Autor Thema: Soloaktionen im Rollenspiel  (Gelesen 4650 mal)

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Offline Praion

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #25 am: 18.06.2012 | 18:36 »
Andererseits finde ich, es sollte schon um das Abenteuer der Gruppe gehen und nicht um die Erlebnisse von X Einzelindividuen. Zumindest beim klassischen Rollenspiel - es gibt Indies, da geht es genau darum, aber das macht dann nichts, weil diese Indies auch dafür sorgen, dass der Rest beschäftigt ist.

Selbst im "klassischen" Rollenspiel geht es doch nicht immer um "das Abenteuer" siehe Vampire oder sowas.
DnD und DSA und Shadowrun(!) ja auf jeden Fall aber gibt doch auch klassisches was nicht so sehr Abenteuerbezogen ist oder?
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Offline Boba Fett

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #26 am: 18.06.2012 | 18:50 »
Muss ich beim Rollenspiel die ganze Zeit alles nur mit der Gruppe zusammen machen?
Ich denke, mit gesundem Menschenverstand und intaktem Sozialverhalten sollte man in der Lage sein, zu erkennen, wann man anfängt, einen Egotrip zu veranstalten, der das Spielerlebnis der Mitspieler belastet.
Und ebenso sollte man als passive Spieler in der Lage sein, sich zu artikulieren, wenn man eben das gleiche von der anderen seite her wahrnimmt, ohne gleich undiplomatisch zu werden.
Und als halbwegs qualifizierter Spielleiter sollte man in der Lage zu sein, da zu vermitteln und ggf. Einfluss zu nehmen,  dass der Verlauf der Einzelaktion zu einem erträglichen Ereignis für alle wird.

Insofern: pauschale Antwort wird sein: ja, aber nicht übertreiben und wo "übertreiben" anfängt, ist subjektiv.
« Letzte Änderung: 18.06.2012 | 18:54 von Boba Fett »
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Offline Lord Verminaard

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #27 am: 18.06.2012 | 18:51 »
Selbst im "klassischen" Rollenspiel geht es doch nicht immer um "das Abenteuer" siehe Vampire oder sowas.
DnD und DSA und Shadowrun(!) ja auf jeden Fall aber gibt doch auch klassisches was nicht so sehr Abenteuerbezogen ist oder?

Na, sehr oft wurde der Spielstil aus den ursprünglichen, missionsbasierten Spielen doch auf andere Settings und Systeme übertragen. Man kann natürlich auch charakterzentriertes Spiel so aufziehen, dass es interaktiv und unterhaltsam für alle ist, aber historisch wurden eben viele Gewohnheiten aus dem missionsbasierten Spiel unreflektiert ins charakterzentrierte Spiel mitgenommen, die sich dort eher als kontraproduktiv erwiesen. Oder die Gruppe wollte eigentlich missionsbasiert spielen, aber ein Spieler war eben der Meinung, vorher noch seine Einzelaktion einfordern zu müssen, ohne Rücksicht darauf, was die anderen wollen.
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Offline Bad Horse

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #28 am: 18.06.2012 | 18:54 »
Selbst im "klassischen" Rollenspiel geht es doch nicht immer um "das Abenteuer" siehe Vampire oder sowas.
DnD und DSA und Shadowrun(!) ja auf jeden Fall aber gibt doch auch klassisches was nicht so sehr Abenteuerbezogen ist oder?

Wir haben Vampire immer als Gruppe mit Gruppenzielen gespielt. Wenn wir das nicht getan haben, wurde es nämlich ziemlich schnell ziemlich langweilig. Da hat dann nämlich jeder sein Ding durchgezogen, und wenn man nicht "dran" war, konnte man zwar lesen oder sich unterhalten, aber "hin und wieder hab ich mal eine Szene mit meinem SL" macht mir zumindest keinen Spaß.
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Callisto

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #29 am: 18.06.2012 | 22:34 »
Also ich finde, bei Einzelaktionen, die der Gruppe nichts bringen und die eher uninteressant für die Gruppe sind, kann ich das auf 2 Weisen handhaben.

A - Spieler will das sein Charakter einkaufen geht/einbricht/irgendwas macht, wo gewürfelt werden kann. Da wird einfach gewürfelt und er kann zu nem guten Teil bekommen was er will. Kein Ausspielen vom Einkauf/Verhandeln/wasauchimmer.
B - Spieler will das Charakter Onkel Krischnak besucht oder ähnliches. Gut, dann ist der halt jetzt grad nich da und kann sich ausdenken, wie das soziale Erlebnis ablief. Solange er da nichts rausschlagen will, muss er nicht würfeln. Es wird aber auch nicht ausgespielt. Er ist halt nicht mit dem Rest der Gruppe unterwegs und wenn bei den anderen sich was interessantes abspielt wird er hoffentlich von selbst sagen, dass er jetzt genug mit Onkel Krischnak gequatscht hat und sich wieder zur Gruppe bewegen.

Offline Grubending

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #30 am: 18.06.2012 | 22:47 »
Das erste halte ich für machbar, abgesehen davon, dass er dann kriegt was er will. Zweiteres jedoch halte ich für nicht gut. Das nimmt absolut Charaktertiefe raus. Spieler die nicht mal eine halbe Stunde zuhören können verpassen nicht nur was, sondern kommen auch sehr geltungssüchtig und unreif rüber.

Offline Blizzard

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #31 am: 18.06.2012 | 22:54 »
B - Spieler will das Charakter Onkel Krischnak besucht oder ähnliches. Gut, dann ist der halt jetzt grad nich da und kann sich ausdenken, wie das soziale Erlebnis ablief. Solange er da nichts rausschlagen will, muss er nicht würfeln. Es wird aber auch nicht ausgespielt.
Wieso soll das nicht ausgespielt werden?

Zweiteres jedoch halte ich für nicht gut. Das nimmt absolut Charaktertiefe raus.
Sehe ich ganz genau so.
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Offline Bad Horse

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #32 am: 18.06.2012 | 22:56 »
Wieso soll das nicht ausgespielt werden?

Weil es außer ihm niemanden interessiert. Charaktertiefe entsteht nicht durch sinnlose Blahblah-Gespräche. Schon gar nicht eine halbe Stunde lang.  :o
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Edvard Elch

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #33 am: 18.06.2012 | 23:06 »
Weil es außer ihm niemanden interessiert. Charaktertiefe entsteht nicht durch sinnlose Blahblah-Gespräche. Schon gar nicht eine halbe Stunde lang.  :o

+1.

Wenn der Spieler den besuch bei Onkel Krischnak ausspielen will, soll er das zu Hause tun. Vielleicht schreibt er es auf und stellt es den geneigten Mitspielern zur Verfügung. Aber am Tisch möchte ich nicht ne halbe Stunde lang zuhören, wie Gurkg mit Krischnak über Begonienzucht philosophiert.

Anders wird das natürlich, wenn Onkel Krischnak für die Story oder andere Charaktere relevant ist. Hat er vielleicht die Wunderbegonie, mit der man die Untoten für immer vertreiben kann, will sie aber nicht rausrücken, bevor sein Neffe Gurkg nicht seine Tante überzeugt hat, dass sie das zweite Feld auch noch für die Begonienzucht hergibt (und damit die Familie über kurz oder lang in den Hungertod treibt, weil man Begonien nunmal nicht essen kann)? Dann spielt es aus.
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Offline Blizzard

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #34 am: 18.06.2012 | 23:12 »
Charaktertiefe entsteht nicht durch sinnlose Blahblah-Gespräche.
Das sehe ich anders. Ich finde ja, dass man in solchen "sinnlosen Blanhblah-Gesprächen" seinem Charakter sogar noch zusätzliche Tiefe verleihen kann. Zudem: Was heisst hier "sinnlose" Gespräche? Warum soll(t)en diese Gespräche sinnlos sein? Nur,weil sie nichts direkt mit dem Plot zu tun haben?
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Offline Edvard Elch

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #35 am: 18.06.2012 | 23:21 »
Das sehe ich anders. Ich finde ja, dass man in solchen "sinnlosen Blanhblah-Gesprächen" seinem Charakter sogar noch zusätzliche Tiefe verleihen kann. Zudem: Was heisst hier "sinnlose" Gespräche? Warum soll(t)en diese Gespräche sinnlos sein? Nur,weil sie nichts direkt mit dem Plot zu tun haben?

Wie sehen solche Gespräche, die dem Charakter Tiefe verleihen, denn deiner Meinung nach aus? Vielleicht haben wir vollkommen unterschiedliche Vorstellungen davon...

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Offline Turning Wheel

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #36 am: 18.06.2012 | 23:26 »
Charaktertiefe entsteht nicht durch sinnlose Blahblah-Gespräche.

Das ist eine sich selbst gefällige Aussage, denn natürlich ist etwas nicht sinnvoll, wenn es sinnloses Blahblah ist.

Ich glaube aber, dass Charakter-Monologe (bzw. Dialoge mit NSCs) nicht immer sinnlos sein müssen.
Charakter oder Persönlichkeit entsteht eigentlich weniger durch die Abfolge von Handlungen (also das was viele als tolles Rollenspiel bezeichnen), sondern viel mehr durch das warum bzw. die Absicht die dahintersteckt. Diese kann man aber nur erfahren, wenn der Plot eine gewisse Zeit nicht läuft und derjenige das darlegt. Ich glaube das kann sehr sehr dichtes Charakterspiel und damit auch für dich interessant sein, du hast es vielleicht nur noch nie erlebt.
« Letzte Änderung: 18.06.2012 | 23:28 von Turning Wheel »

Offline Blizzard

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #37 am: 18.06.2012 | 23:36 »
Wie sehen solche Gespräche, die dem Charakter Tiefe verleihen, denn deiner Meinung nach aus?
Wie solche Gespräche aussehen ist von so vielen kleineren und grösseren Faktoren abhängig, dass man diese Frage nicht pauschal beantworten kann.

@Turning Wheel: schön ausgedrückt.
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Offline Edvard Elch

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #38 am: 18.06.2012 | 23:39 »
Charakter oder Persönlichkeit entsteht eigentlich weniger durch die Abfolge von Handlungen (also das was viele als tolles Rollenspiel bezeichnen), sondern viel mehr durch das warum bzw. die Absicht die dahintersteckt. Diese kann man aber nur erfahren, wenn der Plot eine gewisse Zeit nicht läuft und derjenige das darlegt. Ich glaube das kann sehr sehr dichtes Charakterspiel und damit auch für dich interessant sein, du hast es vielleicht nur noch nie erlebt.

Solche Gespräche entstehen aber immer aus einer Handlung heraus. Wieso sollte man nicht herausfinden können, warum derjenige das tut, was er tut, während er es tut (oder kurz nachdem er es getan hat)? Wenn der Kerl, mit dem du unterwegs bist, einen Gefangenen einfach so absticht, wartest du ja auch nicht, bis ihr in die nächste Kneipe kommt, um ihn zu fragen - egal, ob die Orks angestürmt kommen. Wenn er die Gruppenkasse einem Bettler vor die Füße wirft - wartest du, bis ihr in der Herberge seid (die ihr nicht mehr bezahlen könnt), bis du ihn fragst, was der Scheiß soll? Wirklich spannende charakterdarstellende Dialoge entstehen daraus, dass die Einstellungen zweier Charaktere aufeinander prallen und die beiden das dann ausdiskutieren. Smalltalk in der Kneipe kann dem Charakter höchsten ein wenig Anstrich geben.
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Offline Naldantis

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #39 am: 18.06.2012 | 23:51 »
Selbst im "klassischen" Rollenspiel geht es doch nicht immer um "das Abenteuer" siehe Vampire oder sowas.
DnD und DSA und Shadowrun(!) ja auf jeden Fall aber gibt doch auch klassisches was nicht so sehr Abenteuerbezogen ist oder?

In der Tat, ich erinnere mich an Gruppen, die seuftzend feststellten, sie wären nun schon wieder so pleite, daß wieder ins Abenteuer mallochen müßten; und andere, die den SL baten, Sie doch mal mit dem Abenteuer in Ruhe zu lassen, sie hätten genug eigene Probleme....

Offline Turning Wheel

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #40 am: 19.06.2012 | 00:08 »
Solche Gespräche entstehen aber immer aus einer Handlung heraus.

Nö, man kann in Blahblah-Gesprächen mit NSCs auch jede Menge darüber erfahren, wie der andere Charakter tickt, ohne, dass eine Aktion zugrundeliegt. Und das sage ich, weil ich schon eine ganze Menge solcher Gespräche gehört habe, die höllisch interessant waren. Man erkent aus solchen Gesprächen z.B. manchmal auch schon recht früh, ob ein Charakter dysfunktional für die Gruppe ist.

Offline Edvard Elch

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #41 am: 19.06.2012 | 00:12 »
Nö, man kann in Blahblah-Gesprächen mit NSCs auch jede Menge darüber erfahren, wie der andere Charakter tickt, ohne, dass eine Aktion zugrundeliegt. Und das sage ich, weil ich schon eine ganze Menge solcher Gespräche gehört habe, die höllisch interessant waren. Man erkent aus solchen Gesprächen z.B. manchmal auch schon recht früh, ob ein Charakter dysfunktional für die Gruppe ist.

SC oder NSC? In ersterem Fall ist schon was schief gelaufen, wenn der SC überhaupt ins Spiel gekommen ist...
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Offline Turning Wheel

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #42 am: 19.06.2012 | 00:16 »
SC oder NSC? In ersterem Fall ist schon was schief gelaufen, wenn der SC überhaupt ins Spiel gekommen ist...

Schon wieder ein dickes Nö. Vielleicht in deiner Art von Rollenspiel. Nicht aber, wenn taktische oder simulative Konflikte zwischen Spielern ein gewollter Spielgegenstand sind. Es gibt sogar Rollenspiele, wo das DER Spielgegenstand ist.

Callisto

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #43 am: 19.06.2012 | 00:49 »
Mein Ansatz bezog sich ganz klar auf Gespräche mit NSC die für die Gruppe auf jede Weise uninteressant sind. Die keine Wunderbegonie hervorbringen, keine Charaktertiefe hervorbringen, keine Informationen bez. Plot, Stadt oder Charakter. Eben Soloaktionen.

Ein Beispiel dessen aufgrund eigener Spielerfahrung. Mein SC hatte Familienanhang, Ehemann, zwei Kinder. Alle NSC. Alle SCs kannten sich untereinander nur flüchtig und wurden praktisch gemeinsam in die Geschichte gezogen. Jeder SC hatte noch ein Leben neben unserem Abenteuer, also kam es zu einem Punkt wo ein Spieler sagte, seinem Charakter ist das für den heutigen Ingame-Tag genug, die Gruppe verabredete sich für den nächsten Ingame-Tag und alle gingen ihrer Wege. Ich sagte natürlich, mein Sc geht nachhause. Jetzt kommt der große Fehler des SLs. Der hat jetzt den Ehemann ausgespielt. Ich als Spieler war damals nicht so wie heute und hab es dem SL überlassen zum nächsten Tag zu schneiden. Das hat der aber nicht. Also gab es so lange sinnloses Blabla bis die anderen Spieler genervt waren und gebeten haben, zu schneiden. Für die Story hat es nichts gebracht, für die Gruppe hat es nichts gebracht. Mein SC hätte dasselbe erlebt, wenn gleich ein Cut zum nächsten Tag gemacht worden wäre. Mir wäre auch nichts verloren gegangen. Natürlich war es witzig sich mit dem schlechtesten italienischem Fake-Akzent über fiktive Kinder zu streiten. Vielleicht hätten die anderen Spieler was über meinen Charakter gelernt. Aber deren Charaktere doch nicht.

Wenn sowas zwischen zwei SCs abläuft, wenns um Drama innerhalb der Gruppe geht, ist das doch was ganz anderes.

Aber sinnloses Bla ist per Definition sinnloses Bla. Um nichts anderes ging es mir. Hätte es einen Sinn, braucht man es auch nicht zu schneiden. Ich würd das ja selber nicht gar so streng machen. Doch länger als 5 Minuten sollte es mMn nicht dauern, bis man herausgefunden hat, ob das jetzt spannend und interessant werden kann oder sinnloses Bla ist.

Offline Praion

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #44 am: 19.06.2012 | 00:58 »
Und was ist sinnloses Blabla? Achso, sinnloses Blabla - jetzt bin ich schlauer...
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Jason Corley

Callisto

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #45 am: 19.06.2012 | 01:00 »
Und was ist sinnloses Blabla? Achso, sinnloses Blabla - jetzt bin ich schlauer...

Die Frage die du stellen musst, lautet: Wann ist es sinnvoll? Die Antwort: Dann wenn es ein signifikanter Anteil der Gruppe als sinnvoll erachtet. Vorher nicht.
« Letzte Änderung: 19.06.2012 | 01:03 von Callisto »

Offline Naldantis

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #46 am: 19.06.2012 | 01:08 »
Ich denke, ob bei den anderen Spielern Akzeptanz für eine Soloaktion entsteht, hängt vor allem damit zusammen, ob es in ihrem Interesse ist, was da passiert und wie lange sie ihnen eigene Spotlightzeit "stiehlt" und ob da was für sie interessantes passiert.

Für die einen ist der Dorfschmied-NPC uninteressant, für den nächsten die Gardekommandantin für die anderen der Graf, dessen Ehre man retten soll; nur weil etwas als Abenteuer deklariert ist und man einen Profit vor Augen hat, wird es nicht wirklich interessant.
Und weil man all diese unterschiedlichen Spielerinteressen nicht unter einen Hut bringen kann, muß gelegentlich auch mal Zeit für eine Extratour sein.


 
« Letzte Änderung: 19.06.2012 | 01:09 von Naldantis »

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #47 am: 19.06.2012 | 04:54 »
Der hat jetzt den Ehemann ausgespielt. Ich als Spieler war damals nicht so wie heute und hab es dem SL überlassen zum nächsten Tag zu schneiden. Das hat der aber nicht. Also gab es so lange sinnloses Blabla bis die anderen Spieler genervt waren und gebeten haben, zu schneiden.(...) Natürlich war es witzig sich mit dem schlechtesten italienischem Fake-Akzent über fiktive Kinder zu streiten.

Ich bin da ja soooo zwiegespalten. Ich stimme eigentlich 100% zu und habe doch festgestellt - übrigens an einer sehr ähnlichen Szene (bis hin zum italienischen Akzent) - wie sich selbst sinnlosestes Bla drei Stunden später in cooles Ausgangsmaterial verwandelt. Konkret:

In diesem Abenteuer spielte einer einen italienischen Klempner Hausmeister. Ja, er hieß Mario. Er hatte eine Frau, viele Kinder, er kommt abends nach Hause. Sowohl Spieler als auch ich beschließen aus irgendwelchen Gründen nicht zu schneiden. Die Szene nimmt ihren Lauf. Zufällig kommt noch der Pizzabote IRL vorbei und bringt unsere Stuffer. Also hat die Familie ein echt italienisches Abendessen (im Hintergrund dudelten auf einmal alte Dean Martin Songs) und die anderen übernahmen spontan die Rollen der Kinder (Luigi, Gina und Julia).

Sinnlos. Blah. Bläh.

Etwa vier Stunden später, die Atmosphäre ist schon deutlich angespannter und surrealer im Abenteuer, kann Mario seine Familie nicht erreichen, und tatsächlich beginnen alle Sorge zu verspüren. Als die SC schließlich aus New Jersey zuück in NYC sind, finden sie Marios Familie wohlbehalten zuhause. Es hatte einen überraschenden Schulausflug gegeben (deswegen war niemand dagewesen), und der Gönner bleibt sogar zum Abendessen. Er spielt gerade Barbie mit Gina und Julia im Wohnzimmer.

Der Punch der Szene, als sich der Gönner als der Chef der New Yorker Gestapo Homeland Security erweist, mit dem die SC massiv aneinander gerasselt sind, wurde wahrscheinlich durch die Pizza-Szene und die damit einhergehende Verbundenheit der Spieler mit der fiktiven Familie deutlich erhöht.

Also ich kann, da ich ergebnisoffen leite und Bälle aufnehme, nicht vorhersagen, was belanglos ist und was nicht. Ich kann allenfalls meine Vorurteile verkünden, was mir im Moment belanglos erscheint.
« Letzte Änderung: 19.06.2012 | 04:58 von Hróðvitnir (Carcharoths Ausbilder) »
I'm not nice. I'm on medication.

Butt-Kicker 75% / Tactician 75% / Method Actor 67% / Specialist 67% / Power Gamer 67% / Storyteller 58% / Casual 0% (Schubladen)

Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Callisto

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #48 am: 19.06.2012 | 09:42 »
Ok, BlizzardHróðvitnir  hat recht. Ich hab Option C übersehen.  

C - Füllt die Aktion mit Sinn. Genau das hat BlizzardHróðvitnirs Gruppe gemacht, in dem alle NSCs gespielt haben. Ist natürlich schön und so wird aus sinnlosem Bla ein sinnvoller Teil des Spielabends.  :d
« Letzte Änderung: 19.06.2012 | 21:11 von Callisto »

Offline gunware

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Re: Soloaktionen im Rollenspiel
« Antwort #49 am: 19.06.2012 | 09:43 »
Also ich kann ... nicht vorhersagen, was belanglos ist und was nicht.
Genau so ist es. Szenen, die einem voll wichtig erscheinen, sind eigentlich belanglos und Szenen, die völlig unwichtig erscheinen, bekommen im späteren Verlauf der Kampagne einen Sinn, der sie in der Wichtigkeit nach oben katapultiert. (Und selbstverständlich öfters auch anders rum.  ;) )
Ich stelle es mir eben ziemlich schwierig vor, bereits im Vorfeld entscheiden zu können, zu welcher Sorte welche Szene gehört. Im Nachhinein ist es ja einfach, aber mittendrin?
Ich bin der letzte Schrei der Evolution, als sie mich erschaffen hatte, schrie sie: "Oh Gott, was habe ich denn gemacht?!"