Ich mache hier mal schamlose Eigenwerbung:
In der Anduin habe ich dazu einmal einen Artikel namens "Setzen Sie einen Kurs!" geschrieben und in dieser Ausgabe veröffentlicht.
Heruntergeladen. Bei der Gelegenheit fällt mir auf, dass ich mit dem Lesen des Anduin seit Januar 2010 im Rückstand bin ...
- wie schnell ist der Antrieb nach einem Sprung wieder einsatzbereit? Wodurch wird wiederholtes Springen begrenzt; Tankinhalt, Kühlung, Wartung?
Wiederholtes Springen wird hauptsächlich durch die Berechnung des nächsten Sprungs begrenzt. Es reicht ja nicht, mal eben den nächsten Stern anzupeilen und loszudüsen, da der Stern schon lange nicht mehr da ist, wo man ihn gerade sieht. Die Berechnung einer Route mit dynamischem Ziel und dynamischen Hindernissen dürfte auch leistungsfähige Rechner ordentlich fordern.
Danach kommt die Abkühlzeit. Sicherlich sollten die Aggregate einiges an Hitze vertragen, aber da sie lebenswichtig sind und bestimmt nicht alle Teile ohne Raumdock austauschbar, wird man sie wohl nur selten an die Grenzen der Spezifikation treiben.
Je nachdem, wo man gerade ist, dürften auch die konventionellen Manöver zur Ausrichtung des Schiffes einige Zeit in Anspruch nehmen.
- wie teuer ist ein Sprung, umgerechnet auf die Nutzlast? Das ist insbesondere wichtig, wenn du interstellaren Handel haben willst. Was ist der Energieträger? (Ich gehe einfach mal davon aus, dass man Energie benötigt)
Ich gehe jetzt mal von LENR und/oder M/AM-Reaktionen zur Energiegewinnung aus. Die Masse des Schiffes wäre absolut egal und dessen Abmessungen nur für die Größe des zu generierenden Feldes relevant, wobei sich letzteres in der Energierechnung kaum auswirkt, denn Energie stünde quasi im Überfluss zur Verfügung (wie viel zu welchem Zeitpunkt bzw. über welchen Zeitraum wäre die andere Frage). Basierend darauf, dass man dümmstenfalls moderate Mengen von Wasserstoff-Isotopen fusioniert, wäre der NZR-Antrieb spottbillig. Als klassisches Handwedel-Element kann man ihn aus der ökonomischen Berechnung also ausschließen.
Die Kosten entstehen vor dem Einsatz des NZR-Antriebs und danach, also wenn man Schwerkraftbrunnen verlassen oder tiefer in dieselben eintreten muss. Und hier wird der Ökonom vermutlich gerne billige Zeit gegen teuren Treibstoff tauschen und mit langen Beschleunigungs- und Verzögerungsphasen arbeiten.
- springen kleine, leichte Schiffe schneller als große, schwere?
Jain.
Die Masse des Schiffes beeinflusst natürlich dessen Manövrierfähigkeit, die zur Ausrichtung des Schiffes auf den gewünschten Vektor relevant ist. Den NZR-Transfer selbst beeinflusst sie nicht.
Die Größe des Schiffes beeinflusst die nötige Feldgröße zum Eintritt in den NZR, wobei ich davon ausgehen, dass ein größeres Feld länger braucht, bevor es aufgebaut ist und die nötige Felddichte erreicht ist. Aber dabei reden wir im Normalfall von Sekundenbruchteilen Unterschied.
Generell haben aber größere Schiffen mehr Platz für größere Spulen und sollten daher ab einem bestimmten Punkt deutlich schneller in den NZR eintreten können als beispielsweise ein kleines Raumboot, bei dem die Spule idealerweise ebenfalls der Längsachse folgt und dann nur ein paar Meter lang sein kann. Auf ein paar Metern kann man aber auch nur ein paar tausend Kilometer Draht wickeln.
Um tiefer in einen Schwerkraftbrunnen eintreten zu können bzw. früher aus einem solchen in den NZR eintreten zu können, also die Schwerefelder "durchbrennen" zu können, muss die Felddichte ebenfalls höher sein, was dann auch bei starken Schiffen für längere "Ladezeiten" sorgt.
Vergeht überhaupt Realzeit während des Sprungs, und wie macht sich das bemerkbar? Lies: kann ein Schiff später abspringen und trotzdem früher ankommen als ein anderes?
Ich wollte beispielsweise für Redshift zunächst einen Flupp-Plopp-Sprungantrieb, der keine nennenswerte Zeit für den Sprung selbst benötigt. Dann ist mir aufgefallen, dass dadurch die schnellste Verbindung zwischen Erde und Jupiter über Barnards Stern führen würde. Schlecht.
Während des Transfers vergeht keine Zeit, das ist ja gerade der Gag. Und ja, dadurch ist häufig eine indirekte Route sehr viel effizienter als eine direkte. So schlecht finde ich das gar nicht, denn es lässt den Kapitänen die Option, zwischen Zeit und Risiko abzuwägen.
- Die Sprungantriebe selbst sind relativ kompakt; nur etwa 10% der Leermasse eines Sternenschiffs bzw. 1% der Maximalmasse.
Bei mir wäre es eher bis zu einem Drittel der Netto-Masse, wobei allerdings die Zuladung egal ist. Da wäre es eher interessant, wie viel Platz bei Schwertransportern zusätzlich für konventionelle Triebwerke draufgeht, denn der Kram muss schließlich auch außerhalb des NZR bewegt werden.
Bei NZR-Schleppschiffen dürfte der Sprungantrieb fast die komplette Netto-Masse ausmachen, aber Schlepper bestehen ja im Prinzip auch nur aus einer ewig langen Hauptspule + Energieerzeugung, ein paar vergleichsweise mickrigen konventionellen Schubantrieben und Haltevorrichtungen für die anzudockenden Schiffe. Irgendwo klebt da dann auch noch ein winziges Wohnmodul für die Crew dran.
Wie weit und schnell ein Schiff springen kann, ergibt sich aus Antriebsleistung und Gesamtmasse. Ein typischer Sprung dauert mehrere Tage Realzeit. Ergo: ein leichtes Schiff kann ein schweres überholen.
Bei mir wäre die Reichweite theoretisch unbegrenzt, die Masse ist nicht relevant. Mehrere Tage Realzeit dauert das Verlassen bzw. Betreten von Schwerkraftbrunnen über die Strecken, die der jeweilige NZR-Antrieb (basierend auf seiner Stärke) nicht durchbrennen kann.
Die Energie muss komplett vor dem Sprung zur Verfügung gestellt werden.
Dito. Auch im NZR wirkt nur das, was man in ihn mitnimmt.
Die Maximalreichweite ergibt sich aus der Leistungsfähigkeit der Kapazitoren.
Diese bestimmen bei meinem Konzept die Feldstärke, die wiederum Einfluss darauf hat, wie tief man in einem Schwerkraftbrunnen stecken darf, bevor man in den NZR eintreten kann bzw. aus diesem austreten muss (= rausgeworfen wird).
Energie ist zwar relativ billig, aber auch nicht komplett umsonst.
Bei mir ist die Energie billig, aber die Technik um so teurer. Ich sage es mal so: Wer als freier Frachterkapitän ein eigenes Schiff erwirbt, zahlt bis ans Lebensende gewaltige Teile seiner Einnahmen an den Hersteller. Die Technologie an sich ist schon so ausgereift und verbreitet, dass der Bau an sich recht moderate Kosten verursacht, der Aufwand überschaubar ist und es sicher auch "freie" Werften gibt, die irgend etwas Funktionsfähiges zusammenschrauben können, aber um die Materialien und deren Menge kommt man nun einmal nicht herum. Die muss man fördern/verarbeiten, kaufen oder stehlen, selbst wenn man einen ausreichend kompetenten Raumschiff-Bastelshop hat.
- man muss immer einen Himmelskörper anvisieren, also für gewöhnlich einen Stern.
Frage: Wie visiert man etwas an, was sich unter Umständen vor Jahren/Jahrhunderten/Jahrtausenden/Jahrmillionen dort war, wo man es gerade sieht?
Mit der Entfernung müssten also "blinde" (oder halb blinde) Sprünge auch in Deinem Konzept sehr ungenau sein und man müsste sich nach und nach an das eigentliche Ziel herantasten. Wie hat Du dieses Navigationsproblem gelöst?
Ich werde bei Sprüngen zu nicht (dynamisch) kartographierten Zielen vermutlich mit NZR-fähigen Sonden arbeiten, die erst einmal voraus transferieren, nach bekannten Konstellationen suchen, zurück transferieren um ihre Daten zu übermitteln und dann wieder zum ersten Transfer zurückkehren um sich noch näher ans eigentliche Ziel heranzutasten - das Verfahren wiederholt sich für jeden Transferpunkt. Das ist zwar recht aufwendig, sollte aber in überschaubarer Zeit eine sichere Route ermitteln.
Und jetzt der Kasus Knackus: bei Initialisierung des Sprunges muss man relativ zum Zielobjekt _stillstehen_. Da Sterne mit einigen Dutzend km/s durchs All zu rauschen pflegen, muss man also immer erst den Vektor anpassen. Bedingt durch die Leistungsfähigkeit meiner Sublicht-Antriebe nimmt dies für gewöhnlich 1-3 Tage in Anspruch, insbesondere bei einem vollgetankten, voll beladenen Frachter.
Das hatte ich mir auch überlegt, mich aber dann doch (zugunsten größerer Freiheit) dafür entscheiden, dass die Anpassung zwar vorteilhaft sein kann, aber nicht zwingend nötig ist. Man transferiert (genaue Kenntnis der Position des Ziels vorausgesetzt) dorthin, wo beispielsweise der Planet sein wird, wenn man dort ankommt - also im Prinzip dorthin, wo es ist, wenn man aufbricht, denn der Transfer geschieht ja in Nullzeit. Das Schwerefeld des Planeten selbst unterbricht den Transfer.
Damit wechselt man quasi das Bezugsystem und wird zum künstlichen (aber ggf. sehr weit entfernten) Trabanten des Planeten. Nun muss man noch die Reststrecke konventionell überbrücken und diese ist abhängig davon, wie genau man den Sprung kalkuliert hat, aus welcher Richtung man ins Schwerefeld des Planeten eingetreten ist und natürlich davon, wie weit man aufgrund der Stärke des eigenen NZR-Antriebs ins Schwerefeld hineingekommen ist. Im Ideallfall braucht man nur eine kurze Beschleunigungsphase, gefolgt von einer ebenso langen Abbremsphase und eine Flugzeit von wenigen Stunden, um einen gemütlichen Parkorbit zu erreichen.
Im dümmsten Fall ist man Tage oder Wochen vom Ziel (bzw. dessen Bahn) entfernt aus dem NZR ausgetreten und wird vermutlich in Erwägung ziehen, lieber ein paar tausend Kilometer zurück zu rudern und über ein paar NZR-Transfers einen günstigeren Eintrittswinkel zu gewinnen, dessen Gebrauch einen näher ans Ziel bringt und einem Zeit und Treibstoff spart (wobei letzterer für eine konventionelle Annäherung in akzeptabler Zeit vermutlich ohnehin nicht reichen würde).