So richtig widersprechen würde ich nicht. Ehrlich gesagt ist es meiner Meinung nach egal, ob man das nun "gewollte Mary Sue" oder "nur Mary Sue" nennt. Das Ergebnis ist beides Mal ein übermächtiger Charakter, den man bitte toll zu finden hat. Was man aber nicht tut.
Ich hatte erst an eine Unterscheidung zwischen Mary Sue und Pet NSC gedacht, aber ich denke inzwischen, dass das nicht allzu zielführend ist.
Aber weil wir so schön dabei sind, erkläre ich mal, was ich meine
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Leserreaktion und Reaktion der Charaktere in der Geschichte auf die Mary Sue.
In einem Text bewundern und lieben die Charaktere
in der Geschichte die Mary Sue. Klar. Der Autor kann ja schreiben, was er will. Eine Mary Sue in einem Text ist wie ein schwarzes Loch, die die Aufmerksamkeit aller Charaktere auf sich zieht, immer im Mittelpunkt steht und das Universum um sich herum verformt. Merkt man meist bei Fan Fiction, in der sich plötzlich alle ganz anders verhalten, als es im Quellenmaterial festgelegt wurde.
Der Leser ist eine ganz andere Angelegenheit. Dass der von der Mary Sue super angenervt ist, ist ja gerade das Problem an ihr.
In einem Rollenspiel liegt nun aber das Verhalten der anderen Charaktere außerhalb der Kontrolle einer einzelnen Person. Außerdem sind sozusagen die Leser auch Autoren.
Der SL oder Metaplot-Autor kann sich einen Charakter ausdenken, von dem er will, dass alle Welt ihn liebt und bewundert, nur... kann er eben die Spieler nicht dazu zwingen. Wenn ihre Charaktere sein Geschöpf einfach ignorieren oder verspotten, ist die Mary Sue meiner Meinung nach gescheitert.
Weil eben im Rollenspiel - egal wie sehr ich railroade - die Geschichte doch irgendwie von allem mitbestimmt wird, funktionieren solche "Schwarzes Loch"-Mary Sues nur sehr begrenzt.