Der Kreisverkehr besteht also darin, gar nicht erst schauen zu wollen wo die Abfahrt ist. Entwicklerstudios, die das tatsächlich machen, etwa Bioware mit Mass Effekt und Dragon Age, stehen dafür umso besser da.
Ja und nein. Für solche Spiele, also Rollenspiele im weitesten Sinne, kann man von einer Kundschaft ausgehen, die bereit und willens ist, sich (notfalls auch in ihnen nicht genehme) Konzepte hinein zu denken und dies sogar als Teil des Spiels, quasi als Mehrwert zu sehen. Für die Entwickler von, sagen wir mal, "Dead or Alive" wäre es ein Risiko zu versuchen, ob es auch ohne Mädels in knapper Garderobe funktioniert. Womöglich stellt sich ja heraus, dass es den Spielern tatsächlich ausschließlich ums Gameplay geht. Womöglich fallen aber dadurch auch die Verkaufszahlen schlechter aus. Spätestens der Publisher wird an dieser Stelle die Bremse ziehen und es nicht darauf ankommen lassen ODER sich denken, dass es definitiv nicht schaden wird mit antiquo zu stimmen.
Mich beunruhigt auch ein wenig, wenn daran gemessen wird, ob und welche Details (nicht) auftauchen und frage mich, wie eine mögliche Wertetabelle aussehen könnte. Um mal beim gepriesenen Mass Effect zu bleiben: Wie viele homosexuelle Charaktere und Interaktionsmöglichkeiten braucht es beispielsweise, um sämtliche penetranten ass shots von Miranda Lawson und Lapdances von Kelly Chambers in der Kapitänskajüte zu kompensieren, damit das Spiel insgesamt Vorzeigecharakter hat? Und könnte man nicht wenigstens einen sympathischen Vorcha einbauen, damit die nicht mehr wie designiertes Kanonenfutter dastehen? Und wenn man schon mal dabei ist, warum nicht den durch plötzlichen Tod freigewordenen Posten des schwarzen Admirals beim nächsten Mal mit einer schwarzen, muslimischen Admiralin besetzen, die - Auf die Idee bin ich jetzt besonders stolz! - eine Beziehung mit einer kriegsversehrten Vorcha hat?
Das müsste dann doch mindestens eine (ausspielbare) Semi-Vergewaltigung eines beliebigen Crewmitglieds durch den Hauptcharakter wert sein, oder?
Okay, ich bin gerade sehr zynisch, aber ich denke du verstehst, worauf ich hinaus will: Es gibt eine Tendenz, genau das zu sehen, was man gerade sehen will und es sehr unterschiedlich zu gewichten. Sicherlich gibt es Punkte, wo ein allgemeiner Konsens absolut möglich ist und wo es einen ungeschriebenen Kodex geben kann, an den man sich in der Branche guten Gewissens
und guten Gefühls halten kann.
Allerdings überwiegen die Punkte in denen man sich fragen muss, ob das wirklich Sexismus ist und falls ja, ob er noch zu der Sorte Sexismus gehört, den man in einer freien Gesellschaft einfach mal dulden muss, wenn als Alternative ein Demolition-Man-Szenario steht, in dem prophylaktisch erst einmal alles untersagt wird, was irgend jemanden in irgend einer Form auch nur ansatzweise vergrätzen könnte. Sanfte Grüße.