Warum liest sich das hier dauernd so, als würden sich die Story im SL-Gepäck und "das Unerwartete"(TM) der Spieler immer und zwangsläufig gegenseitig ausschließen?
Man muss als Spieler weder einem Plot sklavisch hinterherhecheln, noch muss man als SL einen Plot knallhart durchdrücken. Ich sehe ehrlich gesagt das Problem nicht! Nach meinem Spielverständnis sollte sich das im Idealfall gegenseitig beeinflussen. Und manchmal, wenn ein Spieler "das Unerwartete"(TM) tut, muss der SL seinen Plot neu ordnen / überdenken / arrangieren. Andererseits ist manchmal aber auch "das Unerwartete"(TM) nichts, was den SL-Plot kratzen würde.
Von gegenseitig ausschließen kann man nur dann reden, wenn wir Extrempositionen einnehmen.
Als Beispiel für die Plotdominanz brilliert "The Great Pendragon campaign". Hier können und werden Charaktere seh häufig wegsterben, der Plot dagegen geht unaufhaltsam weiter. Im Großen betrachtet können die Spieler nicht den Plot nicht im geringsten beeinflussen, im Detail betrachtet kann man innerhalb der Szenen schon agieren und kleine Änderungen bewirken, die sich aber nicht groß auswirken.
Als Beispiel für Spielerdominanz kannst du dir jedwedes SL-freies Indie rauspicken. Zu beachten: SL-frei.
Ich werfe mal das Stichwort "Eigeninteresse" ein.
Eigeninteressen in der Sandbox: SL: Meine Welt, SC: Meine Schneeflocke.
Eigeninteressen bei "Standard RPG": SL: Meine Story, SC: Meine Schneeflocke.
Eigeninteressen bei SL-frei: SC: Unsere Welt, meine Schneeflocke.
Geht man weg von den Extrempunkten, reduziert man auch die Eigeninteressen die verfolgt werden und kann somit andere, bisher nicht vorhandene Positionen einnehmen.
Bei einem Mischspiel:
Misch-Sandbox: SL, Unsere Welt, meine Moderatorposition, SC: Unsere Welt, meine Schneeflocke
Misch-Standard-RPG: Unsere Story, meine Moderatorposition, SC: Meine Story, Unsere Story, meine Schneeflocke
Misch-SL-Frei gibbet nicht.
@Fairy Tale:
Ich meine wirklich "Diese Art von Spiel" als Gegenpol zu "Klassischem RPG", eine Unterscheidung die erst mal mit Struktur zu tun hat.
Betrachte erst mal den oberen Teil meines Beitrags vor dem Edit hier.
Ich nehme jetzt mal, trotz der negativen Belastung des Begriffs SL-Willkür her. (Ich bin übrigens absolut Pro SL-Willkür eingestellt, das hat hier aber gerade recht wenig zu suchen)
Im klassischen RPG läuft sehr viel auf Willkür hinaus. Willkür bei der Erschaffung des Plots, Willkühr bei Genehmigung und einarbeit von Spielerwünschen, etc.
Wenn du dir Indie-Spiele angesehen hast, stellst du fest dass ein großer Punkt dabei immer die Beseitigung von Willkür ist, auf beiden Seiten, bei SL und Spielern. Mouseguard ist deswegen ein so gutes Beispiel da man als Spieler Ressourcen ausgeben muss um mitmischen zu können, d.h. wir haben hier keine Willkür bei der Einmischung ins Geschehen, man kann nur so und so viel anbringen bis einem die Ressourcen dafür ausgeben, also gibt man sie für das aus was Stimmig ist.
Der Unterschied zwischen Szene und Situation sollte somit klarer werden: Eine Szene wurde mit SL-Willkür erschaffen und erfüllt einen Selbstzweck, eine Situation wurde natürlich auch mit SL-Willkür erschaffen, soll aber den Spielern einen Selbstzweck dienen.
Beispiel: Pathfinder: Die Story verlang an einer Stelle die Überquerung eines reißenden Flusses, die Optionen stehen erst mal klar fest, die Regeln ergeben die DCs, welche Gewählt werden sind Spielersache.
Beispiel: Mouseguard: Die Situation ist: regen hat den Ast über ein Rinnsal fast weggespült. Die Frage ist hier: Spielen die Ziele eine Rolle, was sagt der Glaube, gibt es hier Konflikte?
(Um das noch etwas erklärend auszuarbeiten:
Maus 1: Ziel: Wir müssen so schnell es geht nach Spielburg und nachsehen was dort los ist. Glaube: Umsichtiges Planen führt zum Ziel.
Maus 2: Ziel: Keine Gnade unseren Gegnern, keine Konfrontation ausweichen. Glaube: Für die Mission das Leben geben.
Maus 3: Ziel: Sicher in Spielburg ankommen, danach schnell den Rat informieren. Glaube: Das Team ist wichtiger als das Ziel.
Ich denke, hierbei kann man erahnen wie Konflikte und eben persönliche Ziele reinspielen.)