen Zeitalter stammen, heute als Problem erkannt wurden....und den Film trotzdem genießen  ;)
Zitat
In der Reihe der Dünne Mann hat man die typische schwarze Haushälterin, die etwas schwer von Begriff sind, die Hauptdarstellerin wird auch von ihrem Mann ständig bevormundet und gilt als etwas einfältig.
Hmmm....letzteres wäre IMHO diskutabel. Sie ist ja eigentlich nur dann "einfältig", wenn es um Detektivarbeit geht. In demPunkt ist Nick seiner Nora nicht wegen seines Geschlechtes, sondern wegen seiner Berufserfahrung als Ermittler "überlegen". Ansonsten kommt Nora ja alles andere als doof rüber. Das Bevormunden unterläuft sie praktisch dauernd auf irgend eine Art und Weise und scheucht ihrerseits ihren Nick auch mal herum. Im Übrigen ist die Dünner-Mann-Reihe insgesamt ziemlich"Fair for its Day", wenn man Nora mal mit anderen Frauenrollen der Entstehungszeit vergleicht.
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Offline Bluerps

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Ich denke, mehr als das was du schon getan hast, muss man da nicht wirklich machen. Man muss sich klarmachen, das diese Filme und Serien ein Produkt ihrer Zeit waren, das sie nicht gemacht wurden um die dargestellten Ansichten zu propagieren, sondern sie einfach wiedergeben (weil sie schlichtweg nicht der richtige Platz für Grenzüberschreitungen und Kontroversen waren). Man sollte sie (gegebenenfalls) vermutlich auch nicht unkommentiert Kindern zeigen.

Und darüber lachen. Lachen ist immer gut. ;)


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Das Thema finde ich nicht so spannend. Gut. Du kannst ne Menge in der Denke der damaligen Zeit erkennen.

Spannender finde ich aber Filme, die sich über damalige Tabus hinweg setzten (z.B. Männerliebe in Ben Hur).
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Offline Waldviech

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Zitat
Spannender finde ich aber Filme, die sich über damalige Tabus hinweg setzten (z.B. Männerliebe in Ben Hur).
Auf jeden Fall! Wobei man es hier, wenn man die Sache aus einer rein modernen Perspektive betrachtet, oft sogar übersieht, dass Filme Dinge zu ihrer Zeit progressiv gezeigt haben und sich über Tabus hinweg setzten. (Die Dünner-Mann-Reihe ist da ein verdammt gutes Beispiel - heute wird da vieles als altbacken wahrgenommen, doch für die 30iger war die Filmreihe gradezu bahnbrechend progressiv.)
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Offline Oberkampf

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Hmmm....letzteres wäre IMHO diskutabel. Sie ist ja eigentlich nur dann "einfältig", wenn es um Detektivarbeit geht. In demPunkt ist Nick seiner Nora nicht wegen seines Geschlechtes, sondern wegen seiner Berufserfahrung als Ermittler "überlegen". Ansonsten kommt Nora ja alles andere als doof rüber. Das Bevormunden unterläuft sie praktisch dauernd auf irgend eine Art und Weise und scheucht ihrerseits ihren Nick auch mal herum. Im Übrigen ist die Dünner-Mann-Reihe insgesamt ziemlich"Fair for its Day", wenn man Nora mal mit anderen Frauenrollen der Entstehungszeit vergleicht.

Das sehe ich genauso. Ich liebe die Filme auch (auch wenn es einige Veränderungen zu Hammetts Geschichte gibt iirc, die Fortsetzungen beruhten ja ohnehin nicht mehr auf seinen Stories). Als ich sie damals gesehen habe, war ich persönlich sogar eher positiv überrascht, wie eigenständig Nora als Filmheldin und Persönlichkeit in so einem alten Film ist.
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Offline Lyonesse

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(z.B. Männerliebe in Ben Hur).

Interessant, hatte Messalas Verhalten bisher eher als Rivalität gewertet, bzw. Messala hat doch dieses Römer Ding am laufen, aber ist auch schon lange her, das ich den Streifen gesehen habe. Allerdings, selbst wenn Vidals Behauptungen nicht stimmen, ist das Verhalten des Charakters allemal so interpretierbar. Was mich wiederum daran erinnert, dass es schade ist, das Stephen Boyd nicht so groß raus kam wie Charlton Heston bzw. er natürlich viel zu früh gestorben ist.  
« Letzte Änderung: 24.04.2012 | 22:18 von Lyonesse »
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Sol Invictus

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Ich bezweifle auch mal, dass das dem guten Heston damals bewusst war, sonst hätte er die Rolle sicher abgelehnt.

Offline Xemides

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Viel deutlicher als Ben Hur ist die berühmte ursprüngliche geschnittene Szene aus Spartakus http://de.wikipedia.org/wiki/Spartacus_(1960)#Entstehung (Ich esse Austern und Schnecken).

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Offline Quasimodo

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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #10 am: 25.04.2012 | 17:17 »
@Mila Superstar
War es nicht so das Japanische Schüler sich beim Trainer für "Diziplinierung" bedanken Müssen?
Egal welchen Geschlechts?
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Offline Teylen

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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #11 am: 25.04.2012 | 17:39 »
@Mila Superstar
War es nicht so das Japanische Schüler sich beim Trainer für "Diziplinierung" bedanken Müssen?
Egal welchen Geschlechts?
Nun ob sie sich bedanken muessen ist weniger klar.
Allerdings durchlaufen die Hauptpersonen in Sport-Anime oftmals eine Phase in der sie [vom Trainer] diszipliniert werden.
Meistens zur Verbesserung der eigenen (Sport-)Faehigkeiten.
Die Thematik kehrt in entsprechenden Kampf-Anime wieder.

Wobei ich mich aktuell an keine Szene bei Mila erinnere bei dem der Trainer tatsaechlich schlug.
Da wurde eher mit (Schmetter-)Baellen gezielt um die Annahme zu trainieren bzw. die Leistungsfaehigkeit zu verbessern.

Dabei kann man durchaus in Frage stellen ob es okay ist seine Schuetzlinge, egal ob Mila oder Tsubasa, mehr oder weniger zum Erfolg zu pruegeln bzw. sie derart hart darauf zu trimmen ^^;
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Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #12 am: 28.04.2012 | 04:15 »
@OP

?

Rly? Hier wird über die Frauenfeindlichkeit von Myrna Loy's Leinwandfiguren gesprochen, die herausragend emanzipiert waren und ihrere Zeit weit voraus? Jean Harlow war vielleicht sogar ein Dummchen (war sie nicht)? Ava Gardner? Bette Davies? Barbara Stanwyck? Wohlwollend wird dann ein historisch sensualisierter Blickwinkel empfohlen?

Hallo?!

Kleiner Tipp. Schaut mal iufs Frauenbild z.B. der hier im Forum so beliebten HBO-Serien (GoT, Spartacus). Da gibts Frauen in drei Geschmacksrichtungen: Matraze. Mütterliches Geschöpf und den Hybriden intrigante Matrazenzicke. Da finde ich Myrna Loy und Ingrid Bergmann und alle oben erwähnten "Screen personae" ungefähr vier Lichtjahre moderner und weniger "offensive". 
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Sol Invictus

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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #13 am: 28.04.2012 | 12:44 »
Kleiner Tipp. Schaut mal iufs Frauenbild z.B. der hier im Forum so beliebten HBO-Serien (GoT, Spartacus). Da gibts Frauen in drei Geschmacksrichtungen: Matraze. Mütterliches Geschöpf und den Hybriden intrigante Matrazenzicke. Da finde ich Myrna Loy und Ingrid Bergmann und alle oben erwähnten "Screen personae" ungefähr vier Lichtjahre moderner und weniger "offensive".  

Du hast die Serien nicht allzu ausführlich gesehen, oder? Das ist eine ähnlich oberflächliche Sichtweise, wie du sie hier dem OP vorwirfst. Wenn du die Figurenkonzeption von HBO-Serien durch den Dreck ziehen möchtest, würden mich da ein paar stichhaltigere Argumente als diese Pauschalwatschen interessieren.

Spartacus ist nicht mal von HBO (und hat trotzdem meiner Meinung nach ziemlich glaubhafte Charaktere, die weit über deine Charakterisierung hinaus gehen).

Natürlich kann man gerade Letzterem vorwerfen, durch den 300-artigen Stil eine recht chauvinistisch-gewaltbetonte Ästhetik zu verfolgen und auch die Sexszenen sind teilweise etwas über den guten Geschmack hinaus (zielen wohl aber darauf ab, die Verkommenheit und Verdorbenheit der römischen Gesellschaft aufzuzeigen (etwas zu amerikanisch vielleicht)) aber gerade die Frauenbilder sind alles andere als eindimensional gezeichnet, wie ich finde.
« Letzte Änderung: 28.04.2012 | 12:50 von Sol Invictus »

Offline Ludovico

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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #14 am: 28.04.2012 | 12:52 »
Ich bezweifel nicht, dass die Dünne Mann-Reihe damals revolutionär war, aber heutzutage spiegelt sie ein Frauenbild dar, was absolut nicht up to date ist. Ich hab die Folgen erst kürzlich gesehen.

@Teylen
Ich kann mich noch an diverse Szenen aus Mila erinnern, wo sich zwei Mädels stritten, der Trainer dazu kam und dann erstmal Ohrfeigen verteilte, woraufhin er ein "Danke!" bekam.

Captain Future ist, wie bereits dargestellt, Sexismus pur.

Aber hey, ich selber schau mir solche Filme heute noch immer gerne an, frage mich halt bloß, wie man heutzutage mit den dort vermittelten überholten Werten umgehen sollte.


Offline Teylen

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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #15 am: 30.04.2012 | 01:03 »
Ich würde Hróðvitnir durchaus beipflichten das das Frauenbild das Game of Thrones sowie Spartacus zeichnet durchaus eher sexistisch geprägt ist, beziehungsweise in beiden Fällen den Frauen einen eher sehr eingeschränkten Handlungsrahmen einräumt. Auch wenn es bei Game of Thrones in einen vernünftigen Handlungsrahmen eingebettet ist beziehungsweise in Bezug auf das Setting erklärt wird.
Man könnte HBO unterstellen das die Zeichnung des Frauenbilds in Mad Men ebenfalls sexistische Züge trägt und der Sender den zahlenden Zuschauern gerne entsprechend viel Blut, Titten und Sex bietet. Zumindest schimmert es auch leicht bei True Blood durch.
Von Spartacus habe ich bisher erst eine Folge gesehen, allerdings erscheinen mir die Zusammenfassungen mit "Blut und Sex", nach der ersten Folge, nicht weit hergeholt zu sein. Auch wenn es tatsächlich keine HBO Serie ist.

@Teylen
Ich kann mich noch an diverse Szenen aus Mila erinnern, wo sich zwei Mädels stritten, der Trainer dazu kam und dann erstmal Ohrfeigen verteilte, woraufhin er ein "Danke!" bekam.
Gut, ich muß einräumen die Serie nicht mehr so gut in Erinnerung zu haben um die Szene absolut zu bestätigen oder zu verneinen. ^^; Wobei ich aus der Zeit Lady Oscar durchaus positiv in Erinnerung habe.
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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #16 am: 30.04.2012 | 09:09 »
@Teylen:
Mad Men zeichnet ein Sittengemälde der 60-er Jahre. Der Sexismus gehört da logischerweise dazu (genauso wie das ständige Gequalme). Sprich: Das ist kein Bug, sondern ein Feature. ;)
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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #17 am: 30.04.2012 | 10:12 »
@Teylen:
Mad Men zeichnet ein Sittengemälde der 60-er Jahre. Der Sexismus gehört da logischerweise dazu (genauso wie das ständige Gequalme). Sprich: Das ist kein Bug, sondern ein Feature. ;)
Sexistisch bleibt es dennoch. ^^
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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #18 am: 30.04.2012 | 10:26 »
Wenn Ghandi bei Dir als rassistisch durchgeht dann sicher.
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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #19 am: 30.04.2012 | 10:27 »
Lost in Context?
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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #20 am: 30.04.2012 | 10:32 »
In "Ghandi" werden die Verhältnisse in Südafrika und Indien zur Zeit der britischen Besatzung gezeigt. Dabei wird ganz eindeutig das damalige Verhältnis zwischen den Briten und den Inder damals porträtiert. Briten=Herrenmenschen, Inder=Sklavenrasse.
Genau das Gleiche wird bei "Mad Men" gemacht.

Ergo: Wenn "Mad Men" sexsitisch ist, dann ist "Ghandi" rassistisch.
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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #21 am: 30.04.2012 | 10:53 »
In "Ghandi" werden die Verhältnisse in Südafrika und Indien zur Zeit der britischen Besatzung gezeigt. Dabei wird ganz eindeutig das damalige Verhältnis zwischen den Briten und den Inder damals porträtiert. Briten=Herrenmenschen, Inder=Sklavenrasse.
Genau das Gleiche wird bei "Mad Men" gemacht.
Ah, der Film beziehungsweise eine Serie?
Nun in dem Film den ich vor Auge haben wird das Thema mit einem gewissen kritischen Ansatz bzw. einer gewissen Distanz behandelt und nicht einfach als unkommentierter Fakt stehen gelassen.
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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #22 am: 30.04.2012 | 11:03 »
Mad Men lebt doch gerade davon, dass es zeigt, wie es damals war. Ich finde den Sexismus, der dort gezeigt (aber dem quasi nicht das Wort geredet wird) schon schön entlarvt. Da finde ich die HBO-Machwerke wirklich um Meilen schlimmer. Selbst Figuren, die im Vorbild noch halbwegs emanzipiert (Lady Stark) wirken, verkommen in der Serie zu Abziehbildchen. Spartacus habe ich allerdings nie gesehen, weil mir bei der ganzen 300-Ästhetik das kalte Grausen kommt. Ich finde schon die Bildsprache ekelhaft, da muss ich mir die Inhalte noch nichtmal antuen.
« Letzte Änderung: 30.04.2012 | 11:05 von La Dolge Vita »

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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #23 am: 30.04.2012 | 11:04 »
Nun in dem Film den ich vor Auge haben wird das Thema mit einem gewissen kritischen Ansatz bzw. einer gewissen Distanz behandelt und nicht einfach als unkommentierter Fakt stehen gelassen.
Diese kritische Distanz hast Du bei Mad Men doch auch. Absolut alles in der Serie weisst auf den Unterschied zu heute hin. Die Serie macht von Anfang an klar, dass sie in einer längst vergangenen Epoche spielt und verklärt diese Epoche nicht. Ganz im Gegenteil!
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Re: Filmklassiker und rassistische und sexistische Darstellungen
« Antwort #24 am: 30.04.2012 | 11:47 »
Ich würde Hróðvitnir durchaus beipflichten das das Frauenbild das Game of Thrones sowie Spartacus zeichnet durchaus eher sexistisch geprägt ist, beziehungsweise in beiden Fällen den Frauen einen eher sehr eingeschränkten Handlungsrahmen einräumt. Auch wenn es bei Game of Thrones in einen vernünftigen Handlungsrahmen eingebettet ist beziehungsweise in Bezug auf das Setting erklärt wird.
Man könnte HBO unterstellen das die Zeichnung des Frauenbilds in Mad Men ebenfalls sexistische Züge trägt und der Sender den zahlenden Zuschauern gerne entsprechend viel Blut, Titten und Sex bietet. Zumindest schimmert es auch leicht bei True Blood durch.
Von Spartacus habe ich bisher erst eine Folge gesehen, allerdings erscheinen mir die Zusammenfassungen mit "Blut und Sex", nach der ersten Folge, nicht weit hergeholt zu sein. Auch wenn es tatsächlich keine HBO Serie ist.

Sieh dir die Serie doch erst einmal an. Du unterstellst der Serie pauschal etwas und hast nur die erste Folge gesehen?

Folgendes auch @Dolge:

Bei Game of Thrones habe ich nicht jede Folge gesehen, da kann ich nicht wirklich mitreden, aber zu Spartacus muss ich jetzt doch noch was loswerden. (Und mit Rom will ich gar nicht erst anfangen, von wegen "die HBO-Machwerke um Meilen schlimmer"...)

Wie gesagt wird die Stellung der Frau (etwas übertrieben) so dargestellt, wie es in Rom gängigerweise der Fall war, zumindest bei Sklaven. Die übertriebene Darstellung von Gewalt und Sex sind sicher
1. Blickfang fürs Zielpublikum (schlechter Grund, meiner Meinung nach) und
2. gedacht, ein möglichst verkommenenes und gesellschaftskritisches Bild von Rom darzustellen (möglicherweise als Querverweis zu unserer Gesellschaft, wo die Parallelen liegen bzw. wo sie sich hinentwickelt, oder auch nur als Gegenentwurf a la "schaut mal, so schlimm war es früher, da wollen wir nie wieder hin - alle Menschen sollten frei sein")

aber mit der Zeichnung des Frauenbildes in der Serie hat das nichts zu tun. 6 hat es anhand von Ghandi schon gut erklärt: wenn ein Format eine sexistische / rassistische oder anderweitige Haltung der Figuren inhärent aufnimmt, hat das nichts damit zu tun, ob die Serie selbst so ein Bild widerspiegelt. Es porträtiert höchstens einen Zeitgeist und eventuelle Bilder. Das macht HBO meiner Meinung nach in so gut wie allen Serien mit Brillanz (Rom, Sopranos, Boardwalk Empire, Deadwood, Carinvàle). Da muss man mir erst einmal mit vernünftigen und auf der Dramaturgie der Serie basierten Argumentationen das Gegenteil beweisen.

Zu Spartacus explizit:
Abseits der fragwürdigen Ästhetik die Frauen in die genannten Kriterien zu unterteilen greift viel zu kurz. Im Gegenteil: Frauen wie Lucretia, Ilithyia und vor allem später (bei Vengeance) auch Mira haben den gleichen Handlungsspielraum, wie ihre männlichen Gegenpole. Sie erreichen ihre Ziele aufgrund eigener Tatkraft und nicht allein durch "weibliche" Zusprechungen wie Sex oder Verführung. Sie definieren sich explizit nicht über ihre Männer (bei Lucretia in der ersten Staffel mag man da Einspruch erheben - aber dann definiert sich auch Batiatus über seine Frau). Sie begegnen ihren Counterparts (Der alte Batiatus / Ashur bei Lucretia, Galber bei Ilithyia) auf Augenhöhe und kämpfen innerhalb der Seriendramaturgie gleichberechtigt und mit den gleichen Mitteln. Und einige von ihnen haben am Ende ohnehin die Oberhand.

Das sie in der von der Serie dargestellten Gesellschaft nicht die gleiche Stellung hatten, hat mit so einer Kritik nichts zu tun.
Darüber hinaus wird bei Mira und Naevia (gerade in Vengeance) noch ein völlig anderes Fass aufgemacht und gerade die Frage nach der Frauenrolle aufgeworfen. Bei Mira ist es die Frage der Selbstbestimmung - definiert sie sich über den Mann an ihrer Seite, ist die Liebe zu ihm nur der Versuch, sich selbst zu bewahren oder ist sie ihre eigene Herrin (sehr schöner Querverweis zum ganzen Freiheits/Sklaventhema)? Im Wechselspiel mit einer anderen Nebenfigur wird ihr ein Spiegel aufgezeigt, der ihr den Fallstrick des "sich über den Mann definieren" offenbart und sie entscheidet sich bewusst und eigenständig für einen Weg. Das ist eine emanzipierte und freie Entscheidung und in keinem Fall ein Kriterium für eine sexitische Darstellung oder Figurenzeichnung.

Naevia ist ein noch schöneres Beispiel - da ich hier aber was verraten würde, für die, die die Serie ansehen, in Spoilern.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Generell greift Spartacus auch andere "sensible" Themen wie Homosexualität in einem ziemlich vernünftigen und historisch recht akuraten Rahmen auf. Ich nehme an, die meisten lassen sich vom 300-Look so abschrecken, dass sie gleich ein Pauschalurteil fällen. Man muss die Ästhetik nicht mögen und kann dann auch gut und gerne abschalten, von allgemeinen Urteilen sollte man sich jedoch trotzdem, meiner Meinung nach, distanzieren, wenn man das Format nicht wirklich kennt.

Zumal man wirklich unmittelbare Ebene und Metaebene trennen muss. Zeigt die Serie / der Film Frauen (oder Minderheiten) auf eine bestimmte Weise, will das Format selbst ein bestimmtes Bild vermitteln?
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Oder zeichnet das Format einfach glaubhafte, der Gesellschaft und Zeit angepasste Figuren?
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« Letzte Änderung: 30.04.2012 | 12:13 von Sol Invictus »