Autor Thema: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht  (Gelesen 1245 mal)

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Offline Clawdeen

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[KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« am: 26.04.2012 | 00:14 »
Hallo allerseits,

wegen der Leute in der entsprechenden Runde starte ich in Kürze mit Kindred of the East. Blöd nur, dass ich zu China (Spielort) keinen Bezug habe, weder historisch noch gegenwärtig, und auch ansonsten hab ich Null Ahnung von Mythologie, Lifestyle oder sonstwas. Entsprechend habe ich absolut keine Ahnung, was ich da überhaupt spielen soll. Hab schon Stunden mit Forensuchen verbracht auf der Suche nach Ideen, aber irgendwie ... Ich les ständig irgendwo, dass Leute das System soooo super finden, dass sie da sooooo viele Ideen und Charaktere in der Schublade zu haben, nur blöderweise tauchen nirgends welche auf.
Und die im GRW genannten Minikonzepte bringen mich bislang da nicht so wirklich auf Ideen.
Erschwerend hinzu kommt, dass mir nicht so ganz klar ist, wie entscheidend die Wahl des Dharmas dabei so ist, mal so noch als Zusatzrandfrage quasi.

Um nicht völlig ins Blaue hinein zu raten:
- Spielort ist wie gesagt definitiv China
- Meine erste Idee war irgendwas mit Kochen, aber ... mehr ist mir dazu dann wiederum nicht eingefallen und das ist ein bisschen wenig, um daraus was zu stricken

Mal was zu den Dingen, die mir beim Lesen der Dharmas so durch den Kopf gingen, um da noch mal das Bild vielleicht ein bisschen zu verfeinern:
- Devil-Tigers: Schmerz als Lektion --> spiele in VtM einen Charakter als Lilithu/Bahari ... kommt mir ein bisschen arg redundant vor
- Resplendent Cranes: Wirkt auf mich sehr kontrolliert und auf Ehrenhaftigkeit bedacht; da hab ich dem Ausmaß, wie ich es da beim Lesen verstanden hab, gerade keine Lust zu
- Bone Flowers: Gefällt mir gut, mag den Bezug zu Toten, auch wenn ich die Diskrepanz zwischen Sehnen und Kälte/Leidenschaftslosigkeit noch nicht so ganz auf die Reihe kriege für mich, aber das ist das kleinere Übel, denke ich mal, fällt mir nur an sich kein Charakter zu ein. Die beschriebenen Sachen wie Detektiv oder Nekrophiler sind irgendwie ... nicht so meins.
- Thousand Whispers: Liest sich nicht uninteressant, stelle ich mir aber sehr kompliziert zu spielen vor und ist vermutlich nicht sonderlich geeignet für jemanden, der sich ohnehin schon im Setting (erst mal) kaum zurecht findet
- Thrashing Dragons: Find ich auch super, damit würde ich auch am ehesten sowas wie einen Koch assoziieren (die Idee muss nicht bestehen bleiben, eher im Gegenteil sogar, weil ich schon einen Mage-Charakter mit so einem Background ziemlich fertig im Kopf habe; mir ist halt nur bislang nix anderes eingefallen), wirken allerdings auch wieder ziemlich extrem und damit vermutlich anstrengend zu spielen (Thousand Whispers und Thrashing Dragons würde ich beide als recht anstrengend einschätzen).

Im Prinzip würde ich gerne zumindest meine Unwissenheit in Bezug auf die gesamte Umgebung und die Charaktere ein bisschen zu kompensieren versuchen, indem ich was spiele, wo meine eigenen Kenntnisse einigermaßen bis ziemlich gut sind. Ich hab nämlich wie gesagt Lust auf die Runde, aber weder die Zeit, mich da in kürzerer Zeit bei allem schlau zu machen noch die Lust, da einfach nur ewig planlos mitzulaufen.
Also was wären das für Stichworte, die da hilfreich wären und nicht schon in anderen Charakteren zu arg verbastelt wurden: Zum Beispiel was mit Lebensmitteln an sich, was mit Pflanzen (wobei ich da schon einen Charakter hab, der damit recht ausgiebig hantiert, aber würde noch gehen), was Medizinisches, was mit Aquarien  ;D
Letzteres klingt vielleicht erst mal doof, aber hätten wir in Japan gespielt, hätte ich da prima z.B. was mit Zwerggarnelenhochzucht im Hintergrund machen können, denn damit kenn ich mich ziemlich gut aus.

Achso, wir starten mit Charakteren noch in der Ré-Phase, also "vorne", so dass da nicht alles gleich bis ins letzte Detail geklärt sein muss oder so, aber ich brauch eben eine Basis, auf der ich überhaupt aufbauen kann.

Hoffe, die Leute mit dem Enthusiasmus für KotE und den zahllosen Charakterideen sind noch im Forum aktiv und lassen mich ein bisschen an dieser Zahllosigkeit teilhaben.

Grüße,
Tanja
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Offline Quaint

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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #1 am: 26.04.2012 | 00:36 »
Nun, ich kann dir nicht unbedingt direkt fertige Ideen liefern und da sollte man bei den Asiaten auch ein bissle vorsichtig sein - ich kenne das als sehr persönliches Spiel und da kann man mit einem fremdgebauten Charakter vielleicht nicht soviel anfangen.

Wenn ich das richtig verstanden habe, beginnt ihr als Menschen, also bevor ihr überhaupt Vampire werdet. Darauf würde ich mich auch erstmal konzentrieren, wobei man ja deine Ideen bzw. Präferenzen einfließen lassen kann. Bei Leuten die asiatische Vampire werden sollen, muss man 2 Dinge bedenken: Erstmal müssen sie schlimme Sünder sein, die aus dem Kreislauf der Wiedergeburt rausfliegen und in den Yomi-Höllen landen. (Wobei das beim nahenden 6. Zeitalter recht leicht geht, etwa Selbstmord reicht nötigenfalls, aber oft sind diese Leute schon zu Lebzeiten irgendwie fies) Und zweitens müssen sie irgendwie das Zeug dazu haben, da wieder auszubrechen. Das kann ganz unterschiedlich laufen: Rausschleichen, gewaltsam Ausbrechen, andere Leute verraten, etc.
Ein entsprechend starker Wille und eine unabdingbare Entschlossenheit sind dabei allgemein gesprochen hilfreich. Wenn eure Rückkehr aus der Hölle etc. ausgespielt werden, würde ich mir über das Dharma erstmal nicht soviele Gedanken machen. Ihr werdet wahrscheinlich kurz nach der Rückkehr gewaltsam aufgegriffen und erstmal in eine entsprechende Ausbildung gesteckt, um euer inneres, dämonisches P'o etwas zu stabilisieren. Und dann wird man halt sehen, wie ihr die Welt der Kuei-jin ein wenig kennenlernt und was sich daraus ergibt. Ein Dharma kann man nämlich an sich ohne allzuviel Aufhebens wechseln. Man beginnt ja eh mit nem Wert von 1 und man kann jederzeit das alte Dharma aufgeben und ein neues auf 1 beginnen. Flufftechnisch planen die Ahnen der Asiaten ohnehin so ca. eine sterbliche Lebenszeit für Junge Vampire ein, bis sie es mal halbwegs geschafft haben sich einzufügen und von ihrem sterblichen Leben Abschied zu nehmen.

Wie wäre es etwa mit einer chinesischen Krankenschwester, die freudig Sterbehilfe leistet - sich dafür aber vielleicht bezahlen lässt und/oder eh etwas schnell damit bei der Hand ist. Vielleicht wärs auch ganz interessant, wenn sie dann bei Zeiten mal entdeckt und publikumswirksam exekutiert wird. Das könnte im späteren Verlauf für einige interessante Wendungen sorgen.
(Das wäre jetzt am ehesten für Boneflower, kann sich aber potentiell auch anders entwickeln).
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schwarzkaeppchen

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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #2 am: 26.04.2012 | 01:31 »
Was den Hintergrund angeht - wenn du das Gefühl hast das nicht glaubwürdig darstellen zu können kannst du ja auch einfach eine westlich geprägte Person spielen die mit Kultur, Sprache etc nur das Nötigste am Hut hat und dann eben ganz viel von den evtl mitspielenden Sinologie-Begeisterten lernen kann. Wenn mensch sich eh ein Klischee-Fantay China zusammenbaut ist realistischerer Hintergrund ja auch erstmal egal. Kindred of the East macht das schon als System selbst nicht zu knapp.

Die "fiese Sünderin" muss es imho nicht unbedingt sein - es reicht halt irgendwie in Yomi zu landen und da wieder abzuhauen. Da ließen sich auch andere Wege finden - zB das mensch einfach ein dunkles Schicksal hat und zu sterblichen Zeiten irgendeinem Yama Lord ordentlich auf die Füße gelatscht ist. Stilechter - eine wichtige Aufgabe übernommen und nicht zu Ende geführt haben, das eigene Dharma im leben nicht gemeistert haben.


Offline Clawdeen

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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #3 am: 26.04.2012 | 11:41 »
Das war sogar schon ziemlich hilfreich, denn dass man diese Dharmas auch wechseln kann, war mir nicht bewusst. Das macht einiges einfacher.

Die Todesengel-Krankenschwester ist mir schon zu klischeebeladen, aber ich glaub, irgendwas in der Richtung wird mir vermutlich noch einfallen - also jetzt zumindest, wo die Dinge sich spontan vereinfacht haben.  :D

Öhm, einem Yama-Lord auf die Füße treten ... ich wüsste ja nicht mal, wem, wie und warum  wtf?
Ist aber auch nicht schlimm; ich glaub, wenn ich mich nicht SO festlegen muss, wie ich dachte, komme ich schon besser zurecht.

Danke!
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Offline Jiba

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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #4 am: 26.04.2012 | 14:52 »
Ich glaube, dass man "Sünde" einfach anders definieren muss. Das ist nämlich zu verstehen als ein Yin-Yang-Ungleichgewicht und schließt nicht zwingend böse Taten mit ein. Mein Resplendent Crane ist in den Tausend Höllen gelandet, weil er sich zu sehr in seine Arbeit vertieft und sein privates Vergnügen vernachlässigt hat.  :)
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Offline Quaint

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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #5 am: 26.04.2012 | 16:22 »
Da kann die Auslegung aber auch durchaus variieren. Sünde ist natürlich sehr salopp gesagt und die Details unterscheiden sich da teils sehr vom klassischen westlichen Bild, aber letztlich kommen doch schon karmische Prinzipien zur Anwendung und das Landen in Yomi ist quasi die Ultima Ratio - man hat es so dermaßen verkorkst, dass eine Wiedergeburt nichtmehr in Frage kommt. Wobei ja in der himmlischen Bürokratie auch einiges durcheinander ist und manchmal seltsame Dinge passieren.
Dennoch bin ich ein bissle ein Verfechter der World of Darkness als "grimdark" und würde nicht unbedingt einen Kuei-jin akzeptieren, der einfach bissle viel gearbeitet hat. Wenn er natürlich Familie hatte, die dadurch vernachlässigt wurde, mit entsprechenden Konsequenzen wie einer drogenabhängigen, sich prostituierenden Tochter und einer darüber schwer psychisch erkrankten Ehefrau oder so - da sind wir wieder bei 1a Yomi-Material.
Aber das ist natürlich auch Geschmackssache und davon abhängig, wie man gewisse Passagen versteht und auslegt.
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Offline Nocturama

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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #6 am: 27.04.2012 | 09:56 »
Als eine der Board-Sinologen kann ich gerne bei, nennen wir es mal "plausiblen", chinesischen Konzepten helfen. Allerdings ist KotE nach meiner Erinnerung ungefähr so asiatisch wie ein White Wolf-Buch in Sojasoße ("Da war doch sowas wie Wiedergeburt bei diesen Chinesojapanindern, oder?"). Ich habe das System noch irgendwo, glaube ich, und kann zu Hause mal reinschauen.

Bevor ich hier anfange, würde ich deshalb gerne wissen, ob ihr nur in einem (legitimen) Fantasiechina mit Pagoden, Rikschas und Kampfmönchen spielt oder ob's auch graue Hochhausreihen, lungenzersetzenden Smog und Wanderarbeiter gibt.

Außerdem interessant wäre, aus welche Zeit der Charakter stammen kann/soll.
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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #7 am: 27.04.2012 | 11:59 »
Allerdings ist KotE nach meiner Erinnerung ungefähr so asiatisch wie ein White Wolf-Buch in Sojasoße ("Da war doch sowas wie Wiedergeburt bei diesen Chinesojapanindern, oder?").

Ja, dass da munter gemixt wird, ist mir sogar schon aufgefallen - mit Indien kenn ich mich nämlich immerhin ganz gut aus und da hab ich mich im Gespräch doch so über den einen oder anderen Begriff gewundert. Naja ...

Bevor ich hier anfange, würde ich deshalb gerne wissen, ob ihr nur in einem (legitimen) Fantasiechina mit Pagoden, Rikschas und Kampfmönchen spielt oder ob's auch graue Hochhausreihen, lungenzersetzenden Smog und Wanderarbeiter gibt.

Außerdem interessant wäre, aus welche Zeit der Charakter stammen kann/soll.

Wir spielen in der Moderne und gestorben wird 2007.

Was ich mir zwischenzeitlich übrigens so überlegt habe ist eine chinesische Ärztin, wobei ich nach meinen wenigen Recherchen rausgefunden zu haben glaube, dass die Anwendung von TCM entsprechend das übliche ist und das, was wir hier so als Schulmedizin bezeichnen, irgendwo an zweiter Stelle kommt (?).
In meiner Vorstellung hatte die eine eigene Praxis, hat aber ein sehr eigenes Bild davon, wie Leute zu sein und zu leben haben (noch nicht näher ausgearbeitet). Entsprach jemand diesem Bild nicht, hat sie die Therapien "angepasst", also nun nicht gerade Leute umgebracht, sondern beispielsweise durch Verwendung von Akupunktur irgendwelche neuralgischen Schmerzen zeitweise verschlimmert oder auch chronifiziert, oder beispielsweise bei Hauterkrankungen übliche Erstverschlimmerungen verstärkt und darüber dann länger anhaltende schmerzhafte Abzesse verursacht und solcherlei, den Leuten eben bei "feuchter Hitze" dann noch falsche Ernährungsratschläge gegeben etc. - ich hoff mal, das geht irgendwie als Sünde und mindestens ein bisschen sadistisch ist das wohl sowieso, gepaart mit einer abstrakten Form/Vorstellung von "Selbstjustiz" - wobei ich da noch nicht drauf gekommen bin, was da für sie wohl wichtige Punkte sein könnten, also inwiefern die Leute "falsch" sein könnten, die da zu ihr gekommen sind, weil mir da eben das Kulturverständnis bislang total abgeht.

Sterben ... das muss ich mir dringend noch ausdenken. Kann natürlich sein, dass sie irgendwann aufgeflogen ist und dann schließlich umgekehrt Opfer der Selbstjustiz anderer wurde, vielleicht hat sie auch durch das Auffliegen alles verloren und sich dadurch dann das Leben genommen ... vielleicht ist sie umgekehrt schwer erkrankt und an einen ähnlichen Arzt geraten, wie sie selbst es war oder so? Wie gesagt ... da hab ich noch keine weitere Idee zu.

Also wenn man daraus noch was gescheites Abgerundetes machen könnte und du helfen magst: Ich würd mich freuen!
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Offline Nocturama

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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #8 am: 27.04.2012 | 12:25 »
In China (zumindest in der VR, wie es in Taiwan oder HK ist, weiß ich nicht so genau) gibt es kaum Privatpraxen und fast ausschließlich Kliniken. Früher waren die natürlich alle staatlich, heute gibt es auch viele Privatkliniken.
Ein Arzt arbeitet also sehr selten alleine vor sich hin.
Staatliche Kliniken sind ziemlich günstig. Für eine Sprechstunde zahlt man unter zehn Euro (ich habe zwei gezahlt, wenn ich mich recht entsinne), Medikamente werden im Haus verkauft und machen einen Hauptteil des Krankenhauseinkommens aus.
TCM wird nach meiner Einschätzung nicht häufiger angewandt als Schulmedizin. Ein Arzt wird aber in der Regel nur auf eines spezialisiert sein, wie in Deutschland auch.

Da jetzt Ärzte nicht unbedingt wahnsinnig viel verdienen, gibt es da einiges an Korruption. Laut einer chinesischen Freundin muss man manchen Ärzten vor der OP ein bißchen was zustecken, damit sie nicht danebenschneiden. Ich weiß zwar nicht, ob das stimmt, taugt aber sicher als Charakteridee: Die Chirurgin im versifften Landkrankenhaus, die die Bauern nach Strich und Faden ausnimmt und wenn einer nicht zahlt... na, dann stirbt halt der kleine Guangming auf dem Operationstisch.
Und da kann ich mir durchaus vorstellen, dass die von einer wütenden Menge gelyncht wird.

In eine ähnliche Richtung ginge eine gierige Ärztin oder Pharmazeutin, die für teuer Geld gefälschte Medikamente unters Volk bringt. Dass die Medikamente nicht nur wirkungslos, sondern giftig sind, ist ihr egal. Sie könnte sogar exekutiert werden, wenn die Regierung mal wieder Härte demonstrieren will (das kann auch der korrupten Ärztin passieren).
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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #9 am: 27.04.2012 | 18:30 »
Okay, der Schwank rüber zur Pharmazie wäre auch noch eine Möglichkeit ... wie "geheim" oder im Gegenteil verbreitet ist denn TCM so in China?

Wir spielen in Peking. Wikipedia zufolge hat diese Stadt so an die 17 Mio. EW und davon etwa 3 Mio. Gast- und Wanderarbeiter. Gibt es da sowas wie Stadtteile mit besonders hohem Anteil von Gastarbeitern, wie weit weg ist der ländliche Bereich von den Städtern?

Oder anders: Wie wahrscheinlich ist es, dass eine in Peking in der Klinik tätige Ärztin (auch) in Landkrankenhäusern aktiv ist (hier gibt's ja sowas als Vertretung, Nebentätigkeit etc.)? Oder wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Pharmazeutin sich fälschlich als Ärztin ausgibt und privat Leute behandelt, dann z.B. mit falschen/giftigen Substanzen? Also würden ärmere Leute in Peking selbst tendenziell auf sowas reinfallen, sowas glauben, kennen sich selbst wenig genug aus, dass man ihnen das glaubhaft versichern kann oder sie einfach nicht weiter fragen oder zweifeln, weil sie ohnehin keine oder wenige Optionen haben? Wenn ich das nun richtig kombiniere aus deinem letzten Beitrag und Wikipedia, dann beträfe das wohl nur sich illegal aufhaltende bzw. einfach (noch) nicht gemeldete Personen, oder?
Und billige Sprechstunden und Medikamente ist ja ein bisschen relativ ... ich hab keine Ahnung, was die Leute da so verdienen, also können 2-10€ umgerechnet ja unglaublich wenig oder unglaublich viel sein.

Und was das alleine vor sich hinarbeiten betrifft: Ich hab vor x Jahren mal eine Doku gesehen (Yin & Yang im Allgäu), in der es um den Austausch von zwei Ärzten ging. Eins der dargestellten Probleme im Allgäu war, dass die chin. Ärzte das Konzept der Dokumentation wohl nicht so wirklich verstanden haben und es etwas schwierig war, sie dazu anzuhalten, weil sie einfach keinen Sinn in dieser zeitraubenden Tätigkeit erkennen konnten. Das spricht ja dann schon eher dafür, dass dieselben Patienten auch stets von denselben Ärzten betreut werden, oder? Sonst würde ja ständig die verwendete Therapie umgestellt/gekippt?
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Offline Nocturama

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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #10 am: 27.04.2012 | 19:03 »
Die Doku habe ich auch mal gesehen  :)

TCM ist nicht irgendwie verboten oder so. Als Patient kann man sich normalerweise aussuchen, in welche Abteilung man geht. Entsprechend muss man sich nicht mit Schulmedizin behandeln lassen, wenn man nicht will. Ich habe auch mal gemischte Medikamente bekommen, als ich eine Lebensmittelvergiftung hatte (so ein Pulver, das zumindest gemahlenes Wasserbüffelhorn beinhaltet hat, den Rest kannte ich nicht, aber auch ein fiebersenkendes Mittel eines großen wesltichen Pharmaziekonzerns).

Gefälschte Medikamente zu verhökern dürfte für ein krimineles Subjekt in Beijing kein Problem sein. Die kann man nicht nur an Kranke direkt verkaufen, sondern auch an die Kliniken, wenn man die richtigen Verbindungen hat und die richtigen Leute schmiert (also, denke ich mir so - ich habe keine praktische Erfahrung mit Bestechen oder Kriminalität  :P). Das Problem ist ja, dass es in China nicht nur gefälschte Hollywoodfilme und Gucci-Täschen gibt, sondern auch gefälschte Zigaretten, Nahrungsmittel und eben Medikamente. Während einen die Gucci-Tasche nicht sofort umbringt und einem Windows 7 höchstens den PC zerlegt, kriegt man von Sägemehl-Kippen Lungenkrebs und von gefälschten Medikamenten... wer weiß.

Die normale Sprechstunde im Krankenhaus kann sich auch ein Wanderarbeiter oder ein Niedrigverdiener leisten. Aber die passenden Medikamente oder gar richtige OPs? Vermutlich eher nicht, zumindest nicht "einfach so". Viele Wanderarbeiter dürften nicht mehr als 1000 Yuan (ca. 100 Euro) im Monat verdienen* (wobei es durchaus auch sehr qualifizierte Wanderarbeiter gibt, die wesentlich mehr verdienen. Ich meine jetzt den Typ "Bau- oder Fabrikarbeiter"). Nahrungsmittel sind günstig, wenn man anspruchslos ist, aber Wohnraum ist teuer. Bejing ist für China generell ein ziemlich teures Pflaster und wer illegal (=ohne Hukou) in der Stadt ist, muss auch die Schule für die Kinder selbst zahlen. Eine schlachthofmäßige Hinterhofklinik, die für einen Bruchteil des Preises der richtigen Kliniken operiert, kann ich mir schon vorstellen. Und wenn man noch ein Klischee einwerfen will, vertickt die Klinik auch ab und zu mal ein paar Organe von "leider verstorbenen Patienten".

Bejing ist natürlich ein Vorzeigeort in China, besonders nach der Olympiade (ne, ihr spielt ja davor, oder?). Richtig krasse Korruption mit sterbenden Patienten, wenn sie dem Arzt keinen roten Umschlag voller Kohle zustecken, kann ich mir in Bejing nicht so richtig vorstellen, zu nah an der Regierung. Aber vielleicht bin ich naiv  ;) Und tendenziell wird es sowas auch dort geben, besonders in der WoD, wo alles grimdarker ist als in der Realität... Vielleicht wäre das nicht die Superriesenvorzeigeklinik oder die Ärztin war ein leicht-stark psychotischer Einzelfall.

Schlimme Pflaster in Bejing kenne ich leider nicht, sorry. Leicht heruntergekomme Ecken gibt es aber jenseits der glitzernden Einkaufsmeilen immer wieder.



* Ich meine, ich habe für die Sprechstunde in der Klinik 12 Yuan bezahlt.
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schwarzkaeppchen

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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #11 am: 27.04.2012 | 20:32 »
Aus Interesse...zwei Detailfragen. :)

was ist "Hukou"?
Und warum ausgerechnet einen roten Umschlag?

Offline Nocturama

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Re: [KotE] Inspiration für Charakter gesucht
« Antwort #12 am: 28.04.2012 | 08:40 »
Hukou ist ein Ausweis, der unter anderem die Heimatregion angibt. Bestimmte Sozialleistungen kann man nur da bekommen und früher war auch die Arbeit an anderen Orten illegal (bzw. als Landbewohner in der Stadt und umgekehrt, bin mir nicht mehr sicher, wie genau der Ort festgelegt war). Damit sollte Massenemigration vom Land in die Stadt verhindert werden. De Facto passierte das natürlich trotzdem.

Rote Umschläge sind eigentlich für Geldgeschenke an Feiertagen (man bekommt auch einen auf der Arbeit, z.B. zu Neujahr). Rot bringt Glück und man will ja niemandem einfach so die Geldscheine in die Hand stopfen ;)
Inzwischen kann es auch ein Synonym für Bestechungsgelder sein.
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