Ich finde es schön, dass es einen neuen deutschen Rollenspielpreis gibt.
Das Timing, nicht zuletzt in Verbindung mit den anfangs sehr dünnen Infos auf der Website, war sicher verbesserungsfähig. Die Texte hätten ein bisschen offensiver die zugrundeliegenden Überlegungen nennen können.
Die Betonung der "prominenten" Jury war unglücklich - meines Erachtens wäre es besser gewesen, mehrere Kriterien zu nennen. Das folgende Textbeispiel ist, da ich die Interna nicht kenne, natürlich aus der Luft gegriffen, soll aber einfach nur veranschaulichen, wie so etwas aussehen könnte, um überzeugender zu wirken. Es handelt sich um einen rasch aus der Hüfte geschossenen Text, an dem man sicherlich noch viel feilen könnte: "Wir freuen uns, eine kompetente, vielseitige und - soweit das in unserem Hobby möglich ist - prominente Jury vorzustellen. Sie vereint in sich ein breites Spektrum unterschiedlicher Erfahrungen und Blickwinkel. Da es uns wichtig ist, auch Jurymitglieder mit einschlägiger Berufserfahrung im Boot zu haben, weisen einzelne Juroren selbstverständlich Verlagskontakte auf. Das kritisches Urteilsvermögen und die Unabhängigkeit der Jury sehen wir nicht als gefährdet an. Wir danken unseren fünf Jurymitgliedern für ihr ehrenamtliches Engagement und die Bereitschaft, die zeitintensive und schwierige" (Unabhängigkeit ist sowieso ein sehr relatives Konzept: Ich kann mir niemanden vorstellen, der gleichzeitig wirklich komplett unabhängig (keinem System/ Produkt... gegenüber voreingenommen) ist und trotzdem kompetent auf dem Gebiet der Rollenspiele ist.)
Ich freue mich, dass es ein Jury-Preis ohne breite Publikumsbeteiligung ist. Das ist eine Geschmacksfrage, klar. Aber ein Publikumspreis bildet eher das ab, was auf dem Markt gut läuft; ein Jurypreis hingegen kann auch gegen den Trend gehen. Das finde ich erfrischend. Die RPC Fantasy Awards nehme ich als Publikumspreis wahr (mir ist bewusst, dass es da auch Jurypreise im Gemisch gibt). Gut, dass es jetzt eine Alternative gibt. Die RPC-Auszeichnung (so sehr man sie kritisieren mag) wird dadurch nicht überflüssig.
Wie die meisten wünsche ich mir die Einbeziehung elektronischer Produkte, aber ich kann gut nachvollziehen, dass man klein anfangen muss. In der Hoffnung, dass der Deutsche Rollenspielpreis über die nächsten Jahre wächst und sich weiterentwickelt: Bitte bezieht elektronische Produkte/ PDFs mit ein. Um die Jury nicht mit einer Flut an PDFs zu überschwemmen, grenzt es meinetwegen auf zwei unterschiedliche PDF-Produkte pro Verlag und Preiskategorie ein.
Ob elektronische Produkte eine eigene Preiskategorie bilden sollten: Keine Ahnung - spontan überzeugt mich das nicht. Aber ein, zwei weitere Kategorien würde ich mir schon wünschen: Bestes Rollenspielmagazin einerseits, bestes Produkt eines Kleinstverlages andererseits. Wie man den zweiten Vorschlag genau benennt, weiß ich nicht, "Indie" finde ich aber viel zu unpräzise. "Innovativ" wäre vielleicht eine andere Möglichkeit, aber auch das halte ich für wenig geeignet.
Den Namen "Deutscher Rollenspielpreis" kritisieren ja zumindest bei Google+ manche als anmaßend. Das empfinde ich nicht so. Ich finde es aber schon schade, dass - auch wenn es nicht gewollt ist - das deutschsprachige Ausland in der Bezeichnung unwillkürlich aus dem Blick gerät. Ja, "Deutschsprachiger Rollenspielpreis" ist sperrig - aber ist das wirklich so ein Problem? Nehmt "Würfelgolem" als Hauptbezeichnung und das andere als Untertitel/ Zweitname, ähnlich wie "Oscar" und "Academy Award".
Der Würfelgolem gefällt mir, wer hat den entworfen?
Im Blog schreibt ihr dazu nichts.
Ein Effekt, den ich mir von dem DRP erhoffe, ist recht banal: PR. "Selbstbeweihräucherung", wie es bei G+ formuliert wurde, allerdings eben nicht Selbstbeweihräucherung von ein, zwei Platzhirschen in unserer winzigen Hobbynische, sondern eine Feier von Rollenspielen und für das Rollenspielen an sich. Da sollen natürlich auch die Platzhirsche mitfeiern. Ich glaube, dass so ein Preis die Branche belebt. Und ich denke, dass ein Jurypreis das viel besser kann als ein Publikumspreis. Natürlich ist der DRP eine Werbeveranstaltung. Aber es eine verlagsübergreifende Veranstaltung, wie der GRT, und auch wenn am Ende nur zwei Produkte gekürt werden, ist das Ganze trotzdem ein Scheinwerfer auf das Hobby an sich. Eine Gelegenheit, über Rollenspiele zu reden, auch mit Nichtrollenspielern und in der allgemein(er)en Presse.
Für diesen letzten Gesichtspunkt wäre es übrigens wünschenswert, irgendwo auf der Seite noch die üblichen Mehrdeutigkeiten von "Rollenspiel" aufzulösen, indem ihr etwas wie "auch Tischrollenspiel oder Pen&Paper-Rollenspiel genannt" schreibt. Danke, dass ihr das auf die Beine stellt!