Ja, um Einzelfälle kann man sich immer endlos streiten. Die Ennies kriegen aber auf jeden Fall auch fast jedes Jahr Feuer von dieser oder jener Fraktion aus diesen oder jenen (mehr oder weniger) berechtigten Gründen. Ich erinnere mich gerade an die langen, ausgiebige Beschwerden der OSR-Fraktion. Akzeptiert in der Breite sind sie trotzdem, weil sie eine gute Reichweite haben und von vielen Seiten, Fans und Herstellern unterstützt werden, und weil man zumindest auch hin und wieder dran arbeitet, sie besser zu machen, durch neue Kategorien und so. Was hier ja auch passiert.
Ich stelle tatsächlich auch mal die Behauptung auf, dass ein Spielepreis niemals alle glücklich machen kann, weil Spiele einfach sehr viele verschiedene Parameter haben, die von verschiedenen Leute sehr unterschiedlich gewichtet werden, und weil der Großteil dieser Parameter extrem subjektiv ist. Ich sag nur "Interior Art": Ich finde den Preis für Pathfinder total gerechtfertigt, weil es handwerklich gut ist - was auch immer das bedeutet -, zum Spiel passt und durchgezogen wird. Meine Meinung. L5R hätte es auch verdient, hat aber imho mehr "Ausfälle", etwa bei den Monstern hinten. *shrug* Oder halt die Frage nach Übersetzung/originär deutsch. Dem einen ist es wichtig, der andere will einfach nur spielen.
Ich meine, selbst das Spiel des Jahres ist unter vielen Hardcore-Brettspielfans ... sagen wir mal ganz zurückhaltend "hingabevoll VERHASST", so viel der Preis in der Breite (und für die Verlage) auch wert ist. Was verständlich ist: Preise schicken sich halt an, eine gewisse Objektivität zu haben, und damit fährt man natürlich den Nerds, also uns, vor den Karren, die diese "Objektivität" nicht teilen.
Was ich zum Preis unterstreiche, ist, genau wie letztes Jahr, die Transparenz bei der Wertung. Damit meine ich keine Bewertungskriterien oder so (macht bei Rollenspielen imho keinen großen Sinn), sondern einfach eine klarere Ansage, wer was wie bewertet hat, und vielleicht wieso. Und lieber als ein langes Laudatio hätte ich da zwei Sätze von jedem Juror. Weil, wenn ich weiß, dass vier von fünf Jury-Mitgliedern ein Produkt toll fanden, und jeweils eine Begründung dafür kriege, dann fällt es mir schon mal erheblich leichter, das nachzuvollziehen und anzunehmen, egal ob ich diese Einschätzungen teile oder nicht.
Die Liste der Nominierten zu veröffentlichen, halte ich nicht für sonderlich sinnvoll - in diesem spezifischen Fall wäre es nur deshalb interessant gewesen, weil scheinbar so viel herausgefallen ist oder irgendwie nicht in der Wertung war. Wenn das nicht mehr zutrifft, werden auch die Nominierungen uninteressanter, zumindest solange alles nominiert wird, was eingeschickt wird.