Ich würde Hróðvitnir durchaus beipflichten das das Frauenbild das Game of Thrones sowie Spartacus zeichnet durchaus eher sexistisch geprägt ist, beziehungsweise in beiden Fällen den Frauen einen eher sehr eingeschränkten Handlungsrahmen einräumt. Auch wenn es bei Game of Thrones in einen vernünftigen Handlungsrahmen eingebettet ist beziehungsweise in Bezug auf das Setting erklärt wird.
Man könnte HBO unterstellen das die Zeichnung des Frauenbilds in Mad Men ebenfalls sexistische Züge trägt und der Sender den zahlenden Zuschauern gerne entsprechend viel Blut, Titten und Sex bietet. Zumindest schimmert es auch leicht bei True Blood durch.
Von Spartacus habe ich bisher erst eine Folge gesehen, allerdings erscheinen mir die Zusammenfassungen mit "Blut und Sex", nach der ersten Folge, nicht weit hergeholt zu sein. Auch wenn es tatsächlich keine HBO Serie ist.
Sieh dir die Serie doch erst einmal an. Du unterstellst der Serie pauschal etwas und hast nur die erste Folge gesehen?
Folgendes auch @Dolge:
Bei Game of Thrones habe ich nicht jede Folge gesehen, da kann ich nicht wirklich mitreden, aber zu Spartacus muss ich jetzt doch noch was loswerden. (Und mit Rom will ich gar nicht erst anfangen, von wegen "die HBO-Machwerke um Meilen schlimmer"...)
Wie gesagt wird die Stellung der Frau (etwas übertrieben) so dargestellt, wie es in Rom gängigerweise der Fall war, zumindest bei Sklaven. Die übertriebene Darstellung von Gewalt und Sex sind sicher
1. Blickfang fürs Zielpublikum (schlechter Grund, meiner Meinung nach) und
2. gedacht, ein möglichst verkommenenes und gesellschaftskritisches Bild von Rom darzustellen (möglicherweise als Querverweis zu unserer Gesellschaft, wo die Parallelen liegen bzw. wo sie sich hinentwickelt, oder auch nur als Gegenentwurf a la "schaut mal, so schlimm war es früher, da wollen wir nie wieder hin - alle Menschen sollten frei sein")
aber mit der Zeichnung des Frauenbildes
in der Serie hat das nichts zu tun. 6 hat es anhand von Ghandi schon gut erklärt: wenn ein Format eine sexistische / rassistische oder anderweitige Haltung der Figuren inhärent aufnimmt, hat das nichts damit zu tun, ob die Serie selbst so ein Bild widerspiegelt. Es porträtiert höchstens einen Zeitgeist und eventuelle Bilder. Das macht HBO meiner Meinung nach in so gut wie allen Serien mit Brillanz (Rom, Sopranos, Boardwalk Empire, Deadwood, Carinvàle). Da muss man mir erst einmal mit vernünftigen und auf der Dramaturgie der Serie basierten Argumentationen das Gegenteil beweisen.
Zu Spartacus explizit:
Abseits der fragwürdigen Ästhetik die Frauen in die genannten Kriterien zu unterteilen greift
viel zu kurz. Im Gegenteil: Frauen wie Lucretia, Ilithyia und vor allem später (bei Vengeance) auch Mira haben den gleichen Handlungsspielraum, wie ihre männlichen Gegenpole. Sie erreichen ihre Ziele aufgrund eigener Tatkraft und nicht allein durch "weibliche" Zusprechungen wie Sex oder Verführung. Sie definieren sich explizit nicht über ihre Männer (bei Lucretia in der ersten Staffel mag man da Einspruch erheben - aber dann definiert sich auch Batiatus über seine Frau). Sie begegnen ihren Counterparts (Der alte Batiatus / Ashur bei Lucretia, Galber bei Ilithyia) auf Augenhöhe und kämpfen
innerhalb der Seriendramaturgie gleichberechtigt und mit den gleichen Mitteln. Und einige von ihnen haben am Ende ohnehin die Oberhand.
Das sie in der von der Serie dargestellten Gesellschaft nicht die gleiche Stellung hatten, hat mit so einer Kritik nichts zu tun.
Darüber hinaus wird bei Mira und Naevia (gerade in Vengeance) noch ein völlig anderes Fass aufgemacht und
gerade die Frage nach der Frauenrolle aufgeworfen. Bei Mira ist es die Frage der Selbstbestimmung - definiert sie sich über den Mann an ihrer Seite, ist die Liebe zu ihm nur der Versuch, sich selbst zu bewahren oder ist sie ihre eigene Herrin (sehr schöner Querverweis zum ganzen Freiheits/Sklaventhema)? Im Wechselspiel mit einer anderen Nebenfigur wird ihr ein Spiegel aufgezeigt, der ihr den Fallstrick des "sich über den Mann definieren" offenbart und sie entscheidet sich
bewusst und
eigenständig für einen Weg. Das ist eine emanzipierte und freie Entscheidung und in keinem Fall ein Kriterium für eine sexitische Darstellung oder Figurenzeichnung.
Naevia ist ein noch schöneres Beispiel - da ich hier aber was verraten würde, für die, die die Serie ansehen, in Spoilern.
Im ersten Teil von Vengeance geht es darum, sie zu finden. Sie erscheint als das typische, weibliche "Opfer" - wird als Sklavin von Haus zu Haus gereicht und muss erst von ihrem Crixus errettet werden, damit sie überleben kann. Sie retten sie schließlich auch (wobei sich Crixus quasi "opfert") - doch die Entwicklung danach ist gleichwohl überraschend wie alles andere als sexistisch.
Naevia verwehrt sich ihrem Retter im Bett - explizit aufgrund ihrer Erfahrungen - und offenbart einen inneren Kampf. Kann sie aufgrund ihrer Erlebnisse noch Frau sein? Will sie weiterleben und vor allem lieben? Crixus kann ihr dabei nicht helfen und sie weist ihn sogar explizit davon zurück. Sie entscheidet, den Umgang mit dem Schwert lernen zu wollen, um sich zu verteidigen. Dabei wird sich nur "Amazone", sie versucht lediglich das Symbol der Macht der Männerwelt für sich zu erobern und sie lernt (nicht nur bei Männern).
Es ist ihre Emanzipation, ihre Entwicklung - Crixus, ihr Mann - wird (in dieser Beziehung) voll und ganz zum Unterstützer und am Ende, wenn es letztlich darum geht in Ashur ein Symbol der Unterdrückung und Vergewaltigung, die sie hat erdulden müssen, zu sehen, schickt sie Crixus (der sich für seine Frau rächen will) zurück und nimmt den Kampf für sich ein. Sie entscheidet zu kämpfen oder zu sterben. Und sie kämpft - und gewinnt. Das hat die gleiche, ästhetische wie dramaturgische Bedeutung, wie bei jedem Mann in der Serie. Die Frau steht auf einer Stufe und Ebene mit jedem männlichen Counterpart.
Generell greift Spartacus auch andere "sensible" Themen wie Homosexualität in einem ziemlich vernünftigen und historisch recht akuraten Rahmen auf. Ich nehme an, die meisten lassen sich vom 300-Look so abschrecken, dass sie gleich ein Pauschalurteil fällen. Man muss die Ästhetik nicht mögen und kann dann auch gut und gerne abschalten, von allgemeinen Urteilen sollte man sich jedoch trotzdem, meiner Meinung nach, distanzieren, wenn man das Format nicht wirklich kennt.
Zumal man wirklich unmittelbare Ebene und Metaebene trennen muss. Zeigt die Serie / der Film Frauen (oder Minderheiten) auf eine bestimmte Weise, will das Format selbst ein bestimmtes Bild vermitteln?
Dazu müsste z. B. die Frau in der Dramaturgie völlig von einem männlichen Part abhängig sein, sich nur über ihre "weiblichen" Merkmale definieren oder anderweitig in gewissen Vorurteilen untergehen (Hilflosigkeit, technische Dummheit, allgemeine Unbeholfenheit, übermäßige Emotionalität, Hysterie etc.). Das ist bei einem Format nicht gegeben, in dem so unterschiedliche und emanzipierte Frauenbilder dargestellt werden.
Oder zeichnet das Format einfach glaubhafte, der Gesellschaft und Zeit angepasste Figuren?
Und stellt ihnen doch im Rahmen der Dramaturgie Möglichkeiten dar, sich unabhängig zu entwickeln?