Zu der Diskussion über "Wer ist hier der Protagonist?" weiter oben, wäre es noch möglich, die Begriffe "Protagonist", "Held" und "Hauptfigur" zu trennen.
Auch wenn die drei (völlig berechtigt) meistens synonym verwendet werden, gibt's ja auch die Methode einer funktionalen Unterscheidung. (Wenn auch eher im
englischsprachigen Raum).
Leider ist mir nicht bekannt, ob es eine klare (lexikalische) Definition gibt. Das Folgende basiert eher auf der jüngeren Hollywood-Dramaturgie und amerikanischen Writing Courses.
Demnach wäre der
Held derjenige, der
die Handlung voran treibt und mit seiner Aktivität die Erzählung gestaltet. (Also der Handlungsträger... mehr oder weniger aus Praions Forderung. Liege ich da richtig?)
Der
Protagonist ist derjenige, der einen Entwicklungsbogen durchmacht. Er wird von der Erzählung verändert, reift und kommt als ein Anderer hinaus. (Das ist die Funktion die mir z.B. in Bezug auf individuelle Flags und Motivationen besonders wichtig wäre.)
Schließlich ist die
Hauptfigur die Person, aus deren Perspektive wir die Erzählung mitverfolgen. (Das ist im RSP, mMn unbedingter Weise, der jeweilige SC für seinen Spieler.)
Während die Funktion der Hauptfigur wohl kaum angetastet werden kann (oder doch?), halte ich es für durchaus sinnvoll, sich über Helden und Protagonisten Gedanken zu machen. Welche Funktion ist wann wichtig für meine SC und Regeln? Immerhin gehen die Dramaturgen, die jene Teilung vornehmen,
nicht davon aus, dass alle Funktionen automatisch der gleichen Figur zufallen müssen.
Meiner Einschätzung nach, werden die Funktionen immer am Tisch herum gereicht. Wobei ich mir dabei ein ausgewogenes Verhältnis unter den SC (und zum größten Teil unter diesen) wünsche.
DSA-Abenteuern wird ja gerne vorgeworfen, die
Heldenfunktion an NSC abzugeben. (Ich kann mir da kein Urteil erlauben.) Dann wäre
das in meinen Augen das Haupthemmnis für individuelle Motivationen. "Helden-Vermeidung" als das Kernproblem.
Denn was eine angelegte Persönlichkeit des SC angeht, so glaube ich, um ein Held zu sein genügt prinzipiell
Opferbereitschaft. Das wäre dann eine sehr allgemeine und weit gefasste Definition für Motive.
Detailliertere Motivationen, so wie speziellere Persönlichkeitsmerkmale, halte ich für bedeutsamer beim
Protagonisten. Sie brauchen nur das
Potential einen Helden zu befeuern.
Keine Ahnung welche Regeln zur Entwicklung DSA bietet (außer EP)? (Das ist zu lange her, vielleicht hat sich ja mittlerweile was getan.) Alllerdings kann es sein, dass jemand, der es nicht gewohnt ist Helden zu spielen, auch keine Arbeit in einen Protagonisten investiert... (das wird jetzt fast schön bösartig spekulativ).
Liebe Grüße, Henning
PS: Hier noch ein Link zum Thema bei meinem
Lieblingspodcast.