Ich kann hier nur fuer mich sprechen: Ich bin systemunabhaengig sehr zufrieden mit einem Helden, der "vor sich hin abenteurert", wie das (glaube ich) Auribiel so schoen formuliert hat. Mehr als Forscherdrang und Neugier habe ich als Charaktermotivation noch nie gebraucht, und meinem Spielstil waere alles, was darueber hinausgeht, auch nur im Weg.
Du sagst da aber etwas ganz wichtiges: "Mehr ... habe ich als Charaktermotiviation noch nie gebraucht", sprich: du nutzt die Standard-Motivationen auch wirklich dazu, dem Spiel Fahrt zu geben (jedenfalls habe ich dich so verstanden). Sicher braucht man nicht immer und überall die megatolle Motivation für den Char. Aber wenn ein Abenteuer über das reine RR hinaus gehen soll - und sogar in so manchem RR-Abenteuer, wenn vom SL die gefürchtete Frage "was tut ihr" kommt - DANN braucht man eine Idee, wie der SC jetzt agiert und was er tut. Das Bedürfnis nach Motivation kommt eher weniger vom SL, als vielmehr die Erkenntnis von Seiten der Spieler, dass sie keinen Plan haben, wieso ihre Chars etwas tun sollten oder nicht.
Und ich hatte schon Gruppen, die dann wie erstarrt dasaßen und nicht wussten, was sie machen sollten (sogar in einem RR-Abenteuer) oder auch Gruppen, die keinen Plan hatten, wie sie ins Abenteuer kommen sollten, da sie für ihre Chars keine Motivation festgelegt hatten. Und da habe ich als SL mittlerweile keinen Bock mehr, mir irgendwas aus den Fingern zu saugen und hinzubiegen, um den Herren und Damen Ideenlos weiterzuhelfen. Ich habe mit Abenteuervorbereitung schon genug zu tun, da hoffe ich doch sehr drauf, dass die SCs schon selbst eine Idee haben, wieso ihre Chars sich am Abenteuer beteiligen. Und da ist, da hast du völlig recht, die Motivation "ich liebe das Abenteuer, yeah, wo geht's weiter?" durchaus berechtigt, ebenso wie "Ich will Gold!" oder auch "Ich will den Drachen töten!". Weniger von SL als mehr von Spieler-Seite kommt dann aber irgendwann die Erkenntnis, dass das auf Dauer nicht so wirklich der Bringer ist...
Jedenfalls meine Erfahrung. Nur steht dann der SL da und darf sich den Kopf zerbrechen, wie er die SCs ins nächste Abenteuer bringt oder welches Abenteuer er den Motivationslosen anbieten soll (die ja letztlich aber doch weiterspielen wollen). Und dann kommt die Frage danach auf, woran denn die Motivationslosigkeit wohl hängen könnte.
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Wobei ich auch nochmal bitte, euch den Eingangsbeitrag anzuschauen. Da wird von diesem DSA-Podcast von Spielerseite ja postuliert, man lege sich deswegen keine Motivation zu, da man ja dem Meister ausgeliefert sei. Dem ist, denke ich, nicht so, man kann/sollte mit dem SL reden. Genau wie umgekehrt der SL auch mit den Spielern reden sollte, was diese spielen wollen. Und wenn von Spielerseite kommt "mir reicht ein vor sich rumabenteuern", dann wird der SL sicher auch nicht anfangen die Peitsche zu schwingen und zu rufen "ihr müsst aber mehr Charaktermotivation haben".
Aber auch im Podcast-Bericht zeigt sich, dass die Unzufriedenheit mit der Charmotivation bzw. deren Nichtvorhandensein von Seiten der Spieler kommt, also genau denen, die was dran ändern könnten. [/Edit]